Sterile Aussaat von Liliensamen

Begonnen von Claus, 29.Sep.11 um 11:48 Uhr

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Claus

Berthold, von mir aus kannst du den Thread auch verschieben, ich würde ihn aber normalerweise unter "Aussaat" suchen.

Man kann Liliensamen sowohl aus grünen Kapseln als auch aus reifen Samen wie Orchideensamen aussäen. Ich habe das eigentlich mal aus Jux gemacht und war erstaunt wie leicht das geht.

Es war zunächst eine grüne Kapsel von L. martagon. Die wurde ganz normal von außen mit DanKlorix + Spülmittel desinfiziert, geöffnet und dann ausgesät. Die Daten habe ich allerdings damals nicht notiert, z.B. wie lange die Keimung dauerte.

Jedenfalls habe ich das am 9.9.10 mit reifen Samen von L. martagon wiederholt. Die Samen wurden 5 min mit DanKlorix in voller Konzentration + Spülmittel desinfiziert und dann auf meinem CAK-Boden ausgesät. Gekeimt haben die Samen (bis auf einen) nach 6 Wochen. Ich habe die Sämlinge erst heute aus dem Glas genommen, weil ich einfach nicht dazu kam. An sich reichen wenige Monate bis zum Auspikieren. Das Foto zeigt den heutigen Zustand, die Wurzeln sind inzwischen sehr lang geworden. Aber der Nährboden lässt sich ähnlich wie bei Cypripedien sehr leicht von den Wurzeln ablösen.

Ob die Keimung nun generell mit allen Liliensamen funktioniert weiß ich nicht. Aber hier und auch bei der Grünaussaat war die Keimrate fast 100%. Man sollte es also mal mit mehr Arten versuchen.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Stick †

Hallo Claus,
ich bin sehr beeindruckt. Ich werde Dir dann mal, sobald ich seltenen Samen bekomme, zuschicken. Leider bekommt man bei seltenen Samen immer nur den Samen selber, nie grün .Wenn ich Dir jetzt eine Kapsel schicke, die zwar schon reif ist, aber die Kapsel noch intakt, wäre dass besser als nur das Samenkorn? :rot
Die Blöden rennen, die Schlauen warten, die Guten gehen in den Garten.

Norweger

Dieser Thread finde ich auch interessant. Verschiedene Arten innerhalb der Ranunculacea sind ja kronisch schwer von Samen zu vermehren. Die Samen müssen vernalisiert werden. Sonst keimen Adonis und Callianthemum fast nie von reifen Samen. Grünaussat geht, aber nur ab und zu.
Aus Schaden wird man nicht klug, wenn man von Anfang nicht klug ist.

Claus

Zitat von: Stick am 29.Sep.11 um 12:52 Uhr
Wenn ich Dir jetzt eine Kapsel schicke, die zwar schon reif ist, aber die Kapsel noch intakt, wäre dass besser als nur das Samenkorn? :rot

Das ist egal, "grün", d.h. unreif geht ja nicht mehr. Also muss die Kapsel geöffnet und die Samen desinfiziert werden. Ich würde das gerne mal bei anderen Arten probieren. Bei der möglicherweise hohen Keimrate würden ja nur wenige Samen ausreichen, um zu erkennen ob es geht, d.h. eventuelle Verluste wären eng begrenzt.

Einar, was heißt jetzt vernalisieren bei den Liliensamen? Die trockenen Samen in den Kühlschrank oder erst feucht nach der Aussaat? L. martagon ist eigentlich auch ein Kaltkeimer. Wenn man die Samen jetzt z.B. in Erde aussät, dann keimen im Herbst nur ganz wenige Samen, der Rest dann aber quantitativ im Frühjahr. Bei der Aussaat im Glas habe ich nicht gekühlt, die Samen keimten bis auf einen alle gleichzeitig nach 6 Wochen.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Norweger

Hallo Claus,
Ich kenne eigentlich Lilien nicht besonders gut. Ranuculacea kenne ich besser weil ich längere Zeit mit Hepatica gearbeitet habe. Leberblümchen und ihre Samen benötigen eine Periode mit wärme 4-6 Wochen und danach eine Periode frieren, Vernalisierung, 2-3 Monate um zu keimen.
Mit Adonis wissen eigentlich keiner was das Problem ist, Adonis amurensis keimt gerade z. b. sehr schlecht. Adonis pyrenaica keimt nur nach grünaussaat, dasselbe mit vernalis. Adonis chrysocyathus(Himalaya)keimt überhaupt nicht. Es wäre bestimmt interessant zu lehrnen wie Samen von diesen Arten sich in vitro benehmen. 
Aus Schaden wird man nicht klug, wenn man von Anfang nicht klug ist.

Uhu

Hallo Claus,

ja, sehr interessant über den Orchideen-Tellerrand zu blicken. Mir ist nicht so ganz klar warum bzw. was die Lilien aus deinem Nährboden zur Keimung und Entwicklung brauchen. So ganz ohne Reserven kommen die doch gar nicht aus den Kapseln.

Wie sieht es mit Gentianella aus? Ich hab eine Anfrage aus der Botanik. Eine erfolgreiche Keimung auf Nährboden ist bisher nicht dokumentiert oder veröffentlicht. Leider werde ich das aus Zeitmangel dieses Jahr nicht schaffen. Falls ich Samen kriege werde ich die Aussaat auf B1 testen. Willst Du ein Samenpröbchen :whistle??
Grüße Jürgen

Claus

Zitat von: Uhu am 29.Sep.11 um 20:32 Uhr
Willst Du ein Samenpröbchen :whistle??

Sowas interessiert mich immer.  :thumb
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Berthold

Zitat von: Claus am 29.Sep.11 um 20:50 Uhr
Zitat von: Uhu am 29.Sep.11 um 20:32 Uhr
Willst Du ein Samenpröbchen :whistle??

Sowas interessiert mich immer.  :thumb

Claus, und dann gibt es noch die Wintergrüns, Pyrola. Die sollten sich zu den Orchideensamen sehr änlich verhalten.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

sokol

#8
Zitat von: Claus am 29.Sep.11 um 18:34 Uhr
L. martagon ist eigentlich auch ein Kaltkeimer. Wenn man die Samen jetzt z.B. in Erde aussät, dann keimen im Herbst nur ganz wenige Samen, der Rest dann aber quantitativ im Frühjahr.

Claus, eine interessante Methode.
Das mit dem Kaltkeimer glaube ich allerdings nicht. Auch ich habe letztes Jahr  experimentiert und zwar im Herbst mit Lilium martagon. Die Samen wurden in einem durchsichtigen Behälter angesät und einige direkt an die Außenwand gesetzt (zur Veranschaulichung für meinen Sohn). Alle sichtbaren Samen haben innerhalb von sechs Wochen in der Wohnung gekeimt. Als das Samenkorn ausgelaugt war hörte das Wachstum auf und für die Winterruhe ging es ab nach draußen. Erst nach der Kältephase sollen sie ein Primärblatt entwickeln und das ging bei dir offensichtlich ohne.

LG Stefan

Claus

Zitat von: Berthold am 29.Sep.11 um 21:05 Uhr
Claus, und dann gibt es noch die Wintergrüns, Pyrola. Die sollten sich zu den Orchideensamen sehr änlich verhalten.

Brauchen die nicht einen Pilz?
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Berthold

Zitat von: Claus am 29.Sep.11 um 22:09 Uhr
Zitat von: Berthold am 29.Sep.11 um 21:05 Uhr
Claus, und dann gibt es noch die Wintergrüns, Pyrola. Die sollten sich zu den Orchideensamen sehr änlich verhalten.

Brauchen die nicht einen Pilz?

ja, ganz genau so wie die Orchideen, in situ einen zum keimen und manche Arten auch später noch zum Schutz und/oder zur Ernährung.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Und meinst du, man könnte die auch asymbiotisch zum Keimen bringen? Das geht doch mit Neottia und Corallorhiza auch nicht.
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Berthold

Zitat von: Claus am 29.Sep.11 um 22:49 Uhr
Und meinst du, man könnte die auch asymbiotisch zum Keimen bringen? Das geht doch mit Neottia und Corallorhiza auch nicht.

Das ist nicht bekannt. Blattgrün hat Pyrola ja genug.
Aber da es mit den meisten Orchideen geht, sollte auch bei Pyrola eine Chance bestehen.

Ich hatte mal vor ganz langer Zeit auf P6668 ausgesät, aber ohne Keimerfolg.
Ich habe aber auch keinen Parameter bezüglich Bleichen und Nährboden variiiert.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

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Berthold

Zitat von: Claus am 29.Sep.11 um 23:21 Uhr
Und woher bekommt man Samen?

Ich schaue an Deinem Geburtstag mal im Garten nach, ob noch welcher da ist. Pyrola rotundifolia kommt hier zurecht und hat auch geblüht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)