Kultur von Stein-Laelien

Begonnen von Berthold, 03.Mai.09 um 11:23 Uhr

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Berthold

#15
Zitat von: ralle am 07.Mai.09 um 14:05 Uhr
Substratmessungen bezüglich des pH-Wertes habe ich bis dato nicht durchgeführt, kann dir ergo keine Antwort auf deine Frage geben.
Gruss,
Ralle

Ralf, wäre sehr schön, wenn Du das mal machen könntest. Das Substrat meiner einzigen L. milleri hat einen Wert von ca. 5, es läge also viel zu hoch.

Einige Laelien wachsen in sehr saurem Milieu bei 3.7. Die sollte man also theoretisch in reinem Weisstorf kultivieren können, ohne dass sie abfaulen.
Weisstorf ist natürlich nicht strukturstabil und da die Pflanzen langsam wachsen und man sie nicht jährlich umpflanzen sollte wäre ein sehr saures mineralisches Substart viel besser.

Gruss Berthold
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Reiner Weisstorf mit Kiefernnadeln wäre doch mal ein Versuch wert.

Leni

#17
Zitat von: Berthold am 07.Mai.09 um 19:41 Uhr


Einige Laelien wachsen in sehr saurem Milieu bei 3.7. Die sollte man also theoretisch in reinem Weisstorf kultivieren können, ohne dass sie abfaulen.
Weisstorf ist natürlich nicht strukturstabil und da die Pflanzen langsam wachsen und man sie nicht jährlich umpflanzen sollte wäre ein sehr saures mineralisches Substart viel besser.

Gruss Berthold

Hallo Berthold
Du setzt voraus, dass die natürlichen PH Bedingungen automatisch die idealen Bedingungen sind. Wenn aber die natürlichen PH Bedingungen nicht das Wachstumsoptimum darstellen, sondern eher den Rand oder gar die Grenze darstellt, geht das in die völlig falsche Richtung.
Ich für meinen Teil denke, das auf Grund der Evolution Steinlaelien auf Grund Konkurenzdruckes diese Nische besetzt haben, allerdings nicht alle Standortfaktoren das Wachstumsoptimum  darstellen.
Wenn du dir die Wurzeln der Steinlaelie anschaust, erkennt man sehr gut, das die epiphytischer Herkunft sind.
Sehr gutes Beispiel für diesen Ansatz ist die Gattung Dracula, deren meisten kühlen (Naturstandort) Vertreter in Kutur unter temperierten Bedingungen wesentlich mehr Zuwachs, Blühfreudigkeit und Krankheitsresistenz zeigen.

Liebe Grüße

Leni



Berthold

Zitat von: Leni am 10.Mai.09 um 14:02 Uhr
Hallo Berthold
Du setzt voraus, dass die natürlichen PH Bedingungen automatisch die idealen Bedingungen sind. Wenn aber die natürlichen PH Bedingungen nicht das Wachstumsoptimum darstellen, sondern eher den Rand oder gar die Grenze darstellt, geht das in die völlig falsche Richtung.
Ich für meinen Teil denke, das auf Grund der Evolution Steinlaelien auf Grund Konkurenzdruckes diese Nische besetzt haben, allerdings nicht alle Standortfaktoren das Wachstumsoptimum  darstellen.

Liebe Grüße
Leni

Leni, ich sehe die Sache exakt wie Du.
Die Laelie flüchtet in eine ökologische Nische um sich 1. vor Konkurrenzpflanzen und 2. vor pathogenen Mikroorganismen und Pilzen zu schützen. Für ihr eigenes Wachsen sind diese Bedingungen sicher überhaupt nicht optimal.

Bei der Kultur kannst Du ihr die Begleitpflanzen von Halse halten, die pathogenen Mikroorganismen aber nicht so leicht, deshalb muss man den Feuchtigkeitshaushat im Substrat sogfältig regeln, sonst verfault die Pflanze.

Wenn man die Pflanze in saurem Substrat kultiviert, haben Pilze und Mikroorgnismen schlechte Karten, da sie in einem Bereich über pH 5 leben. Deshalb halte ich dieses Verfahren für einen Versuch wert. Man könnte dann mit höherer Feuchtigkeit und höherer Nährstoffversorgung schnelleres Wachstum erreichen.

Bodenuntersuchungen, die Ralle gefunden hat, zeigen einen pH-Wert von 3,7, also extrem sauer. Diesen Bereich strebe ich bei der Kultur auch an.

 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Gitti †

Hier mal eine Aufnahme einer briegeri am Naturstandort.
Man kann deutlich sehen, dass die Bulben, welche in der sogenannten "Erde" wachsen, abfaulen, der Neutrieb bildet sich immer zum Stein hin. So war es zumindest bei den Pflanzen, welche ich gesehen habe.

Der Boden, von diesem Habitat, besteht aus Sandstein und oben einer dünnen Schicht Granit. Den PH Wert weiß ich natürlich nicht, ließe sich aber sicherlich  in Erfahrung bringen.

Es ist auch nicht so, dass alle Steinlaelien auf dem gleichen Boden/Stein wachsen.

Berthold's Idee ist auf jeden Fall einen Versuch wert, allerdings sollte man dazu eine bereits gut kultivierte, gesunde Pflanze nehmen.

Grüße
Mocki

Leni

Hallo Berti
Ich habe mir Ralles Link genau angeschaut. Zuerst einmal einen ganz dicken Dank an Ralle. Super Link.
Allrdings, schaue ihn dir genau an. Als ich das untersuchte Gebiet sah, die Chapada Diamantina, war mir klar, dass du diese Untersuchungen leider nicht repräsentativ verwenden kannst. Denn dieses Gebiet, wie die Artenliste zeigt, ist im strengen Sinne kein Steinlaelien Gebiet. Einzigst Laelia bahiensis kommt dort vor. Aber auch sehr selten, kein großes Verbreitungsgebiet.
Zudem frage ich mich, wer hier diese Säuregrade verursacht. Organischer Herkunft schließe ich aktuell aus. Woher kommt er?
Zu einem anderen Thema. Steinlaelien sind in der Kultur alles andere als anfällig für Erkrankungen. Sowohl Pilz als auch andere Infektionen habe ich noch nie bei Ihnen erlebt. Nach Anwachsen sind Steinlaelien extrem genügsam und lebenswillig.
Daher sehe ich für mich keine Veranlassung am PH Wert des Substrates etwas zu drehen.

Liebe Grüße

Leni

Gitti †

Soweit mir bekannt ist, liegt die Chapada Diamantina nicht nur in Bahia, in  Minas Gerais gibt es sehr wohl viele Steinlaeien.

Hier ein Link, in welche Länder die Chapada Diamantina aufgetilt ist.

http://www.eosnap.com/?tag=chapada-diamantina

Grüße
Mocki

Berthold

#22
Zitat von: Mocki am 10.Mai.09 um 15:14 Uhr
Der Boden, von diesem Habitat, besteht aus Sandstein und oben einer dünnen Schicht Granit. Den PH Wert weiß ich natürlich nicht, ließe sich aber sicherlich  in Erfahrung bringen.
Grüße
Mocki

Mocki, wenn Du den pH-Wert rausfinden könntest, wäre das sehr hilfreich. Test mit Arten, die an das saure Milieu nicht angepasst sind, wären unsinnig, da würde man die Pflanzen nur unnötig zusätzlich stressen.
Der beschriebene Standort hört sich allerdings schon ziemlich sauer an. In den Steinritzen zersetzt sich Humus und die entstehenden Humussäuren säuern kräftig.


Zitat von: Leni am 10.Mai.09 um 15:18 Uhr
Als ich das untersuchte Gebiet sah, die Chapada Diamantina, war mir klar, dass du diese Untersuchungen leider nicht repräsentativ verwenden kannst. Denn dieses Gebiet, wie die Artenliste zeigt, ist im strengen Sinne kein Steinlaelien Gebiet. Einzigst Laelia bahiensis kommt dort vor. Aber auch sehr selten, kein großes Verbreitungsgebiet.

Leni, man muss wissen, welche Arten in wie sauren Substraten in der Natur wachsen. Wenn Du da Näheres rausfinden könntest, wäre es sehr wertvoll. Ohne diese Kenntnis würde man die Pflanzen ev. unnötig gefährden.


Zitat
Zudem frage ich mich, wer hier diese Säuregrade verursacht. Organischer Herkunft schließe ich aktuell aus. Woher kommt er?

Ich vermute, es sind doch Huminsäuren, die bei der Zersetzung von Algen und Moosen entstehen. Wahrscheinlich sind die Substratnester in den Steinen merklich saurer als das Mineralgestein.

Zitat
Zu einem anderen Thema. Steinlaelien sind in der Kultur alles andere als anfällig für Erkrankungen. Sowohl Pilz als auch andere Infektionen habe ich noch nie bei Ihnen erlebt.
Liebe Grüße
Leni

Leni, Du bist erfolgreich in der Kultur, weil Du die Pflanzen ähnlich wie in der Natur relativ trocken kultivierst, bzw. sie in Tontöpfen bei guter Drainage schnell abtrocknen lässt, vermute ich.

Mich interessiert, ob man mehr Zuwachs als in der Natur erzielen kann, wenn man die Pflanzen länger feucht hält bei höherer Nährstoffzugabe und dabei das Abfaulen verhindern kann.
Aber um bei den Tests nicht zu viele Pflanzen zu verlieren, sollte man erst mal den pH-Wert am Naturstandort für die zu testenden Arten kennen.

Gruss Berthold

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Leni

Hallo Berthold
Sicher richtig ist, dass in der Kultur Wachtumsfaktoren gen Optimum gedreht werden können. Bei den Steinlaelien ist es definitiv so.
Ich schreibe hier mal kurz, welche Erkenntnisse ich im Laufe der Jahre gemacht habe, die eine Kultur verbessern und vereinfachen.
1. Aufgebundene Kultur ist extrem Pflegeaufwändig und anfällig--> Topfkultur.
2. Tontopf ist vorteilhaft, da durch Verdunstungskälte der tägliche Tag Nacht Unterschied wesentlich größer ist.
3. Inzwischen liegt der Anteil mineralisch:organisch bei nur noch 65:35. Früher lag er bei 80:20 oder gar schlechter.
4. Den Anteil von Pinienrinde habe ich auf ein Minimum gesenkt und habe gerade Versuche, wo ich ganz auf Rinde verzichte. Hintergrund sind kurze Haltbarkeit und eben diese Huminsäuren. Ich habe den Eindruck, dass je geringer der Anteil ist, desto besser der Gesamtzustand.
5. Düngung auf schachen Niveau!! nicht mehr als 250-300 µS. Dies ist erstaunlich, da Draculas ohne Probleme wesentlich mehr vertragen. Ich hatte einige Steinlaelien Testweise über 3 Monate mit 400-500 µS gedüngt. Im Ergebnis waren alle Wurzeln ohne Wachstum, teilweise die Wurzelspitzen schwarz. Die Vergleichsgruppe bei 250 µS-300 µS hatte sattes aktives Wurzelwachstum.
6. Licht ist ein zentraler Faktor. Volle Sonne nach Eingewöhnung ist ein MUß.

Man muß allerdings auch die Arten untereinander unterscheiden. Nicht alle können unter identischen Bedingungen gleich erfolgreich gepflegt werden.

Zur Säure nochmals. Unter PH 4 werden bestimmte Spurenelemente und Nährstoffe festgelegt, wo hingegen bestimmte andere Salze (Schadsalze)freigesetzt werden. Wie sieht es damit aus?


Liebe Grüße

Leni

Berthold

Zitat von: Leni am 10.Mai.09 um 21:39 Uhr
Zur Säure nochmals. Unter PH 4 werden bestimmte Spurenelemente und Nährstoffe festgelegt, wo hingegen bestimmte andere Salze (Schadsalze)freigesetzt werden. Wie sieht es damit aus?
Liebe Grüße
Leni

Deshalb macht meine Überlegung nur Sinn bei Arten, die von Natur aus in dem sauren Milieau klar kommen. Andere Arten würde man nur unnötig stressen.
Bei den Erdorchiden ist mir nur Cypripedium acaule aus dem nördlichen Nordamerika bekannt, das bei solchen Bedingungen existieren kann. Es wächst auch besser in etwas weniger saurem Substrat aber dann muss man bei der Kultur höllisch aufpassen und beten, dass es nicht abfault. 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Das hat zwar jetzt nichts mit Steinlaelien zu tun, aber in meiner Vitrine arbeite ich mit einer ständigen Düngung.
Dafür wir mein Regenwasser (13µS!) Auf 170µS aufgedüngt. Bei höherer Dosierung fangen einzelne Orchideen an zu "krampfen".
Eine höhere Dosierung funktioniert zwar, geht aber doch zu lasten der Pflanzen.
Das wird bei den Steinlaelien ähnlich sein.

Mal ne Frage an Dich Leni,
wie "winterhart" ist Laelia rubescens?
Aber was ich da gekauft habe ist (glaube ich) was ganz anderes.

Gitti †

Hallo Berthold,

bin jetzt ein paar Tage unterwegs, aber sobald ich zurück bin, werde ich Kontakt mit Brasilien aufnehmen.

Auch werde ich die Bilder der Chapata Diamantuna durchforsten, denn ich glaube, es waren welche von den Diamanten-Grabungsstellen dabei und da kann man das Gestein sehr gut erkennen. Die Arten, welche dort wachsen, kann ich auch zusammenstellen und mit denen sollte das Experiment dann schon funktionieren, eventuell habe ich auch was Passendes hier.

Grüße
Mocki

Berthold

Wenn sich das mit den niedrigen pH-Werten bestätigt, wäre folgende Kultur einen Versuch wert:

Hydrokultur mit Essigsäure Acetat als Puffer
täglich 1 Stunde Höhensonne und sonst sehr hell, damit die Blätter richtig lederig und rötlich werden.

Leni, bitte nicht ausrasten oder hast Du das schon selber getestet?.
Gruss Berthold
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Meine steht im Treibhaus und da habe ich eine Alltop Verglasung drüber, die praktisch das komplette Spektrum des Lichts durch lässt.
Ich kann nicht meckern, denn ich habe schöne rote Blätter! grins

Berthold

Zitat von: Frank am 12.Mai.09 um 21:57 Uhr
Sie blühen alle regelmäßig und haben wie man ja sehen kann auch einen guten zuwachs........
Gruß Frank

Frank, sie sehen ja sehr gesund aus und ich glaube, ihnen geht es bei Dir viel besser als am Naturstandort. Dort werden sie wahrscheinlich durch Lichtstrahlung mit deutlichem UV-Anteil viel mehr gestresst.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)