Ophrys in-vitro

Begonnen von Volzotan, 24.Okt.08 um 14:32 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Volzotan

Hallo,
Fürs nächste Jahr habe ich mir zum Ziel gesetzt die generative Vermehrung von Arten der Gattung Ophrys zu vertiefen.
Im Vorlauf dazu habe ich letztes Jahr im Juli und dieses Jahr im März Probeaussaaten durchgeführt.
Erste Erkenntnis ist folgende, von der Aussaat bis zur Pikierfähigkeit dauert es bei mir etwa 14 Monate. Daraus ergibt sich, dass die nächsten Ausaaten bis Jannuar durchgeführt werden sollten um dann im März-April 2010 pikieren zu können.
Zur Aussaat hat sich Malmgren mod. mit Kokoswasser bewährt, der keimt fast alle Ophrys sehr gut.
Einzig O. mammosa braucht Ewigkeiten zum Keimen, nach 4 Monaten gerade mal ein Protokorm auf Malmgren mod. und nach mittlerweile 7 Monaten gerade mal 15 Protokorme in 2 Gläsern mit P6668 + Kokoswasser.

Bei der Bleiche war ich bei allen Ophrys zuletzt zurückhaltend, 1,25% CaOCl für 4-5min sorgen einmal für Massenkeimung wie bei tenthredinifera x cretica, oder für nahezu tote Hose wie bei mammosa.
Anfangs habe ich noch 0,5% NaOCl verwendet, da war über 5 min meist alles tot.

unten ein bildlicher vergleich:
1. O. mammosa

2. O. tenthredinifera x cretica

Beide wurden am selben Tag ausgesät, die Bleiche war ebenfalls gleich.
Unterschiedlich ist wohl die Samenqualität, mammosa war eine Selbstung, bei der Kreuzung entstanden natürlich perfekte Samen.
Etwas enttäuscht bin ich dennoch bei der mammosa, denn Berthold hat angegeben, dass 70% der Samen Embryonen enthalten, ich muss also die Aussaatmethode noch deutlich verbesser.

Nun zum Umlegen, auch hier habe ich Malmgren mod. mit Kokoswasser und P6668 mit Kokoswasser verglichen. Für apifera und bertolonii ergab sich, dass sie den P6668 nicht besonders mögen, sie wachsen darauf zwar, aber es sterben immer wieder die unteren Blätter am Spross ab.
Auf Malmgren mod. mit Kokoswasser macht apifera das nicht mehr und bertolonii nur noch wenig. Nachteil ist, die Blattstruktur wird auf Mamlgren mod nicht besonders robust, es entstehen eher lange schmale Blätter, die recht dünn sind.
Interessant ist zu sehen, das apifera auf Mamlmgren mod. sogar Knollen bildet, und zwar richtige Knollen, nicht etwa diese langen dicken Wurzeln.

Bei O. sphegodes verhält es sich wieder anders, die bildet auf P6668 mit Kokoswasser sehr schöne Sämlinge mit fester Blattstrucktur, auch hier beginnen sich Knollen zu entwickeln, aber es sind wieder diese verdächtigen Zipfel unten dran.

Auf Malmgren mod. mit Kokoswasser wachsen sie auch, die Blätter sind hier sogar fester als bei apifera, allerdings dauert es viel länger als auf P6668.

Alle Sämlinge die ihr auf Teller drapiert seht habe ich gestern in Neudohum Pflanzerde pikiert, ich werde sie dann frostfrei, nach Möglichkeit auch leicht frostig in einem Balkongewächshaus überwintern, einziehen sollten sie im späten Frühahr, ich hoffe sie spielen mit, sollten sie früher einziehen macht das auch nichts, entspräche aber noch weniger dem natürlichen Rhythmus.
Alles in allem verhalten sich die unterschiedlichen Arten recht eigenwillig, ein Patentrezept für alle Arten gibt es auch hier nicht, wäre ja auch langweilig. :-D

Beim pikieren gilt wahrscheinlich wie auch bei den Riemenzungen, besser pikieren bevor sich Knollen, bzw. fette Wurzeln gebildet haben, das sollte dann doch besser in richtigen Substrat geschehen, so entstehen zwar kleinere aber widerstandsfähigere Knollen.

Gruß Volzotan

Berthold

#1

Wenn Du mit Zipfel diese Pflanze in 4 Uhr Position von der Münze meinst, dann ist das voll in Ordnung!!!

Die jungen Pflanzen machen ihre neuen Knollen nicht neben der alten Knolle wie die adulten Pflanzen sondern an langen Wurzelausläufern. Der Zweck ist, dass die Knolle die richtige Bodentiefe erreicht. Manche adulte Pflanzen schaffen das auch noch, wenn man sie sehr hoch im Topf kultiviert. Dann ist es oft nicht leicht, die neue Knolle überhaupt zu finden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Volzotan

Ja, die meine ich, allerdings mäkel ich eher an der Form rum, weniger an der Tatsache, dass die als Wurzelausläufer wächst. Wenn du bei apifera in 9 Uhr-Stellung auf den Teller schaust, dann sieht das viel besser aus.
Sollte sich die Knolle bei sphegodes jetzt im Topf noch zur Kugel aufblähen ist alles in Butter.

Gruß Volzotan

Berthold

Zitat von: Volzotan am 24.Okt.08 um 15:10 Uhr
Sollte sich die Knolle bei sphegodes jetzt im Topf noch zur Kugel aufblähen ist alles in Butter.
Gruß Volzotan
na ja, Kugel ist etwas viel verlangt aber es wird noch ein brauchbares Ei werden. Das war mit Deinen adriatischen Riemenzungen teilweise ähnlich.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Volzotan

#4
Auf Tüte überm Topf hatte ich jetzt keine Lust mehr darum hab ich mir Anzuchtschalen mit Deckel geholt.

Der Vorteil ist, das man hier die Belüftung besser steuern kann, oben am Deckel sind 2 Belüftungsschlitze die auf und zu geschoben werden können.
Zusätzlich sind rechts und links unten Belüftungslöcher.
Mit dem Modell kann man die Pflanzen besser von gespannter Luft an normale Luftfeuchte gewöhnen.
Ziel ist es in mehreren Schritten soweit eine Anpassung der Pflanzen zu erreichen, das ich die Pflanzen im Winter im Balkongewächshaus bei ca. 50% LF halten kann, ohne das die Blätter den Geist aufgeben.

Gruß Volzotan

Claus

Zitat von: Volzotan am 24.Okt.08 um 14:32 Uhr
Bei der Bleiche war ich bei allen Ophrys zuletzt zurückhaltend, 1,25% CaOCl für 4-5min sorgen einmal für Massenkeimung wie bei tenthredinifera x cretica, oder für nahezu tote Hose wie bei mammosa.
Anfangs habe ich noch 0,5% NaOCl verwendet, da war über 5 min meist alles tot.
Hallo Volzotan,
ja, die Ophrys vertragen keine intensive Bleiche, ich bleiche 4 min. mit 0,5% NaOCl, das scheint das Minimum für die Desinfektion zu sein. Falls die Samen ok. sind, hat man Massenkeimung. So nehme ich an, dass die Embryonen der mammosa nicht gut keimfähig sind.

Zitat von: Volzotan am 24.Okt.08 um 14:32 UhrNachteil ist, die Blattstruktur wird auf Mamlgren mod nicht besonders robust, es entstehen eher lange schmale Blätter, die recht dünn sind.

Malmgren-Boden, auch modifiziert, ist nicht für alle Arten geeignet. Ich bekomme damit oft diese etwas glasig aussehenden Blätter. Das Gemisch von Caseinhydrolysat, Aminosäurelösung, K- und Ca-Nitrat ist wesentlich besser. Nach erneutem Umlegen auf solche Böden leben die Pflanzen richtig auf.

Svante schwört ja auf seine Turnip für Ophrys. Da er mir im Frühjahr eine Rübe schickte, konnte ich das bestätigen. Allerdings ist der Unterschied zu Kokos, Ananas oder Kartoffel auch nicht soooo groß. Turnip ist aber auch sehr gut für Serapias.

Meine eigene Aussaat der Rübe war bezüglich Keimen und Wachtum sehr gut, aber es bilden sich keine Rüben, da die Aussaat zu spät erfolgte. Also nächstes Jahr!

Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

das ist doch eine sehr gute Idee mit den Anzuchtschalen, werde ich auch sofort besorgen. Es sieht auch viel besser aus auf der Fensterbank, wenn mal Besuch kommt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

#7
Zitat von: Volzotan am 24.Okt.08 um 15:37 Uhr
Auf Tüte überm Topf hatte ich jetzt keine Lust mehr darum hab ich mir Anzuchtschalen mit Deckel geholt.


Wieviel Licht bekommen die Sämlinge nach dem Auspikieren? Ich bin mir nicht sicher, ob den "Kleinen" ein Standort im Vollschatten zusagt. Bei hellerer Aufstellung hab ich immer die Sorge, dass die Sonne wie heute unverhofft hervorkommt. Dann könnte sie alles zu Matsch kochen ohne dass ich einschreiten kann, da ich tagsüber unterwegs bin. Ich möchte möglichst wenig Lehrgeld zahlen :ka

Gruß Jürgen
Grüße Jürgen

Alexa

Da muss man höllisch aufpassen Jürgen!
Ich hab auch solche Anzuchtschalen in Betrieb gehabt und mir ein paar Jungpflanzen verbruzelt.
Das wird schnell sehr heiß da drin.

Volzotan

Zitat von: Charlemann am 24.Okt.08 um 22:40 Uhr

Wo hast Du Dir das denn abgeschaut?  :-D

Lernen durch Nachahmung ist ein bewährtes Prinzip. :-D

Gruß Volzotan

Volzotan

@Jürgen:
Sie standen nur fürs Foto da, jetzt stehen sie an der Balkontür, Licht von Westen, der Balkon davor beschattet natürlich, ich muss mir um Verbrutzlungen keine Gedanken machen.

Gruß Volzotan

Volzotan

#11
Jetzt zu bertolonii.

Die sind viel kleiner, aber auch erst 7,5 Monate alt. Hier seht ihr auch das Problem mit den absterbenden Blätter. (besonders, der Sämling in 9 Uhr-Stellung)
Sie standen seit etwa 3 Monaten auf Malmgren mod. ohne Ammoniumnitrat. Die Kost war also eher mager, der Zuwachs aber ganz beachtlich. Auspikiert habe ich sie heute vor allem wegen der beginnenden Knollenentwicklung. Es stand zu befürchten, das noch mehr Sämlinge so aus dem Ruder laufen wie der in 3-Uhr-Stellung.
Das ist übrigend die gesamte Ausbeute dieser Aussaat.

Gruß Volzotan

Volzotan

Vielversprechende Keimung zeigen jetzt auch O. hellenae, thentredinifera und kotschii subsp. cretica. Und zwar auf Bernert-Medium :thumb mit 5% Kokoswasser.

Gruß Volzotan

Volzotan

#13
O. insectifera keimt jetzt auch und zwar auf einem BM2 ähnlichen Boden, die Inhaltsstoffe sind die selben, ganz geringe Konzentrationen aber ungenau eingewogen, eher über den Daumen gepeilt. grins

Es zeigt sich jetzt, dass die Keimung ausgezeichnet ist, das hatte ich nicht erwartet, da man ja öfter mal liest, dass die insectifera zickig sein soll im Glas.

Gruß Volzotan

Dieter

Zitat von: Volzotan am 15.Jan.09 um 04:39 Uhr
O. insectifera keimt jetzt auch und zwar auf einem BM2 ähnlichen Boden, die Inhaltsstoffe sind die selben, ganz geringe Konzentrationen aber ungenau eingewogen, eher über den Daumen gepeilt. grins

Gruß Volzotan

hey,
4:39 Uhr,
warst du NOCH wach oder SCHON wach ;-)

also,
das ist natürlich schwierig für mich zu reproduzieren.
es sei denn,
du borgst mir deinen daumen   :good