Myanmar

Begonnen von Ahriman, 26.Dez.15 um 21:29 Uhr

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Ohey †

Hallo Ahriman,

der Anfang ist schon mal gut, schön etwas von Dir zuhören.

LG
Dieter

Ralla

Oh, es geht los.  :popcorn:
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

walter b.

Super, Christian! Toll, dass es jetzt losgeht!
Ich habe mich schon auf Deinen Bericht gefreut und bin sehr auf deine weiteren Erzählungen und Bilder gespannt!!!

Viele Grüße
Walter

Irina

Oh ja, ich gucke jetzt auch gespannt zu! :popcorn:
"Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen"
(Johann Wolfgang von Goethe)

Ahriman

Yangon (oder Rangun) hat knapp 5Mio Einwohner und liegt am Süd-Ostrand des Irrawaddydeltas.


Alles interessante spielt sich in der schachbrettartigen Innenstadt im Süden ab, ist recht überschaubar und gut zu fuß zu erkunden.


Die Stadt ist relativ sauber und auch die Luft ist nicht schlecht. Es gibt zwar viel Verkehr aber die Autos sind alle neu. Motorräder sind aus der Innenstadt verbannt. Überall wird gebaut und umgegraben, etliche Wolkenkratzer sind im Bau.
Maha Bandoola Road, die Sule Pagode im Hintergrund


ruhigere Nebenstraße mit vielen Geschäften


Männer und Frauen tragen meist die traditionellen Longyi genannten Wickelröcke, eine Art Nationaltracht die immer noch sehr beliebt ist, auch bei den Jungen.
Dieser Herr hat außerdem einen neuen LCD-Bildschirm


Eine Moschee gegenüber der Sule Pagode
Es gibt eine recht große Muslimische Gemeinde in Yangon, das führt zu einer für uns Europäer ungewohnten religiösen Dauerberieselung aus buddhistischen Gebetsgesängen, Muezzin-Rufen und Kirchengeläut, natürlich 24/7


Es gibt noch vergleichsweise viele Bauten aus der Kolonialzeit, die offiziellen sind oder werden renoviert, die privaten sind meist ähnlich verfallen wie in Havanna.

Gleich neben der Moschee, Art deco Bau von 1923




Orchideensammlung mit Vandeen, Cattleyas und Dendrobien


im Neubau bevorzugt man eher Oncidien

Ahriman

Division Court


The Sectretariat - einst Sitz der Britischen Kolonialverwaltung, heute eine entkernte Ruine. Soll zu einem Luxushotel ausgebaut werden.




City Hall


Mahabandoola Garden - ein netter kleiner Park und einer der wenigen Orte an denen man sich hinsetzen und etwas ausruhen kann


Rechts das Rathaus, links Sule Pagoda

Ralla

Die City Hall ist wohl nicht aus der Kolonialzeit und ausserdem sehr viel besser in Schuss.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Zitat von: Ahriman am 12.Feb.16 um 02:41 Uhr

ruhigere Nebenstraße mit vielen Geschäften

Mich beeindruckt immer wieder die besondere Begabung der Südostasiaten für elektrische Verdrahtungen. Sie scheint über alle Länder dieser Gegend verbreitet zu sein.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Zitat von: Berthold am 12.Feb.16 um 10:26 Uhr
Mich beeindruckt immer wieder die besondere Begabung der Südostasiaten für elektrische Verdrahtungen. Sie scheint über alle Länder dieser Gegend verbreitet zu sein.

Das haben sie von den Amerikanern gelernt.  :whistle
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Ahriman

Zitat von: Ralla am 12.Feb.16 um 08:47 Uhr
Die City Hall ist wohl nicht aus der Kolonialzeit

Doch, das Rathaus wurde in den Jahren 1926-36 gebaut. Man ist allerdings beim renovieren nicht grad zimperlich.
https://en.wikipedia.org/wiki/Yangon_City_Hall

Ein paar kuriose Fakten zu Myanmar

In der Nachkriegszeit bis vor wenigen Jahren war das Land eine extrem abgeschottete Militärdiktatur. Es ist bis heute eine sehr konservative und abergläubige Gesellschaft in der nicht nur die Mönchsorden sondern auch Wahrsager und Astrologen enorme Macht besitzen.
Die Hauptstadt wurde vom Militär (es heißt, auf Rat eines Astrologen) ins neu geschaffene Naypyidaw verlegt, eine gespenstische Retortenstadt mit gigantomanischen Bauten und Straßen in denen aber bis auf Regierungsbeamte und Militärs kaum jemand lebt. Bin drübergeflogen, echt absurd.

In der Kolonialzeit gabs in Burma, wie überall im Empire Linksverkehr.
1970 sagte ein Astrologe dem damaligen Regierungschef Ne Win den Tod im Linksverkehr vorher, einen Tag später wurde per Erlass auf Rechtsverkehr umgestellt. Das hindert die Leute bis heute aber nicht daran mit den traditionellen rechstgesteuerten Autos zu fahren. Selbst die neuesten Wagen haben das Lenkrad fast alle rechts!
Besonders lustig beim Überholen. Anschnallen gilt als unsportlich.

Myanmar hat 8 Wochentage, der Mittwoch ist in Vor- und Nachmittag geteilt. Hintergrund ist das Astrologische System aus 8 Planeten denen jeweils 1 Wochentag zugeordnet ist.
Sonntag-Sonne
Montag, Mond
Dienstag-Mars
Mittwochvormittag-Merkur
Mittwochnachmittag-Rahu (der aufsteigende Mondknoten)
Donnerstag-Jupiter
Freitag-Venus
Samstag-Saturn

An welchem Tag man geboren wurde ist für das weitere Leben extrem wichtig, man betet beispielsweise am dem entsprechenden Planetenposten einer Pagode.

Ein paar Worte zu den Pagoden
Niemand weiß wie viele davon es in Myanmar gibt, aber es sind zigtausende. Die Dichte ist teilweise schon grotesk. Bemerkenswert ist dass diese Bauwerke für die Burmesen in erster Linie nicht historische Monumente sondern religiöse Nutzbauten sind. Dementsprechend werden sie auch laufend renoviert und erweitert. Gerne auch großzügig mit Beton. Für Denkmalschutz hat da keiner Verständnis, wie gesagt, es sind Zweckbauten die von den Leuten auch massenweise besucht werden. Und obwohl Myanmar ein sehr armes Land ist, die Mönchsorden und Klöster zu denen die Pagoden gehören sind es nicht. Die Leute spenden unmengen an Geld (auch für westliche Verhältnisse), und so sind auch in armen Orten die Pagoden und deren Buddhas oft frisch mit Gold überzogen. Das können bei größeren Bauwerken schonmal hunderte Kilo bis Tonnen sein. Und laufend kommt mehr dazu.
Angenehm ist dass es um die Pagoden fast immer ruhig und sauber ist, dazu gibt es gratis Trinkwasser. Ein guter Platz zum ausruhen. Wie überall in Asien betritt man das Gelände nur barfuß.

Sule Pagoda ist das Zentrum Yangons. Die Stadt wurde von den Briten so angelegt dass sie sich um dieses Monument gruppiert. Heute liegt die Pagode inmtten eines Kreisverkehrs und rundherum mit  Geschäften zugepflastert.


Soll, wie fast alle Pagoden, ein Haar Buddhas enthalten. Das genaue Alter ist unbekannt, wohl aber mehr als 2.000 Jahre. Was man heute von außen sieht stammt aber alles aus dem 19.Jh.


Das Bambusgerüst dient zum erneuern der Vergoldung, leider sind viele Pagoden eingerüstet da ständig herumgewerkt wird um sie zu verschönern.



Ralla

Zitat von: Ahriman am 13.Feb.16 um 00:03 Uhr
Selbst die neuesten Wagen haben das Lenkrad fast alle rechts!
Besonders lustig beim Überholen. Anschnallen gilt als unsportlich.

Ich vermute, dass es in Myanmar keine Parkhäuser gibt und wenn doch, würde mich interessieren, auf welcher Seite der Einfahrt der Ticketautomat ist.

Zitat von: Ahriman am 13.Feb.16 um 00:03 Uhr
Myanmar hat 8 Wochentage, der Mittwoch ist in Vor- und Nachmittag geteilt. Hintergrund ist das Astrologische System aus 8 Planeten denen jeweils 1 Wochentag zugeordnet ist.
Sonntag-Sonne
Montag, Mond
Dienstag-Mars
Mittwochvormittag-Merkur
Mittwochnachmittag-Rahu (der aufsteigende Mondknoten)
Donnerstag-Jupiter
Freitag-Venus
Samstag-Saturn

An welchem Tag man geboren wurde ist für das weitere Leben extrem wichtig, man betet beispielsweise am dem entsprechenden Planetenposten einer Pagode.

Ich lerne, dass Jupiter in meinem Leben eine grosse Rolle spielen sollte. Bisher ist er nicht bewusst in Erscheinung getreten. Vielleicht liegt es daran, dass es hier keine Pagoden mit den passenden Pfosten herumstehen. :ka
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Ahriman

#26
Zitat von: RallaIch vermute, dass es in Myanmar keine Parkhäuser gibt und wenn doch, würde mich interessieren, auf welcher Seite der Einfahrt der Ticketautomat ist.
Es gibt durchaus Parkhäuser und Garagen, man löst das durch Personal. Allgemein werden unmengen von Leuten für Jobs engagiert die bei uns durch Automatisation längst weggefallen sind. Ich war in einer kleinen Bank (am Land, nicht in Yangon) in der ca. 50 Angestellte händisch Stapel von Geld gezählt und die Transaktionen in Bücher einge- und übertragen haben. Ich hab mich nicht getraut Fotos zu machen, aber es war so wie ich mir eine Bank in Amerika um 1900 vorstellen würde.

Botataung Pagode
Wie Sule ebenfalls mind. 2000 Jahre alt, wurde aber im WWII komplett zerstört und danach wiederaufgebaut.



Planetenposten mit Opfergaben



verwinkelte Gänge im Inneren der Pagode


Pagodenkatze (sehr anhänglich)


Markt an der Mahabandoola Road


Elektro-Discounter in einer Seitenstraße



Mahabandoola Road am abend



Apotheke

Ahriman

Kandawgyi Lake
Ein künstlicher See umgeben von einem Park, das beliebteste Erholungsgebiet in Yangon. Mit ca. 50ha doch beachtlich groß.
Es gibt kilometerlange Holzbrücken auf denen man über den See spazieren kann, allerdings in etwas löchrigem Zustand.




Im Hintergrund Yangons wichtigste Sehenswürdigkeit, die Shwedagon Pagode


Im See steht eine kleine Pagode mit bunt bemalten Statuen.
Hahn und Hund


Hase


Steven Segal


Die Leute kümmern sich sehr um die Tempel und Statuen, aber nicht alle Renovierungsversuche sind erfolgreich.
Hier die burmesische Version des Jesus von Borja



Im Park gibt es einige riesige alte Leguminosen auf denen Bulbophyllen wachsen




Im Norden des Parks befindet sich ein großer Pflanzenmarkt, statt Töpfen verwendet man Plastiksäcke



Es gibt auch etliche Orchideen, aber fast alles Hybriden aus Thailand.




Nur ein Stand hatte Naturformen frisch vom Baum. Großteils Dendrobien, Bulbophyllen, Coelogynen und einige Vandeen.

Ahriman

Die Shwedagon Pagode ist das wichtigste Heliigtum Myanmars und eine der bedeutendsten Pagoden der Welt.



Ein riesen-Komplex der einen ganzen Hügel einnimmt, allein die Hauptplattform misst 60.000 m2. Es sollen ca. 75t Gold dort verbaut sein, sowie über 2000 Karat an Diamanten, der größte an der Spitze mit 75ct. Und der einzige Ort an dem ich wirklich viele Touristen gesehen habe.



Dienstag - Planetenposten


Opfergaben werden immer gutgeheißen


Ich bin ca. 3h dort geblieben bis zum Sonnenuntergang und dem Einbruch der Nacht.


Typisch ist die blinkende LED-Beleuchtung der Buddhafiguren, die Leute lieben das. Je mehr und je bunter es blinkt desto besser.


Wenn es dunkel wird werden rund um den Stupa tausende Öl-Lichter entzündet, sieht unheimlich spektakulär aus




Man muss sich dazu vorstellen dass hunderte Leute unterwegs sind die beten, picknick machen oder einander dort einfach treffen. Dazwischen toben Kinder, Hunde und Katzen herum. Aber immerhin sehr sauber.

Berthold

Renate Künast, Ex-Bundesministerin von den Grünen, schreibt in der FAZ einen Beitrag über das wirtschaftliche Wachstum Myanmar.
Dabei erwähnt sie insbesondere den Ehrgeiz des Landes die Textilindustrie stark auszubauen.
Sie bedauert jedoch zu tiefst, dass es in absehbaren Zeit schwierig werden wird, die Gewerkschaften im Land aufzubauen und mit den selben Rechten zu versehen, wie sie in Deutschland gelten. Auch das Arbeitsrecht und die Umweltstandards seien viel schlechter für die Arbeitnehmer und die anderen Menschen als in Deutschland.
Sie ermahnt deshalb den deutschen Verbraucher auf Lieferanten aus Burma solange Druck auszuüben, bis mindestens deutsche Standards erreicht sind.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)