Kultur von Stein-Laelien

Begonnen von Berthold, 03.Mai.09 um 11:23 Uhr

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Ralla

Zitat von: Berthold am 29.Dez.13 um 16:51 Uhr
Zitat von: Ralla am 29.Dez.13 um 16:37 Uhr
Hat jemand eine Idee, was ich da habe? Irgendwie ist das Schild verschwindibus.

Blühende Steinlaelien sind meist briegerie. Zeige uns mal bitte den roten Fleck hinten auf der Lippe im Rachen

Ich gebe dem Ding erstmal noch einen Tag, um sich besser zu entfalten.

Eine briegerie habe ich nie gekauft, soweit ich mich erinnere. Wenn ich meine Liste so angucke, scheint mir nevesiana oder regentii möglich, aber von denen kennt man nicht so viele Bilder.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Zitat von: Markus_13 am 29.Dez.13 um 18:53 Uhr
Wenn es nur die Trockenheit wäre, die könnte man ja leicht simulieren...

Pflanzen aus den ariden Zonen beginnen ihr Wachstum üblicherweise mit Beginn der Regenzeit. Die Blütenbildung erfolgt dann wenn die Bulben fertig sind am Ende der Regenzeit und zieht sich in die trockene helle Wärme hinein, wenn auch die Bestäuber hoch aktiv sind.
Ich kann jetzt schlecht abschätzen, wann die Blütenbildung angetriggert wird. Es muss ja eine Weile vor der Blütenaustrieb stattfinden
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Muralis

Zitat von: Berthold am 29.Dez.13 um 19:17 Uhr
Ich kann jetzt schlecht abschätzen, wann die Blütenbildung angetriggert wird. Es muss ja eine Weile vor der Blütenaustrieb stattfinden

Das ist eine Frage, die ich mir auch schon öfters gestellt habe. Dazu kann ich nur sagen, dass meine lucasiana-Blüten die beiden letzten Jahre an Trieben entstanden sind, die im Februar/März zu wachsen begonnen haben. Sonnige Märztage erzeugen im Wintergarten ein durchaus sommerliches Klima mit intensiver Sonnenstrahlung. An solchen Tagen kann man sich in der Wachau in den Trockenrasen einen Sonnenbrand holen.

Dennoch frage ich mich, warum meine regentii jetzt induziert hat???

Berthold



Wolfgang, an den sonnigen Märztagen hätte Deine Pflanze eigentlich schon mit dem Wachsen fertig sein sollen.

Ich denke, man sollte die Pflanzen bis September/Oktober extrem trocken halten, dann ab November eine kühle nasse Wachstumsperiode (15 bis 20°) bieten und ab März wieder trocken, hell und deutlich wärmer halten. Das sollte dann passen.
Man muss nur vorher die Pflanzen auf diesen Rhythmus synchronisieren.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eerika

Zitat von: Muralis am 28.Dez.13 um 21:57 Uhr
Kann man aber das Blühen im Winter vermeiden, dann bekommt man in der restlichen Jahreszeit stramme Blütenstiele  :-D
Wie hätte ich es vermeiden sollen? :ka

Ich habe die Pflanze im Frühjahr als Frischimport bekommen. Im Sommer habe ich sie draussen auf der Südseite gegrillt und da kam dann auch die neue Bulbe. Daraus blüht sie jetzt.

Mir ist es auch ganz egal. Hauptsache, sie blüht und wenn der Blütenstiel zu lang für drei Knospen ist, dann stütze ich es halt.

Warum die schwächer ist, weiss ich auch nicht. Die ist nicht dünner, als die von sanguiloba, sanguiloba hat vier Blüten und steht wie Kerze.

Muralis

Berthold, der von dir geschilderte Rhythmus  ist für mich schlichtweg nicht praktikabel. Da fehlt in der Wachstumsphase einfach das Licht, das man in dem notwendigen Ausmaß nicht bereitstellen kann (ist auch mit meinem Energiesparkonzept nicht vereinbar). Da ist es doch viel gescheiter, wenn die Pflanzen, so wie die meisten anderen auch, ab Februar antreiben, da ihr Wasser (samt Dünger) abbekommen und dann im Hochsommer oder Frühherbst schön abblühen, was ja einige etabliertere Pflanzen dieses Jahr so abgeliefert haben (lucasiana, liliputana, milleri, fournieri, presidentensis, regentii). Davon wurden ja auch einige mit einem NT im Sommer fertig und haben aus diesem dann im Frühjahr geblüht.

Anyway - in 2 Jahren reden wir weiter, wie die Konzepte aufgegangen sind  ;-)

Erika, so wie du es schilderst, hätte ich auch nichts anderes gemacht. Bis jetzt ist aber derlei bei mir noch nicht vorgekommen und ich musste noch kein Steinchen stützen.

Berthold

Zitat von: Muralis am 29.Dez.13 um 21:52 Uhr
Berthold, der von dir geschilderte Rhythmus  ist für mich schlichtweg nicht praktikabel. Da fehlt in der Wachstumsphase einfach das Licht, das man in dem notwendigen Ausmaß nicht bereitstellen kann (ist auch mit meinem Energiesparkonzept nicht vereinbar).

Wolfgang, ich denke, in der reinen Wachstumsphase ist viel Licht nicht notwendig. Da ist es auch am Standort am dunkelsten.
Meine Pflanzen wachsen jetzt auch unbeleuchtet in feuchter Luft bei 15 bis 20°. Wenn sie ordentlich Blaukorn bekämen, würden sie auch etwas vergeilen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eerika

Mit Dünger kann es auch nicht so zusammen hängen, meine bekommen im Sommer 1x pro Woche normalen Dünger und jetzt im Winter, wie alle andere Pflanzen auch, jede 2-3Wochen.
Der Blütentrieb von colnagoi sieht an sich auch nicht so aus, als wäre er vergeilt.
Ich muss ein Bild machen.....

Markus_13

Wenn es nur ein einziger Faktor wäre, der die Blüteninduktion bei Steinlaelien triggern würde, dann wäre es (ähnlich wie bei Phals) wohl längst aufgefallen und hätte sich unter Liebhabern herumgesprochen.

Es sieht stattdessen danach aus, dass es mehrere Faktoren sind, die zusammenspielen müssen, weswegen noch niemand ein Patentrezept gefunden hat. Und wahrscheinlich ist dieses Zusammenspiel auch nicht bei allen Steinlaelien gleich, so dass es sowieso kein Rezept für alle geben wird.

Unabhängig von der jeweiligen Pflegephilosophie haben wir es doch mindestens mit 6 Faktoren zu tun: 1. Licht, 2. Luft, 3. Temperatur, 4. Dünger (Substrat), 5. Wasser und 6. Zeit - und zwar meist wohl auch in dieser Reihenfolge, was die Verfügbarkeit anbetrifft (von schwer bis einfach).

Wir bräuchten ja nur alle den Klimadaten von Belo Horizonte sklavisch zu folgen - und schon müssten wir alle die tollsten Blüherfolge haben (niemand bestreitet, dass es Erfolge gibt, das Forum hier beweist es ja immer wieder). Dummerweise ist es aber gar nicht so einfach, das Klima von Belo Horizonte zu simulieren. Angefangen mit der Sonne, die uns vor allem im Winter fehlt, also gerade dann, wenn man sie für die Blüteninduktion vermutlich am dringlichsten bräuchte. Ergo operieren die meisten von uns hier mehr oder weniger im suboptimalen Bereich (und oft genug geht es ja auch gut), es sei denn, es kommt so viel Kunstlicht zum Einsatz, dass dieses den fehlenden Sonnenschein kompensiert.

Das Hauptproblem dürfte m.E. das fehlende Licht sein. Alle anderen Faktoren lassen sich vergleichsweise 'einfacher' steuern.

Wie aber lässt sich der Lichtmangel durch eine Phasenverschiebung ausgleichen, so dass unsere lichtreichen Monate optimal genutzt werden? Oder anders gesagt, da der einjährige (?!) Blühzyklus über unsere lichtreichen Monate hinaus geht, wie lassen sich die verbleibenden Faktoren so manipulieren, dass sie den Lichtmangel kompensieren?

Offenbar gilt dies aber nicht für alle Steinlaelien gleichermaßen. Es gibt welche, die auch mit weniger Licht klar kommen; andere mögen es deutlich trockener. Aber was davon abgesehen jeweils die Blüteninduktion bewirkt, das wissen wir anscheinend noch nicht.

LG Markus

Muralis

Guter Beitrag, Markus! Ich hab z.B. auch schon dran gedacht, dass man keinesfalls den Fehler machen darf, alle Arten über einen Kamm zu scheren. In Wahrheit ist das Verbreitungsgebiet ja doch deutlich größer als nur die Umgebung von Belo Horizonte. Auch die Höhenlagen sind unterschiedlich.

Im großen und ganzen habe ich die letzten Jahre gesehen, dass es 2 Gruppen gibt: Die einen produzieren einen NT bis zum Sommer oder Frühherbst, machen übern Winter nichts und blühen dann aus der im Vorjahr angelegten BS.

Die anderen starten im Frühjahr einen NT und schließen diesen im Sommer ab, indem sie sofort aus dem noch nicht ganz fertigen NT blühen.

Beides funktioniert hier bei mir mit meinen Kulturbedingungen im Prinzip ganz gut und ich will das nur mehr perfektionieren. Das würde mir bereits genügen, die Wachstumsbedingungen von Belo Horizonte werde ich nie perfekt nachahmen können, die gibt´s nur in Belo Horizonte  ;-)
Mit der Düngerei habe ich aber vorläufig Unordnung ins System gebracht....

Ich habe jetzt eben im (heute wieder sonnigen) WiGa (alles will schon wachsen...) ein paar Bilder geschossen.

Interessant wird es bei Laelia mantiqueirae/pabstii (bleibe bei dieser Nomenklatur, wie die als Cattleya heißen soll, forsche ich jetzt nicht nach). Ich habe 2 Pflanzen, die eine als mantiqueirae, die andere als pabstii gekauft. Sollten dasselbe sein, aber ich bin mir da nicht ganz sicher, die mantiqueirae ist deutlich starkwüchsiger.

Beide haben nach einem Jahr Eingewöhnung zuletzt viele NT gemacht, bei jeweils einem ist die BS gefüllt. Übern Winter rührt sich nix. Aber bei der mantiqueirae scheint jetzt Bewegung zu kommen, im Gegenlicht betrachtet.
Bei der pabstii tut sich vorläufig noch nichts.

Eine Pflanze, bei der sich um diese Zeit immer was tut (die hat ihr stabiles System), ist L. harpophylla. Die hat mit der Düngerei heuer 2 ordentliche Würschtl von NT gemacht, lässt sich aber nicht drausbringen. Jetzt sieht man im Gegenlicht bereits deutlich die wachsenden Blütenknospen in den riesigen BS! Da freu ich mich schon drauf, denn die hat die letzten Jahre schon schön geblüht. Ist für mich auf Grund der Blütenmerkmale auch eine Steinlälie (jetzt wohl Cattleya) und steht auch im Granit bei mir. Eine ganz tolle Art.



walter b.

Hallo Wolfgang,

die Gruppe um Cattleya harpophylla (umfasst drei oder vier Arten und eine Naturhybride) wurden in einem früheren Versuch einer Neugliederung als Gattung Dungsia bezeichnet, sie sind ja äußerst einheitlich und eigentlich nur an den Blüten zu unterscheiden. Sie stehen genforschungen zufolge den in dieser Ordnungsstruktur als Hoffmannseggella bezeichneten Felsencattleyen sehr nahe, weisen aber auch eine enge Nahebeziehung zu den kleinen roten Cattleyen (syn. Sophronitis) auf, hier speziell zu der Gruppe um Cattleya cernua, was ich sehr interessant finde!

Sie unterscheiden sich aber nicht nur sehr deutlich im Aussehen sondern auch in der Ökologie. Wie der deutlich weniger sukkulente Habitus vermuten lässt, vertragen diese Pflanzen nicht so extreme Standorte, sie wachsen auch an weniger exponierten Stellen und zwar als Epiphyten im Wald.

Viele Grüße
Walter

Muralis

Hallo Walter,
ich habe mir zu dem Thema natürlich schon was durchgelesen, nämlich den Aufsatz von Miranda dazu, der auch irgendwo im Netz aufzufinden ist. Der hat - unter anderem mit einem Foto - nachgewiesen, dass harpophylla sehr wohl auch lithophytisch wächst, allerdings feuchter. Ich habe das, anscheinend mit Erfolg, mit meiner Kultur nachzuahmen versucht. Hat den praktischen Vorteil, dass man sehr selten umtopfen muss  :-D

Entscheidend waren für die verwandtschaftliche Zuordnung bisher mit gutem Grund immer Blütenmerkmale und nicht das Aussehen irgendwelcher grünen Pflanzenteile. Da gehe ich mit Miranda völlig konform, dass harpophylla, die sicherlich ökolgisch ein wenig vom üblichen Weg abgezweigt ist, zu den Steinlälien gehört und die Gattung Dungsia ein unnötiger Schmonzes war.

Inzwischen sind ja leider die Genetiker auf den Plan getreten, was nun zu diesen unseligen Neukombinationen, die einem Praktiker (Floristen, Orchideenliebhaber und wem sonst noch allen) wirklich in der Seele weh tun. Wer fängt denn schon wirklich was mit einer Neotinea ustulata oder einer Cattleya harpophylla an? ich jedenfalls nicht (mehr)

So, das musste jetzt einfach mal sein  ;-)

walter b.

Da wird sich nicht viel zurück entwickeln, die Gene lügen nicht! Es ist halt eine recht neue Forschungsmethode und es war wohl zu erwarten dass sich so Manches damit ändert.
Aber das wird schon werden, so alt kannst Du doch nicht sein...

In Brasilien gibt es keine Laelien und da können die Blüten nochmal soviel die gleiche Anzahl an Pollinien haben. Das ist doch dermaßen vertrottelt das daran aufzuhängen! Die Anzahl an Pollinien ist nämlich sowas von unrelevant, die verändert sich wahrscheinlich in ein paar Jahrhunderten!

Und sei mir nicht böse, aber vom Handel und von ein paar verstaubten, ignoranten und nicht lernfähigen oder lernwilligen OrchideenliebhaberInnen kann sich doch die Grundlagenwissenschaft nicht bremsen lassen. Das wäre ja absurd!

So, das musste jetzt wohl auch einmal sein...

Liebe Grüße
Walter

Muralis

Locker bleiben, Walter  ;-)
Auch wenn ich ein lernunwilliger Orchideenliebhaber (in Wirklichkeit vielmehr Florist und stattdessen rezent eher Faunist) bin, so glaube ich doch, dass es gar nicht so wenige davon gibt, die unzufrieden sind. Das Ganze gründet sich auf den Wunsch nach einem verstehbaren Ordnungssystem, was es ja eigentlich auch sein soll.

Bisher wusste man, was eine Cattleya, eine Sophronitis oder eine Orchis ist und dass Neotinea eine ganz anders aussehende Gattung im Mittelmeergebiet ist, die nur eine Art hat.
Ich hab auch nichts dagegen, wenn man Laelia aufspaltet. Die großen brasilianischen würden auch gut zu Cattleya passen, wenn man vom Pollinien-Merkmal nichts hält. Keine Ahnung, wie lang das dauert, dass sich dieses Merkmal entwickelt. aber es dauert sicher seeeeeehr lange, bis eine S. cernua und eine L. harpophylla so verschieden aussehen.

In Wahrheit geht es auch bei diesen Fragen um Machtspiele. Wir haben genug Genetiker ausgebildet und diese können sich nun wichtig machen, indem sie Ordnungssysteme umkrempeln. Das Fußvolk läuft hechelnd hinterher, bemüht Schritt zu halten, um nicht als lernunwillige Banause zu enden.

Beispiele gibt´s überall: Die Kroatische Gebirgseidechse im äußersten Süden Österreichs sieht einer normalen Mauereidechse so ähnlich, dass man die Kopfschilder gut fotografieren muss, um einen Fund der Art beweisen zu können. Blöderweise sind Genetiker draufgekommen, dass die Kroatische einigen Eidechsen auf der Iberischen Halbinsel näher stehen soll, daher wurde sie in die Gattung Iberolacerta versetzt, ist also keine Podarcis und auch keine Lacerta. Ich schreib lieber nicht, was ich mir dazu denke.

Oder doch: Auskennen sollte man sich können - dazu brauche ich das Ordnungssystem, nicht, um einen Wissenschaftszweig sich profilieren zu lassen.

Aber mir ist sonnenklar, dass meine Meinung da vollkommen wurscht ist, daher ist auch jede Aufregung sinnlos. Der Miranda war bez. Genetik auch skeptisch. Hab seinen Artikel nun ausgegraben. Bei der Recherche bin ich übrigens draufgekommen, dass es jetzt "Cattleya pabstii" heißt.

http://www.delfinadearaujo.com/on/on34woc/palestras/miranda/mirandaeng.htm

Vom Thema "Steinlälienkultur" sind wir jetzt aber weit abgekommen  :-D

Muralis

So, jetzt wieder zur Kultur  ;-)

Tatsächlich hat meine "Laelia" regentii die vielen Sonnenstunden des Hochwinters genutzt und relativ zügig meine ersten Winter-Steinlälien-Blüten produziert. Eine echte Überraschung, da sie ja erst im Sommer als eine der letzten Arten geblüht hat. Interessant, wo doch andere Arten jetzt anscheinend nicht in der Lage sind, Blüten zu erzeugen.

Der Blütentrieb braucht übrigens keine Stütze, die Position direkt am Glas an der Südseite hat genügt, dass er schön straff ist. Allerdings ist er durch den tiefen Sonnenstand ganz schräg nach vorn gewachsen.

Meiner Meinung nach ist der Dünger schon ein ganz wichtiger Faktor in der Kultur, denn durch seinen Einsatz kann man den Zyklus der Pflanze ganz entscheidend verändern respektive verkürzen. Man kann eben dadurch bei vielen Arten in eine Phase reinkommen, wo die Pflanze dann wegen des Lichtmangels keine Blüten ansetzt.

regentii ist übrigens trotz des klangvollen Namens für mich eins der langweiligsten Steinchen, Blüte klein und blass gefärbt....