C. reginae: Entfernen abgestorbener Teile?

Begonnen von Frank Hamburg, 10.Okt.20 um 14:23 Uhr

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Frank Hamburg

Moin!

Ich bin neu hier, und habe folgende Frage:

Ich habe mir gestern eine C. reginae gekauft, die ich heute einpflanzen wollte. Dabei fiel mir auf, dass ein Teil der Pflanze deutlich geschwärzt aussieht, so als wären die Wurzeln abgestorben. Ich füge mal ein Foto bei.
Da der dunkle Bereich so einen großen Teil ausmacht, frage ich mich ,ob ich das alles entfernen sollte, so wie es in meiner Literatur angegeben wird. Kann mir jemand helfen?

Berthold

Frank, Du solltest auf jeden Fall weiche Pflanzenteile entfernen. Die schwarzen Wurzeln sehen mir teilweise nach Pilzbefall aus (Wurzen mit hellem Gewebe aber schwarzen Stellen). Dies würde ich auch entfernen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Frank Hamburg

Hallo Berthold!

Danke schon mal für die prompte Antwort!
Also alles was schwarz oder auch nur gefleckt ist wegschneiden.
Großzügig mit einem Cuttermesser und hinterher mit Kohle bestäuben?
Da bleibt möglicherweise wenig zurück, aber ich versuche es.

Noch einmal Danke

Berthold

Frank, Wurzeln wachsen nach, infizierte Wurzeln können die gesamt Pflanze umbringen, wenn es ein aggressiver Infekt ist.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Niko

Hallo,
meine Antwort mag schroff klingen, ist aber als ehrlich gemeinter Rat gedacht: Die Pflanze zurückschicken und den Kaufpreis zurückverlangen erscheint mir am sinnvollsten. Es lassen sich zwar zwei Neutriebe erkennen, die Pflanze ist aber auf jeden Fall sehr geschwächt.

Gruß Niko

Berthold

Ja, ich hatte übersehen, dass die Pflanze neu gekauft wurde.
Da ist der Verkäufer allein für den Schaden verantwortlich und muss Ersatz liefern.
Wie heisst der Verkäufer?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Frank Hamburg

Mowwe in Eschede.
Ich werde mal Kontakt aufnehmen.
Weiß jemand gute Bezugsquellen?
Ich hatte vor Jahren mal eine tolle Quelle,  eine Dame aus dem bayrischen Wald. Leider ist die im Ruhestand.

Schönen Sonntag

Timm Willem

Diese Baustelle ist zwar schon etwas älter, ich möchte trotzdem versuchen noch etwas aus meiner Sicht speziell zu Cypripedium reginae und dunklen Wurzeln beizutragen.

Wenn die Pflanze aus Gewächshauskultur stammt, bei der permanent Fungizide eingesetzt wurden, sind schwarze Wurzeln und abgestorbene Wurzelspitzen sicher kein besonders gutes Zeichen!

Aber auch in Containern altern die Pflanzen und ältere Wurzeln werden schwarz und sterben ab.
Im Freiland ausgepflanzt sieht es bei einigen Cypripedium Arten und Hybriden aber anders aus. Die Wurzeln von reginae sind unter den passenden Kulturbedingungen vollständig mit Mykorrhiza überzogen. Die Wurzeln sind in der Regel sehr lang, dick und werden schnell dunkel, trotzdem bleibt das Innere der Wurzeln gesund und die Wurzelspitzen wachsen über Jahre weiter. Die rasche Schwärzung der Oberfläche wird durch die Wechselwirkung der Pflanzenzellen mit den Pilzzellen hervorgerufen. Überwiegend sind dies Wurzelexsudate zur Kontrolle des Myzels und abgestorbene Pilzzellen.

Es ist aus meiner Sicht deshalb bei Pflanzen aus Freilandkultur nicht zwingend ein negatives Zeichen, dass die Wurzeloberfläche dunkel ist, die Wurzeln können trotzdem gesund sein. Es kommt sehr auf den Gesamtzustand der Pflanze an. Beispielweise, dass neben den dunklen Wurzeln genügend junge, helle Wurzeln vorhanden sind.

Die Schwärzung der Wurzeln tritt jedoch nicht bei allen Arten und Hybriden gleichermaßen auf. Ein anderes Beispiel ist calceolus, hier bleiben die Wurzeln sehr lange hell. Das unterschiedliche Verhalten der Arten und Hybriden lässt sich bereits gut in der Kultur unter sterilen Bedingungen beobachten. Bei einigen Arten verfärbt sich das Kulturmedium sehr schnell dunkel, es werden große Mengen Wurzelexsudate ausgeschüttet. Diese Arten zeigen auch eine raschere Schwärzung der Wurzeloberfläche in der Kultur in Grundbeeten.

partisanengärtner

Ich habe ja meinen C.reginae Kübel vor kurzem zerlegt.
Da waren die Wurzeln schon sehr verfilzt und auch sehr lang.
Flecken oder Schwärzungen habe ich bei keiner Pflanze gefunden.
Es gab bereits 2 blühreife eigene Sämlinge und auch einen Winzling in dem Batzen.
Allerdings sind es album Formen, wenn das die Ursache für die weißen Wurzeln sein sollten.

Bei eigen besonders langen Wurzeln habe ich einfach gekürzt. Hoffentlich war das kein Fehler.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Berthold

Zitat von: partisanengärtner am 15.Mär.22 um 19:01 UhrBei eigen besonders langen Wurzeln habe ich einfach gekürzt. Hoffentlich war das kein Fehler.

Die Schnittstellen sind offen für Infektionskeime. Bei sehr empfindlichen Arten würde ich das nicht tun, aber bei reginae sollte es keine Rolle spielen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

partisanengärtner

Wachsen abgeschnittene Wurzeln denn weiter oder sterben die eher ab was ich jetzt mal vermute.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Berthold

Zitat von: partisanengärtner am 15.Mär.22 um 19:29 UhrWachsen abgeschnittene Wurzeln denn weiter oder sterben die eher ab was ich jetzt mal vermute.

Diese Pflanzen mit den unverzweigten Wurzeln haben die aktiven Zellen, die sich vermehren können, soweit ich weiss nur an der Spitze der Wurzeln.
Wenn man diese abschneidet, ist Feierabend mit dem Wachsen.
Aber der Rest der Wurzel macht weiter Stoffwechsel, wenn sie sich vorne schließt und damit sich vor Infektionen schütz.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

partisanengärtner

Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Berthold

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Alwin

Zitat von: partisanengärtner am 15.Mär.22 um 19:49 UhrDanke für die Expertise
Ich hatte mal die abgeschnittenen oder verletzten Wurzeln mit Zimt und Aktivkohle bestäubt Hat funktioniert
Der nicht behandelte Teilstock ist im Folgejahr verschwunden
Hilft dir aber jetzt leider  nichts mehr
Habe auch bei jedem Schnitt scharfes Messer mit Alkohol Desinfiziert
Mache ich auch bei Bonsai's
Es grüsste Alwin