Corallorhiza trifida

Begonnen von Berthold, 22.Feb.11 um 01:09 Uhr

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Berthold

Wie ich jetzt erfahren habe, lässt sich die Korallenwurz nicht im Topf kultivieren.

Die Pflanze produziert sehr wenig Chloroplaste und kann sich somit nicht alleine durch Photosynthese ernähren. Sie ist ähnlich wie der Dingel auf Ernährung durch Mykorrhiza-Pilze angewiesen.

Diese Pilze scheinen allerdings zwingend an lebende Baumwurzeln gebunden zu sein.
In dem mir bekannten Fall sind Pflanzen im Hochsommer in verschiedene organische Substrate in Töpfe gesetzt worden. Die Substrate wurden einschliesslich der Pflanztöpfe sterilisiert. Im Dezember des selben Jahres waren die Rhizome der Pflanzen, die Korallen, in allen Substratmischungen vollständig aufgelöst und verschwunden.

Vermutlich sind die Mykorrhiza-Pilze beim Transfer der Pflanze in den Topf von ihren Wirtswurzeln getrennt worden und im Topf rasch abgestorben. Damit war das Rhizom schutzlos den Mikroorganismen an den Wurzeln ausgeliefert und wurde schnell verstoffwechselt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Thea

Guten Morgen Berthold,

mir fällt grad ein dass ich letztens das hier gesehen habe:
https://www.baldur-garten.de/searchResult.jsf

Ist das denn brauchbar? Wär das auch was für Orchideen  :bag?

Liebe Grüße Theodora  :classic
LG Thea

Uhu

Hallo Berthold,

gibt es dazu eine Veröffentlichung? Die Versuchsbedingungen wären interessant. An die geimpften Trüffelbäume musste ich auch denken. Corallorhiza dürfte aber unter den Chlorophyll armen Arten eine besonders schwierige sein. Wer konnte denn erfolgreich Nestwurz bei sich ansiedeln. Im Gegensatz zu spontanem Einschleppen vieler Epipactis helleborine ist diese im bot.Garten nicht aufgetaucht - obwohl es im eingebrachten Kalkboden hätte dabei sein müssen.

Gruß Jürgen
Grüße Jürgen

Carsten

Interessantes Thema.
Wenn ich in der Verlegenheit wäre, Corralorhiza kultivieren zu müssen, würde ich das in einem großen Kübel zusammen mit einer Zwergkonifere probieren.

Es gibt aber auch Saprophyten, die offenbar mit Pilzen kooperieren, die nicht an lebende Baumwurzeln gebunden sind, und die vielleicht auch weniger spezifisch bei der Auswahl der Pilzpartner sind.
Irgendwo im www habe einen Artikel gesehen, in dem bechrieben wird, wie in China Gastrodia elata angebaut wird: die Bauern inokulieren Rinde oder Holzschnitzel mit einem Pilz (dessen Name irgendwo steht), bringen das Holz flächig aus und kultivieren darin Gastrodiarhizome für medizinische Anwendungen.
In Neuseeland werden Gastrodiaarten mit Kiefernrinde in öffentliche Grünanlagen und Gärten verschleppt. Gastrodia spp. würde ich gern ausprobieren, wenn ich Saat oder Knollen hätte. Die sind z.T auch sehr attraktiv:
http://www.nativeorchids.co.nz/Potato_Orchids_LR.htm

Berthold

Zitat von: th.k. am 22.Feb.11 um 06:45 Uhr
Guten Morgen Berthold,

mir fällt grad ein dass ich letztens das hier gesehen habe:
https://www.baldur-garten.de/searchResult.jsf

Ist das denn brauchbar? Wär das auch was für Orchideen  :bag?

Liebe Grüße Theodora  :classic

Theodora, das geht leider nicht, weil die Orchideen mit ganz speziellen Pilzen zusammen arbeiten. Weder die Trüffen noch die Champingnons sind dafür geeignet.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: Carsten am 22.Feb.11 um 09:26 Uhr
Es gibt aber auch Saprophyten, die offenbar mit Pilzen kooperieren, die nicht an lebende Baumwurzeln gebunden sind, und die vielleicht auch weniger spezifisch bei der Auswahl der Pilzpartner sind.

Ja, aber meistens scheint es anders zu sein und das finde ich auch plausibel, denn die Pilze haben auf den Baumwurzeln ein viel solidere Existenzbasis als in dem verrottenden Laub und dürften langlebiger sein.
Eine "kluge" Orchideen sucht sich da schon den passenden Pilz zur Symbiose raus.

Jürgen, eine Veröffentlichung darüber gibt es nicht. Ich hatte aber über Untersuchungen an der Nestwurz gelesen. Da konnte man einen Stofftransfer mit getractem Zucker zwischen Baumwurzel über Pilz zur Orchidee nachweisen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Ich habe noch ein Glas mit asymbiotischen Sämlingen von Limodorum - eigene Grünaussaat vom Mai 09 (siehe Foto) Der Versuch mit einem Pilz von Jan Milosch auf Holz mit Sämlingen von Herrn Bogers scheiterte. Auch ihm ist es bisher nicht gelungen, sie auf symbiotische Kultur umzustellen.

Jan wollte dann Versuche damit machen, sie im Wurzelbereich von Flaumeichen zu kultivieren, ich habe davon aber nichts mehr gehört. Meine Sämlinge warten immer noch auf Alternativen.

Vor ein paar Jahren gelang es mir, einen einzelnen Sämling von Neottia auf B1 zu erzeugen, er wurde ca. 1,5 cm groß. Leider wusste ich damals noch nichts über die Lichtempfindlichkeit einiger Arten und setzte das Glas, weil er eine grüne Spitze bildete, auf die Fensterbank. Innerhalb von 3 Tagen starb er ab.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Belo144

Vorsicht bei Limodorum, ich habe die in Frankreich im Außenbereich der Pilzmyzelien von Trüffelbäumen gesehen und zwar in sehr großer Zahl. Anhand der Vegetation hat man sehr gut erkennen können, wie weit das Trüffelmyzel vom Baum weg ist.
Gruß,
Lothar

Berthold

Claus, lass den Dingel in der Flasche blühen. Mit 1 Meter Flaschen kommst Du aus, grössere Pflanzen gibt es kaum.

Hol die Calypso raus, dann hast Du auch wieder Platz in der Flasche.

Aber im Ernst, ich würde doch mal 2 oder 3 Dingel Sämlinge separieren und in der Flasche weiter kultivieren.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: Belo144 am 22.Feb.11 um 10:42 Uhr
Vorsicht bei Limodorum, ich habe die in Frankreich im Außenbereich der Pilzmyzelien von Trüffelbäumen gesehen und zwar in sehr großer Zahl. Anhand der Vegetation hat man sehr gut erkennen können, wie weit das Trüffelmyzel vom Baum weg ist.


Lothar, meinst Du der Dingel hätte Verbindung zum Trüffelmyzel? Oder ist es ein anderer Pilz, der vom Trüffel nach aussen weg vom Baum gedrängt worden ist?

Dass Dingel auf Trüffel wachsen habe ich nämlich noch nicht gehört.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Zitat von: Berthold am 22.Feb.11 um 10:44 Uhr
Aber im Ernst, ich würde doch mal 2 oder 3 Dingel Sämlinge separieren und in der Flasche weiter kultivieren.

Berthold, dies ist noch das Aussaatglas. Gekeimt hatten sie eigentlich auf allen Böden, und da hatte ich eine breite Palette ausprobiert. Der erste Versuch, sie auf frischen Boden umzulegen führte zum Tod der meisten Sämlinge, und die Überlebenden wachsen nicht weiter. Es war aber CAK-Boden, d.h. mit Kokos, Ananas und Kartoffel. Ich muss da erst noch etwas über die Nährböden nachdenken: weniger Zucker, schwächere Salzkonzentration, anderer pH-Wert, keine Hormone aus den Pflanzenzusätzen. Weitere Ideen?
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Berthold

Zitat von: Claus am 22.Feb.11 um 10:50 Uhr
Weitere Ideen?

hast Du auch auf Boden umgelegt, auf dem sie am Besten gekeimt haben?
Wenn ja, sind sie etwa beim Umlegen auf diesen Boden auch abgenippelt? Das wäre ein interessanter Effekt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

In diesem Aussaatglas mit den gekeimten Sämlingen hatte ich auch CAK-Boden genommen. In anderen mit BAP, IAA/BAP und TDZ in Reagenzgläsern hatte ich starke Phenolbildung. Ich glaube, dass diese synthetischen Cytokinine für Grünaussaaten nicht erforderlich sind, meist sogar schädlich. Entweder keimt es oder auch nicht, dann aber auf (fast) allen Böden. Das gilt auch für andere Gattungen.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

knorbs

berthold, ruf bei inoq mal an, erklär der dr. schneider was du vorhast + lass dir eine mischung mykorrhiza für den profiproduktbereich "forst" (pdf-datei) schicken. da drin sind sporen von ekto- + endomykorrhiza auf trägermaterial torf:

ZitatEktomykorrhizapilze
(heimische Stämme, enthält keine Gentechnisch
Veränderten Organismen (GVO))
Amanita muscaria, Boletus edulis
Hebeloma crustuliniforme, Laccaria laccata
Paxillus involutus, Pisolithus tinctorius
Thelephora terrestris, Xerocomus badius
Endomykorrhizapilze
(heimische Stämme, enthält keine Gentechnisch
Veränderten Organismen (GVO))
Glomus etunicatum (Becker & Gerdemann)
Glomus intraradices (Schenck & Smith)
Glomus claroideum (Schenck & Smith)
Endomykorrhiza Einheiten (pro cm³ Substrat) 170
Ektomykorrhiza-Einheiten (pro cm³ Substrat) 95
Mykorrhizawirkung (Wuchsförderung [%])
Endomykorrhiza
Ektomykorrhiza
22 ± 6
18 ± 4

dann bepflanzt du einen großen eimer oder mörtelkufte mit einem gehölz, gibst dem substrat die mykorrhiza-sporen dazu + wartest einfach 1 jahr + versucht dann darin deine auspflanzversuche.


Niko

ZitatEktomykorrhizapilze
(heimische Stämme, enthält keine Gentechnisch
Veränderten Organismen (GVO))
Amanita muscaria, Boletus edulis
Hebeloma crustuliniforme, Laccaria laccata
Paxillus involutus, Pisolithus tinctorius
Thelephora terrestris, Xerocomus badius
Endomykorrhizapilze
(heimische Stämme, enthält keine Gentechnisch
Veränderten Organismen (GVO))
Glomus etunicatum (Becker & Gerdemann)
Glomus intraradices (Schenck & Smith)
Glomus claroideum (Schenck & Smith)
Endomykorrhiza Einheiten (pro cm³ Substrat) 170
Ektomykorrhiza-Einheiten (pro cm³ Substrat) 95
Mykorrhizawirkung (Wuchsförderung [%])
Endomykorrhiza
Ektomykorrhiza
22 ± 6
18 ± 4

wenn der wächst, sag mir Bescheid! Meines Wissens sind bislang sämtliche Versuche Steinpilze zu züchten fehlgeschlagen. Soll heissen - da wird Dir so einfach wohl keine Mykorrhiza entstehen.

Gruß Niko