Aaron Hicks vom Orchid Seed Project

Begonnen von Claus, 01.Jan.13 um 15:37 Uhr

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Matthias

Ja, Berthold, ich bin am Zusammenstellen aller uns verfügbaren Orchideen und das sind tausende auf Europa in Erhaltungskulturen verteilt und eben blühfähig, die mir zur Verfügung stehen, sei es als Pollenpflanze, Kapseltragende, Gewebe, ... . Ich erwarte, in Nürnberg mit Bernd Treder das mal zu besprechen, traf Bernd Treder letzten Juni in Dresden. Ich verdanke der D.O.G. viel, vor allem viel Loyalität in einer für mich schweren Zeit und da mag ich auch einiges davon zurückgeben. Hierbei ginge es darum, zu erfassen, was in Europa vorhanden ist und bei Besitzern, die nichts gegen eine zielgerichtete Vermehrung einzuwenden haben. Und davon gibt es aus meiner Sicht ausreichend.
Ich gäbe nur Samen ab, die hier auch Keimung zeigen, alles andere wäre dubios.
Samen, die älter als 1-2 Jahre sind, wären aus der Liste zu eliminieren, damit treibt man keinen Handel mehr, das verschenkt man auch nicht.
Dass die Samenbank in Österreich steht, ist ... ungünstig.
Kann´s in D wer übernehmen, weil ich denke, dass vorn dort und Umländern die Anfragen eher kommen werden. Aus Ö kommen vielleicht 2-3 Anfragen im Monat. Ich würde sie portionieren und im Pack alle paar Monate hinaussenden.
Unserer Erfahrung nach ist es besser, die Samen im Kühlschrank aufzubewahren und eher nicht tiefzufrieren. Bei einigen kann man sie eingefroren auch noch nach 10 Jahren zur Keimung bringen, aber das Gros toleriert ein Einfrieren nur, schätzt es aber nicht auf Dauer. Es sei denn in Flüssigstickstoff, aber das ist ein anderes Kapitel. Wie es bei terr. und hardy aussieht, entzieht sich mehrheitlich meiner Kenntnis. Ich denke, dass letztere aber im terrestrial orchid-forum bereits recht gut präsentiert sind, wenn ich die graphische Darstellung und %-Angaben auch als überkandidelt ansehe, aber wenn wer Zeit hat, soetwas zu erstellen und es mich nicht tangiert ...
Berthold, du kennst meinen Hang zum Artenschutz, was impliziert ... no hybrids.
Ich denke aber, man müsste zwar das Ziel im Auge behalten, aber sich doch auch vorerst überlegen, mag diese Samen überhaupt wer haben? Kämen sie in kommerzielle Hände, hätte ich etwas dagegen, denn dann schädige ich meine Firma selber. Ich brauche da keine Trittbrettfahrer und mag, was Sämlinge für den Kommerz betrifft, diese selber an meine Kunden abgeben. Damit impliziere ich Zwischehändler, Gärtner und Endkunden.

Einen Tauschhandel sehe ich als nicht transparent genug. Ein 0815-Hybridsamen trägt kein Mascherl. Ich traue mir zwar bereits zu, viele Gattungen unter dem Mikroskop auseinanderhalten zu können und dass mir da eine Schwindelei eventuell auffiele, aber dem Risiko will ich mich gar nicht aussetzen.

Diskutabel fände ich die Lösung, gewisse Samen generell freizugeben und manche nur mit Vorbehalt zB an jene, die auch Samen (und zwar reale !!) offerieren und in die Samenbank einflechten lassen. Ich denke, dass wir den Aussäern hier generell trauen können und dies mal als Basis nehmen können, dass es diesen geschlossenen Bereich gäbe.

Bin Ende Jänner bei Irina, vielleicht magst dich blicken lassen ohne Irina vorgreifen zu wollen. Wir planen bei Irina eine Seance und treffen uns mit ein paar verblichenen Orchideenaussäern, die keine Gelegenheit mehr hatten, uns die Rezepturen persönlich mitzuteilen. Ich weiß, das klingt schräg, aber man lässt ja nichts unversucht. Deswegen fliege ich extra nach Düsseldorf.
Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

Uhu

Hallo Matthias,

sehr interessant. Sind dabei die Bestände der botanischen Gärten einbezogen? Dort stehen sicherlich noch einige nicht kommerziell interessante Arten; diese zum größeren Teil aus dokumentierten Standortherkünften. Auch innerhalb einer Spezies kann es größere Unterschiede geben. Das betrifft insbesondere Arten mit einem großen Verbreitungsgebiet. Meine erste Enc.cochleata hat wie ein Revolverblüher über mehr als ein Jahr mit maximal je 3 offenen Blüten dagestanden. Ich nehme an die kam aus immer warmen Regionen ohne größere Klimaschwankungen. Meine jetzige Pflanze blüht immer im Winter aus allen Trieben gleichzeitig für ca 4 Wochen. Die stammt wahrscheinlich aus Randgebieten der Verbreitung mit deutlichen Regen- und Trockenzeiten. Wie soll mit solchen Unterschieden in einer Spezies und mit Variäteten umgegangen werden?

Beim Aufbau von Ex-situ Kulturen werden die verschiedenen Herkünfte der gleichen Art bisher möglichst getrennt weiter vermehrt. Da sollen Durchmischungen verschiedener Herkünfte erstmal vermieden werden. Diese Nachzuchten werden in der Botanik und im Naturschutz sehr kontrovers diskutiert. Der AHO nimmt da bekannterweise eine konsequente Kontraposition ein (nicht meine Meinung!!) und untersstützt diese Bemühungen nicht.

Gibt es für die tropischen Orchideen einen Lehrstuhlinhaber, der sich dafür interessiert?
Grüße Jürgen

Irina

Zitat von: Matthias am 05.Jan.13 um 21:46 Uhr

Bin Ende Jänner bei Irina, vielleicht magst dich blicken lassen ohne Irina vorgreifen zu wollen. Wir planen bei Irina eine Seance und treffen uns mit ein paar verblichenen Orchideenaussäern, die keine Gelegenheit mehr hatten, uns die Rezepturen persönlich mitzuteilen. Ich weiß, das klingt schräg, aber man lässt ja nichts unversucht. Deswegen fliege ich extra nach Düsseldorf.

Ja klar, ihr seid hier gerne eingeladen.
Das Buffet wäre dann so ab 18-19 Uhr eröffnet. :prost
"Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen"
(Johann Wolfgang von Goethe)

Birgit

Zitat von: Uhu am 05.Jan.13 um 22:39 Uhr
Hallo Matthias,

sehr interessant. Sind dabei die Bestände der botanischen Gärten einbezogen? Dort stehen sicherlich noch einige nicht kommerziell interessante Arten; diese zum größeren Teil aus dokumentierten Standortherkünften. Auch innerhalb einer Spezies kann es größere Unterschiede geben. Das betrifft insbesondere Arten mit einem großen Verbreitungsgebiet. Meine erste Enc.cochleata hat wie ein Revolverblüher über mehr als ein Jahr mit maximal je 3 offenen Blüten dagestanden. Ich nehme an die kam aus immer warmen Regionen ohne größere Klimaschwankungen. Meine jetzige Pflanze blüht immer im Winter aus allen Trieben gleichzeitig für ca 4 Wochen. Die stammt wahrscheinlich aus Randgebieten der Verbreitung mit deutlichen Regen- und Trockenzeiten. Wie soll mit solchen Unterschieden in einer Spezies und mit Variäteten umgegangen werden?

Beim Aufbau von Ex-situ Kulturen werden die verschiedenen Herkünfte der gleichen Art bisher möglichst getrennt weiter vermehrt. Da sollen Durchmischungen verschiedener Herkünfte erstmal vermieden werden. Diese Nachzuchten werden in der Botanik und im Naturschutz sehr kontrovers diskutiert. Der AHO nimmt da bekannterweise eine konsequente Kontraposition ein (nicht meine Meinung!!) und untersstützt diese Bemühungen nicht.

Gibt es für die tropischen Orchideen einen Lehrstuhlinhaber, der sich dafür interessiert?

Die BG unterliegen dem Biodiversitäts-Konvention von Rio (CBD), d.h. es ist im rechtlichen Sinn kein Austausch von jeglichem Material mit Privatpersonen erlaubt. Aus meiner persönlichen Erfahrung wird das auch recht streng eingehalten, da die Revierleiter zunehmend unter Druck gesetzt werden.

Die AHOs haben kein Interesse, da sie den `Aussäerhaufen` als Ansalber sehen, ohne jegliche wissenschaftliche Begleitung.


Claus

So schützt eben jeder sein persönliches (Pfründen)-Biotop.  O-) O-) O-) Lieber die Vermaisung der Landschaft als eine einzige angesalbte Orchidee.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Uhu

Zitat von: Birgit am 06.Jan.13 um 10:14 Uhr
Die AHOs haben kein Interesse, da sie den `Aussäerhaufen` als Ansalber sehen, ohne jegliche wissenschaftliche Begleitung.

Sie haben an modernen Artenschutzkonzepten auch kein Interesse wenn die wissenschaftliche Begleitung vorhanden ist. Glücklicherweise sind zuständige Behörden in ihrem Denken und Handeln doch deutlich fortschrittlicher.
Grüße Jürgen

Matthias

Birgit, danke für dein Statement, das mir sehr wohl geläufig ist.
Ich bin in diesen Belangen keine Privatperson, arbeite mit und für Botanische Gärten und muss dies klar von dem Material trennen, das ich - ebenfalls als Firma - auf den Markt bringe. 
Ich weiß nicht, wen du mit Aussäerhaufen als Ansalber meinst, aber nachdem immer wieder Material von mir auch zu Botanischen geht, sind meine Türen dort schon offen.
Mein Material, das in botanischen Gärten steht, ist dort als Leihgabe, das heißt, ich habe immer wieder Zugriff darauf ... und darf mich sehr wohl bedienen, wenn ich einen 2. Klon zwecks Bestäubung benötige, der dann aus der Sammlung des BoGa kommt. Manus manum lavat. Kaum ein Botanischer Garten kann sich heute mehr ein Vermehrungslabor leisten, nicht ich suchte die BoGa´s, sie suchten mich. Also salben wir - um deine Diktion zu verwenden - höchstens einander gegenseitig. Dass dann die Resultate auch nur in geschützte Bereiche kommen, ist dann eher das Unverständnis der Privatpersonen, die zwar meine Listen kennen und verärgert reagieren, dass ich aus manchen Saaten zwar übervoll habe, aber nichts abgebe(-n darf).
Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

Berthold

Zitat von: Matthias am 06.Jan.13 um 14:20 Uhr
Ich weiß nicht, wen du mit Aussäerhaufen als Ansalber meinst, aber nachdem immer wieder Material von mir auch zu Botanischen geht, sind meine Türen dort schon offen.

Es geht da um die Aussaat der heimischen Erdorchideen und den Arbeitskreis heimischer Orchideen AHO, in dem sich leider viele stark eingeschränke Puristen zusammen gefunden haben
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Matthias

Zitat von: Berthold am 06.Jan.13 um 14:42 Uhr
Es geht da um die Aussaat der heimischen Erdorchideen und den Arbeitskreis heimischer Orchideen AHO, in dem sich leider viele stark eingeschränke Puristen zusammen gefunden haben
aha, danke, Berthold
Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

Timm Willem

Zitat von: Berthold am 06.Jan.13 um 14:42 Uhr
Zitat von: Matthias am 06.Jan.13 um 14:20 Uhr
Ich weiß nicht, wen du mit Aussäerhaufen als Ansalber meinst, aber nachdem immer wieder Material von mir auch zu Botanischen geht, sind meine Türen dort schon offen.

Es geht da um die Aussaat der heimischen Erdorchideen und den Arbeitskreis heimischer Orchideen AHO, in dem sich leider viele stark eingeschränke Puristen zusammen gefunden haben
"Pflanzenvernichtungsmittel", Berthold, das war doch ein Anschlag.

Berthold

Zitat von: Timm Willem am 06.Jan.13 um 16:51 Uhr
"Pflanzenvernichtungsmittel", Berthold, das war doch ein Anschlag.

Simon, ich wusste ja, dass sie sich so vor Pflanzenschutzmitteln fürchten, deshalb hatte ich ja Pflanzenvernichtungsmittel vorgeschlagen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie das verwechseln.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Zitat von: Berthold am 06.Jan.13 um 17:50 Uhr
Simon, ich wusste ja, dass sie sich so vor Pflanzenschutzmitteln fürchten, deshalb hatte ich ja Pflanzenvernichtungsmittel vorgeschlagen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie das verwechseln.
Es ist aber sicherlich trotz der vorhersehbar ablehnenden Haltung für das AHO-Forum ein sehr wertvoller Beitrag, wenn Du dort weiterhin auch eine kontroverse Meinung vertrittst. Die Gefahr ist wohl noch nicht gebannt, dass eines Tages jemand verkündet, es hätte nie erfolgreiche Sterilaussaaten von Orchideen gegeben.