Ophrys Keimpilz?

Begonnen von Berthold, 16.Dez.09 um 15:46 Uhr

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Berthold

Die Sämlinge aus dem Startbeitrag sind inzwischen auf dem Agar zum grossen Teil von Pilzen überwachsen und abgestorben.
Der Sämling aus Antwort 3 ist aber vorher noch auf die doppelte Grösse gewachsen.

Man überträgt also mit dem Sämling eine Reihe von unterschiedlichen Pilzen mit auf den sterilen Agar. Hier verhalten sich die Pilze völlig anders als im insitu Substrat neben der Mutterpflanze.
Offensichtlich gewinnen die schädlichen Pilze auf dem Agar schnell die Überhand. Die Ernährung scheint für sie zu gut zu sein. Der Agarboden enthält 3 g/l Haferflocken und 10 g/l Neudohum Pflanzerde.

Ich werde einen neuen Versuch starten mit ganz magerem Agar von nur 1g/l Haferflocken, in der Hoffnung, dass darin die Keimpilze Vorteile gegenüber den schädlichen Pilzen besitzen.

In der Natur findet man die Sämlinge meist in scheinbar rein mineralischem Substrat, was zu der Annahme verleitet, es gäbe gar keine Pilze, die zur Keimnung dienen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Berthold,
ich denke, dass deine in situ-Sämlinge von mehreren Pilzen abhängig sind. Wenn du nun die Ernährungsbedingungen durch den Haferagar änderst, wuchert der eine oder andere und macht den Sämlingen den Garaus.

Beweisen kann ich das natürlich nicht, aber nach den vielen Erfahrungen, die wir inzwischen mit mehreren Pilzen haben und der Logik, dass im Erdboden immer mehrere Pilze vorhanden sind, spricht schon einiges dafür.

Das Problem: Bisher haben wir keinen geeigneten Standard-Nährboden für solche Pilz-Kombinationen.

Ich habe zur Zeit auch so eine Kombination: die in zweiter Ernte vom DMSZ 3713 geholten Protokorme von Sp. spiralis brachten neben dem Symbiosepilz auch den Infektionspilz - ein Schimmel - mit auf den neuen Nährboden. Es zeigten sich nach dem Umlegen sehr schnell neben den üblichen Hyphen dunkle Flecken unter jedem Protokorm. Später entwickelte sich zwischen den Protokormen und zum geringen Teil auch auf ihnen ein Schimmel.

Dennoch lebt die Mehrzahl der Protokorme und hat neue Rhizoide gebildet. Ich weiß aber, dass diese Idylle nicht von langer Dauer sein wird und werde die Protokorme morgen vom Boden nehmen, einen Teil wieder auf neuen uninfizierten Haferagar legen, den anderen auf vorbereitete L1-Flächen. Das scheint mir doch ein ganz lustiges Spielchen mit den Pilzen zu werden.

Vielleicht denken wir mal über mögliche geeignete Böden nach, auf denen ein Schimmel schlechter, ein Symbiosepilz besser wächst. Mir fällt dazu zunächst wieder nur Holz ein.  :-D
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 16.Jan.10 um 18:46 Uhr
Vielleicht denken wir mal über mögliche geeignete Böden nach, auf denen ein Schimmel schlechter, ein Symbiosepilz besser wächst. Mir fällt dazu zunächst wieder nur Holz ein.  :-D

Das genau scheint mir der Punkt, Claus.
Ich teste jetzt zunächst ganz mageren Boden mit 1 g/l Haferflocken sonst nichts.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Wie wäre es denn mit einem rein mineralischen Boden?

Berthold

etwas muss der Pilz doch zu fressen haben und 1g/ l ist doch schon sehr wenig. Agar kann er ja nicht so schnell knacken.
Und ob die Trägerstruktur Gel oder Mineralsand ist kann doch nicht einen so grossen Unterschied machen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Zitat von: Berthold am 16.Jan.10 um 19:51 Uhr
etwas muss der Pilz doch zu fressen haben und 1g/ l ist doch schon sehr wenig. Agar kann er ja nicht so schnell knacken.
Und ob die Trägerstruktur Gel oder Mineralsand ist kann doch nicht einen so grossen Unterschied machen.

Aber der Mineralsand enthält Mineralstoffe die vielleicht förderlich für den Ophryspilz sind.

Charlemann

Zitat von: Uhu am 17.Jan.10 um 13:38 Uhr
Zitat von: Claus am 16.Jan.10 um 18:46 Uhr
....Mir fällt dazu zunächst wieder nur Holz ein.  :-D

oder Blätter; bei mir wuchter B1 auf 1,5g-Hafer-Agar mit Blättern wesentlich stärker. Schwache Sämlinge überstehen das nicht. Evt. gar keinen Hafer zusetzen und dafür ca 1/2 Haselblatt/ 50ml Agar

Wie wäre es mit Lärchennadeln?
Die könnte man gut dosieren und sind für den Pilz nicht so leicht aufzuschliessen.
Allerdings sehr sauer, also mit Dolomitkalk behandeln.

Berthold

Damit mir Michael später keine Vorwürfe macht habe ich den Pilz und einen Sämling auch auf mineralisches Substrat gesetzt:

Löss, Seramis, Bims, Akadama 1:1:1:1 mit ca 2g/kg Haferflocken gemischt und 45 Minuten sterilisiert.

Michael, wehe das wird nichts :-)
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Zitat von: Berthold am 17.Jan.10 um 22:44 Uhr
Löss, Seramis, Bims, Akadama 1:1:1:1 mit ca 2g/kg Haferflocken gemischt und 45 Minuten sterilisiert.

Michael, wehe das wird nichts :-)

Das wird, glaub mir!

Was waren das für Ophrys?
Nur zur Info, damit ich Dir einen neuen Sämling schicken kann. :-D

Berthold

Zitat von: Charlemann am 17.Jan.10 um 22:46 Uhr

Was waren das für Ophrys?
Nur zur Info, damit ich Dir einen neuen Sämling schicken kann. :-D

Die Mutterpflanzen im Topf, um die der Pilz wächst sind O. lutea.
Die Sämlinge weiss ich nicht, vielleicht auch O. lutea von der Mutterpflanze. Aber ich streue da immer das drauf, was ich gerade in der Tasche habe, wenn ich vorbei komme.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Zitat von: Berthold am 17.Jan.10 um 23:39 Uhr
Aber ich streue da immer das drauf, was ich gerade in der Tasche habe, wenn ich vorbei komme.

Sollte ich mir vielleicht auch mal angewöhnen.
Gar nicht dumm.

Berthold

Zitat von: Claus am 16.Jan.10 um 18:46 Uhr
Berthold,
ich denke, dass deine in situ-Sämlinge von mehreren Pilzen abhängig sind. Wenn du nun die Ernährungsbedingungen durch den Haferagar änderst, wuchert der eine oder andere und macht den Sämlingen den Garaus.

Claus, genau so ist es aber:

In einem 1g/l Haferflockenagar leben die Sämlinge deutlich länger als auf dem "fetteren" Boden.

Auf dem Mineralboden mit 2g/kg Haferflocken bilden sich auch schon wieder die weissen Hyphen, die den Sämling in den nächsten 10 Tagen verspeisen werden. Ich hätte die Haferflocken gänzlich weg lassen und nur das mineralische Substrat verwenden sollen. Darin sind möglicherweise noch genügend für die Pilze verwertbare Komponenten enthalten und das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Pilzen verschiebt sich vielleicht zu Gunsten der Keimpilze.
Leider gehen inzwischen die insitu Sämlinge langsam aus.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Bilder hierzu:

1g/l Haferflocken-Agar mit 2 stark wuchernden Pilzen neben dem Keimpilz



2g/kg Haferflocken-Mineralboden


in einem anderen Glas mit Mineralboden erscheinen keine Lufthyphen.
Offensichtlich haben die Keimpilze in diesem Pilzgemisch die besten Chancen sich gegenüber den anderen Pilzen durchzusetzen, wenn das Substrat extrem nährstoffarm für die Pilze ist.
Hinweis darauf ist auch die Beobachtung guter Keimung vieler Arten in "Rohböden".
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Ein Glück hast Du mal auf mich gehört.
Siehste, wieder was gelernt!
Ich allerdings auch muss ich zu meiner Schande eingestehen. :bag

Berthold

#29
Hier sitzt der geheimnisvolle Ophrys-Keimpilz oder die Keimpilzmischung drin, um die Mutterplanze. Man sieht es an den vielen Sämlingen.



Die Sämlinge in dieser Dichte erscheinen höchstens noch ein weiteres Jahr, dann sterben sie ab, wenn man sie nicht pikiert.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)