Bestäubung von Orchideen

Begonnen von Stick †, 12.Feb.13 um 13:17 Uhr

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Stick †

Es wird ja immer wieder geschrieben, das eine Bestäubung von , angenommen Cyp acaule alba,  acaule alba x acaule alba nicht alle Sämlinge wieder alba Formen werden. Mit welchem Prozentsatz kann man rechnen, dass wieder alba Formen entstehen? Und wie ist es , wenn man einen acaule alba selbstet?Mit welcher Anzahl an alba Sämlingen kann man da rechnen?
Die Blöden rennen, die Schlauen warten, die Guten gehen in den Garten.

Matthias

das hängt nur unwesentlich von den beiden Klonen ab, die du bestäuben möchtest, sondern von deren Elternpflanzen, also von der Großelterngeneration der f1. Sind aus dieser Charge alle alba-Formen, so ist die Wahrscheinlichkeit erneut durch Selbstung oder Sibling eine alba-Form generieren zu können sehr hoch, da sie homozygot alba sein werden.
Zumeist sind alba-Formen aber (heterozygote) Ausreißer, fast ausschließlich durch Spontanmutationen am dominanten Gen, wodurch das korrelierende rezessive Gen die alba-Farbe exprimiert. Kreuzt du 2 Pflanzen mit heterozygoten Eigenschaften am gleichen Allel, so beträgt die Wahrscheinlichkeit 25%, den erwünschten Erfolg zu erhalten.
Nachdem aber für die Blütenfarbe nicht nur an einem Gen kodiert wird, sondern an mehreren, wird es noch komplizierter. Orchideen sind keine Erbsen oder Wunderblumen (Mendel). Du kannst nur schauen, dass du durch gezielte Kreuzungen eine homozygote Alba-Form bekommst. Determiniert wird dies nur durch weitere Kreuzungsversuche, bei denen niemals ein Rückfall in die Nominalform stattfinden darf. Wenn du dann so eine Pflanze hast, ist sie goldeswert.
Manche alba-Formen bei Pflanzen entstehen aber auch durch posttranslationelle Modifikationen und diese sind nicht vorhersehbar, kalkulierbar.
Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

Stick †

Danke Mathias, jetzt verstehe ich garnichts. Geht das ein bischen einfacher.

Auf der Wiese stehen 2 acaule alba. Weit und breit nichts anderes an acaule. Die beiden acaule alba blühen jedes Jahr. Sie machen Samen. Welche Wahrscheinlichkeit, wenn man eine Kaspel aussät, sind davon wieder alba?

Auf der Wiese steht EIN acaule alba. Er blüht jedes Jahr. Macht aber keinen Samen. Ich komme vorbei und selbste ihn. Er macht eine Samenkapsel. Ich säe aus. Wieviele der Sämlinge sind wahrscheinlich alba?

:wacko2: :wacko2: :wacko2: :wacko2:
Die Blöden rennen, die Schlauen warten, die Guten gehen in den Garten.

orchitim

#3
Sind es homozygote Alba-Formen oder heterozygote? Giebt es da eigentlich Polymorphismus? :ka
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Matthias

Zitat von: orchitim am 12.Feb.13 um 22:57 Uhr
Sind es homozygote Alba-Formen oder heterozygote? Giebt es da eigentlich Polymorphismus? :ka

Beides gibt es, Tim,
Rosa wird dominant vererbt. So ist die Kombination Rw immer rosa, es sei denn auf R pickt eine Spontanmutation (R*)... wie es zBN Viren anstellen, dann ist auch der heterozygote R*w-Genotypus weiß.
Ich würde die Selbstung favorisieren. Gehen wir von Heterozygotie aus und nehmen wir an, dass eine Spontanmutation bei den Elternpfl. vorliegt, dann müsste in 75% wieder weiß herauskommen, nicht wissend, was R*R* für eine Farbform gibt. Aber das ist ja alles nur Theorie.
Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

Ahriman

Interessant!
Hast du irgendwelche Literatur darüber wie die Blütenfarbe bei Orchideen genetisch determiniert wird?

Berthold

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Matthias

insofern mutig, da ich von acaule null ahnung habe, von genetik aber schon. zumeist wird die genetik prospektiv betrachtet, dabei muss man sich die ahnen ansehen. viel aussagekräftiger, wasvererbt werden kann, sind die eigenschaften d großeltern.
Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

winwen

Daran anschließend hätte ich gleich eine Frage:
z.B. bei Dactylorhiza spricht man ja oftmals in Zshg. mit reinweißen Pflanzen von XXX var. alba
Wenn ich Deine Postings lese, würde ich jedoch eher geneigt sein zu glauben, dass -auch aufgrund der Häufigkeiten und des i.d.R. zerstreuten Auftretens von alba-Formen bei Dactylorhizen und anderen- es sich dabei durchwegs um Spontanmutationen handelt, woraus direkt die Frage folgt: Ja gibt es denn überhaupt etwas "alba"-nes (nicht Albernes!), das die Beifügung var. überhaupt verdient? Ich meine: var. alba (soferne es denn eine echte var. ist) x var. alba müsste doch immer var. alba ergeben. Oder hat die Beifügung "var." genetisch keine Bedeutung (weil sie nur den Phänotyp bezeichnet)?

orchitim

Eigentlich sind ja alle Albas und Semialbas kranke Pflanzen welche defacto als Testläufe im Artfindungsprozeß dienen. Wenn kein regelmäßiger bestäuber, dann auch keine Etablierung einer neuen Art/Variante dieser Mutation. Da Dactys aber öfters als sich etablierende Arten angesehen werden, z. B. maculata/fuchsii-Komplex, sind solche Mutationen vielleicht noch häufiger auftretend.
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