Misteln

Begonnen von Berthold, 10.Mär.09 um 14:03 Uhr

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Berthold

Kultiviert jemand von Euch Misteln, Viscum album, nicht für Heilzwecke, sondern nur so?

Ich habe es versucht mit über 200 Beeren auf Pappeln und auf Apfelbäumen.
Zwei Samen haben ein Keimblatt gebildet, eines ist nach einem Jahr wieder abgestorben. Das zweite wollte im nächsten Jahr gerade wieder loswachsen, da ist der Ast vom Apfelbaum, auf dem es sass abgebrochen.

Anfänglich hatte ich die Beeren zerquetscht und mit einem Tuch am Ast festgebunden, alles unnötig. Auch das Anritzen der Rinde ist unnötig. Man muss die Beere einfach auf der Unterseite eines jungen Astes mit den Fingern zerquetschen und den Samen drankleben. Leider befinden sich die jungen Äste der Pappeln meist in 20 m Höhe und 10 m vom Stamm entfernt.

Möglicherweise ist der Keimerfolg wesentlich höher, wenn man die Mistel vorher durch den Magen-Darm-Trakt schickt. Aber ich hatte leider keine Misteldrossel zur Hand.
 
 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

knorbs

leg doch den samen 1-2 tage in coke ein. um  sicher zu gehen, würde ich beim original bleiben  grins

ich würde es auch gern mal probieren, misteln auf meinem apfelbaum anzusiedeln, aber ich habe noch keine mistel in meiner gegend gefunden, die sich auf apfelbäume spezialisiert hat.

Ralla

Kann man den Verdauungsprozess nicht mit Einlegen in eine Säure versuchen zu imitieren?

Was wollt ihr denn mit den Misteln anstellen? Druiden-Zaubertrank brauen?
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

#3
Zitat von: knorbs am 10.Mär.09 um 14:20 Uhr
aber ich habe noch keine mistel in meiner gegend gefunden, die sich auf apfelbäume spezialisiert hat.

Norbert, ich glaube, das ist nur eine Art, die auf sehr viele Laubbäume geht. Für Nadelbäume (in Südeuropa) gibt es eine andere Unterart. Ob die umgewöhnbar ist, weiss ich nicht.

Zitat von: Ralla am 10.Mär.09 um 14:28 Uhr
Was wollt ihr denn mit den Misteln anstellen? 

Die kann man sich über die Haustür binden. Das bringt Glück für die Familie.
Ich weiss nicht, ob das stimmt. Aber es soll auch Glück bringen, wenn man nicht dran glaubt.
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Ralla

Zitat von: Berthold am 10.Mär.09 um 14:31 Uhr

Die kann man sich über die Haustür binden.

Ach so, du denkst jetzt schon an die Weihnachtsdeko. Sehr vorausschauend.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Zitat von: Ralla am 10.Mär.09 um 14:44 Uhr

Ach so, du denkst jetzt schon an die Weihnachtsdeko. Sehr vorausschauend.


ja, die wachsen so langsam, dagegen ist eine Phalaenopsis Fantasy Musick ein Outperformer.
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Berthold

Kennt sich jemand mit der Aussaat von Misteln aus?

Man findet sie in Mitteleuropa meist auf Pappel, Apfelbäumen, seltener auf Birken, in Südeuropa auf Nadelbäumen, meist Kiefern. Sind das verschiedene Unterarten, die auf Wirtsbäume spezialisiert sind?

Benötigt der Samen einen Durchlauf durch den Magen-Darm-Trakt von Vögeln (z.B. Misteldrosseln) zum Keimen oder kann man ihn so auf junge Äste kleben?

Umfangreiche Versuche von mir in der Vergangenheit sind fehlgeschlagen.
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Manne

Habe ich auch schon probiert. Mal klappt es und mal nicht. Letztens hat mir Jemand erzählt, das man die Samen immer nur wieder auf die Baumart setzen soll, von welcher der Samen stammt. Aber sicher bin ich mir da nicht so recht.

Postpiet

Hallo Berthold,

zum Erfolg anthropogener Ansiedelungsversuche von Misteln kann ich nichts beitragen, aber ja, es gibt mehrere Spezies bzw. Subspezies.

Wenn man hierzulande (die nicht-mitteleuropäischen Arten lasse ich mal außen vor) von "Misteln" spricht, dann meint man in der Regel Viscum album ssp. album, die Laubholz-Mistel, vielfältig auf verschiedenen Laubbäumen wie Pappel, Linde, Apfel, usw. zu finden.

Deutlich seltener sind die Kiefern-Mistel (V. album ssp. austriacum), die im natürlichen Wuchsgebiet der Waldkiefer ausschließlich auf dieser zu finden ist, und die Tannen-Mistel (V. album ssp. abietis), die eben auf Tannen vorkommt.

Mittlerweile hat darüber hinaus auch die natürlicherweise eher im südosteuropäischen Raum auf Eichen und Esskastanien vorkommende Eichen-Mistel oder Riemenblume (Loranthus europaeus) in Deutschland Fuß gefaßt.

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Aussaatversuche von Mistelsamen, die wohl nicht zwingenderweise vorher einer "Darmpassage" ausgesetzt werden müssen, nur in etwa 1-2 % auch zu einem Keimungserfolg führen.

Die kritische Phase ist aber mit der Keimung, d. h. mit der Ausbildung einer sog. 'Haftscheibe', mit der sich der Keimling am Wirt fixiert, noch nicht beendet. Erst wenn der sich in der Folge entwickelnde 'Primärsenker' eine Verbindung zu den Leitungsbahnen des Wirtes hergestellt und somit dessen Resourcen angezapft hat, steht einer weiteren erfolgreichen Entwicklung nichts mehr im Wege.

Bedenkt man dann aber weiter, dass es wohl an die 30 Jahre benötigt, bis die Mistel dann zu einer Pflanze von etwa 50 cm Durchmesser angewachsen ist, dann hättest Du vermutlich schon in der Ära Brandt mit Deinen Mistel-Experimenten beginnen sollen, um an Weihnachten selbst ausgesäte Mistelzweige zu ernten ...


Gruß

Peter
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Berthold

Peter, ich hatte etwa 100 Samen auf Apfel und Pappel aufgebracht.

Ich hatte die Baumrinde angeritzt, und den Samen mit Mull festgebunden, später nur noch den Samen auf die Rinde gequetscht. Er klebt regenfest fest.

Zwei Samen haben gekeimt, einer davon hat ein Jahr überlebt.
Was ich nicht gemacht habe, war, junge Äste mit noch dünnen Rinden zu suchen. Die wachsen meist sehr hoch und weit weg vom Stamm also schwierig zu erreichen.

Im bot. Garten Dahlem hatte man auf einer Birke erfolgreich ausgesät. Das Teil war 30 cm im Durchmesser. Man hätte die Samen nur auf die Rinde geklebt.
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Ahriman

Schonmal invitro probiert?
Das wäre sicher interessant...

Ob die Haustorien mit dem Nährboden was anfangen können weiß ich nicht, gegebenenfalls müsste man den Keimling dannn auf die Wirtspflanze transferieren.

Das sollte man mal mit tropischen Loranthaceae probieren, die blühen wenigstens hübsch.

LG,
Christian

Berthold

Zitat von: Ahriman am 19.Okt.09 um 00:17 Uhr
Schonmal invitro probiert?
Das wäre sicher interessant...
LG,
Christian

Christian, interessant wäre es schon aber für invitro käme zunächst mal Pyrola, das Wintergrün dran. Da sehen die Samen wenigstens schon mal wie Orchideensamen aus und bei den ersten Versuchen haben sie asymbiotisch auch nicht gekeimt. Die scheinen mir den europäischen Erdorchideen wirklich sehr ähnlich im Keimverhalten.
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Postpiet

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Alexa

Hm, sehr interessant.
Wäre es denn theoretisch möglich, adulte Pflanzen auf einen anderen Baum umzusiedeln?

Berthold

Zitat von: Alexa am 19.Okt.09 um 07:26 Uhr
Hm, sehr interessant.
Wäre es denn theoretisch möglich, adulte Pflanzen auf einen anderen Baum umzusiedeln?

man kann die Äste umsetzen, auf denen die Misteln wachsen, so etwa wie man die Obstbäume veredelt.
Aber diese Technik zählt nicht, das ist Fusch.
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