1980 mit der Cessna durch den Westen der USA

Begonnen von Berthold, 25.Nov.15 um 22:05 Uhr

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Berthold

Im Jahre 1980 habe ich mit unserem Prokuristen und unseren Partnerinnen die damalig weltgrößte Computermesse in Anaheim bei Los Angeles besucht.
Anschliessend habe ich auf dem John Wayne Airport bei Long Beach bei LA eine Cessna 182 gechartert, mit der wir vier 2 Wochen durch die westlichen Staaten geflogen sind. Es war damals für uns alle eine sehr eindrucksvolle Reise.

Zuerst musste ich den Vercharterer davon überzeugen, dass ich ein zuverlässiger Pilot bin und dass ich mich im amerikanischen Luftraum und im amerikanischen Sprechfunk-Slang zurecht finde, ohne der gesamten amerikanischen Linienverkehr in Los Angeles, San Franzisco und andern Luftkreuzen der westlichen USA zu sehr zu stören.

Nach 2 Stunden Einweisung ging es dann aber schon los.
Obwohl wir zu viert in der Cessna sassen, habe ich mich anfänglich ziemlich einsam gefühlt, als wir zwischen den vielen dicken Jumbos im An- und Abflug auf Los Angeles International hindurch mussten.

Im Folgenden einige Erinnerungsfotos, aus dem Fotoalbum abfotografiert.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

SNA und LAX sind gerade mal 35 Meilen voneinander entfernt.  :wacko 
Allerdings schaffen die Engländer zwischen LHR und LCY gerade mal 24 Meilen. Zwischen Standsted und LCY sind es 32,6 Meilen. Bei dem Verkehr in London sind das schon jeweils über 1 Stunde Fahrzeit zwischen den Flughäfen.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Das war unser Transportmittel für die nächsten 2 Wochen, eine Cessna 182 Q. Wir konnten laden

-uns vier
-2 mittelgrosse Koffer
- Sprit für 5 Stunden, also ca.1250 km

also etwas mehr als ein Mittelklasse PKW

Es war ein braves Flugzeug, kann auf kurzen Plätzen starten und landen und fällt nicht so leicht vom Himmel, ist allerdings nicht für Vereisungsbedingungen geeignet. Da wir aber damals mangels Lizenz eh nur nach Sicht fliegen durften, war diese Einschränkung verkraftbar.

Die November seven tree five Papa Whisky
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eveline†

Hach, auf diesen Thread freue ich mich aber wohl ganz besonders. Das muß ja aufregend und interessant gewesen sein.
Bitte blättere intensiv in Deinen Erinnerungen, in diesem Fotoalbum, lasse keine Seite aus, viele Bilder, spannend!

Berthold

Erster Stopp war der Grand Canyon.
Wir sind noch durch den Canyon leicht unterhalb der Oberkante geflogen. Später wurde das streng verboten, weil viele Flugzeuge im Canyon zusammen gestossen sind. Aber wir hatten Glück und keinen einzigen Gegenverkehr.
Die niedrige Flughöhe ist schon etwas unheimlich, denn bei Motorausfall muss man unten im verschlungenen Flusstal eine Notlandung durchführen. Dabei sind die Überlebenschancen auch nicht besonders gross.

Wir haben die Gegend auch zu Fuss erkundet.
Zum Flussbett runter sind 1500 Höhenmeter abzusteigen. Das wäre nicht das Problem aber der Aufstieg schon, denn unten herrscht oft 50°.
Überall standen Warnschilder, man solle seine Kräfte gut einteilen und viel Wasser mitnehmen.
Die meisten Touristen übernachten unten am Flussbett und steigen am nächsten Tag in der Kühle wieder auf.
Wir haben uns nur den halben Abstieg zugemutet. Das war klug, denn wie sich hinterher heraus stellte war eine Person von uns am Limit.

Im Canyon wachsen wirklich ordentliche Agaven, für die man in der Kultur einen hohen Garten benötigt
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Eine weiter Station war der Petrified Forest Nationalpark.
Man fliegt in den USA oft viele 100 Kilometer über absolut menschenleere unwirkliche Landschaften. Deshalb wird dringend geraten vor jeden Flug einen Flugplan aufzugeben, in dem der Startzeitpunkt, die Route und die Flugzeit angegeben ist. Nach dem Landen muss man den Flugplan schliessen, sonst werden die Search and Rescue Hubschrauber in Bewegung gesetzt, um einen zu suchen.
So ist auch der berühmte Abenteurer und Ballonfahrer Steve Fossett ums Leben gekommen. Er hatte keinen Flugplan aufgegeben aber unterwegs ein Problem bekommen.
Sonst ist es den Menschen dort völlig egal, wer wo hin fliegt oder wo ankommt. Deshalb haben viele Flugzeuge eine dicke verschlossene Kette um die Propeller. So können sie nicht geklaut werden.

Der Petrified Forest erinnert an eine Marslandschaft. Fast alle pflanzlichen Lebewesen sind über 200 Mio Jahre alt und völlig versteinert.
Es ist ein ideales Trainingsgelände für Marsexpeditionen. Ich konnte meine Berkemann-Sandalen für die Sahara-Durchquerung 5 Monate später testen.

 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Man, jetzt dachte ich echt, du hättest dir aus diesen versteinerten Dinger Sandalen schnitzen müssen.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Ein weitere Halt wurde im Monument Valley eingelegt. Man konnte wunderbar um die Felsen kreisen und von oben John Wayne beobachten, wie er mit den Indianer unten durch die Wüste ritt und Westernfilme drehte.

Die Landebahn dort besteht aus einer Sandpiste, die vor einer steilen hohen Felswand endet. Man kann also nicht durchstarten, sondern muss landen auch, wenn der Anflug nicht so gelungen war. Beim Anflug hatte man leichten Gegenwind, der schlagartig über der Landeschwelle in Rückenwind umschlug. Es waren Fallwinde, die über die Felswand wehten und an der Schwelle auf die Erde trafen und sich dort teilten.
Für den Anflug bedeutete das, dass man plötzlich über dem ersten Teil der Landebahn zu langsam war und Auftrieb verloren hat, was zu einem deutlichen Bums des Flugzeuges beim Landen führte. Aber es ist alles ganz geblieben ausser ein paar kleinen Kratzern am Flugzeugheck (braves Flugzeug).

Es gibt eine kleine alte Indianersiedlung an der Landebahn, in der man überwiegend Souvenirs kaufen konnte.

Vor dem Abflug wurde mit anderen Fliegern (dabei war auch ein Bayer mit grosser Klappe und wenig Ahnung, der eine Piper PA28 gechartert hatte) sorgfältig beraten, wie man gefahrlos auf der Piste wieder starten konnte.

In der Nähe lag das Death Valley, wo wir auch landen wollten. Aber je tiefer wir kamen, desto turbulenter wurde die Luft durch extreme Hitzethermik. Unten herrschten 50° und die Landebahn sah von oben stark mit Sträuchern bewachsen aus. Wir haben dann doch vorgezogen, nicht zu landen und wieder Gas zu geben.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

östlich vom Grand Canyon haben wir uns einen Meteoritenkrater, den Barringer Krater angeschaut. Er hat eine Durchmesser von 1,2 km und ist etwa 200 Meter tief.
Von 50000 Jahre ist ein Stück Eisen mit 45 Metern Durchmesser und einem Gewicht von ca. 300000 Tonnen hier eingeschlagen. Seine Geschwindigkeit betrug etwa 100000 km/Stunde
Die beim Aufschlag freigesetzte Energie entsprach etwa der von 1000 Hiroshima-Bomben.

Gut, dass wir damals nicht in der Nähe waren :yes
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Zitat von: Berthold am 28.Nov.15 um 10:19 Uhr
Für den Anflug bedeutete das, dass man plötzlich über dem ersten Teil der Landebahn zu langsam war und Auftrieb verloren hat, was zu einem deutlichen Bums des Flugzeuges beim Landen führte. Aber es ist alles ganz geblieben ausser ein paar kleinen Kratzern am Flugzeugheck (braves Flugzeug).

Klingt nach einer 'gerade noch mal Glück gehabt'-Landung.

Wie seid ihr da wieder weg gekommen? Angezogene Bremse, volle Motorleistung und dann Bremse loslassen damit ihr rechtzeitig genug Höhe hattet?
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

#10
Wir sind nach Osten in den sogenannten Bible Belt der USA bis nach Salt Lake City geflogen und wollten Joseph Smith, den Gründer der Mormonen besuchen. Er hatte übrigens 40 Ehefrauen.
In seinem Tempel haben wir ihn gefunden, allein, aus Wachs nachmodelliert mit Plastikblumen geschmückt hinter eine Glasscheibe, um ihn vor zärtlichen Umarmungen zu schützen. 

Dann wollten wir unbedingt den grossen Salzsee sehen und haben die Badehose eingepackt, um im stark salzhaltigen Wasser ein bequemes warmes Bad zu nehmen.
Aber nach ca. 3 km Wanderung in den See hinein war die Wassertief immer noch nicht mehr als 30 cm. Wir sind dann umgedreht.

Ich hatte viele Jahre vorher bei einem Besuch meiner Schwester in Hollywood einen kleinen sehr stillen jungen Mann getroffen, der war ein Jahr zuvor auf dem grossen Salzsee mit seinem Raketenauto knapp 500 Meilen pro Stunde gefahren.
Also klar, dass man dort jetzt nicht gut baden konnte.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: Ralla am 28.Nov.15 um 21:02 Uhr
Zitat von: Berthold am 28.Nov.15 um 10:19 Uhr
Für den Anflug bedeutete das, dass man plötzlich über dem ersten Teil der Landebahn zu langsam war und Auftrieb verloren hat, was zu einem deutlichen Bums des Flugzeuges beim Landen führte. Aber es ist alles ganz geblieben ausser ein paar kleinen Kratzern am Flugzeugheck (braves Flugzeug).

Wie seid ihr da wieder weg gekommen? Angezogene Bremse, volle Motorleistung und dann Bremse loslassen damit ihr rechtzeitig genug Höhe hattet?

Der Start ging in Gegenrichtung leicht bergab mit anfänglich leichtem Gegenwind, also alles optimal. Allerdings drehte der Wind am Ende der Landebahn jetzt in Rückenwind.
Es war also die Frage, ob wir bei der Hitze und der Höhenlage des Platzes auf genügend Speed beschleunigen konnten, um den Auftrieb bei Rückenwind nicht zu verlieren.
Der Bayer mit der grossen Klappe wollte natürlich zuerst losfliegen und uns zeigen wie man das macht.
Mit Interesse haben wir seinen Start beobachtet und es ging alle gut. Somit hatten wir mit unserer braven C182 überhaupt keine Probleme.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Zitat von: Berthold am 28.Nov.15 um 21:17 Uhr
Der Bayer mit der grossen Klappe wollte natürlich zuerst losfliegen und uns zeigen wie man das macht.

Hat er es euch ordentlich gezeigt?

Was habt ihr also gemacht? Auf den Abend und Abflauen des Winds gewartet oder gleich voll Tempo gemacht und hochgekommen?
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Wir konnten sofort starten, weil die Cessna viel besser für diese Situation geeignet ist als eine Piper PA28 und die Piper keine Schwierigkeiten hatte.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Was hätte denn die Piper für Schwierigkeiten haben können?
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann