Projekt symbiotische Aussaat

Begonnen von orchitim, 10.Sep.10 um 16:56 Uhr

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orchitim

Im vergangenen Herbst hatte ich die glorreiche Idee, doch mal eine symbiotische Aussaat zu versuchen. Habe mir dafür einen kleinen angepilzten Stubben aus einer Orchideenwiese, dort keimten häufig die Arten direkt an solchen Stubben. In eine Schale verpflanzt und im Dezember Saatgut aus dem int. Austausch der BG's angestreut. Die Pflanzfläche wurde gedrittelt und jeweils eine Art ausgebracht.

Habenaria sagittifera
Bletilla striata
Gymnadenia conopsea

Die Schale wurde kühl aber frostfrei aufgestellt und ab April im Freien schattig plaziert.

Das Resultat ist nun folgendes, eine Bletilla scheint gekeimt zu sein(Bild4) und eine andere Art, nur anscheinend nicht das was ich ausgebracht habe, oder bestellt und dann doch nicht erhalten habe. Das die Keimrate nicht sehr hoch ist, liegt vermutlich an den Lieferungen, da diese Samen auch bei asymbiotischer Aussaat sehr geringes Keimvermögen haben. Anscheinend durch falsche Lagerung in den Samenbanken der BG's.

Die sonstig gekeimte Art hat eigenartigerweise oberirdische Bülbchen(Bild2+3), die den ausgesäten eigentlich nicht eigen sind. Wer hat da eine Idee zu. Grundsätzlich hats ja funktioniert und ich werde auf dieser Schale diesen Herbst wieder ein paar Aussaaten machen. Die Durchmischung kann im Zuge des gießens passiert sein.

Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Berthold

Das sind wahrscheinlich Arten, die so dicke Embryonen haben, dass sie auch ohne Keimhelferpilze keimen können. Das "symbiotische" sollten wir mal im einem Fragezeichen versehen.
Mit Disa uniflora sollte das auch klappen.

Der Baumstumpf mit der Moosschicht sieht sonst ideal aus für Samenkeimung.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

orchitim

Also bis zum Beweis des Gegenteils lasse ich symbiotisch mal stehen. Der Stumpf wurde sorgsam mit dem umgebenden Substrat implementiert. Auf der Fläche keimen alle möglichen Dactys, Ophris und Orchis besonders an solchen Stubben. Da ein bekeimter direkt, ca 25 cm, daneben stand habe ich diesen hier ohne sichtbare Keimung mitgenommen. Ist bis tief unten total verpilzt, wie alle dort, und dadurch zumindest mit Helferlein versehen. Nur ist mein Problem, welche terrestrischen(nichttropischen) machen oberirdische Bulben. :ka :ka
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Charlemann

Bletilla keimen auch manchmal ohne Mykorrhiza, da die Samen noch eine Restmenge von Nährgewebe (Endosperm) enthalten.
Aber trotzdem ist dieser Veruch sehr interessant.

orchitim

Bletilla war mir bekannt, das sie auch ohne keimen sollen. Disa wohl auch, nur fehlt mir dazu das Saatgut. Da ich noch einen Stubben von diesem jahr habe, werde ich auf jeden Fall den Versuch fortführen und sehen was da möglich ist. Nur weis ich eben nicht was es mit den knuddeln aufsich hat. Sind das nun Bulbenansätze oder liegen einfach die Knollen zu hoch, aber dagegen spricht eigentlich, das die Blätter anscheinend die Knuddel umfassen. :ka :ka
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Charlemann

Nein, nein. Das mit den "Knuddeln" ist schon richtig, wenn ich Das meine was Du meinst.
Du meinst die so halb im Boden steckenden Pseudobulben, nehme ich an. Das ist so bei Bletilla typisch.

Berthold

Zitat von: orchitim am 10.Sep.10 um 17:59 Uhr
Nur weis ich eben nicht was es mit den knuddeln aufsich hat. Sind das nun Bulbenansätze oder liegen einfach die Knollen zu hoch, aber dagegen spricht eigentlich, das die Blätter anscheinend die Knuddel umfassen. :ka :ka

Dann sind es Scheinbulben.
Die europäischen Arten mit Scheinbulben (Liparis, Malaxis) haben jedoch sehr kleine Samen, keimen schwer und benötigen sicherlich geeignete Keimhelferpilze.

Die Blätter einger Sämlinge sehen etwas sukkulent aus, täuscht das?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: orchitim am 10.Sep.10 um 17:37 Uhr
Ist bis tief unten total verpilzt, wie alle dort, und dadurch zumindest mit Helferlein versehen.

Das ist das Problem bei der symbiotischen Keimung in der Natur. Die Pilze stehen im Boden meist in einer starken Konkurrenz.
Nur einer von hunderten von Pilztarten kann Keimhilfe liefern und dieser Pilz muss im Boden die Überhand haben. Deshalb existiert er meist in scheinbar rein mineralischen Substraten, weil dort die Konkurrenz der anderen Pilze nicht so gross ist.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

orchitim

Na dann werde ich mal sehen ob meine auch noch längliche Blätter bekommt. Die einzige der ich das eigentlich zugemutet habe ist die von Bild 4. Möglich das die oberirdischen(untypisch!?) Speicher dazu führen das die Blätter fast ungestielt wirken und so gedrungen sind. Ob ich die mal in eine Neudohum-Mischung(welche?) verpflanze, das die noch ein bissel mehr Form bekommen vor den Wintertagen.
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Timm Willem

Bin ein bisschen irritiert. Ich mache solche Versuche mit Erdorchideen seit 20 Jahren, der Ablauf ist aber immer gleich. Man sät im Herbst aus. Dann sieht man 1 1/2 Jahre nix. In der Erde bildet sich in dieser Zeit ein mehr oder weniger großes Protokorm und danach ein Speicherorgan. Erst in der zweiten Vegetationsperide wird ein grüner Austrieb sichtbar.
Mag sein, dass bei Bletilla eine Herbstkeimung stattfindet, die einen autriebsfähigen Spross erbringt. Bei europäischen Erdorchideen wäre das aber sehr unüblich.
Im ersten Moment hätte ich gesagt, das ist keine Orchidee. Die Pflanzen sind sehr ungewöhnlich, besonders da die Wachstumsgeschwindigkeit etwas erstaunt.
Bulbenorchideen bilden an den Jungpflanzen unter naturnahen Bedingungen nicht primär Bulben, erst nach ein oder zwei Vegetationsperioden werden sichtbare Bulben gebildet.
Ausnahmen gibt es sicher.

orchitim

Wie gesagt, ich kann mich nicht dafür verbürgen das in den Tüten drin war was drauf stand, Orchideensamen waren es aber auf jeden Fall. Es kommt nicht selten vor, das Kollegen ziemlich schlampen bei der Zusammenstellung von Sämereien aus dem BG-Versand, auch bei anderen, Nichtorchideen, kommen manchmal die unmöglichsten Sachen zum Vorschein.
Aber für trop. Orchideen wäre diese geschwindigkeit auch etwas unüblich und die Temperaturführung im Winter, zwar Frostfrei aber um die 3-5°, entsprach auch nicht unbedingt tropischen Verhältnissen.
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Timm Willem

Zitat von: orchitim am 10.Sep.10 um 20:54 Uhr
Aber für trop. Orchideen wäre diese geschwindigkeit auch etwas unüblich und die Temperaturführung im Winter, zwar Frostfrei aber um die 3-5°, entsprach auch nicht unbedingt tropischen Verhältnissen.
Es gibt da schon Südamerikaner die das überleben oder erst im Frühjahr keimen. Aber genau das ist mein Problem, es fehlt die übliche Protokormphase, alle Orchideen bauen zunächst Substanz als "Knubbel", entwickeltes Protokorm auf.
Vielleicht ist Dendrobium oder so???

orchitim

Saatgut kam aus Finnland und/oder Nizza. :ka
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