Ich hatte heute einen Vogel

Begonnen von Eerika, 16.Dez.08 um 19:55 Uhr

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Rüdi

Super Wolfgang,

eines meiner Lieblingstiere!
Bin schon gespannt auf die diesjährige Brutsaison im Turm bei Reinhold
Mit gütigen Menschen zu leben, ist wie einen Raum mit Orchideen zu betreten -
        :: Kǒng Fū Zǐ  孔夫子 :: 推手 ::

Reinhold

Der Turm, naja, der steht in LA. Es ist dieser imposante Kirchturm am Stadtplatz.
Und dort nisten die Wanderfalken seit einigen Jahren.
Ich bin immer wieder fasziniert, wie aus den kleinen Minifederflaumbällchen diese stolzen Vögel werden.
Ich bin auch erstaunt, welchen enormen Taubenkonsum die Falkenfamilie hat.
Für die Falken müssen viele, sehr viele Taubenvögel ihr Leben lassen.
Natur ist so. Sehr hart.
Die lieben Taubenfütterer am Stadtplatz ahnen nicht, was sie damit den Falken Gutes tun.
Im Forum steht alles; auch das Gegenteil.

Muralis

#5357
Hier in der Natur ist es ein bisserl anders. Der Terzel hat heute nur kleine Singvögel gebracht. Er frisst anscheinend selber schon einen Teil davon, übergibt die Beute dann aber dem Weibchen, das überhaupt nichts mehr macht und sich nur noch füttern lässt.
Dennoch schlägt der Terzel auch große Tauben der Gattung Columba wie Ringel-, Hohl- und Straßentaube, was eigentlich eine enorme Leistung ist. Eine gut genutzte Rupfungskanzel liegt gleich neben dem Hide. Das Weibchen macht eigentlich ziemlich wenig in der Brutzeit. Aber auf jeden Fall eine klare Rollenverteilung.

Bei den Säugetieren ist es noch deutlicher, da gibt es zu 100% eine Rollenverteilung, bei der die Weibchen die Aufzucht der Jungen übernehmen, während bei den Vögeln in seltenen Fällen noch Rollentausch möglich ist, weil sie ja keine Milchdrüsen haben. Bei einigen, vor allem sozialen Arten der Säugetiere übernehmen die ♂ den Außenbereich (Revierverteidigung, Nahrungsbeschaffung), wie das eigentlich auch beim Menschen von der Evolution so vorgesehen ist.
Nur der moderne Mensch (oder eigentlich die ideologische Linksfraktion) meint, sich über Evolution und Naturgesetze hinwegsetzen zu können. Hier möchte man in Wahrheit ja nicht Gleichberechtigung machen, sondern Rollentausch. Die Sprache dient dabei als nützliches Instrument: generisches Femininum statt generisches Maskulinum. Es wird ganz sicher komplett schiefgehen.

Die Tierwelt kommt ganz sicher nicht auf solch dumme Gedanken wie die Linksideologen, die Tiere wissen auch nach vielen Generationen noch immer ganz genau, was sie zu tun haben. Wir wussten es auch, ca. 40000 Generationen lang.

Reinhold

Wir wissen es immer noch.
Dieses Wissen wird uns per Genetik, per DNA, grundlegend mitgeteilt. Das BIOS wird per Geburt mitgeliefert.
Dann kommen die Lernprozesse. Updates des Systems.
Und es kommt Darwin.
Alles was uns per Eltern, Kita & Schule durch Lehrer, und seien es Grüne, ins Hirn gepflanzt wird, unterliegt dem Tauglichkeitstest der "Auswahl".
Auf die Natur ist Verlaß.
Und dann darf man uns ja auch nicht überschätzen.
So ein Menschenleben, was ist das zeitlich gesehen?
Und so ein Erdleben, was ist das galaktisch gesehen?
Ein kurzer Blitz im Universum.
Das sieht doch niemand und interessiert niemanden. Noch nicht mal den Schöpfer der DNA. Vermutlich.

Also, weitermachen! Orchideen pflegen. Und ihnen dabei zuschauen, wie sie wachsen.
Im Forum steht alles; auch das Gegenteil.

Reinhold

Zitat von: Muralis am 21.Feb.23 um 18:53 UhrHier in der Natur ist es ein bisserl anders.
Interessant!
Ich sehe das Leben im Turm ganz anders. Möglich, weil die Taubennester hier zahlreich auch am Turm vorhanden sind. Und die Nahrungssuche dadurch stark vereinfacht ist.
Der Terzel bringt oft eine Taube, bietet sie an und nimmt sie wieder mit, wenn sie nicht angenommen wird. Er muß ja auch von irgendwas leben?
Die toten Beutetiere sind immer gut erhalten, also nicht zerfetzt.
Das Weibchen schreit oft (nach dem Versorger?) und bricht dann auf zur "Selbstversorgung". Und läßt die Eier bzw. die Jungvögel ziemlich lange allein zurück.
Bei den Eiern kriege ich dann Bedenken. Aber ich habe ja auch mehr Fantasie als Ahnung.
Am Ende klappt es dann alles.
Es steckt viel Variation im Ablauf drin!
Inwieweit sowas artspezifisch ist oder Angewohnheit? Wer weiß?
Es bleibt sehr interessant!
Im Forum steht alles; auch das Gegenteil.

Muralis

#5360
Zitat von: Reinhold am 21.Feb.23 um 19:09 UhrWir wissen es immer noch.
Nicht mehr alle. Oder immer weniger. Momentan haben noch viele Frauen ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihren Nachwuchs nach wenigen Wochen in einer Kinderbetreuungseinrichtung abgeben, um Karriere zu machen, wobei gerade Politikerinnen, gleich welcher Couleur, die Vorbilder sind. Der ORF kritisiert solche Frauen auf orf.on öffentlich, weil in Österreich überdurchschnittlich viele Frauen nach 2-3 Jahren oder sogar länger noch bei ihren Kindern zu Hause sind. Was soll man da von unserem ORF halten?

Zitat von: Reinhold am 21.Feb.23 um 19:09 UhrAuf die Natur ist Verlaß.
Das stimmt auf jeden Fall. Sie beutelt aus dem Lot geratene Organismen sehr schnell ab. Babylonische Sprachverwirrung gab es schon lange vor dem Genderwahnsinn. Wo ist Babylonien heute?
Was wurde aus dem stolzen Troja? Aus seinem König Priamos mit seinen vielen Söhnen und Töchtern? Eine davon war die Seherin Kassandra, die den Trojanern immer das Richtige vorhersagte, auch die Gefährlichkeit des trojanischen Pferdes. Doch man glaubte ihr nicht, vielleicht gerade deswegen, weil sie eine Frau war. Sie ging mit den Trojanern unter.

Ähnlich komme ich mir vor wenn ich mit Vertretern des Genderwahnsinns diskutiere. Ich kann nachfühlen, wie sich Kassandra damals fühlen musste.

Aber ich komme vom Thema ab - auf die Wanderfalken ist Verlass, denn auf die Natur ist Verlass. Ab Mitte Februar geht die Intensivbalz los und man kann fotografieren, wenn man ein Versteck hat. Eier legen dauert noch, normal erst im März. Vorerst also noch Chancen auf Bilder, aber nicht mehr bei mir. Mein Knie hat genug.

Muralis

Zitat von: Reinhold am 21.Feb.23 um 19:24 Uhr
Zitat von: Muralis am 21.Feb.23 um 18:53 UhrHier in der Natur ist es ein bisserl anders.
Interessant!
Ich sehe das Leben im Turm ganz anders. Möglich, weil die Taubennester hier zahlreich auch am Turm vorhanden sind. Und die Nahrungssuche dadurch stark vereinfacht ist.
Der Terzel bringt oft eine Taube, bietet sie an und nimmt sie wieder mit, wenn sie nicht angenommen wird. Er muß ja auch von irgendwas leben?
Die toten Beutetiere sind immer gut erhalten, also nicht zerfetzt.
Das Weibchen schreit oft (nach dem Versorger?) und bricht dann auf zur "Selbstversorgung". Und läßt die Eier bzw. die Jungvögel ziemlich lange allein zurück.
Bei den Eiern kriege ich dann Bedenken. Aber ich habe ja auch mehr Fantasie als Ahnung.
Am Ende klappt es dann alles.
Es steckt viel Variation im Ablauf drin!
Inwieweit sowas artspezifisch ist oder Angewohnheit? Wer weiß?
Es bleibt sehr interessant!

Klar, bei diesen Stadtfalken läuft vieles anders. Die vielen Straßentauben sind sozusagen eine Auflage; wozu mühsam Kohlmeisen fangen, da braucht man 15 davon gegen eine Taube. Bei der Versorgung muss während der Brut und am Beginn der Nestlingszeit der Terzel sehr viel machen, das steht zumindest in den gescheiten Büchern. Sehen können wir davon hier nicht allzuviel, da die Brutplätze fast immer schwer zugänglich sind und das Ganze mit hohem Zeitaufwand verbunden ist.

wölfchen

Wolfgang, ich finde die Bilder wie immer ganz toll!
Danke für diese wunderbaren Aufnahmen!!!

Ralla

Oh, ich freue mich schon auf weitere Wanderfalkenbilder.

Ich habe Wanderfalken einige Zeit auf den Webcams der Niederländischen Vogelschutz Organisation beobachtet (Kamera aufs Nest gerichtet). Am Anfang kommt der Mann immer mit 'kleinen' Geschenken, war auch mal ein entflogener Wellensittich dabei.

Die Tauben kamen immer erst, wenn die Jungvögel grösseren Appetit entwickelten. Dann reicht so eine Taube 1-2 Tage.

Das Weibchen geht halt am Anfang, wenn noch keine Eier da sind, auch noch selber jagen. Beim Brutgeschäft wechseln die sich ab und ich vermute, das Weibchen sucht sich auch selber was zu futtern. Geschenke gibt es trotzdem in der Zeit, aber halt nicht so grosse oder schon teils etwas angefressene.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Reinhold

Zitat von: Ralla am 21.Feb.23 um 20:04 UhrDann reicht so eine Taube 1-2 Tage.
Interessant, wie unterschiedlich das Verhalten der Tiere ist!
Man darf daher bestimmt nicht aufgrund von einzelnen Beobachtungen verallgemeinern.

Zu den Tauben.
Das habe ich anders gesehen.
Es waren also 5 Jungvögel im Bau/Nest.
Jeden Tag wurden so etwa 3-4 Tauben (Jungtauben?!) verfüttert, wobei die Vogelmutter auch davon gefressen hat.
Ich habe den Nahrungsbedarf dann auf etwa 400 Tauben für die ganze Brutzeit hochgerechnet.
Ja, wirklich.
Erstaunlich: es blieben nur ein paar Federn übrig. Ansonsten waren die Tauben komplett mit allem Drum und Dran aufgefressen. Ich habe es auch nie gesehen, daß etwa Überreste aus dem Bau befördert wurden.
Der Bau wird immer am Ende der Saison von den Betreuern "aufgeräumt", d.h. gereinigt.
Ich bin vom Brut- und Aufzuchtverhalten ungebrochen begeistert.
Was die Tiere leisten, ist enorm. Und sie tuen das ohne jede Schulung! Alles Wissen ist per Geburt, per DNA, im Kopf, im Hirn, vorhanden und braucht nur benutzt zu werden.
So, als käme ein Mensch mit Abi im Hirn und grünen Windeln zur Welt.
Im Forum steht alles; auch das Gegenteil.

Ralla

Zitat von: Reinhold am 21.Feb.23 um 21:10 UhrZu den Tauben.
Das habe ich anders gesehen.
Es waren also 5 Jungvögel im Bau/Nest.

In NL waren es meist nur 3-4 Jungvögel. Schon bei 4 Eiern hatte das Männchen Schwierigkeiten, die beim brüten unter sich zu verstauen.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Muralis

Inzwischen habe ich erfahren, was am nächsten Tag passiert ist. Der Kollege, der da im Hide war, hat ohne langes Warten zwischen 7 und 12 Uhr 5 Kopulationen fotografiert - und das ohne hinderlichen Ast im Bild auf dem höchsten Punkt. Es war windstill und die Sonne etwas verschleiert durch Saharastaub, sodass der Kontrast zur sonnenbeleuchteten Donau deutlich verringert war.
 
Was soll man dazu sagen? 10 Jahre Misserfolg bei den bisherigen Wanderfalkenversuchen war noch nicht genug, ich habe auch an der neuen Location von bisher 12 Ansitztagen insgesamt den schlechtesten erwischt  :devil , während Neueinsteiger sofort abstauben.

Von mir wird es aber keine neuen Bilder mehr geben, denn das altoperierte Knie hält im Gegensatz zum frischoperierten die Belastung nicht mehr aus und ich muss zum Orthopäden. Künstliches Knie steht im Raum...

Zum "Pilger" als peregrinus: Die ursprüngliche Bedeutung "fremd", "ausländisch" trifft´s besser. Wie auch die Bezeichnung "Wanderfalke" andeutet, kommt der rasante Flieger weit herum und ist ja fast auf der ganzen Welt verbreitet. Ob das für die Einzelindividuen auch so zutrifft, da bin ich mir nicht so sicher. Sie kommen vermutlich nicht weiter herum als viele andere Vogelarten. Da müsste eher die Küstenseeschwalbe peregrinus heißen.


Rüdi

Alles Gute Dir! Auf dass die ärztliche Kunst nicht versagen möge!
Mit gütigen Menschen zu leben, ist wie einen Raum mit Orchideen zu betreten -
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Berthold

#5368
Zitat von: Muralis am 23.Feb.23 um 09:49 UhrKünstliches Knie steht im Raum...
Ist aber heute kein wirkliches Problem mehr. Da kannst Du die Gnade der späten Geburt nutzen.
Wünsche gutes Gelingen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Reinhold

In der Orthop. Klinik hier machen sie den ganzen Tag nichts anderes, als Knie, Hüften, Schultern, ...
Fließbandarbeit sozusagen.
Erprobte Routine.
Und das ist gut zu wissen für den Patienten.
Ich hätte keine Bedenken, mich in deren Hände zu begeben.

Trotzdem: viel Erfolg! Ein bißchen Glück braucht man immer.
Im Forum steht alles; auch das Gegenteil.