Umbenennung der Pflanzen

Begonnen von Eerika, 19.Mär.19 um 13:02 Uhr

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Stanislav

I agree with Walter's views. From the beginning, I also looked with displeasure at the division of the genus Orchis, but when I understood its essence, I had to agree. The ability to cross is also a good indicator for non-geneticists to assess species relatedness. An example is Anacamptis collina, which has long been a puzzle for taxonomists. It is more similar to some Orchis than Anacamptis, but it easily crosses, for example, with Anacamptis papilionacea. Genetic analysis confirmed its relationship with the genus Anacamptis.
However, there are also efforts by some botanical authorities to further divide the already monophyletic genera Orchis and Anacamptis into other smaller monophyletic genera, such as Androrchis, Herorchis, Paludorchis, Vermeulenia. It is possible from a taxonomic point of view, I no longer like it and I hope that it will not take hold.

Muralis

Zitat von: walter b. am 31.Jul.20 um 18:34 Uhr
ZitatAber extrem ernst nehmen muss man das alles nicht
Das bleibt Jedem und Jeder selbst überlassen. Doch ist das doch alles sehr interessant und erweitert den Horizont.

Puh, jetzt wird´s kompliziert. Man könnte Seiten drüber schreiben, nur dafür ist es mir zu wenig wichtig. Kurz zusammengefasst: Natürlich haben alle, insbesondere Stanislav und Walter, ganz bestimmt weitestgehend recht und ich bin da sowieso sehr tolerant, auch wenn ich an meinem Bild von Grundlagenforschung noch arbeiten soll. Was aber nichts dran ändert, dass ich bei meinen bereits beschriebenen Standpunkten bleibe, denn die sind ja über die Jahre gereift.

Das Geld an die Wissenschafter verteile ja nicht ich, sondern die Entscheidungsträger (Politiker). Und die lassen Wissenschaften wie Botanik gerade am Existenzminimum zappeln wie etwa auch das Bundesheer, weil es für sie nicht wichtig ist. Noch dazu, wenn die dann noch ständig die Namen ihrer Forschungsgegenstände ändern und da ihre Energie reinstecken.

Das Problem ist ja nicht eins, das nur die "Orchideenkunde" betriffft. Es ist mit den Namen überall dasselbe. Als ich vor einigen Jahren mich einmal eine Zeitlang mit Nachtfaltern beschäftigte, lernte ich einen der profiliertesten niederösterreichischen autodidaktischen Amateur-Lepidopterologen kennen. Bei dem Thema geht es etwa um 4000 Arten. Er teilte mir mit, dass er es mit den ständig wechselnden Gattungsnamen längst aufgegeben habe, er würde am Leuchtturm nur Artnamen notieren. Aber auch hier gibt es Leute, die ständig den aktuell gültigen Namen nachjagen.

Über die Jahrzehnte habe ich mich mit den verschiedensten faunistischen Artengruppen beschäftigt, es kommen tausende Namen zusammen, die ständig gewechselt werden sollen. Irgendwann hat man mit zunehmendem Alter genug davon. Wobei hier die Orchideen nur ein Nebengeräusch sind. Nimmt man aber die Arten weltweit her, dann steht man hier auch bei zigtausenden Arten. Wenn Florian meint, es passt schon, die Namen seien ja nur veraltet, dann sage ich: Auch die jetzigen Namen werden über kurz oder lang wieder veraltet sein und die Halbwertszeit wird immer kürzer. Die babylonische Sprachverwirrung ist immer und überall, und so wie überall lernen wir aus der Geschichte nichts.

Nein, die Namenjagd ist absolut nicht mein Schwerpunkt, da halte ich den Naturschutz für weitaus wichtiger. Was nützt es mir, wenn ich nomenklatorisch auf dem neuesten Stand bin und die Arten sterben mir inzwischen weg? Um bei den Beispielen zu bleiben: Anacamptis pyramidalis ist inzwischen im Bezirk Melk ausgestorben (wie übrigens auch Arten wie Herminium monorchis, Ophrys insectifera, Epipactis microphylla und noch einige andere). Die vor 20, 30 Jahren noch rel. häufige Orchis morio hat noch weit verstreute reliktäre Inselvorkommen. Orchis tridentata und ustulata haben auch massive Standortsverluste hinnehmen müssen, und da ist es mir dann auch egal, wie die heute heißen.
Wissenschaftler, die sich dazu aber prominent in den Medien äußern, die fallen kaum einmal auf. Das niederösterreichische Straßenbau-Budget ist astronomisch im Vergleich zu dem lächerlich winzigen Budget der nö. Naturschutzabteilung. Dort ist aber auch kein größeres notwendig, denn wie mir Insider berichten, ist der jeweilige Chef dieser Abteilung kein Naturschutzfachmann, sondern ein Jurist, der den politischen Auftrag hat, echten Naturschutz mit allen Mitteln zu verhindern.
Die bekannten NGO´s bleiben ebenfalls stumm - weil sie von den Politikern finanziell abhängig sind. Sie müssen von den Fördergeldern die Jobs ihrer Mitarbeiter finanzieren, da kann man nicht lästig sein. Die Bevölkerung weiß von allen diesen Dingen nichts und wird obendrein medial manipuliert. Ein bekannter österreichischer Wildbienenexperte bezeichnete mir gegenüber die mit öffentlichen Mitteln finanzierte Bienenkampagne der nö. Landesregierung als "fake news", die so in Deutschland absolut undenkbar wäre.

Ich komme jetzt vom Thema ab, aber man kann sich vorstellen, vor welchem Hintergrund ich da diskutiere. Ich engagiere mich vor allem im Naturschutz in einer kleineren regionalen NGO, die die heutigen Möglichkeiten versucht auszunutzen (Stichwort Aarhus-Konvention) und habe leider kaum Zeit, mein Bild von Grundlagenforschung zu entwickeln  ;-)
Die ständig wechselnden Namen behindern mich aber eher dabei.

Ruediger

Zitat von: orchis pallens am 21.Jul.20 um 18:15 Uhr


Aber in dieser Hinsicht sind die Lager sehr gespalten, wie sonst auch, ich bin da sehr konservativ und wenig begeistert für Veränderungen.

Das häufige hin und her dient nicht der Sache, Übersichtlichkeit und Struktur in die Pflanzenwelt zu bringen, da wollen sich lieber ein paar Taxonomen profilieren bzw. verewigen.
So ist es zumindest mein Eindruck.
Beste Grüße

Rüdiger

walter b.

Aber natürlich geht es um Übersichtlichkeit und die Umsetzung neuer Erkenntnisse in die Nomenklatur. Es steht Jedem und Jeder frei Botanik zu studieren, dann Systematik zu machen, die Genetik von Pflanzenfamilien aufzudröseln und dann Erkenntnisse daraus abzuleiten.
Das mit dem Profilieren möchte ich einmal in Frage stellen, das wird bei allen Tier- und Pflanzenfamilien gemacht. Auch bei denen wo nicht viel Ruhm einzufahren ist. Es geht um Erkenntnisgewinn, wie es die Wissenschaft eben zum Ziel hat.
Und soll man die Erkenntnisse verstecken, weil sie irgendjemandem nicht gefallen könnten?

Ruediger

Das denke ich bei fast innerhalb kürzerer Zeit geschehen Umsortierungen leider nicht, wenn man mit dem Umschreiben der Schilder bald nicht mehr nachkommt, stimmt was nicht.

Solche Albernheiten beobachtet man in der Wissenschaft ansonsten nicht, zumindest nicht in den Bereichen in denen ich unterwegs war und bin.
Beste Grüße

Rüdiger

walter b.

Rüdiger, es ist mit der Sequenzierung der Gene eine neue Methode dazu gekommen, die revolutionäre Erkenntnisse erlaubt hat. Leider wurde in zumindest einem Fall zu früh geschossen, nämlich als man die brasilianischen "Laelien" zu "Sophronitis" umkombiniert hat. Erst erweiterte Untersuchungen haben gezeigt, dass die ganze Gruppe monophyletisch ist und unter "Cattleya" vereint werden kann. Die Alternative wären mehrere Gattungen, darunter einige Klein- bis Kleinstgattungen. Das hätte dann mit unserer bisherigen Systematik auch nicht mehr viel gemein. Da wären die bifoliaten Arten als Erstes abzutrennen, denn außer (relativ) großen Blüten haben die mit dem Rest nicht viel gemein (da braucht man bloß den Habitus und die Blattzahl vergleichen). Auch die bisherige Cattleya maxima müsste ihre eigene monotypische Gattung bekommen, so isoliert steht sie da (was man ja eigentlich auch sehen kann). Cattleya dürfte sie nicht mehr heißen, denn der Name ist für labiata (die Typusart der Gattung) und ihre direkten Verwandten reserviert. Und wer will denn das?

Viele Grüße
Walter

Ruediger

Auch bei der Phylogenetik muß man aufpassen, wann man welche Arten zusammen fügt.
Je nachdem welche Sequenzen man vergleicht.......

Und ob man die Genetik alleine als Merkmal nimmt, das kann man diskutieren.
Ich fürchte nur, das die Konfusion noch größer wird, wenn man nicht behutsam vorgeht.
Beste Grüße

Rüdiger