Calypso bulbosa Aussaat

Begonnen von Berthold, 13.Sep.08 um 20:01 Uhr

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Berthold

Ausgang für die Aussaat war Samen aus einer selbstbestäubten Gartenpflanze und Samen aus Kalifornien. Bei beiden Samen war der Embryonengehalt mit ca. 10% ziemlich gering.
Hier die Gartenmutterpflanze:



Es wurden verschiedene Böden getestet bei einer Samenbleichzeit von 8 Minuten mit 2.5% Ca-Hypochloritlösung.Nach 14 Wochen bei Zimmertemperatur im Dunklen waren auf einem von 3 Böden die ersten Protokorme zu erkennen:



6 Monate nach der Aussaat setzte eine Differenzierung des Protokorms ein:



Nach 8 Monaten hatten die Protokorme diesen Zustand erreicht:




Wegen der Unsicherheit über den geeigneten Umlegeboden wurden einige Protokorme direkt in Neudohum gesetzt, ander auf Umlegeböden. Auf den Umlegeböden starben alle Protokorme ab, während sie sich in Neudohum gut weiter entwickelten. Hier 10 Wochen in Neudohum:


Inzwischen konnte Claus die Umlegeböden verbessern, sodaß auch hierauf ähnlicher Wachstumsfortschritt erzielt werden konnte wie in Neudohum. Leider ist der Lichteinfall in meinen sterilen Umlegeböden nicht ausreichend, sodaß die Pflanzen auch bedingt durch die gute Nährstoffversorgung über das Gel etwas vergeilen.
Der Sämling in Neudohum besitzt nach 4 Monaten in Neudohum einen gesunden Habitus:

Er wird jetzt kühler und dann bald kalt gestellt, damit er im kommenden Frühjahr anfängt sich auf die erste Blüte im April 2010 vorzubereiten.

So weit so gut, erst mal.
Gruss Berthold
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Der Sämling wird langsam an seine endgültige Umgebung gewöhnt. Es wurde Moos in den Neudohumtopf um den Sämling herum gepflanzt. Das Moos soll die Feuchtigkeit im Luftraum über dem Substrat regeln, wenn die Klarsichhülle entfernt ist.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

ein Ausreisser, ein Calypsosämling mit zwei Blättern:



eigentlich treibt Calypso bulbosa im Spätsommer ein einzelnes Blatt aber verlassen kann man sich nicht drauf
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Dieter

ach Berthold,
du willst uns "einen bären aufbinden".

das ist doch unkraut  grins

Berthold

#4
Zitat von: dieter am 01.Nov.08 um 17:08 Uhr
das ist doch unkraut  grins

Also Dieter, noch fände ich das etwas überheblich, Calypso als Unkraut zu bezeichnen. Ausserdem ist es unsere Wappenorchidee.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Die Sämlinge produzieren schon auf Agar eine kleine Scheinbulbe (grün) am unteren Stengel:


Interessant ist dass einige Sämlinge nur leicht auf dem Gel aufliegen und eine Kontaktfläche von nur etwa 1.5 mm² zum Gel besitzen, über die sie die gesamten Nährstoffe aufnehmen müsse. Die Proportionen der Pflanze ist auf Agar aus dem Ruder gelaufen, aber im Topf fängt sie sich wieder.
Die Calypso scheinen da eine besondere Nährstoffaufnahmetechnik entwickelt zu haben. Die adulten Pflanzen besitzen auch nur ganz kleine Wurzeln.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Auch die Sämlinge haben ein solides Überwinterungsblatt gebildet:



Sie bleiben draussen, aber unter -5° werd ich sie doch reinholen. Da tun mir die Kleinen zu leid.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Calypso-Sämlinge nach der ersten Winterhälfte draussen im Frost, eine Nacht -22.6°, 3 Nächte -16° und viele unter -5° ohne Schneedecke und der Topf vollständig durchgefroren:



Hart die Art!
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: Berthold am 08.Nov.08 um 12:17 Uhr
Auch die Sämlinge haben ein solides Überwinterungsblatt gebildet:



Sie bleiben draussen, aber unter -5° werd ich sie doch reinholen. Da tun mir die Kleinen zu leid.

Dieses Blättchen ist jetzt eingezogen und hat eine gesunde kleine Knolle als Speicher für das Herbsblattes hinterlassen.
Ein Ausgraben zum Fototermin möchte ich jetzt nicht riskieren.
Der Topf darf während des Sommers nicht ganz austrocknen. Ich denke, die Moosschicht draussen im Schatten bringt es weitgehend.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Das kleine Knöllchen sieht so aus:



ca. 4 mm im Durchmesser und 7 mm lang.
Ich musste es aus reiner Neugierde etwas ausgraben, um nachzuschauen, ob auch wirklich alles nach Plan läuft.
Diese Scheinknolle geht jetzt in den Sommerschlaf und soll im Spätsommer wieder ein Blatt produzieren.
Die Kultur in reinem Neudohum mit einer Moosschicht drüber scheint ein geeigneter Weg für das Auspikieren zu sein. Es gab bisher kaum Verluste durch Infektionen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Die Moosschicht scheint mir sehr wichtig Berthold.
Dadurch wird das Klima um die Scheinknolle konstanter gehalten.
Benutzt Du ein spezielles Moos, oder einfach nur eines, welches bei Dir im Garten wächst?

Berthold

Zitat von: Charlemann am 29.Mär.09 um 19:44 Uhr
Die Moosschicht scheint mir sehr wichtig Berthold.
Dadurch wird das Klima um die Scheinknolle konstanter gehalten.

unbedingt, Michael.


Zitat
Benutzt Du ein spezielles Moos, oder einfach nur eines, welches bei Dir im Garten wächst?

Ich habe mir das beste im Garten ausgesucht. Unser Moosspezialist "Supermoderator" kennt das bestimmt.

Es sollte eines sein, was im Garten auf humosen Holzresten wächst und nicht sehr dicht und nicht zu gross wird.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Zitat von: Berthold am 29.Mär.09 um 19:59 Uhr
Es sollte eines sein, was im Garten auf humosen Holzresten wächst und nicht sehr dicht und nicht zu gross wird.

An sowas habe ich auch schon mal gedacht, aber noch nicht realisiert.
Warum eigentlich nicht?  :ka

Claus

Bei mir haben die größten Knollen auf dem Nährboden jetzt diese Größe erreicht, z.T. noch etwas größer, die größte ist ca. 2,5 cm lang und 1 cm dick. Sie sind noch voll im Wachstum. Was ich jetzt beobachte ist die Bildung von einer Art pelziger Rhizoide, die in den Nährboden hineingreifen und im Einzelfall auch von seitlichen mit Rhizoiden besetzten Wurzeln, die aber nicht in den Nährboden gehen. Am Naturstandort kann ich mir vorstellen, gehen diese Wurzeln direkt in das umgebende Moos.

Ihr wisst, wie schwierig es ist in Gläser hinein zu fotografieren. Ich habe es mal wieder versucht, und man kann das oben Beschriebene glaube ich ganz gut nachvollziehen. Ich halte das Glas in der Hand, und die eine Knolle ist fast fingerdick.

Viele Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Claus

Nur auf dem Boden BM-2 nach van Waes mit 10% Kokoswasser (aus reifer Nuss) und 0,2 ppm BAP gab es Keimung. Alle anderen Böden versagten. Die Bleichzeit mit mit 4 - 7 min ansetzen (möglichst kurz!), als Bleichmittel entweder 0,5% NaOCl oder 2,5% Ca-Hypochlorit. Keinen Chlorkalk verwenden!

Die Samen bleichen nicht, sie sind schon hell. Man kann also nur nach Zeit "bleichen". 4 min bei gutem Schütteln ist die Mindestzeit, um Orchideensamen zu desinfizieren.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)