Grünaussaat

Begonnen von Claus, 17.Mai.11 um 17:49 Uhr

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Claus

Grundlagen der Grünaussaat

Die Grünaussaat ist eine sehr gute Methode, Orchideen massenhaft zu vermehren. Ich habe nur die Erfahrung mit Erdorchideen, aber im Prinzip wird das bei Epiphyten genauso gehen. Die Methode macht von der Erfahrung Gebrauch, dass Orchideensamen bereits erhebliche Zeit vor der Reife der Kapseln keimfähig sind.

Orchideensamen bilden ja bei der Reife in den meisten Fällen keimhemmende Stoffe, die verhindern sollen, dass die Samen schon kurz nach der Reife bereits keimen; denn zu dieser Zeit ist es Sommer, heiß und trocken, und keimende Samen würden rasch wieder absterben. Bei der Aussaat reifer Samen muss man deshalb diese Stoffe zerstören, wozu die sog. Bleiche mit Natriumhypochlorit dient. Da diese Chemikalie aber auch giftig ist, stirbt auch immer ein Teil der Embryonen ab, so dass in vielen Fällen die Aussaat reifer Samen nur geringe Ausbeute bringt oder gar nicht gelingt.

Dies eben wird mit der Grünaussaat vermieden, da sich zu diesem Zeitpunkt noch keine Keimhemmstoffe gebildet haben.

Man darf aber die Nachteile nicht verschweigen: Die Aussaat muss rasch erfolgen, da grüne Kapseln auch bei Lagerung im Kühlschrank rasch verderben. Ein Versand in Deutschland ist noch möglich, aber z.B. aus den USA sind die Postlaufzeiten viel zu lang. Zur kurzfristigen Aufbewahrung grüner Kapsel sind diese unbedingt im Kühlschrank zu lagern.

Weiter besteht natürlich das Problem des richtigen Zeitpunkts der "Ernte". Man kann hier nur wenige Ratschläge geben, das Prinzip "try and error" ist das Beste. Ich habe in meinen Aufzeichnungen oft notiert: ,,Samen noch völlig unreif, Embryonen nicht zu erkennen", und dann hatte ich Massenkeimung. Normal ist die Ernte 5-7 Wochen nach der Bestäubung richtig.

Insbesondere bei Cypripedien ist die Grünaussaat die Methode der Wahl. Es gibt Arten, die sich praktisch nicht aus reifen Samen vermehren lassen, wie z.B. Cypripedium montanum. Die Grünaussaat bringt hier Massenkeimung. Auch Cyp. calceolus lässt sich so sehr gut vermehren, hier ist der richtige Erntezeitpunkt etwa Ende Juli. Viele Arten kann man aber schon ab Mitte Juni bis Mitte Juli mit Erfolg grün aussäen.

Ich gehe hier nicht auf  die Nährböden ein, es sind die üblichen, für schwierigere Gattungen generell ohne Ammonium-Stickstoff! Aber eins ist wichtig. Bei reifen Samen vieler Arten nimmt man Phytohormone zur Verbesserung der Keimung, wie z.B. IAA, BAP oder Kinetin. Dies ist bei der Grünaussaat nicht notwendig, schadet andererseits aber auch meistens nicht. Ausnahme sind hier wieder die Cypripedien, da sollten Phytohormone nicht eingesetzt werden, insbesondere kein Kinetin, außer den im Steele-Medium verwendeten Kartoffel-Stückchen.

Praktische Durchführung


Die Kapseln werden bei Verunreinigung vorsichtig trocken mechanisch gereinigt und darauf kontrolliert, ob sie noch vollständig dicht sind und sich keine Insekten durchgefressen haben. Dann werden die Blüten- und Stängelreste vorsichtig abgeschnitten und eventuelle eng anliegende Tragblätter entfernt. Es muss alles getan werden, damit keine Ecken und Winkel verbleiben, in denen sich Keime vor der anschließenden Desinfektion verbergen könnten.

Die Desinfektion erfolgt mit 0,5%iger DanKlorix-Lösung, der man etwas Spülmittel zugesetzt hat.  Das Spülmittel soll für eine gute Benetzung mit der Chemikalie sorgen. Im Prinzip kann man auch höhere Konzentrationen nehmen, das spielt keine wesentliche Rolle. In einem kleinen Glas wird die Lösung vorgelegt und dann die Kapseln zugegeben. Mit einem Löffel bewegt man sie immer wieder vorsichtig. Die Desinfektionszeit beträgt etwa 10 Minuten.

Die Kapseln werden herausgefischt und in der Sterilbank vorsichtig mit einem mit 0,5%iger DanKlorix-Lösung + Spülmittel getränkten und stark ausgedrückten Papiertuch von einer Küchenrolle abgetrocknet. Sie sind nun außen steril. Man kann so in mehreren Arbeitsgängen eine größere Zahl an Kapseln vorbehandeln und in der Sterilbank zunächst liegen lassen.

Vor dem eigentlichen Öffnen der Kapsel mit einem Skalpell werden der vordere Teil mit den Blütenresten und der hintere Teil mit den Stängelresten großzügig abgeschnitten. Insbesondere in den Blütenresten verbergen sich nachweislich praktisch immer noch Keime.

Ich setze hier voraus, dass das sterile Arbeiten beherrscht wird, das an anderer Stelle genau beschrieben wurde. Alle Instrumente müssen absolut steril sein. Als Arbeitsunterlage habe ich ein steriles Stück Alufolie in die Sterilbank gelegt. Wichtig ist auch ein leeres Glas für das abgesaugte Kondensat und ein mit der DanKlorix-Lösung gefülltes Glas zur zwischenzeitlichen Desinfektion der Instrumente.

Im nächsten Schritt wird das erste Reagenzglas mit dem Nährboden mit einer Pinzette geöffnet, das darin normalerweise befindliche Kondensat mit einer Spitze abgezogen und das Glas zur Aussaat bereit gelegt. Mit dem Skalpell scheidet man dann die Kapsel der Länge nach völlig durch, so dass zwei Teile flach liegen. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: a) Die Samen sitzen noch fest an den Samenleisten und b) Die Samen sind bereits lose und flugfähig.

Im ersten Fall kratzt man die Samen mit einem Mikrospatel aus den Kapselhälften heraus, wobei man die Kapselhälfte mit einer Pinzette festhält. Dann bringt man sie in das Aussaatglas und verteilt sie dort gut mit dem Spatel. Das Glas wird mit dem Wattestopfen verschlossen, ein steriles Stück Alufolie wird übergezogen und danach ein Stück Frischhaltefolie und schließlich mit einem Gummiring verschlossen.   

Im zweiten Fall besteht die Gefahr, dass die Samen mit dem Luftstrom aus der Sterilbank fliegen anstatt in das Aussaatglas. Ich baue mir dann immer eine Art Windschutz mit Hilfe eines zweiten gewinkelten Stücks Alufolie, die mit dem Glas mit Desinfektionslösung fixiert wird. In diesem Windschutz kann ich dann die Samen mit dem Mikrospatel aufnehmen, indem ich ein paar Tropfen aus dem Glas mit dem Kondensat oder auch bereitgestelltem sterilem Wasser auf die Alufolien-Unterlage spritze, den Mikrospatel damit befeuchte und damit die Samen aufnehme. Die Samen kleben durch das Wasser quasi am Spatel fest und können (mit ruhiger Hand) leicht in das Aussaatglas transportiert werden. 

Bei der Grünaussaat gibt es immer Verkeimungen, weil man die Samenkapseln entweder nicht vollständig desinfizieren kann, weil sie nicht mehr ganz dicht sind, was man vorher nur schwer erkennen kann oder weil auch Insekten den Weg nach innen gefunden haben, ohne dass man dies von außen sehen kann. Bei meiner letzten Aussaat waren im Innern einiger Kapseln kleine Raupen! Das führt natürlich dazu, dass die damit in Kontakt gekommenen Instrumente verkeimt sind, was man zunächst nicht sieht. Aber alle danach mit Samen gefüllten Gläser verkeimen garantiert.

Also müssen alle Instrumente nach jeder Kapsel unbedingt wieder desinfiziert werden. Wenn man genügend Instrumente hat, so wechselt man sie nach jeder Kapsel. Da dies sicher nicht der Fall ist, desinfiziert man sie zwischendurch mit der DanKlorix-Lösung. Dazu dient dieses mit der Lösung gefüllte Glas, in das die Instrumente für ca. 30 Sekunden eingetaucht werden. Außerdem werden sie dann mit dem mit DanKlorix-Lösung getränkten Papiertuch abgewischt. Dieses Papiertuch muss nach ca. einer Stunde ausgetauscht werden, weil das Papier durch das Hypochlorit zersetzt wird.

Wie gesagt, es gibt bei der Grünaussaat fast immer Verkeimungen, die Anzahl sollte nur möglichst gering bleiben. Bei meiner letzten Aussaat füllte ich 63 Reagenzgläser, davon verkeimten 5, das ist ein sehr guter Wert. Die meisten Verkeimungen werden nach 3-5 Tagen sichtbar. Es sind i.w. Bakterien, manchmal auch Schimmelpilze.

Die Keimung erfolgt Gattungs- und Art-bezogen ab ca. 3-4 Wochen.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Wichtig ist der Erntezeitpunkt der Samenkapseln für die Grünaussaat. Die optimale Zeit liegt etwa 5 bis 10 Tage vor dem Aufplatzen der Kapsel.

Ein ergänzender Hinweis zum "Bleichen" von reifen Samen. Das Bleichen hat die 3 Wirkungen
- Abtöten der Embryonen, wenn zu lange
- Abtöten der Keime am Samen, wenn nicht zu kurz
- Aufhebung der Keimhemmung
Man nennt den Vorgang "Bleichung", weil die Samen durch den freigesetzen Sauerstoff gebleicht werden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eveline†

Claus, ich moechte mich ausdruecklich bedanken fuer Deine auch fuer mich nachvollziehbaren Ausfuehrungen, die sicher fuer alle, die sich in Zukunft an die Aussaat heranwagen, sehr hilfreich sind.

Ich persoenlich werde das sicher nie in Angriff nehmen, aber man gewinnt einen Eindruck, mit welcher Sorgfalt, Erfahrung und welchem Wissen vorzugehen ist. Und Du hast es so detailliert beschrieben, dass auch ich als Laie mir etwas darunter vorstellen kann.

Als Gartenliebhaberin, die gerne auch schoene Orchideen in ihrem Garten bewundern moechte, machte ich mir keine Gedanken darueber, wie diese edlen Pflanzen denn vermehrt werden. Ich habe heuer das 1. mal in meinem Leben Saemlinge in der Hand gehabt und hoffe sehr, dass sie gedeihen. Wenn nicht, waere die Muehe, die sich der Aussaeer gegeben hat, vergeblich gewesen, was mich sehr traurig stimmte.

Vielen Dank  :-)

Phalifan

Zu dem guten Beitrag von Claus möchte ich auch etwas ergänzen. Bei mir steht das Besteck immer in einer Danchlorixlösung in der Sterilbank. Diese werden vor jedem Benutzen dann in einem Nachbarglas mit sterilem Wasser getaucht/abgespült, welches man auch sehr gut zum benetzen von flugfähigen Samen in einer solch aufgeschnittenen Kapsel nutzen kann.
Ansonsten gilt bei Epiphyten ein gewisses Maß an Erfahrung/Wissen zum richtigen Erntezeitpunkt der grünen Kapsel.
Grüße Mike

Claus

An sich muss man die Instrumente, die in DanKlorix-Lösung gestanden haben, nicht abspülen. Es reicht das Abwischen mit dem Papiertuch. Dieses muss aber vorher auch mit DanKlorix-Lösung getränkt und dann ausgedrückt werden, damit es steril ist.

Die winzigen Mengen an Hypochlorit, die dann noch an den Instrumenten haften, stören überhaupt nicht.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Matthias

DanKlorix zur Aufbewahrung der Instrumente in der Bench verwendeten wir früher auch ...
bis wir uns mit einem Flask-Import aus Südafrika unbeabsichtigt einen Keim eingeschleppt haben, der beides, Vor-  und Nachteile, zeigt. Vor allem aber dauerte es lange, um den Infektionsweg nachzuvollziehen, denn dass ein Keim in purer Danklorixlösung überhaupt leben und sich darin sogar wohlfühlen und vermehren kann, war für uns anfangs nicht nachvollziehbar oder galt als Infektionsquelle als auszuschließen. Negativ wirkt sich aus, dass Methylobakterium extorquens resistent gegenüber Natriumhypochlorid ist. Als Selen-produzierendes Bakterium fällt ein fortgeschrittener Befall normalerweise optisch auf, aber nicht in frühen Phasen. Und hier besteht das Risiko, dass man unbeabsichtigt Medium für Medium mit einem Keim beimpft und dann Wochen später vor einem Ergebnis steht, das einen nicht (sofort & unbedingt) freut.
Positiv ist, dass Methylobakt. extorquens eine Reihe von Phytohormonen produziert, man kann deutlich beobachten, wie es sich um die Orchideenwurzeln legt und das Wachstum der Sämlinge dieserart kontaminierter Becher gelegentlich erstaunlich zügig vorangeht. Was nicht verwundert, wird doch dieses Bakterium in Südafrika zur in-vitro-Keimung und Aufzucht sämtlicher Kulturpflanzen immer wieder absichtlich verwendet.
Wir verwenden das Bakt. nun auch manchmal gezielt, da es, so resistent es sich in Danklorix auch gibt, mit etwas H202 (2% reichen bereits) erfolgreich abgetötet und damit beherrscht werden kann. Damit ist gewährleistet, dass dieser Keim nicht unbeabsichtigt mit Instrumenten weiterverschleppt wird. Ex-vitro verschwindet das Bakterium schnell von der Pflanze. Einen befallenen Sämling in stark verdünnte H202-Lösung zu legen, um ihn zu dekontaminieren, hat sich nicht bewährt.
Die Methode unserer Wahl, um Instrumente in der Werkbänken zwischenzulagern, ist ein Kolben mit etwas Isopropanol. Die Instrumente werden dann unmittelbar vor Verwendung kurz durch eine Flamme gezogen. Zugegebenermaßen erfordert die Verwendung von Alkohol bei einer offenen Flamme in nächster Nähe einer gewissen Sorgfalt.
Sorry, Claus, für den Einwurf, war auch nicht ganz zu Deinem Thema
mfg
Matthias
Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

Claus

Zur Sterilisation der Instrumente in der Bench eignet sich natürlich auch insbesondere ein Glasperlen-Sterilisator. Nur sind die Dinger recht teuer, und die Instrumente leiden auch im Laufe der Zeit.

Abflämmen der Instrumente ist auch gut, mir persönlich ist es zu unbequem.

H2O2 würde ich als Desinfektionsmittel in der Bench nicht nehmen, weil ich beim Bleichen reifer Samen mit H2O2 wesentlich mehr Verkeimungen hatte als mit Hypochlorit. Das wirksame Agens, das Sauerstoff-Singulett, ist ausgehend von Hypochlorit energiereicher als aus H2O2. Auch Alkohole sind nicht so wirksam. Allerdings ist das Gemisch aus n-Propanol, Ethanol und Wasser, das unter dem Namen Mikrozid AF läuft, auch sehr wirksam, ich habe es längere Zeit gerne benutzt. n-Propanol ist aber sehr toxisch (herzschädigend), und man atmet die Dämpfe vor der Bench ständig ein.

Je, auf exotische Bakterien hoffe ich bei meinen Vermehrungen nicht zu stoßen.

Es muss sich sowieso jeder seine eigene Technik erarbeiten, immer wieder einmal hinterfragen und ggf. verbessern.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 18.Mai.11 um 09:38 Uhr
H2O2 würde ich als Desinfektionsmittel in der Bench nicht nehmen, weil ich beim Bleichen reifer Samen mit H2O2 wesentlich mehr Verkeimungen hatte als mit Hypochlorit.

Dass das Bleichen mit 3% H2O2 über 10 Minuten bei reifen Epiphyten-Samen Infektionskeime unbehelligt lässt, kann ich nicht bestätigen.
Vielleicht hatte ich allerdings bisher Glück und nur eingermassen saubere Samen ausgesät. 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Phalifan

Kommt auf die Herkunft der Samen an. Kapseln die ich in der Wohnung auf Papier hab aufplatzen lassen, funktionieren mit 8-12min. bleichen gut und es kommt zu keinen Verpilzungen. Samen/Kapseln welche aus dauerfeuchten Vitrinen oder Indoorgewächshäusern stammen, hatten mir in Vergangenheit immer Probleme bereitet.  Diese waren aber in der Box schon aufgerissen, so dass die Keime gut eindringen konnten. Selbst mit Danchlorix hatte ich die nicht sauber bekommen.
Grüße Mike

stpo2009

Hallo,

Kann mir jemand die Tragezeit einer calceolus Kapsel verraten bis diese aufplatzt? Möchte gerne mal dieses Jahr eine Grünaussaat versuchen...  Gestern habe ich bestäubt, wie lange muss diese bzw. darf diese maximal hängen damit es klappt mit der Grünaussaat?

Besten Dank,

Steven

Claus

Hallo Steven,
aufplatzen darf die Kapsel natürlich nicht, dann sind die Samen schon viel zu reif. Nach meiner Erfahrung reicht das Wissen um den Bestäubungszeitpunkt allein nicht aus, Wetter und geografische Lage sind auch entscheidend. Ich habe bei Cyp. acaule sogar bei zwei Kapseln, die zum selben Zeitpunkt am selben Ort bestäubt wurden, so starke Unterschiede gefunden, dass es in einem Fall gute Keimung gab, im anderen Fall gar nichts.

Kapseln von Cyp. calceolus, die ich Anfang August aus Süddeutschland bekam, waren bisher sehr gut zur Grünaussaat geeignet. Andere Cypripedien muss man aber schon zwischen Mitte und Ende Juni ernten. Falls du die Möglichkeit hast, mehrere Kapseln zu ernten, würde ich eine Mitte Juli, die andere Anfang August ausprobieren, wobei eine Woche Differenz schon den Unterschied ausmachen kann zwischen Erfolg und Misserfolg. Wenn es gut geht, dann gibt es Massenkeimung.

Die Samen dürfen noch nicht flugfähig sein und noch relativ hell, allenfalls leicht ocker bis hellgrau. Sind sie schon ganz dunkel ist schon die Keimhemmung eingetreten. Die Samen dürfen auf den Samenleisten noch weitgehend fest sitzen (als zeitliche Untergrenze) bis leicht locker. Leicht flockige Samen sind eigentlich optimal.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: stpo2009 am 20.Mai.13 um 09:10 Uhr
Hallo,

Kann mir jemand die Tragezeit einer calceolus Kapsel verraten bis diese aufplatzt? Möchte gerne mal dieses Jahr eine Grünaussaat versuchen...  Gestern habe ich bestäubt, wie lange muss diese bzw. darf diese maximal hängen damit es klappt mit der Grünaussaat?

Besten Dank,

Steven

Die Kapseln werden etwas weicher bevor sie aufplatzen. Durch regelmäßiges Befühlen kann man diesen Zeitpunkt ertasten. Dann ist der Samen auch zur Grünaussaat gut geeignet.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Zitat von: Claus am 20.Mai.13 um 09:32 Uhr
Hallo Steven,
aufplatzen darf die Kapsel natürlich nicht, dann sind die Samen schon viel zu reif. Nach meiner Erfahrung reicht das Wissen um den Bestäubungszeitpunkt allein nicht aus, Wetter und geografische Lage sind auch entscheidend. Ich habe bei Cyp. acaule sogar bei zwei Kapseln, die zum selben Zeitpunkt am selben Ort bestäubt wurden, so starke Unterschiede gefunden, dass es in einem Fall gute Keimung gab, im anderen Fall gar nichts.

Kapseln von Cyp. calceolus, die ich Anfang August aus Süddeutschland bekam, waren bisher sehr gut zur Grünaussaat geeignet. Andere Cypripedien muss man aber schon zwischen Mitte und Ende Juni ernten. Falls du die Möglichkeit hast, mehrere Kapseln zu ernten, würde ich eine Mitte Juli, die andere Anfang August ausprobieren, wobei eine Woche Differenz schon den Unterschied ausmachen kann zwischen Erfolg und Misserfolg. Wenn es gut geht, dann gibt es Massenkeimung.

Die Samen dürfen noch nicht flugfähig sein und noch relativ hell, allenfalls leicht ocker bis hellgrau. Sind sie schon ganz dunkel ist schon die Keimhemmung eingetreten. Die Samen dürfen auf den Samenleisten noch weitgehend fest sitzen (als zeitliche Untergrenze) bis leicht locker. Leicht flockige Samen sind eigentlich optimal.
Zu dem kommt noch der Zustand der Mutterpflanze, es sollte keine frisch gesetzte Pflanze verwendet werden. Der Zustand der Samen zum "optimalen" Reifezeitpunkt hängt sehr stark vom Versorgungszustand der Mutterpflanze ab. Dies kann je nach Umstand zu schwachem Samenansatz, verfrühter Samentrocknung oder stark verlängerter Reifezeiten führen. Im ungünstigsten Fall werden dadurch kaum Embryonen gebildet oder diese bleiben sehr klein, was öfter auch dazu führt, dass entstehende Protokorme nicht weiter wachsen. In jedem Fall führt eine geringe Vitalität der Mutterpflanze zu einem schlechteren Ergebnis bei der Keimung.

stpo2009

Hallo,

Danke für die Antworten. Dann werde ich mal ab Anfang Juli fühlen gehen und dann so ab Mitte Juli eine Kapsel je Woche abmachen. Vorausgesetzt es klappt mit dem bestäuben  O-)

Hatte vor zwei Jahren mal eine Kapsel grün ausgesäht und die Samen waren schon sehr braun.... Jetzt weiß ich das die Samen schon zu weit entwickelt waren. Verschiebt sich die Reifezeit nach hinten bei schlechtem Wetter? Je optimaler des Wetter desto schneller wird die Kapsel reif werden oder?


stpo2009

Zitat von: Timm Willem am 20.Mai.13 um 11:51 Uhr
Zu dem kommt noch der Zustand der Mutterpflanze, es sollte keine frisch gesetzte Pflanze verwendet werden. Der Zustand der Samen zum "optimalen" Reifezeitpunkt hängt sehr stark vom Versorgungszustand der Mutterpflanze ab. Dies kann je nach Umstand zu schwachem Samenansatz, verfrühter Samentrocknung oder stark verlängerter Reifezeiten führen. Im ungünstigsten Fall werden dadurch kaum Embryonen gebildet oder diese bleiben sehr klein, was öfter auch dazu führt, dass entstehende Protokorme nicht weiter wachsen. In jedem Fall führt eine geringe Vitalität der Mutterpflanze zu einem schlechteren Ergebnis bei der Keimung.

Sehr schön, die Mutterpflanze sitzt schon ein paar Jährchen und hat sich von einem Trieb zu 4 triebigem Rhizom entwickelt also ich denke vital sollte sie sein.  Mal abwarten was sich an Samen entwickeln wird  :prost