Orchideenkultur

Fachbereich => Orchideenvermehrung und Kultur => Vegetative Vermehrung => Thema gestartet von: Berthold am 05.Nov.11 um 23:23 Uhr

Titel: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Berthold am 05.Nov.11 um 23:23 Uhr
Heute hat uns Simon in die vegetative Vermehrung unter sterilen Bedingungen von Dactylorhiza aus dem Garten eingewiesen.

Das Problem besteht darin, aus der adulten Pflanze omnipotenes Zellgewebe zu gewinnen und dieses Gewebe steril auf sterilen Agarnährboden zu bringen.

Damit fängt es an. Diese Dactylorhiza wurden soeben im Garten ausgegraben
(http://farm7.static.flickr.com/6049/6316443796_979862a2e0_b.jpg)

Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Berthold am 05.Nov.11 um 23:27 Uhr
Der Neutrieb und ein Stück der Knolle ist das Ausgangsmaterial. Dieser Trieb ist schon etwas weit ausgetrieben, wodurch zwischen die Blätter schon Keime eindringen können

(http://farm7.static.flickr.com/6218/6315926043_5d97cc3cb0_b.jpg)
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Berthold am 05.Nov.11 um 23:33 Uhr
Der Neutrieb wird geschält. Hier erkennt man bereits den Neutrieb für das nächste Jahr. Er ist für die sterile Vermehrung unerheblich.
(http://farm7.static.flickr.com/6050/6316443178_7926091364_b.jpg)


Die Schälung ist abgeschlossen und hoffentlich ausreichend tief.
(http://farm7.static.flickr.com/6223/6316442984_b92b4b28b8_b.jpg)
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Berthold am 05.Nov.11 um 23:44 Uhr
Nach einer 15 minütigen Desinfizierung wird der Spross unter Sterilbedingungen zerschnitten
(http://farm7.static.flickr.com/6111/6316442622_db5690ee1d_b.jpg)



und mit der Spitze nach oben ins Glas gesetz
(http://farm7.static.flickr.com/6091/6315924887_6899d24eaf_b.jpg)


Fertig ist die erste und kritischste Phase des Projektes. Ob bei der Aktion trotz grosser Sorgfalt Pilze oder Bakterien mit ins Glas gelangt sind, wird sich später zeigen.
Der Nährboden enthält Wachstumsregulatoren und einen hohen Zuckeranteil.
(http://farm7.static.flickr.com/6059/6316441790_ff0854ef63_b.jpg)

Dokumentation nicht vergessen.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Berthold am 05.Nov.11 um 23:47 Uhr
Wenn man sich intensiver mit dieser Vermehrungstechnologie beschäftigt, ist es günstig, Familienmitglieder in ensprechendem Alter im Hause zu habe.

(http://farm7.static.flickr.com/6234/6316441554_fc4c52d564_b.jpg)
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Charlemann am 06.Nov.11 um 00:45 Uhr
Sehr interessant.
Zwei Fragen:

Mit was habt ihr den Spross desinfiziert?

Welches Medium habt ihr gewählt?
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Berthold am 06.Nov.11 um 01:32 Uhr
Zitat von: Charlemann am 06.Nov.11 um 00:45 Uhr
Sehr interessant.
Zwei Fragen:

Mit was habt ihr den Spross desinfiziert?

Welches Medium habt ihr gewählt?

desinfiziert mit 0.5% Na-Hypochlorit.
 
Das Medium ist ein Spezialmedium von Simon. Aber wahrscheinlich funktionieren die Standard-Böden für die klassische Meristemvermehrung auch.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Charlemann am 06.Nov.11 um 09:06 Uhr
Danke Berthold.

Wenn ich mal viel Zeit habe werde ich das auch mal versuchen.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Eveline† am 06.Nov.11 um 09:21 Uhr
Welchem Zweck dienen die Pampers-Schachteln?
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Claus am 06.Nov.11 um 09:23 Uhr
Zitat von: Eveline am 06.Nov.11 um 09:21 Uhr
Welchem Zweck dienen die Pampers-Schachteln?

Zum Aufbewahren von Windeln.  :whistle :whistle :whistle
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Berthold am 06.Nov.11 um 09:28 Uhr
Zitat von: Claus am 06.Nov.11 um 09:23 Uhr
Zitat von: Eveline am 06.Nov.11 um 09:21 Uhr
Welchem Zweck dienen die Pampers-Schachteln?

Zum Aufbewahren von Windeln.  :whistle :whistle :whistle

ja, für die dunkele Lagerung der sterilen Windeln bei gleichmässiger Zimmertemperatur.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Eveline† am 06.Nov.11 um 09:31 Uhr
Hach, es geht doch nichts über kompetente Papas und Opas!

Ich persönlich hatte immer geglaubt, daß die Pampers für die Restabsaugung von Hochleistungsdachrinnen gedacht seien.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 06.Nov.11 um 10:24 Uhr
Zitat von: Alwin am 06.Nov.11 um 10:02 Uhr
Das würden die Beiden doch nie tun  :rot
Sie schämen sich sicher  wegen der Nährboden Unterlage. :ka
Superabsorber im Medium hilft gegen den störenden Wasserfilm auf der Oberfläche. Nur der restliche Plastikmüll aus den Pampers verstopft die Mülltonne so, dass ich den Nachbarn vorgaukeln musste, wir hätten kleine Kinder im Haus.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Uhu am 06.Nov.11 um 10:49 Uhr
Interessante Methode. Simon, welche Erfahrungen konntest Du mit diversen Arten machen. Ist die Methode bei allen Dactys, evt auch bei anderen Knollenorchideen, erfolgreich? Ich denke besonders an kleinwüchsigere Arten von denen es nicht so häufig saatgut gibt.

Wieviele Knollen darf man bei Erfolg erwarten oder bildet sich ein undifferenziertes Meristemgewebe, welches immer weiter vermehrt werden kann. Hast Du ein Bild vom Rad mit den Pamperskartons?
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Eveline† am 06.Nov.11 um 11:05 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 06.Nov.11 um 10:24 Uhr

Superabsorber im Medium hilft gegen den störenden Wasserfilm auf der Oberfläche. Nur der restliche Plastikmüll aus den Pampers verstopft die Mülltonne so, dass ich den Nachbarn vorgaukeln musste, wir hätten kleine Kinder im Haus.


Genau weiß ich nicht, was Du mit Superabsorber meinst. Ich hatte schon mal Hyaluronsäure angedacht, scheint mir aber für den ersten Zweck meines Tuns nicht angebracht (man wirft doch keine A-Bombe auf einen Ameisenhaufen).

Vor meinem geistigen Auge sehe ich nun den Simon eine Windel entfaltend und kunstgerecht zerlegend. Das dann freiliegende Zellstoff-Hyaluronsäure-Gemisch versucht er, sorgfältig zu extrahieren, was ihm aber aufgrund der Hydrophilität des Inhaltes schwer gelingen dürfte. Es gibt Gerüchte, daß nach unautorisierter Freilegung des Windelaufsauggemisches bei Vollmond der Spirituskocher explodiert. Aufgrund dieser Erkenntnisse hat Gamble & Procter die Anwendung der einschlägigen Erzeugnisse auf Marsopposition eingeschränkt.   grins
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Charlemann am 06.Nov.11 um 13:47 Uhr
Zitat von: Uhu am 06.Nov.11 um 10:49 Uhr
Hast Du ein Bild vom Rad mit den Pamperskartons?

:rofl
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 06.Nov.11 um 22:22 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 06.Nov.11 um 10:24 Uhr
Zitat von: Alwin am 06.Nov.11 um 10:02 Uhr
Das würden die Beiden doch nie tun  :rot
Sie schämen sich sicher  wegen der Nährboden Unterlage. :ka
Superabsorber im Medium hilft gegen den störenden Wasserfilm auf der Oberfläche. Nur der restliche Plastikmüll aus den Pampers verstopft die Mülltonne so, dass ich den Nachbarn vorgaukeln musste, wir hätten kleine Kinder im Haus.
Das war natürlich nur ein Scherz.

Wir haben schon die Kinder zu den Kartons auch da.

Sobald ich es schaffe,schreibe ich noch ein paar Ergänzungen hier herein, besonders interessant ist sicher, womit es in der Vergangenheit funktioniert hat.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Charlemann am 07.Nov.11 um 07:52 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 06.Nov.11 um 22:22 Uhr
Sobald ich es schaffe,schreibe ich noch ein paar Ergänzungen hier herein, besonders interessant ist sicher, womit es in der Vergangenheit funktioniert hat.

Womit es nicht funktioniert hat, könnte auch interessant sein.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 10.Nov.11 um 21:26 Uhr
Zitat von: Berthold am 05.Nov.11 um 23:23 Uhr
Heute hat uns Simon in die vegetative Vermehrung unter sterilen Bedingungen von Dactylorhiza aus dem Garten eingewiesen.

Das Problem besteht darin, aus der adulten Pflanze omnipotenes Zellgewebe zu gewinnen und dieses Gewebe steril auf sterilen Agarnährboden zu bringen.
Ich fange mal mit dem ersten Post an:
es gibt zwei mögliche Wege nach der Oberflächensterilisation weiter zu verfahren. Eine einfache Vermehrung über entwickelnde axillare Sprossmeristeme oder durch eine mehrstufige Kallusphase(omnipotenes Zellgewebe). Der zu wählende Weg hängt maßgeblich vom genetischen Potential des Klons ab. Dabei ist aus verschiedenen Gründen einer Vermehrung über Meristeme immer der Vorzug zu geben.

Es ist aber so, dass ein bestimmter Klon oft keine Regeneration aus einer einmal begonnenen Kallusphase ermöglicht, oder es sehr schwierig ist einen Klon zur Bildung von austriebsfähigen Axillarmeristemen zu animieren.

In einigen Fällen ist auch bei Dactylorhiza weder der eine noch der andere Weg möglich, Ende des Versuchs, aber das ist wohl bei der Gattung relativ selten.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 10.Nov.11 um 21:35 Uhr
Zitat von: Berthold am 05.Nov.11 um 23:33 Uhr
Der Neutrieb wird geschält. Hier erkennt man bereits den Neutrieb für das nächste Jahr. Er ist für die sterile Vermehrung unerheblich.
(http://farm7.static.flickr.com/6050/6316443178_7926091364_b.jpg)


Die Schälung ist abgeschlossen und hoffentlich ausreichend tief.
(http://farm7.static.flickr.com/6223/6316442984_b92b4b28b8_b.jpg)
Das Ausgangsmaterial war schon sehr suboptimal, vorsichtig gesagt. Die vier Sprosse für die Demonstration waren alle schon viel zu weit entwickelt, die Knospen sehr weit aufgebrochen, total verkeimt.

Es sind zwei alte Dac-Hybriden, die entweder noch von Hiller stammen oder im gleichen Beet aufgelaufene Sämlinge von Hiller-Pflanzen darstellen.

Es ist eine eigentlich sehr schöne gepunktete majalis-"?Hybride?" und eine nicht gepunktete incarnata-Hybride.

Von beiden Klonen wurden jeweils zwei Sprosse oberflächlich sterilisiert.

Ob die Hiller-Pflanzen wirklich Hybriden darstellen, ist bis heute nicht geklärt, sicher ist nur, dass aus rechtlichen Gründen immer Hybride angehängt wurde.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 10.Nov.11 um 21:58 Uhr
Zitat von: Uhu am 06.Nov.11 um 10:49 Uhr
Interessante Methode. Simon, welche Erfahrungen konntest Du mit diversen Arten machen. Ist die Methode bei allen Dactys, evt auch bei anderen Knollenorchideen, erfolgreich? Ich denke besonders an kleinwüchsigere Arten von denen es nicht so häufig saatgut gibt.

Wieviele Knollen darf man bei Erfolg erwarten oder bildet sich ein undifferenziertes Meristemgewebe, welches immer weiter vermehrt werden kann. Hast Du ein Bild vom Rad mit den Pamperskartons?
Hallo Jürgen,
es ist nicht so einfach solche generelle Fragen zu beantworten. Zunächst würde ich aus eigener Erfahrung damit, etwa sechs Jahre, behaupten es geht relativ problemlos mit den meisten Dac., mit möglicherweise nur sehr wenigen Ausnahmen.

Warum funktioniert es mit Dac.? Ganz einfach, die Kultur von Sämlingen verlangt keinen so großen Aufwand. Die Grundvoraussetzung ist, die Kulturbedingungen für eine Art bei der Aussaat im Glas relativ gut zu beherrschen, das ist für Dac nicht so problematisch. Es reicht dabei jedoch nicht ein paar Protokorme im Glas zu erzeugen, man sollte Jungpflanzen über Jahre steril kultivieren können.

Daraus kann man dann mit dem Wissen über allgemein angewendete veg. Vermehrungsmethoden eine für Dac. speziell konzipierte Methode ableiten.

So, und jetzt zur bitteren Wahrheit: da ich mich speziell mit Cypris und Dac.(ein wenig noch mit Gymnadenia) beschäftige und die Sämlingskultur bei anderen Arten immer vernachlässigt habe, kann ich auch darüber hinaus kaum etwas zur veg. Vermehrung schreiben.

Ein paar Ausnahmen gibt es:
Bei Epipactis ist es ohne Probleme bei mehreren Arten und Hybriden gelungen Sprosse zu sterilisieren und daraus umfangreiche Kulturen anzulegen. Ausnahme: atrorubens

Ebenfalls sehr einfach über Kallus scheinen Gattungen wie Calypso, Calopogon, Pleione und alle anderen Gattungen mit Pseudobulben zu funktionieren.

Zum Vermehrungspotential über diesen Weg: es ist generell keine eng gefasste technische Begrenzung erkennbar. Das größte Problem ist, dass ich sehr viele solcher Spielereien mache und diese meist nach einer kritischen Anfangsphase ohne weitere Beachtung bleiben. Es kommt dadurch fast nie zu einer wirklich umfangreichen Vermehrung, geschweige denn zu größeren Zahlen pikierfähiger Jungpflanzen zum richtigen Zeitpunkt.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 10.Nov.11 um 22:09 Uhr
So noch der aktuelle Stand: von beiden Klonen ist zunächst leider nur Spross steril geblieben, der jeweils andere wir noch einmal gebleicht.

Die sterilen Sprosse zeigen, wie zu erwarten, bereits erhebliche Streckung, man muss sehen, ob da nicht irgendwo doch noch Keime drin sind.

Es waren von beiden Klonen eigentlich ausreichend Pflanzen vorhanden, es hätte also für eine sinnvolle Fallzahl auch gereicht. Als ich aber gesehen habe in welchem Zustand sie bereits sind und wie gering die Erfolgsaussichten nach meiner Einschätzung sein mochten, wollte ich nicht mehr so viele Pflanzen opfern.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: winwen am 14.Nov.11 um 12:47 Uhr
"es gibt zwei mögliche Wege nach der Oberflächensterilisation weiter zu verfahren. Eine einfache Vermehrung über entwickelnde axillare Sprossmeristeme oder durch eine mehrstufige Kallusphase(omnipotenes Zellgewebe)."

Hallo Tim,
für einfache Gemüter wie mich: die 2. Methode inkludiert
1.) zunächst die Bildung von Callusgewebe anzuregen
2.) das Callusgewebe zu teilen und zu vermehren und
3.) das Callusgewebe wieder zu ausdifferenzieren zu bewegen (wahrscheinlich schwierig)

die 1. Methode (die gewählt wurde) ist mir nicht klar. Callusproduktion ist da offenbar nicht das Ziel. Heißt das, dass der Ursprungssproß hier dazu angeregt werden soll ständig neue Tochterknollen zu bilden? Geht das denn unbegrenzt oder erschöpft sich die Reproduktionsfähigkeit des "Ursprosses" irgendwann?
Müssen da die Tochterknollen nicht rechtzeitig separiert und getrennt weiterkultiviert werden? Klingt nach ziemlich viel Sterilarbeit!

Vor allem aber: Lohnt diese Arbeit überhaupt - ich meine: ist da gegenüber der sonst gepflogenen frühzeitigen Tochterknollenabnahme ein echter Vorteil drin?
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Berthold am 14.Nov.11 um 13:13 Uhr
Zitat von: winwen am 14.Nov.11 um 12:47 Uhr
Vor allem aber: Lohnt diese Arbeit überhaupt - ich meine: ist da gegenüber der sonst gepflogenen frühzeitigen Tochterknollenabnahme ein echter Vorteil drin?


Erwin, es geht hier um grundlegende Versuche.

Wenn man auf die Schnelle 20000 Pflanzen eines besonders schönen Individuums braucht, ist das Knollenteilen zu mühsam.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: winwen am 14.Nov.11 um 15:55 Uhr
Zitat von: Berthold am 14.Nov.11 um 13:13 Uhr
Erwin, es geht hier um grundlegende Versuche.

Wenn man auf die Schnelle 20000 Pflanzen eines besonders schönen Individuums braucht, ist das Knollenteilen zu mühsam.
Aha! Und im Glas ist es einfacher?
Ich gehe davon aus, dass auch dort die neuen Knollen separiert werden müssen. Wie sollte sonst noch mehr nachkommen?

Prinzipiell gefragt:
Stimmt meine Annahme über die 2. Methode (im Prinzip nichts anderes als sterile frühe Knollenabnahme, wobei das Medium so gestaltet ist, dass es die immer weitere Knollenbildung speziell anregt)?
Und wenn ja, um wieviel produktiver ist das gegenüber der Standardvariante? Will sagen: zahlt sich der Aufwand überhaupt aus? (20000 Exemplare auf einmal sind nicht gut für den Marktwert!)
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 14.Nov.11 um 21:44 Uhr
Zitat von: winwen am 14.Nov.11 um 12:47 Uhr
"es gibt zwei mögliche Wege nach der Oberflächensterilisation weiter zu verfahren. Eine einfache Vermehrung über entwickelnde axillare Sprossmeristeme oder durch eine mehrstufige Kallusphase(omnipotenes Zellgewebe)."

Hallo Tim,
für einfache Gemüter wie mich: die 2. Methode inkludiert
1.) zunächst die Bildung von Callusgewebe anzuregen
Leider ist das bei Dactylorhiza sehr stark vom Genotyp abhängig, es passiert meist spontan oder gar nicht, aber durch gezielte und vor allem kontrollierte Anregung nur bei einem kleineren Teil.
Zitat von: winwen am 14.Nov.11 um 12:47 Uhr
2.) das Callusgewebe zu teilen und zu vermehren und
3.) das Callusgewebe wieder zu ausdifferenzieren zu bewegen (wahrscheinlich schwierig)
Das Kallusgewebe differenziert ohne Hormone entweder spontan zu Sprossen aus, oder gar nicht, das kann bei Dac. leider auch passieren.
Zitat von: winwen am 14.Nov.11 um 12:47 Uhr
die 1. Methode (die gewählt wurde) ist mir nicht klar. Callusproduktion ist da offenbar nicht das Ziel. Heißt das, dass der Ursprungssproß hier dazu angeregt werden soll ständig neue Tochterknollen zu bilden? Geht das denn unbegrenzt oder erschöpft sich die Reproduktionsfähigkeit des "Ursprosses" irgendwann?
Es geht darum, dass die normalen Reservemeristeme zur Vermehrung genutzt werden, in diesem Fall bilden sich zunächst keine Knollen, es werden lediglich die Sprosse vermehrt. Bei dieser Methode besteht eigentlich nicht die Gefahr, dass sich die "Reproduktionsfähigkeit" in absehbarer Zeit erschöpft, bei Phalaenopsis wurden teilweise aus einem Auge mehrere Millionen Jungpflanzen vermehrt, bis es dann aber doch zur somaklonalen Variation kam und damit zu einem wertlosen Gemisch.

Bei der Vermehrung über eine Kallusphase ist die Gefahr von Zellentartung sehr viel größer, dies führt meist dazu, dass die Regenerationsfähigkeit immer weiter zurück geht. Die Mutter meiner Kinder hat da, glaube ich, mal etwas zu veröffentlicht, da wurde durch Kryokonservierung ein bestimmter Zelltyp aus degenerierenden Kallusmischstrukturen heraus selektiert, das waren dann die gesunden, dem Ursprung entsprechenden Zellen.
Zitat von: winwen am 14.Nov.11 um 12:47 Uhr
Müssen da die Tochterknollen nicht rechtzeitig separiert und getrennt weiterkultiviert werden? Klingt nach ziemlich viel Sterilarbeit!
Ich denke, das ist lösbar, es muss eine technische Lösung gefunden werden. Ich mach das ja um eventuell einen allgemein funktionierenden Weg zu finden, bei dem ich genau kontrollieren kann wie Qualität und Vermehrung sich optimal zueinander verhalten.
Zitat von: winwen am 14.Nov.11 um 12:47 Uhr
Vor allem aber: Lohnt diese Arbeit überhaupt - ich meine: ist da gegenüber der sonst gepflogenen frühzeitigen Tochterknollenabnahme ein echter Vorteil drin?
Ich hatte mal sterilisierte Hybridklone, da war die potentielle Vermehrungsrate nicht mehr abschätzbar, da aus praktisch jeder Zelle ein PLB entstand und auf jedem PLB wieder sehr viele neue PLBs entstanden. Es gibt aber auch bei Dac Klone mit sehr geringer Vermehrungsrate, die kann man aber ja rund ums Jahr weiter vermehren.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 14.Nov.11 um 22:13 Uhr
Zitat von: winwen am 14.Nov.11 um 15:55 Uhr
Aha! Und im Glas ist es einfacher?
Ja, weil viel schneller.
Zitat von: winwen am 14.Nov.11 um 15:55 Uhr
Ich gehe davon aus, dass auch dort die neuen Knollen separiert werden müssen. Wie sollte sonst noch mehr nachkommen?
Nein, man braucht zunächst keine Knolle, eigentlich sind sie auch nur lustige Anhängsel am Spross. Der Spross kann eigentlich ausreichend Stoffe speichern, es muss bei den Pflanzen ja nicht für einen ganzen Winter reichen.
Zitat von: winwen am 14.Nov.11 um 15:55 Uhr
Prinzipiell gefragt:
Stimmt meine Annahme über die 2. Methode (im Prinzip nichts anderes als sterile frühe Knollenabnahme, wobei das Medium so gestaltet ist, dass es die immer weitere Knollenbildung speziell anregt)?
Der Gedanke ist schon richtig, es geht aber nicht um die Knollen, sondern nur um die Sprosse.
Zitat von: winwen am 14.Nov.11 um 15:55 Uhr
Und wenn ja, um wieviel produktiver ist das gegenüber der Standardvariante? Will sagen: zahlt sich der Aufwand überhaupt aus? (20000 Exemplare auf einmal sind nicht gut für den Marktwert!)
Es ist sehr viel produktiver, aber um wie viel kann man nicht genau sagen, das ist bei Dac zu stark vom Klon abhängig.

Ich kann hier leider keine alten Bilder zeigen, aber Claus hat vielleicht Fotos von Gläsern mit unkontrollierter Vermehrung bei Dac.(habe ich auch aber nicht im Wohnhaus)

Der Marktwert interessiert mich bei solchen Versuchen nur sehr wenig. Man muss halt schon drauf achten, dass man nicht in übermäßiger Begeisterung etwas anfängt, was man nie zu Ende bringen kann. Den Fehler habe ich bei Cypris schon zu oft gemacht.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 28.Nov.11 um 07:37 Uhr
Es ist wieder etwas geschehen.

Ich möchte hier mal einen Ausfallbericht einfügen, da es bei den Ausfällen eine interessante Variante gibt!

Es waren ja insgesamt nur vier Explantate geschnitten worden, da sich sehr schnell herausstellte, dass die Dac.-Sprosse eigentlich, da sie schon viel zu weit entwickelt waren dafür überhaupt nicht mehr geeignet waren.

Zunächst mal die gute Nachricht, es ist von den zwei Hybridklonen jeweils ein Explantat bis jetzt steril geblieben, diese beginnen zu wachsen und wurden weiter zerschnitten, um auch zu prüfen, ob keine Kontamination im Explantat schlummern. Sieht bis jetzt gut aus.

(Einer der Klone scheint sich jedoch auf lange Sicht gesehen gegen die Sterilkultur mit starker Phenolbildung etwas zu sträuben.)

Der eigentliche Anlass dieses Berichts sind die beiden ausgefallenen Explantate.

Auf dem ersten Foto ist vermutlich lediglich eine etwas schlampige Arbeitsweise dokumentiert, nichts Genaues weiss man nicht.

Auf dem zweiten Foto sind diverse Kontaminationen durch Bakterien zu sehen, interessant ist dabei die Tatsache, dass es nicht nur eine ist, auch die Entfernung zum eigentlichen Explantat, ist ein Indiz. Es deutet an, dass sich da etwas verselbstständigt hat, nämlich Grasmilben. Tatsächlich sind Milben mittlerweile an der Glaswand sichtbar.

Wie können Milben oder deren Eier eine Oberflächensterilisation überleben, ganz einfach, sie sitzen nicht an der Oberfläche. Sie sind durch die bereits geöffneten Hüllblätter bis weit ins Innere eingedrungen, Wahrscheinlich um Eier für die Wintermonate abzulegen. Lustig ist dabei, dass die Milben sich, wenn sie sich erst mal im Glas vermehrt haben, gezielt von einem Glas zum nächsten bewegen und dort meist Pilzsporen eintragen. Da ich immer wieder diese Probleme nach der Etablierung von Hemerocallis hatte, kann ich nur davor warnen jemals etwas mit Hemerocallis zu versuchen, und jetzt auch nicht mehr mit Dactylorhiza.

Bei wohl deutlich mehr als 1000 Gläsern kann man sich nach einer solchen Erstkontamination ein paar schöne Abende damit machen, alle Gläser zwei bis drei Monate lang fortlaufend auf diese so genannten Sekundärkontaminationen zu untersuchen.

In diesem Fall habe ich aber wohl noch mal großes Glück gehabt, das entsprechende Glas habe ich sehr früh aussortiert, es stand nur noch zur Entsorgung, fest zugeschraubt im HWR.

Der Fortschrittsbericht zu den steril gebliebenen Explantaten folgt erst etwas später, da das wachsende Gewebe durch die dicken Glaswände noch nicht Fotografiert werden kann.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Claus am 28.Nov.11 um 09:50 Uhr
Ähnliche Beobachtungen kann man bei Grünaussaaten aus ungeöffneten Kapseln machen. Die Kapseln, die äußerlich unversehrt aussehen, können im Innern ein reges Leben haben. Ein Insekt hat die Kapselwand angestochen, dort Eier hineingelegt, und wenn man dann die außen mit DanKlorix desinfizierten Kapseln öffnet, krabbeln einem Maden entgegen. So auch wieder im Frühjahr geschehen bei grünen Kapseln von Anacamptis pyramidalis.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 28.Nov.11 um 10:38 Uhr
Hallo Claus,
das mit den Maden aus Cypri-Kapseln habe ich auch schon gehabt. Öfter hatte ich auch an Cypris Blattläuse, es sieht alles gut aus, aber durch das Zerschneiden der Kapsel verteilt man die im Gewebe sitzende Kontamination.

Die Milben haben aber eine andere Qualität, da sie sich selbstständig und gezielt von Glas zu Glas bewegen und wohl bei der kommerziellen Vermehrung einen sehr großen Schaden anrichten.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Claus am 28.Nov.11 um 23:37 Uhr
Wir diskutierten ja das Milbenthema beim letzten Treffen. Ich habe mal die Gläser mit dem braunen Schimmel kontrolliert, die waren alle sauber. Es hat mich also bisher verschont.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 29.Nov.11 um 06:48 Uhr
Zitat von: Claus am 28.Nov.11 um 23:37 Uhr
Wir diskutierten ja das Milbenthema beim letzten Treffen. Ich habe mal die Gläser mit dem braunen Schimmel kontrolliert, die waren alle sauber. Es hat mich also bisher verschont.
Ich glaube, es liegt daran, dass Deine Verschlüsse zu dicht für Milben sind.

Es gibt Leute die auch in der Wohnung aussähen, bei denen kann man riesig aufgepumpte Hausstaubmilben in einigen Gläsern laufen sehen.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Charlemann am 29.Nov.11 um 08:04 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 28.Nov.11 um 10:38 Uhr
Die Milben haben aber eine andere Qualität, da sie sich selbstständig und gezielt von Glas zu Glas bewegen und wohl bei der kommerziellen Vermehrung einen sehr großen Schaden anrichten.

Und die kommen durch den Wattepfropfen?
Vielleicht doch etwas anderes zum Gasaustausch nehmen. aber dann wird es wahrscheinlich zu dicht, oder?

Zitat von: Timm Willem am 29.Nov.11 um 06:48 Uhr
Es gibt Leute die auch in der Wohnung aussähen, bei denen kann man riesig aufgepumpte Hausstaubmilben in einigen Gläsern laufen sehen.
Nein Simon, die nennt man Ehefrauen. :-D
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Volzotan am 29.Nov.11 um 13:27 Uhr
Ich habe 6 Jahre in der Wohnung ausgesät und nie Probleme mit Milben gehabt. Ich weiß mittlerweile auch wie der Befall bei Milben aussieht, hat das Unilabor mal ziemlich heftig gebeutelt.
Eine Abdeckung des Wattestopfens mit Alufolie hält dicht wenn man die Alufolie dicht in den Hals an den Twist off Gläsern presst. Das gilt natürlich nur für das Modell Q-Tip im Blechdeckel.

Gruß Volzotan
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Claus am 29.Nov.11 um 13:47 Uhr
Ich verwende ja Frischhaltefolie über dem Wattestopfen, die mit einem Gummiring befestigt wird. Das ist nicht so sehr sicher, die würden den Weg schon finden.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Charlemann am 29.Nov.11 um 14:02 Uhr
Zitat von: Claus am 29.Nov.11 um 13:47 Uhr
Ich verwende ja Frischhaltefolie über dem Wattestopfen, die mit einem Gummiring befestigt wird. Das ist nicht so sehr sicher, die würden den Weg schon finden.

Die Frischhaltefolie sauber rund um das Glas abschneiden und mit einem Tesa sauber einmal ums Glas verkleben. Dann is a ruh´!
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Claus am 29.Nov.11 um 14:04 Uhr
Zitat von: Charlemann am 29.Nov.11 um 14:02 Uhr
Zitat von: Claus am 29.Nov.11 um 13:47 Uhr
Ich verwende ja Frischhaltefolie über dem Wattestopfen, die mit einem Gummiring befestigt wird. Das ist nicht so sehr sicher, die würden den Weg schon finden.

Die Frischhaltefolie sauber rund um das Glas abschneiden und mit einem Tesa sauber einmal ums Glas verkleben. Dann is a ruh´!

Das ist mir zuviel Aufwand. Wenn ich in einer Sitzung zig Gläser produziere, dann dauert mir das zu lange. Da nehme ich die wenigen verkeimten in Kauf.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Charlemann am 29.Nov.11 um 14:05 Uhr
Bei seltenen Aussaaten würde ich das Risiko nicht in Kauf nehmen.
Der Aufwand ist ja nicht soo groß.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Claus am 29.Nov.11 um 14:17 Uhr
Zitat von: Charlemann am 29.Nov.11 um 14:05 Uhr
Bei seltenen Aussaaten würde ich das Risiko nicht in Kauf nehmen.
Der Aufwand ist ja nicht soo groß.

Da ich in Reagenzgläser aussäe gibt es nur Infektionen von innen heraus, d.h. durch unzureichende Desinfektion der Samen. Nach oben ist alles dicht. Bei seltenen Arten und positiver Keimung verteile ich die Protokorme beim Umlegen sowieso auf mehrere Gläser.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 29.Nov.11 um 16:22 Uhr
Zitat von: Volzotan am 29.Nov.11 um 13:27 Uhr
Ich habe 6 Jahre in der Wohnung ausgesät und nie Probleme mit Milben gehabt. Ich weiß mittlerweile auch wie der Befall bei Milben aussieht, hat das Unilabor mal ziemlich heftig gebeutelt.
Eine Abdeckung des Wattestopfens mit Alufolie hält dicht wenn man die Alufolie dicht in den Hals an den Twist off Gläsern presst. Das gilt natürlich nur für das Modell Q-Tip im Blechdeckel.

Gruß Volzotan
Ich kann mich dran erinnern, dass dort viel in Fleischsalatbechern kultiviert wurde, die sind trotz Frischhaltefolie praktisch offen.

Bei mir sitzen die Deckel auch relativ fest auf den Gläsern, ein Ausbreitung findet deshalb nur sehr langsam statt, deshalb habe ich diese Sachen immer wieder in den Griff bekommen. Meine Deckel verhindern offensichtlich sowohl ein schnelles Eindringen als auch einen schnellen Ausbruch, sie sind aber nicht sicher.

Vor zwei Jahren habe ich mal etwa zehn Gläser im Verlauf von ca. sechs Wochen verloren, nachdem ich Hemerocallis etabliert hatte, die Kontamination traten alle im gleichen oder direkt benachbarten Regalen in Cypri-Gläsern auf.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Volzotan am 29.Nov.11 um 17:28 Uhr
Ja das mit den Bechern stimmt. Da die Becher, vor allem die mit den Cypripedien, in Kisten gelagert wurden, hatten die Milben dann nochmal leichteres Spiel. Wenn man dann nach Wochen mal wieder mal in eine Kiste reingeschaut hat, waren natürlich alle Becher kontaminiert. Unterm Bino sieht man dann jede Menge Krabbler, ekelhaft.

Gruß Volzotan
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 11.Dez.11 um 21:38 Uhr
Hallo Claus,
ich stelle hier mal zwei Fotos rein, es ging in letzter Zeit ja auch um Dactylorhiza und warum mein Medium auf den ersten Blick nix taugt.

Was jetzt die Idee, einmal rein ins Glas und später nur noch die blühfähigen Pflanzen pikieren betrifft, da bin ich schon deutlich weiter, aber musste auch ein paar Grenzen erkennen. So muss zunächst das Meristem konditioniert werden, das geht nicht ohne ein zusätzliches Umlegen, auf ein Medium welches für Dactylorhiza passender ist. Dadurch entsteht wieder Arbeit, da dieses Medium nicht langzeitkulturtauglich ist.

Nun bleibt die Frage, schnelle Kultur, sehr viel Arbeit, große Rüben oder langsame Kultur, wenig Arbeit und mittelgroße Rüben dafür in sehr guter Qualität???

Auf meinem Medium würden nur Rüben entstehen, wie sie auf den Fotos zu sehen sind.

Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 26.Dez.11 um 10:39 Uhr
Nachdem sich letzte Woche schon zeigte, dass etwas passiert, kann man jetzt auch durch die Glaswand etwas fotografieren, vielleicht Wurzeln?

Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 05.Jan.12 um 21:15 Uhr
neue kleine Sprosse, am Gewebe des Klons,der eigentlich verworfen werden sollte
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 05.Jan.12 um 21:21 Uhr
viel undifferenziertes Gewebe und nur sehr kleine neue Sprosse an dem eigentlich nicht schönen aber extrem trockenheitsresistenten, und deshalb zumindest etwas interessanten Klon "mit Punkten"
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Charlemann am 05.Jan.12 um 21:29 Uhr
Sehr interessant Simon.
Auch wenn das für Dich "nur sehr kleine Sprosse" sind, ich sehe die schon als sehr gut pikierbar an.
Wenn mal wieder Ordnung herrscht werde ich mich mal an die Thematik ranmachen.

Welche Erdorchi würdest Du mir zunächst empfehlen, der Einfachheit halber.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Berthold am 05.Jan.12 um 21:31 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 05.Jan.12 um 21:21 Uhr
viel undifferenziertes Gewebe und nur sehr kleine neue Sprosse an dem eigentlich nicht schönen aber extrem trockenheitsresistenten, und deshalb zumindest etwas interessanten Klon "mit Punkten"

Aber wenn das hiermit klappt, dann klappt es mit Dactylorhiza hatagirea oder anderen Selektionen auch
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 05.Jan.12 um 21:46 Uhr
Zitat von: Charlemann am 05.Jan.12 um 21:29 Uhr
Sehr interessant Simon.
Auch wenn das für Dich "nur sehr kleine Sprosse" sind, ich sehe die schon als sehr gut pikierbar an.
Wenn mal wieder Ordnung herrscht werde ich mich mal an die Thematik ranmachen.

Welche Erdorchi würdest Du mir zunächst empfehlen, der Einfachheit halber.
Hallo Michael,
ich würde das mit Dac.-Hybriden versuchen. Es funktioniert prinzipiell mit allen Arten genau so, aber es macht zunächst Sinn sich auf etwas zu konzentrieren, mit dem man üben kann und in absehbarer Zeit Ergebnisse hat, an denen man sich weiter orientieren kann.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 05.Jan.12 um 21:48 Uhr
Zitat von: Berthold am 05.Jan.12 um 21:31 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 05.Jan.12 um 21:21 Uhr
viel undifferenziertes Gewebe und nur sehr kleine neue Sprosse an dem eigentlich nicht schönen aber extrem trockenheitsresistenten, und deshalb zumindest etwas interessanten Klon "mit Punkten"

Aber wenn das hiermit klappt, dann klappt es mit Dactylorhiza hatagirea oder anderen Selektionen auch
Ja sicher, wenn der Zustand des Materials das hergibt, wenn es erst mal steril ist, sollte es keine weiteren Probleme geben.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Charlemann am 06.Jan.12 um 16:36 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 05.Jan.12 um 21:46 Uhr
ich würde das mit Dac.-Hybriden versuchen.

Danke, ich konnte mir aber auchg schon so etwas denken, da hat man die geringsten Verluste falls es in die Hose geht.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 06.Jan.12 um 21:09 Uhr
Zitat von: Charlemann am 06.Jan.12 um 16:36 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 05.Jan.12 um 21:46 Uhr
ich würde das mit Dac.-Hybriden versuchen.

Danke, ich konnte mir aber auchg schon so etwas denken, da hat man die geringsten Verluste falls es in die Hose geht.
Es geht nicht nur um den möglichen Verlust, es ist auch sinnvoll zunächst mit einem beherrschbaren Gegner zu beginnen und den Schwierigkeitsgrad erst langsam zu steigern.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 21.Jan.12 um 14:25 Uhr
Zwei neue Bilder die ich vor ein paar Tagen aufgenommen habe.

Als ich heute noch einmal nach den Gläsern gesehen habe, waren die Spitzen bereits deutlich länger und grün. Es geht also mit den größten PLBs sehr schnell voran. Der Durchmesser der größeren Kugeln dürfte über drei mm liegen.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 08.Feb.12 um 12:39 Uhr
Es sind mittlerweile sehr viele PLBs entstanden, eine relativ häufig teilbare Masse.

Die größten Protokorme wurden entfernt und werden für einen unabhängigen Versuch unter anderen Bedingungen weiter kultiviert.
Titel: Re:Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 14.Apr.12 um 07:46 Uhr
Die Vermehrungsrate ist leider nicht ermittelbar, da ich zu faul bin zu zählen(was auch nicht realistisch möglich wäre).
Jetzt bleibt eigentlich nur die Frage, ob sie im nächsten Frühjahr blühfähig sind. Speicherwurzeln bilden sie jedenfalls schon, was jedoch momentan nur stört, da sie spontan und nicht gesteuert entstehen.
Titel: Re:Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Charlemann am 14.Apr.12 um 10:45 Uhr
Nicht schlecht Simon.
Wenn ich mal viiieeel Zeithabe werde ich mich damit auch mal beschäftigen.
Aber mir scheint, das die Handhabe und auch das Know-How es wieder erforderlich macht von ziemlich weit vorne neu zu beginnen.
Titel: Re:Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Berthold am 14.Apr.12 um 12:41 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 14.Apr.12 um 07:46 Uhr
Jetzt bleibt eigentlich nur die Frage, ob sie im nächsten Frühjahr blühfähig sind.

Wenn Du sie pikiertst würde ich die Wahrscheinlichkeit mit 10% ansetzen.
Wenn sie in der Flasche bleiben, kann ich die Entwicklung nicht beurteilen.
Titel: Re:Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 14.Apr.12 um 12:49 Uhr
Zitat von: Berthold am 14.Apr.12 um 12:41 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 14.Apr.12 um 07:46 Uhr
Jetzt bleibt eigentlich nur die Frage, ob sie im nächsten Frühjahr blühfähig sind.

Wenn Du sie pikiertst würde ich die Wahrscheinlichkeit mit 10% ansetzen.
Wenn sie in der Flasche bleiben, kann ich die Entwicklung nicht beurteilen.
Warum sollte ich sie denn jetzt pikieren?

Sie sehen momentan nicht so aus, als würden sie Not leiden.

Seit zwei Jahren mache ich Experimente mit Sämlingen von Naturformen um blühfähige "Jungpflanzen" direkt aus dem Glas zu holen. Da das kein so weiter Weg mehr ist, bin ich bei dieser Hybride sogar relativ zuversichtlich.
Titel: Re:Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Matthias am 14.Apr.12 um 13:02 Uhr
sehr, sehr interessanter Bericht, danke den daran Beteiligten
lg
Matthias
Titel: Re:Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Berthold am 14.Apr.12 um 14:49 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 14.Apr.12 um 12:49 Uhr
Warum sollte ich sie denn jetzt pikieren?

Sie sehen momentan nicht so aus, als würden sie Not leiden.

Simon, ich habe nicht gesagt, Du solltest pikieren, sondern nur wenn Du pikierst.....
Ich als normaler Mensch, der schlechte Möglichkeiten für das Aufstellen von sterilen Flaschen hat, pikiert sowas jetzt, damit die Pflanze die volle Vegetationsphase im Topf durchmachen kann.
Titel: Re:Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 14.Apr.12 um 18:49 Uhr
Zitat von: Berthold am 14.Apr.12 um 14:49 Uhr
Simon, ich habe nicht gesagt, Du solltest pikieren, sondern nur wenn Du pikierst.....
Ich als normaler Mensch, der schlechte Möglichkeiten für das Aufstellen von sterilen Flaschen hat, pikiert sowas jetzt, damit die Pflanze die volle Vegetationsphase im Topf durchmachen kann.
Berthold, das ist für mich etwas unverständlich, da ich es für die denkbar unglücklichste Variante halte, deshalb meine Reaktion.
Bis vor einem Jahr habe ich die wenigen Dac.-Aussaaten, die ich gemacht habe, alle auf einem Kleiderschrank in einem ungenutzten Raum aufgestellt. Der Raum wurde Kinderzimmer, deshalb jetzt die Klimakammer.
Titel: Re:Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Berthold am 14.Apr.12 um 18:58 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 14.Apr.12 um 18:49 Uhr
Bis vor einem Jahr habe ich die wenigen Dac.-Aussaaten, die ich gemacht habe, alle auf einem Kleiderschrank in einem ungenutzten Raum aufgestellt. Der Raum wurde Kinderzimmer, deshalb jetzt die Klimakammer.

Simon, ich habe leider keinen Kleiderschrank in einem ungenützten Raum. Allerdings wäre das Risiko hier äusserst gering, dass aus einem ungenützen Raum ein Kinderzimmer würde.

Hier kommen die pikierten Sämlinge 2 bis 3 Monate ins Kalthaus (Februar, März) und wenn es dann frostfrei wird kommen sie in den Garten an ein schattiges Plätzchen, wo der Regen drauf fallen kann.
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: mark smyth am 14.Mär.13 um 18:05 Uhr
This is a very interesting thread. I have a D. fuchsii I would like to experiment with in a year or two.

I have two flowering size tubers and two small ones
Titel: Re: Sterile Vermehrung adulter Dactylorhiza
Beitrag von: Timm Willem am 15.Mär.13 um 08:58 Uhr
Hello Mark,
To propagate your fuchsii will not be as simple as shown in the example. I do not mean to propagate the plant; the problem will be to transfer the chimaera-layer structure to the offspring. The propagation technique is very simple, one or just a couple of cells will reorganise to an embryo like structure. Theoretically there is a green or a white cell developing a new plant. But in real life there should also develop some variegated offspring, not in a good proportion.