Orchideenkultur

Fachbereich => Epiphytische Orchideen der Tropen und Subtropen => Laelia (nicht mexikanisch), Cattleya, Epidendrum, Encyclia & Co. => Thema gestartet von: Muralis am 13.Sep.14 um 20:45 Uhr

Titel: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: Muralis am 13.Sep.14 um 20:45 Uhr
Ich hatte mir vor einigen Jahren eine no name Laelia purpurata zugelegt, also ich gehe bis auf weiteres davon aus, dass es eine tipo ist.
Die ersten Jahre hat sich die Pflanze  bei geringer Düngung kaum gesteigert und einen Jahrestrieb gemacht, der in etwa den Vorgängern entsprach. Blüten erschienen nicht.

Seit dem letzten Jahr erhielt die Pflanze regelmäßig Gaben von Blaukornmilch und die Wirkung war enorm: Der letztjährige NT entwickelte sich auf ein mehrfaches Volumen seiner Vorgänger und es erschien heuer eine ganze Galerie von NT, die schon im Sommer fertig waren, aber alles ohne BS. Die Pflanze ist tiefgrün und entwickelt laufend NT. Ich fürchte, dass auch für nächstes Jahr wohl kein NT mit BS kommen wird.

Die Pflanze steht mit einem Maximum an Licht im Winter im kühlen Wintergarten, über den Sommer draußen, wobei ich sie heuer weitgehend ins direkte Sonnenlicht gestellt habe.

Also keine Blüten, weder ohne noch mit Dünger. Was mache ich falsch?
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: jolly am 14.Sep.14 um 09:49 Uhr
Ich bin kein purpurata-Experte, aber ich denke, dass es - wie bei anderen Vertretern der Cattleya-Gruppe auch - einfach blühfaule Klone gibt. Ich habe eine Rhyncholaelia digbyana, die trotz guten Wachstums, Dünger und voller Sonne im Gegensatz zu einer zweiten Pflanze einfach nicht blühen will. Auch bei Laelia anceps soll es solche Kandidaten geben.
Als einzige Idee fällt mir noch ein, dass evt. ein zuviel an Dünger die Pflanze dazu veranlasst, immer nur vegetativ "tätig zu sein", dass sie also laufend neue Triebe bringt, aber das Blühen "vergisst". Vielleicht hilft hier eine Ruhepause mit wenig Wasser und ohne Dünger nach Triebabschluss - auch im Sommer.
Liebe Grüße, Jolly
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: Muralis am 14.Sep.14 um 12:44 Uhr
Hallo Jolly,

das sind genau die 2 Überlegungen, die ich auch angestellt habe  ;-)

Ich tendiere eher zu ersterem, denn alle anderen Laelien oder Cattleyen reagieren bei Düngereinsatz mit starken Trieben MIT Blütenscheide, so etwa L. lobata oder gar C. skinneri, wo die alba-Form jetzt auf 10+ Blütenscheiden gesteigert hat innerhalb von 2 Jahren.

Meine purpurata ist im Moment das "Monster" unter allen Vertretern dieser "allience" und vielleicht überlegt sie es sich ja noch übern Winter...
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: Markus_13 am 07.Nov.14 um 00:12 Uhr
Hallo Muralis,

auf die Erklärung "blühfauler Klon" würde ich zuletzt zurückgreifen - dahinter stecken doch in aller Regel Kulturfehler oder -beschränkungen, so dass der Pflanze einfach der notwendige Trigger fehlt.

Hauptursache für solche Phänomene, die man sich nicht recht erklären kann, dürfte m.E. das regelmäßig unterschätzte Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren sein: Nehmen wir mal an, es liegen die Faktoren A, B und C vor, wobei die Pflanze im gegebenen Zustand 1) 125% von A, 70% von B und 35% von C erhält. Das Problem scheint also ganz eindeutig im Bereich von C zu liegen. Also verdreifache ich den Faktor C (z.B. Düngergabe). Jetzt verschiebt sich aber das Gesamtverhältnis insgesamt: Im Zustand 2) verdoppelt sich der Faktor A zu 250%, der Faktor B hingegen fällt ab auf 15% und lediglich Faktor C erreicht nun das Optimum von etwa 100%. 

Dass A schon im Zustand 1 weit über dem Optimum lag, das konnte ich nicht merken, weil ja der Gesamtzustand ungenügend war und vor allem durch C limitiert schien. Aber auch nach der Verbesserung im Zustand 2 verstehe ich immer noch nicht, warum ich nicht das Ziel erreiche, obwohl C nunmehr doch optimiert ist. Das liegt daran, dass ich nicht erkenne, dass inzwischen A schon für sich alleine genommen kontraproduktiv ist und das Ziel verhindert - einmal abgesehen davon, dass nun deswegen B zusätzlich limitiert vorliegt. Und erschwerend kommt noch hinzu,  dass ich beachten muss, wie A, B und C relativ zueinander in unterschiedlichen Wachstumsphasen (bzw. klimatischen Phasen) verschoben werden müssten - es ist auch nicht damit getan, die Werte permanent konstant zu halten sobald das Optimum gefunden zu sein scheint.

Ok, das war jetzt etwas abstrakt  :blush:  Ich will damit ja nur sagen, dass in der Tat zu viel Dünger zum falschen Zeitpunkt genau dann ein Problem sein kann, wenn zuvor (!) zu wenig Dünger gegeben wurde - der Effekt schlägt womöglich erst im Folgejahr (oder 2 Jahre verspätet) durch. Kommt dann noch ein schlechter Winter hinzu (oder gar zwei), dann wird es noch komplizierter... dann sind es auf einmal nicht nur 3 Faktoren A, B und C, sondern auch noch D für Jahresfolge. Gerade letzteres glaube ich wird allgemein bei Cattleyen unterschätzt: Die Fehler von heute bezahlt man in den Jahren darauf.

Und ganz konkret: Ich habe meine Laelia purpuratas im letzten Winter zu wenig gedüngt. Die Blätter wurden zwar noch etwas größer als die adulten vorherigen, sogar die Blütenscheiden so riesig wie noch nie - aber eine Blüte gab's nicht, sei's wegen des schlechten Winters (dabei hab ich aber ordentlich Zusatzlicht geboten), sei's wegen der fehlenden Nachtabsenkung (auch nachts ca. 20° C). Nicht notwendig (!) waren die dünnen Pesudobulbe daran schuld, denn die nächstälteren Psudobulben, die auch schon nicht geblüht hatten, besaßen ja noch mehr als genug Substanz, um die BS mitzuversorgen, aber womöglich waren die schwächlichen Pseudobulben mit daran beteiligt, das kann ich natürlich nicht ausschließen.

Dieses Jahr habe ich auf Rat von Gitti kräftig gedüngt. Das klappt auch: die Pseudobulben sind wieder prall wie sie sein sollen. Das dumme ist nur, dass es keine einzige Blütenscheide gibt! Zum ersten Mal hat die Pflanze keine BS gemacht. Und warum? Wegen den fingerdürren Pseudbulben des Vorjahres vermutlich (womöglich ist es aber auch Folge von oder mitverursacht durch das Umtopfen, was leider fällig war)! Der Fehler pflanzt sich also fort... das ist zumindest mein Verdacht. Die nächsten Bulben werden ziemlich sicher wieder fett werden und auch Blütenscheiden machen, wenn nichts anderes dazwischen kommt.

Bei Dir könnte auch noch eine Rolle spielen, dass Du die Pflanze relativ kalt kultivierst, wenn ich das richtig verstanden habe. Das Verbreitungsgebiet der Laelia purpurata ist aber ziemlich groß, so dass es im Süden welche gibt, die kältere Standorte mit einem ausgeprägten "Winter" abkönnen, im Norden aber welche, die sicherlich das ganze Jahr über gemäßigte Temperaturen genießen - und trotzdem eine ordentliche Nachtabsenkung bekommen. Meine Purpuratas sind etwas zu lange bis Frühherbst draußen gestanden und haben das Wachstum eingestellt gehabt. Erst wieder in der Wärme des Wintergartens sind die NT weitergewachsen - ein Indiz dafür, dass Kälte in der Wachstumsphase (gerade im Winter bei wenig Licht und womöglich zu viel Dünger) kein guter Ansatz sein dürfte.

So, das ist jetzt ein bischen lang geworden, nichts für ungut 

LG Markus
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: Muralis am 07.Nov.14 um 14:56 Uhr
Na Markus, das passt schon! Danke für den sehr ausführlichen input.

Die Pflanze hatte ich heute übrigens kurz draußen; da ich einige Schildläuse dran entdeckte, wurde sie mit einigen anderen Pflanzen erstmals mit Lizetan-Spray behandelt. Das Zeug scheint ja wirklich unheimlich giftig zu sein, die Schildläuse sind bei Behandlung am nächsten Tag tot. Ich hasse solche Mittel, will man aber einen Dschungel von Wintergarten übern Winter bringen, muss man den Anfängen wehren...

Mit deinen Ausführungen stimme ich voll und ganz überein, das sind in etwa die Gedankengänge, die ich auch anstelle. Bei Blühproblemen gibt es 2 Ebenen: mit BS und ohne.
Praktisch alle Cattleya-Artigen neigen bei mir sehr stark zum Ansetzen von Blüten. Das hat 2 Gründe: erstens den Außenaufenthalt, wo UV-Strahlung und andere Stressfaktoren die Pflanzen näher ans Limit bringen, worauf sie Blüten ansetzen. Das 2. ist der Aufenthalt im Wintergarten mit ausgesprochenen Ruhezeitbedingungen, was wieder Blüteninduktion bewirken kann.

Unter den nächsten Verwandten von L. purpurata  ist L. lobata. Meine alba-Form hat etwa 10 Jahre nicht geblüht, die Hauptursache war aber zu geringe Nährstoffzufuhr. Sie kriegt seit letztem Jahr dasselbe Düngerwasser wie die purpurata und hat 2 BS angesetzt, von denen eine esrtmalig einen Blüttenstand mit 3 Blüten hervorbrachte. Heuer sind bisher 4 BS zum Vorschein gekommen (einige kleinere NT kommen aber noch nach). Eigentlich sollte dieses Rezept auch bei der purpurata zum Erfolg führen?

Der lobata jedenfalls scheint die Kälte nicht zu schaden, sie wächst halt in dieser Phase langsamer weiter. Die Anlage einer BS scheint dabei schon in einer sehr frühen Entwicklungsphase zu erfolgen, wo es bei mir noch gar nicht kalt ist. Ähnliches sollte für L. purpurata gelten. Nur werden dort nach üppigem Wachstum gar keine BS angelegt bei praktisch gleicher Kultur. Die vorübergehende Kälte im Hochwinter kann somit gar keine blütenunterdrückende Wirkung mehr haben, da keine BS vorhanden sind. Vielleicht war der Pflanze tatsächlich ursprünglich der Dünger zu wenig und jetzt zu viel. Immerhin hatte ich vergangenes Jahr z.B. auch bei meiner riesigen Dendrobium thyrsiflorum keine einzige Blüte und habe heuer den Dünger ab August komplett zurückgefahren. Da sieht es gut aus im Moment, ich denke, dass es nächstes Frühjahr einen Blütenball geben könnte...

Nicht so bei der purpurata, keine einzige BS in Sicht bei den jetzt schon recht zahlreichen NT....
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: Muralis am 22.Nov.15 um 14:11 Uhr
Jetzt gibt es ein update  :classic

Die große purpurata hat heuer nur 2 NT angesetzt, warum auch immer. Vielleicht wollte sie in dem Hitzesommer nicht mehr tun.

Diese beiden NT produzierten zu meiner Überraschung nach etlichen Jahren der Pflege endlich jeweils eine BS! Ich habe an der Kultur nichts verändert, es ging irgendwie auch gar nicht, denn die Pflege hängt letztlich ja auch von den vorgegebenen Kulturmöglichkeiten ab. Vielleicht hat da auch wieder der Rekordsommer seine Hände im Spiel gehabt??

Ich habe jedenfalls weiterhin fleißig gedüngt. Wenn ich mir die blühenden Pflanzen so mancher erfolgreicher Kollegen ansehe, fallen mir aber deutliche Unterschiede auf: Deren Pflanzen wirken fast immer deutlich schmächtiger mit oft spindeldürren Bulben. Meine ist ein ordentliches Gerät mit ca. 15cm langen BS, die an die 4cm Breite erreichen. Im Vergleich geht es meiner Pflanze offensichtlich zu gut.

Ja, 3 weitere NT kommen jetzt doch auch noch, sie dürften nun wohl keine BS mehr ansetzen können.

Die 2. purpurata, die ich mir inzwischen auch noch zugelegt hatte, eine Jungpflanze der var. werkhaeuseri, hat jetzt ebenfalls eine große BS hervorgebracht, nachdem ein fast ebenso großer NT im letzten Jahr ohne blieb.

Mir stellt sich nun die bange Frage: Kann da jetzt noch irgendetwas schiefgehen??
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: klaus am 22.Nov.15 um 17:48 Uhr
Zitat von: Muralis am 22.Nov.15 um 14:11 Uhr


Mir stellt sich nun die bange Frage: Kann da jetzt noch irgendetwas schiefgehen??

Aber natürlich  :heul

Du könntest z.B. den Topf versehentlich umschmeißen und den Neutrieb abbrechen, der Hund/die Katze gehen ran, jemand sprüht Roundup in deiner Wohnung...  :rofl

Nein, ernsthaft jetzt: das sieht sehr gut aus und normalerweise müssten da im Frühjahr/Frühsommer auch Blüten kommen. Der Trieb wird den Winter über weiter wachsen, d.h. du solltest schauen, dass er so viel Licht wie möglich bekommt. Gießen und düngen kannst du weiter wie bisher.

Viel Erfolg noch!
klaus
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: Muralis am 23.Nov.15 um 17:21 Uhr
Danke für deinen input, Klaus! Ich fürchte nichts mehr als Blütenscheiden, die leer bleiben könnten. Das war aber bei den anderen große brasilianischen Laelien (jetzt Cattleyen) bei mir bisher nicht der Fall. Hoffentlich bleibt das so.

Hunde und Katzen etc. scheiden bei mir aus. Es gibt genügend Wildtiere auf meinem Grundstück  :-D
Mein Nachbar hatte einmal soviel Roundup versprüht, dass sogar die Tomatenpflanzen auf meiner Seite abgestorben sind. Aber mittlerweilen hat er selber Kinder und eingesehen, dass diese Giftspritzerei im Garten absolut daneben ist.

VG Wolfgang
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: Ruediger am 30.Jan.16 um 18:57 Uhr
WEnn hier von kräftigem Düngen geschrieben wird, was ist das denn bei Euch?
Gibt es gar Meßwerte der el. Leitfähigkeit?

Ich habe eine namenhafte L. purpurea, die wächst bislang nur mittelpächtig.
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: Muralis am 12.Mär.16 um 12:20 Uhr
Zitat von: Ruediger am 30.Jan.16 um 18:57 Uhr
WEnn hier von kräftigem Düngen geschrieben wird, was ist das denn bei Euch?


Tauchen im ominösen Blaukornmilchkübel. Also um die 1000µs packen die locker.
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: Muralis am 11.Mai.16 um 19:20 Uhr
Jetzt wirds spannend. Der 2. Trieb hat übrigens auch mind. 4 Knospen. Die kleinere werkhäuseri lässt auch schon Knospenansätze im Innern der BS erkennen, wird aber noch eine Weile brauchen.

Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: Muralis am 17.Mai.16 um 07:14 Uhr
So, jetzt ist das Blühproblem endlich beendet  ;-)

Die ersten 5 Blüten sind offen, die 2. fünf beginnen gerade zu öffnen. Nicht schlecht für einen Erstblüher  :yes

Ich habe natürlich als Anti-Purpurateiro keine Ahnung, welche Form es jetzt eigentlich ist, hab ich seinerzeit ja als blühstarke no name Lp um 14 € bei O&M gekauft.
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: Ralla am 17.Mai.16 um 08:02 Uhr
Das warten auf die Erstblüte hat sich offensichtlich gelohnt.
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: Muralis am 17.Mai.16 um 08:20 Uhr
Carola, gestern hatte es noch nicht so ausgesehen - die Blüten hingegen schlapp an den Stielen und ich dachte, dafür muss ich diese Riesenpflanze nicht mehr weiterpflegen (---> Mülltonne).
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: walter b. am 17.Mai.16 um 08:50 Uhr
Hallo Wolfgang,

tolle Blüten für eine No-Name-purpurata! Das nenne ich Glück!

Es ist wohl keine annelata, dafür ist der Ring zu breit.
Ich werfe einmal argolao in die Runde.

Viele Grüße
Walter
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: Muralis am 17.Mai.16 um 12:50 Uhr
Servus Walter,

das, was du in die Runde wirfst, ist fast immer richtig  :yes
Titel: Re: Blühproblem mit Laelia purpurata
Beitrag von: walter b. am 17.Mai.16 um 14:26 Uhr
Danke für die Blumen!  :blush: