Dendrobium jacobsonii in RAL 3028

[Matthias]

oh nett, ein weiteres Käpselchen. Überlegst du eine Messerspitze davon über den Alpenhauoptkamm flattern zu lassen? Es kommt ja Weihnachten und da darf man sich etwas wünschen ... vielleicht.

[Berthold]

Stell die Pflanze dann etwas wärmer, so 15° 

ja, das werde ich aus Sicherheitsgründen wohl auch tun.

Mein Hauptprojekt besteht z. Z. darin, eine Blüte jeweils an einer abgeschnittenen Bulben der Limbo-Pflanze und der Ludwig-Pflanze zu synchronisieren. Die Ludwig-Blüte hat 4 Wochen im Warmen aufgeholt und ist jetzt auf Gleichstand. Beide Blüten werden in ca. einer Woche öffnen. Dann sollte eine Woche später die Bestäubung möglich sein.

Das sollte guten Samen geben. Nur müssen die Kapseln an den abgeschnittenen Bulben auch gut versorgt werden und wachsen.
Da traue ich mich nicht so richtig, diese beiden Bulben dann auch warm zu stellen wegen der höheren Verdunstung und der schlechten Wasseraufnahme der Bulben (ohne Wurzeln).

Für Eerika: Die Bulben wurden aus Gründer der Habitusbegradigung von den Pflanzen abgeschnitten. Unmittelbar bevor ich sie kompostieren wollte haben sie eine Blüte getrieben. Das war klug von ihnen.

Matthias, ich warte auf Nordwind.

[Eerika]

Woher bekommst Du abgeschnittene Bulben?

[Berthold]

Woher bekommst Du abgeschnittene Bulben?

Das ist Abfall von der Habitusbegradigung vom Aufbinden zur Topfkutur.

[Eerika]

Du schneidest gesunde Bulben weg???????????????????????????????????????????????????????????????????

[Berthold]

Eerika, das ist doch wie eine Schönheitsoperation beim Menschen wie Fett absaugen oder Hautfalten straffen. Manchmal muss es eben sein.

[Eerika]

Aber in den Bulben sind doch Nährstoffe für die Pflanze drin.
Das ist wichtiger als die Schönheit!
Die abgeschnittene Bulben kannst Du nicht mit Neudohum ersetzen.

[Berthold]

Aber in den Bulben sind doch Nährstoffe für die Pflanze drin.

Ja, da müssen auch Nährstoffe drin sein, denn sonst wachsen sie nicht an.

Optimal ist, wenn die abgeschnittene Bulbe ein Kindel mit ein paar Wurzeln aufsitzend hat. Dann wird die Bulbe etwa 2 cm (bei jacobsonii) unterhalb des Kindels abgeschnitten und in Substrat gesetzt, so tief, dass die Kindelwurzeln gerade das Substrat berühren.
Dann wird das Kindel noch von seiner Mutter-Bulbe ernährt und kann parallel schon mal seine Wurzeln testen.

Diese Vermehrung über eine Kombination von Kindel auf Mutterbulbe geht bei manchen Dendrobien sehr gut.

Eerika, da ich grosse Pflanzen mit vielen alten Bulben (sogenannte Trümmerhaufen) liebe, werden natürlich nur Bulben abgeschnitten, wenn sie völlig aus der Reihe tanzen und sich auch mit Gewalt nicht mehr in den Gesamthabitus der Pflanze intergrieren lassen. 

[Matthias]

Der Status der Pflanze von Berthold erhöht nur die Wahrscheinlichkeit einer guten Samenausreifung. Aus 1 mach > 1.000. Die Samenqualität wird umso besser, je mehr sich die Pflanze anstrengen muss. Es kann auch sein, dass sie alles an Ressourcen hineinstopft. Fette, üppige Pflanzen sind oft faul, was die Samenreife angeht. Die beste Qualität in Richtung Samenreife bei Monopodialen findet statt, wenn man das Herzblatt herausreißt oder verödet. Das mag den Liebhabern gar nicht schmecken, aber wenn man die Aussaat im Auge behält, greift man eben gelegentlich zu drastischen Methoden.

[Eerika]

MÄNNNNNER!
Ihr denkt nur auf euren Samen!

[Matthias]

Artenschutz, Eerika. Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendwer in den letzten 12 Jahren D. jacobsonii generativ in Europa vermehrt hätte. Und dann noch als Outcross und somit ideales Material für zukünftige Bestäubungsversuche.
Es wird die Zeit kommen, da werden wir in Europa - und ich weiß, dass ich mich notorisch wiederhole - nur das erwerben können, was Europa auch herstellt. Der Antrag, jeder Importpflanze einen Virustest abzuverlangen, liegt schon in Bruxelles. Und wenn die Entscheidungsträger dort einen kognitiven Schub haben, wird diese Novelle umgesetzt, ob es uns passt oder nicht, insoferne begrüße ich die Ambition jener Liebhaber, die bewusst sich um die Nachhaltigkeit der Orchideen kümmern.

[Berthold]

Ich hatte von den Mutterpflanzen Stecklinge abgeschnitten und getrennt getopft. Die Stecklinge hatten bei dem trüben kalten und feuchten Wetter noch Knospen gebildet, allerdings mit ca. 6 Wochen Zeitverschiebung.
Durch Kultur bei unterschiedlichen Temperaturen konnten die Pflanzen synchronisiert werden, sodass sie gleichzeitig aufgeblüht sind. Gestern wurden die beiden Blüten über Kreuz bestäubt.

Zur Entwicklung der Samenkapseln stehen die Stecklinge jetzt bei 5 bis 12° im Kalthaus. Bei höherer Temperatur habe ich Bedenken, dass die Blüten abgeworfen werden.

Die geselbstete Kapsel entwickelt sich langsam weiter und hat inzwischen die 3fache Länge erreicht

[Matthias]

sieht hoffnungsvoll aus, Berthold.
Die meisten Dendrobien lassen sich erfolgreich selbsten, bisher keine pos. Resultate ergaben sich in meinem Labor bei D. oligophyllum, trinervinum, ellipsophllum, alles andere kam zumeist problemlos zur Keimung. Konnte auch nicht erkennen, dass ein x-self schlechter wuchs als ein outcross oder die Keimungsbereitschaft geringer war.
Manche Gattungen, wie zB Epidendren oder auch Gongora brauchen fast immer einen 2. Klon.

[Eerika]

Bei höherer Temperatur habe ich Bedenken, dass die Blüten abgeworfen werden.

Sie werden nicht abgeworfen und blühen eben so wochenlang.

[Berthold]

Bei höherer Temperatur habe ich Bedenken, dass die Blüten abgeworfen werden.

Sie werden nicht abgeworfen und blühen eben so wochenlang.

Eerika, für die Mutterpflanzen stimmt das sicherlich.

Aber hier handelt es sich um Stecklinge ohne Wurzeln, die praktisch kein Wasser aufnehmen können. Deshalb können sie auch nur ganz langsam die Samenkapseln entwickeln, wenn sie es überhaupt schaffen. In der Kühle geht alles viel langsamer, deshalb meine ich, da haben die Kapseln bessere Chancen. Aber ich habe noch keine praktische Erfahrung mit Blüten an Stecklingen.