Kleine Reise durch die Westkap-Provinz Südafrikas

Begonnen von Berthold, 04.Okt.08 um 23:42 Uhr

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Berthold

Wer fremde Landschaften, Flora und Fauna sehen möchte aber keinen Jetlag mag, der sollte nach Südafrika reisen. Besonders artenreich ist die Westkap-Provinz.
So flogen wir nach Kapstadt, von dort ging es über den Botanischen Garten in Kirstenbosch auf die ca. 40 km lange Kaphalbinsel, an dessen Spitze das Kap der Guten Hoffnung liegt. Von dort fuhren wir ca. 400 km nach Osten durch die Wüstengebiete der Kleinen Karoo, dann nach Süden zur Küste und wieder westlich Richtung Kapstadt, kurz rauf auf die Tafelberge (das Wetter war günstig) und wieder ab nach Hause zum Pflanzen giessen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#1
Kirstenbosch unterhält einen grossen botanischen Garten mit Institut, in dem u.a. heimische Orchideen vermehrt werden. Die Anlage des Gartens ist ungewöhnlich, sie geht von gepflegten Staudenrabatten allmählich in die Wildnis über, die heimische Pflanzen am Originalstandort zeigt:




Möglichkeiten zur Ruhepause sind ebenfalls vorhanden:

Nachts zieht das Kreuz des Südens übers Firmamnet, aber dann liege ich meist woanders.


Die können vielleicht Disa uniflora kultivieren:

Sie brauchen sich aber auch nur einige Standorte in feuchten Schluchten der Berge in Sichtweite anzuschauen.


Für alle Bürger, die keine Säugetiere mit Schuppen kennen, hier Manis temminckii:

Dieses Tier ist präpariet, ganz praktisch, denn sie sind nachtaktiv und verstecken sich tagsüber.

So, dann ging es weiter in die Wildnis der Kaphalbinsel.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#2
wirklich ein idyllisches Stückchen Erde mit ca. 8500 Pflanzenarte. Man ist leicht überfordert, denn der normale Mitteleuropäer kennt kaum eine einzige Art. Viel Landschaft:



Eine sehr schwierig zu haltende (kultivierende) Gattung sind die Proteen, hier die Königsprotea, Protea cynaroides:



Manchmal trifft man diese Burschen am Strassenrand, eine Unterart der Steppenpaviane:

Sie sehen freundlich aus, aber das täuscht. Wenn man ein Autofenster offen lässt und sich einige Schritte vom Auto entfernt, kommt die ganze Bande und klettert ins Auto. Silberrücken setzt sich oben aufs Autodach und fletscht die Zähne, darunter zwei 4 cm lange Eckzähne, vor denen neben mir auch ausgewachsene Löwen Respekt zeigen. Wenn die Bande nach ca. einer halben Stunde den Wagen freiwillig räumt nimmt sie gern Handtaschen, Fotoapparate und anderes Bewegliches mit. Sie hat gelernt, dass sie auf diese Weise die grösste Aufmerksamkeit der Autofahrer auf sich lenken kann.


Man findet im Wüstensand diese Euphorbie, Euphorbia caput-medusa:

Bei der Pflanze wachsen die Äste unterirdisch von einem Kaudex ausgehen in alle Himmelsrichtungen und bilden Pflanzen von über einem Meter Durchmesser.


Diese langbeinigen Hühnervögel leben wild und in Farmen:

Ich habe mir einen Kulturbeutel aus ihrem Leder mitgebracht aber ansonsten ist mit den Tieren nicht zu spassen, denn sie können mächtig treten.

Am Ende Der Kaphalbinsel steht ein altes Holzschild, das offensichtlich eine magische Anziehungskraft auf Leute aus allen Teilen der Welt ausübt. Jeder will sich mit dem Schild fotographieren lassen.


Es ist nicht der südlichste Punkt von Südafrika, nur des südwestlichte, das Kap der Guten Hoffnung.


Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ossy

Hallo,

danke für die Bilder,da sieht man mal wie es dort ausschaut,ohne gleich dort zu sein :thumb Den Affen solte man gehörig den Hintern versohlen,wenn sie so dreist in der Karre hausen :-D
Gruss Ossy

Berthold

#4
Die Reise führt weiter entlang an der Ostküste der Kaphalbinsel. Hier ist indischer Ozean. Das Wasser ist deutlich wärmer als auf der Atlantikseite:

Der Strand ist nicht überlaufen, weder von Mensch noch von Tier.

Unbekannte Vegetation im Landesinneren, in der sogenannten Fynbos-Vegetationszone:

Regelmässige Buschfeiuer sorgen hier für Ordnung.


Viele Proteaceen-Gewächse, hier Protea speciosa, eine zwar nicht frostfeste aber feuerfeste Art

Die Samen keimen nur nach Buschfeuern. Wenn man sie hier aussäen will mus man das berücksichtigen.


Aber auch viele Zwiebelgewächse wie Gladiolen, Watsonia, Moraea, Tritoniopsis, Casmanthe und Sukkulenten. Hier eine Crassula coccinea, die Schwester unseres guten alten Geldbaumes, nur mit "coccinea"-farbenen Blüte:



Strohblumen, Helichrysum spec., (gibt es in Marl nur getrocknet):



Dann gibt es noch eine Pinguinart, die an die afrikanische Küste kommt, es sind die Brillenpinguine:



ganz putzig, die kleinen:

und ziemlich lecker. Auch die Eier schmecken gut. Deshalb wurde die Art beinahe von den Menschen komplett aufgegessen. Aber jetzt gibt es wieder ca. 90000 Tiere, das Aufessen ist verboten worden.



Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Mr. Kaizer

Zitat von: Berthold am 05.Okt.08 um 00:13 UhrMöglichkeiten zur Ruhepause sind ebenfalls vorhanden:



Das Pendant zum Wombat-Foto aus Tasmanien!

Schöner Bericht!  :thumb Mensch, da unten muss ich irgendwann auch mal hin. Am liebsten mit dem Motorrad durch Europa, Nahost und dann die Transafrikatour.

Wenn du noch mehr Pflanzenaufnahmen im Poesiealbum hast, nur her damit. Ich finde die Kapvegetation äußerst interessant. Gab es auch Asclepiadaceen am Naturstandort zu bewundern?

Meine Sämlinge von Romulea, Moraea und Gladiolus sind mit letzten Winter leider alle über die Wupper gegangen. Ich habe es mit dem Frost etwas zu großzügig gemeint.

Gruß
Robert

P.S.: Ich weiß nicht, ob mich das Pinguinessverbot abgehalten hätte. Man ist ja doch neugierig, und ich hätte zumindest mal von einem Pinguin genascht und einmal reingebissen.

Ralla

Zitat von: Berthold am 06.Okt.08 um 14:00 Uhr
...und ziemlich lecker. Auch die Eier schmecken gut. Deshalb wurde die Art beinahe von den Menschen komplett aufgegessen. Aber jetzt gibt es wieder ca. 90000 Tiere, das Aufessen ist verboten worden.

Schoene Bilder.

Aber: Wenn das Pinguin-Aufessen verboten wurde, woher weisst du dann, dass sie lecker sind?
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Zitat von: Mr. Kaizer am 06.Okt.08 um 15:14 Uhr
Ich weiß nicht, ob mich das Pinguinessverbot abgehalten hätte. Man ist ja doch neugierig, und ich hätte zumindest mal von einem Pinguin genascht und einmal reingebissen.

Robert, ich hätte es nie übers Herz gekriegt, in diese niedlichen Tiere hinein zubeissen. Da ist mir ein saftiges Entrecote vom Rind viel lieber.


Zitat von: Ralla am 06.Okt.08 um 15:20 Uhr
Aber: Wenn das Pinguin-Aufessen verboten wurde, woher weisst du dann, dass sie lecker sind?

Carola, das haben mir die Leute von der Beobachtungsstation erzählt. Sie schienen mir aber etwas unsicher, ob sie mir das überhaupt sagen sollten. Die Eier haben sie sicherlich selber mal probiert.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Andere Länder, andere Essgewohnheiten.

In Island habe ich im Restaurant mal Guillemot probiert, ohne zu wissen, was es ist. Erst hinterher habe ich es nachgelesen, das es eine Trottellumme (Uria aalge) war. Schade um den schönen Vogel, aber lecker wars.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

dann geht es nach Osten in die Wüste, in die kleine Karoo (nicht in die grosse Karoo, das ist zu abgelegen):




Viel Steine gabs und wenig Brot, aber doch mitten im Niemandsland eine geeignete Servicestation für Roberts Motorradtour, der berühmte im Reiseführer ausdrücklich erwähnte "Ronnies Sexshop":

Ich habe angehalten um mal nachzuschauen. Es war aber überhaupt nichts los, man kann sagen "absolut tote Hose".

Sehr angenehm im heissen Wüstenklima in der absolut menschenleeren Gegend plötzlich ein Freibad:

Zum Glück hatte ich eine Badehose eingesteckt.

Die Gamko-Schlucht läd zum Hinabsteigen ein.

Aber der Gedanke an das wieder Heraufklettern hat sich durchgesetzt.




Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Die Landschaft wird nach Süden hin wieder etwas menschenfreundlicher:



Deshalb heissen sie auch "Red Mountains":

Man kann da so nicht meckern und vergisst sogar zeitweise, an den Dax zu denken.

Freunde der Gesundheit durch Aloe vera können sich an grossen Beständen von Aloe ferox erfreuen:



Watsonias (Amaryllis-Gewächse) gibt es in Mengen:



Dann geht es nach Süden über den Schwarzbergpass et al. in feuchtere Gegenden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

feuchte kühle Regenwälder:

Aus diesem Gelbholzbaum kann man viele Schrankregale bauen, ist aber aus diesem Baum verboten.


Da ist mir doch glatt eine dicker Ast aus grosser Höhe fast auf den Kopf aber doch auf einen Fuss gefallen. Eigentlich wollte ich den Ast mitnehmen aber es klebte leider eine epiphytische Orchidee dran. Ich habe ihn dann weggeworfen.

Man benötigt in dieser Gegend selten einen Sonnenhut:

Aber frieren tut man dennoch nicht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#12
Zurück geht es Richtung Kapstadt, vorbei an einigen Townships:

Ein junger Bursche, etwa im Alter von Basti, der im Hotel arbeitet, wohnt in diesem Township. Er fühlt sich dort wohl und verdient jetzt im Hotel Geld für Steine, um sich im Township ein Steinhaus bauen zu können. Er braucht das Steinhaus dringend, denn er hat eine Freundin. Wenn er mit der Freundin länger als 3 Monate zusammen wohnt muss er nach Gesetz heiraten (behauptet er) und eine Familie in einem Blechhaus, das geht überhaupt nicht. Solche Gesetze fehlen mir gerade noch in Deutschland.

Bei gutem Wetter sieht man Robben Island:

Die Gefängnisinsel, auf der Nelson Mandela viele Jahre gefangen gehalten würde. Man kann sagen, Robben Island ist Alcatraz von Kapstadt.


Dann kommen die Tafelberge, quasi der Stadtpark von Kapstadt in Sicht:


Oft in Passatwolken und auch mit mächtigen Winden, dann fährt die Gondelbahn nicht. Aber es ist dann oben in ca. 1000 m Höhe sehr ungemütlich. Sonst geht es:



Sehr mineralisches Granitgestein, das sehr schnell austrocknet, wenn die Passatwolken weggeweht sind.
Disa ferruginea, eine kleines Prachtstück:




Disa graminifolia kann sich auch sehen lassen:



Zum Schluss der Reise noch ein kurzer Blick ins Hafenviertel von Kapstadt:

Ist ganz gemütlich.

Insgesamt, die Reise hat sich gelohnt. Fahrt mal hin, solange es die pollitischen Verhältnisse noch erlauben. Wenn Nelson Mandela stirbt, könnte sich der ANC in extreme Flügel spalten und es kann zu politischem Chaos führen.

Gruss Berthold


Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Alexa

Das ist wie in Cuba. Schnell nochmal hin bevor Castro stirbt.

Berthold

Zitat von: Alexa am 09.Okt.08 um 17:17 Uhr
Das ist wie in Cuba. Schnell nochmal hin bevor Castro stirbt.

ich glaube in Cuba ist es eher umgekehrt. Wartet ab, bis Castro(Fidel) tot ist.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)