Übersommern von Knollenorchideen

Begonnen von Claus, 16.Sep.10 um 19:04 Uhr

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Claus

Nachdem ich die Gläser mit Ophrys tenthredinifera x cretica-Sämlingen im Juni geöffnet hatte, demontierte ich die gesamten Anhängsel und nahm nur die Knöllchen. Die wurden dann kurz in 0,15% Previcur gebadet, an der Luft vollständig getrocknet, in ein Marmeladenglas gelegt und bei Raumtemperatur aufgehoben.

Heute habe ich sie auspikiert in eine aufgedüngte Mischung von Seramis, Perlite und Bims. Lediglich ein Knöllchen war durch Schimmel umgekommen, die meisten zeigten grüne Neutriebe. Auch die ohne Triebe waren prall, d.h. noch am Leben.

Ich halte das für eine nicht ganz schlechte Methode für vermehrte Knollenorchideen, wie man sie im Glas bis zur Speicherknollenbildung hält, erst dann die Knolle erntet und die dann nach der Trockenlagerung im Herbst auspikiert.

Für mich habe ich daraus den Schluss gezogen, dass ich wesentlich weniger Sämlinge in ein Glas legen werde, um die Knollen möglichst groß werden zu lassen.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Claus, aber etwas gequält sehen sie doch aus oder täuscht das? Einige Knöllchen wirken etwas verschrumpelt. Das bringt sie zwar nicht um aber sie sind nach dem Pikieren etwas infektionsanfälliger.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Zitat von: Claus am 16.Sep.10 um 19:04 Uhr
Für mich habe ich daraus den Schluss gezogen, dass ich wesentlich weniger Sämlinge in ein Glas legen werde, um die Knollen möglichst groß werden zu lassen.

Ich sehe Du verstehst meine Gedankengänge. Wenig Samen, viel Pflanze.

Claus

Zitat von: Berthold am 16.Sep.10 um 19:11 Uhr
Claus, aber etwas gequält sehen sie doch aus oder täuscht das? Einige Knöllchen wirken etwas verschrumpelt. Das bringt sie zwar nicht um aber sie sind nach dem Pikieren etwas infektionsanfälliger.

Nee Berthold,
die sehen knackig und frisch aus, zum anknabbern. Sie fühlten sich alle fest an. Ich war selbst überrascht. Parallel hatte ich jeweils kleine Mengen Knöllchen verschiedener anderer Arten auf Papierstücke in eine Langnese-Eisverpackung gelegt und verschlossen. Die waren alle tot, verschimmelt, und es tummelten sich muntere Tierchen dazwischen. Die Knollen hatten aber auch nicht in Previcur gebadet.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Manne

Das sieht doch gut aus. Du solltest aber immer ein Küchentuch mit rein legen. Sollte sich nämlich mal Kondenswasser bilden,fault schnell was.

Claus

Manfred,
das mit dem Küchentuch - egal ob aus Papier oder Stoff -  werde ich nicht mehr machen; denn auf dem schimmelt es garantiert. Wichtig ist wohl, dass die Knollen richtig abtrocknen und nicht in den Kühlschrank kommen oder sonstwie stärkeren Temperaturschwankungen ausgesetzt werden; denn dann bildet sich Kondenswasser. Sie sollen ja nicht vernalisiert werden, jedenfalls diese nicht.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Manne

Claus, ich meinte nicht drauf legen, sondern mir rein tun.
Ich muss aber sagen, das ich aus dem Küchentuch eine Art Beutel forme. Da kommen sie rein und dann in eine Plastetüte. Da schimmelt nichts.

Claus

Ich hatte auch in diesem Glas ganz unten einen kleinen Zettel eingelegt mit der Aussaatnummer, und der hatte die typischen schwarzen Stippen wie sie bei Schimmelbefall auftreten. Da nützt auch das Fungizid nichts, dazu sind die Knöllchen durch das Herausnehmen aus dem Glas und die Wäsche mit Leitungswasser und das Anfassen zu sehr infiziert. Aber das trockene Klima im Glas wie auch die Fähigkeit der Orchideen sich gegen Keime in gewissem Umfang wehren zu können, hat das Schlimmste verhindert.

Das war offenbar bei den wenigen Knollen auf Papier in der großen Eisverpackung nicht so. Zuviel Papier und zu wenig Knollen.  O-)

Na ja, es gibt noch viele Knollen zu ernten, mal sehen wie andere Arten reagieren. Die treiben aber noch nicht aus und müssen auch noch kalt durch den Winter.

Auch O. purpurea wäre zu "ernten". Rudolf, was mache ich denn mit denen? Das waren die Samen von dir, und die Sämlinge haben jetzt ganz dicke Rüben und müssen raus. Auspikieren oder auch zunächst trocknen lassen und abwarten? Bei Rüben geht das wohl nicht.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

purpurea †

Hallo Claus
Ich habe zwar im Augenblick andere Problrme am Hut aber ich würde sie in das von Dir so ablehnde Neudogemisch setzen.Dann wieder kühl bis sie entgültig austreiben und nächstes Jahr mir schicken- grins grins
LG Rudolf
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

Claus

Na ja, Rudolf,
einen Teil hatte ich ja schon in das Neudogemisch gepflanzt, das ich eigentlich so sehr gar nicht ablehne - abgelehnt hatte ich vor allem die mitgelieferten Trauermückenlarven, doch dank Bi58 sind die nun Geschichte.

Aber in dem Neudogemisch überleben bisher nur extrem wenige Exemplare, wenn letztlich überhaupt. Ich denke, dass ein aufgedüngtes fast rein mineralisches Substrat dafür besser geeignet wäre. Also Seramis, Perlite, Bims + mein Dünger + ein klitzekleinwenig Neudohum.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Ich halte jetzt alles, jung wie alt, in Seramis/Neudohum 80/20.
Nur die ganz kleinen kommen meist in reines Neudohum.

Reines Neudohum kannt jedoch tödlich wirken, wenn es lange draussen offen und nass steht. Mit einer Plastiktüte abgedeckt hält es deutlich länger, auch im nassen Zustand, wahrscheinlich weil dann nicht so viele Infektionskeime angeflogen kommen und sich einnisten können.
Ein Insektengift im Substrat gegen Trauermücken kann manchmal notwendig sein.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Ich beharre wie Sarrazin engstirnig auf dem Standpunkt, dass wir zum Auspikieren unterschiedliche Substrate benötigen, weil die eingewanderten genetisch minderwertigen Pilze und Bakterien großen Schaden anrichten. Gegen die Trauermücken habe ich ja dank Manne etwas unternehmen können, allerdings etwas radikaler aks Sarkozy. Ich habe sie nicht eingesammelt und anderen Orts abgeladen sondern direkt abgemurkst.

Hoffentlich werden mir diese Vergleiche nicht politisch so ausgelegt, dass man mich sowohl aus dem Forum als auch aus der D.O.G. rausschmeißt.  O-) O-) O-)

Berthold, deine 20% Neudohum sind ja auch nicht mehr das was 100% einmal waren. Ich denke, manche Arten, vor allem Rübenformen, benötigen die Humusstoffe, welche Neudohum liefert. Andere, z.B. Cypripedien, benötigen in der ersten Zeit überhaupt keine organischen Stoffe, eine rein mineralische Kultur ist möglich, wenn der eingebrachte Dünger von Art und Konzentration gut passt. Bei den meisten Orchis ist das evtl. auch so.

Ich habe ja viele parallel laufende Substrate in Arbeit und kann schon etwas abhaken. Im nächsten Frühjahr wird sich zeigen, in welchen Substraten etwas sprießt und in welchen nicht.

Mit den Nährböden war ich ja auch unzufrieden und habe jetzt doch ein schönes Resultat erzielt. So ähnlich stelle ich mir das auch noch mit den Substraten vor, damit nicht immer 80-90 und in manchen Fällen 100% der Sämlinge hopps gehen sondern vielleicht nur 20-30%. 
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 17.Sep.10 um 15:39 Uhr
Berthold, deine 20% Neudohum sind ja auch nicht mehr das was 100% einmal waren. Ich denke, manche Arten, vor allem Rübenformen, benötigen die Humusstoffe, welche Neudohum liefert. Andere, z.B. Cypripedien, benötigen in der ersten Zeit überhaupt keine organischen Stoffe, eine rein mineralische Kultur ist möglich, wenn der eingebrachte Dünger von Art und Konzentration gut passt.

Claus, reines Neudohum ist zwar gut aber sehr riskant, da man die Töpfe immer beobachten muss, deshalb jetzt die Verdünnung.

Auch Herr Beyrle empfiehlt 80/20 allerdings Seramis/Toresa, scheint aber der gleiche Effekt zu sein.

Kleine empfindliche Cypripedium Sämlinge funktionieren nur in reinem Neudohum gut. Du wirst Deine Kanada-Samen nicht wieder erkennen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

purpurea †

Reines Neudohum verwende ich auch nicht mehr da ich im Letzten Winter auch einiges verloren habe. 20 Prozent Neudo und das andere Perlit und Bims. Mit dem habe ich bis jetzt die beste Erfahrung gemacht. Nur bei den handförmigen nehme ich eine grösseren Anteil Neudo.
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

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Manne

Ich denke, man muss sich das wie sonst im Gartenbau auch auf Aussaaterde (hier im Reagenzglas) Pikiererde und Endsubstrat vorstellen.
Als Pikiererde funktioniert das Fertigsubstrat von Orchideenshop sehr gut. Man kann hier auch noch 20% Neudohum zu geben. In diesem Substrat habe ich im Frühjahr 40 Cypri Sämlinge eingesetzt. Sie sind alle gut gewachsen und ziehen jetzt gerade ein.
Dactylorhizen vertragen es auch gut.
Als Endsubstrat für Cypripedien werde ich allerdings bei meinem Standartsubstrat bleiben. Da kommen andere Substrate nicht heran. Einzig eine 20% Zugabe von Schwarzerde hat dieses Jahr sehr gut abgeschnitten. Das muss ich aber noch längerfristig Austesten.