Kreta erreicht man idealerweise per Flugzeug. Man ist schnell dort und stellt spätestens vor Ort fest, dass die Insel riesig ist und von einem Ausgangspunkt nicht komplett bereisbar.
Wir wählten wie immer die Variante zwei, Anreise mit Campingbus, dauert etwas länger (Donnerstag Mittag hier weg, Samstag morgen bereits im Biotop) aber die Flexibilität vor Ort ist einfach größer, die An- und Rückfahrten zum Hotel entfallen.
Wir wollten insbesondere die späten Orchideen sehen und natürlich so viel wie möglich von den früheren noch antreffen. Die Frage war also, wo starten, um das optimal hin zu kriegen.
Wir wählten die Hochebene oberhalb Spili als Start und erlebten gleich zweierlei, eine Fülle an Orchideen und einen ganzen Reisebus Naturbegeisterter.
Zuerst einmal zwei frühe Orchideenarten und den Berg der die Landschaft dominiert. Die Tulpe trafen wir nur hier an, allerdings in hohen Stückzahlen.
Zitat von: sokol am 08.Mai.14 um 22:18 Uhr
Die Tulpe trafen wir nur hier an, allerdings in hohen Stückzahlen.
Oh, eine ernsthafte Konkurrentin zur Tulipa cypria
Zitat von: Berthold am 08.Mai.14 um 22:39 Uhr
Zitat von: sokol am 08.Mai.14 um 22:18 Uhr
Die Tulpe trafen wir nur hier an, allerdings in hohen Stückzahlen.
Oh, eine ernsthafte Konkurrentin zur Tulipa cypria
Aber viel häufiger und weiter verbreitet. Anderswo heißt sie Tulipa hageri, die Unterschiede sind mir nicht bewusst.
Ich mache mal mit dem ersten Tag weiter.
Wir konnten uns aufgrund des perfekten Wetters beim Fotografieren so richtig austoben und haben das dann auch gemacht.
Leider habe ich mir einen hartnäckigen Fusel auf dem Bildsesnor eingehandelt, der ab dem ersten Bild zu sehen ist, die Kontrollbilder zu Hause waren noch makellos. Da ich jetzt keinen Nerv habe alle Bilder zu bearbeiten begleitet er uns durch den ganzen Urlaub.
Ich habe mir vorgenommen, pro Art nur ein bis zwei Bilder zu zeigen, kann aber auf Wunsch auch mehr einstellen.
Weiter geht es immer noch im gleichen Gebiet mit ein paar Ophrys.
Nachmittags wechselten wir dann in das weiter südlich gelegene Küstengebirge mit phantastischen Orchideenbiotopen, die wir vor allem am nächsten Tag aufsuchen wollten. Ein paar Biotop waren aber noch am gleichen Tag drin.
Da ich bereits das vierte Mal auf Kreta war, haben wir diesmal die Kultur ausgespart, da ich bereits fast alle Ausgrabungsstätten, sehenswerte Kirchen, etc. kenne.
Im Lauf unserer Reise werden wir durch ganz Kreta außer dem äußersten Westen und äußersten Osten kommen.
Noch eine Anmerkung. Da ich mich noch nicht entscheiden kann, ob ich bei Orchis s.l. der Nomenklatur von Tyteca/Klein (Anacamptis und Neotinea bleiben unverändert monotypische Gattungen und alle Orchis-Gruppen werden neue Gattungen (Herorchis, Odontorchis, ...) oder der von Delforge/Kretzschmar ( Anacamptis und Neotinea werden in die alte Gattung Orchis einbezogen aber inkonsequenterweise keine Aufspaltung der mascula- und militaris-Gruppe) folgen soll, bleibe ich noch bei der alten Bezeichnung Orchis.
Den zweiten Tag nutzten wir wieder für die herrlichen Orchideenbiotope südlich von Spili, wobei wir uns langsam Richtung Ag. Galini bewegten. Wer den Orchideenführer von Kretzschmar kennt, wird eine Menge Bilder von Vatos finden, insbesondere aus der Gattung Orchis. Dort starteten wir den Tag und brauchten lange, bis wir uns von dort losreißen konnten.
Or. provincialis blühte bei weitem nicht mehr so üppig wie vor 10 Jahren und war auch schon ziemlich im Abblühen. Dafür waren die Hybriden mit Or. sitiaca noch in guter Blüte.
Unten im Tal blühten bereits die späteren Arten, auch wenn O. candica überwiegend noch in Knospe stand. 10 Tage später waren dann fast alle aufgeblüht.
Noch etwas weiter Richtung Ag. Galini stießen wir dann erstmals auf die aus Kreta beschrieben Unterart alibertis des Schmetterlingsknabenkrauts. Sie ist deutlich hochwüchsiger als die bekanntere Unterart aegaea, die vermutlich eher unter dem alten, ungültigen Namen heroica bekannt ist. Orchis heroica ist nach neuester Erkenntnis ein Synonym für Or. laxiflora.
Wir fanden dort auch das einzige Mal die großblütige Aristolochia cretica.
Öfters sahen wir das eigenartige, aber hübsche Glockenblumengewächs Petromarula pinnata in felsigen Straßenböschungen.
O. episcopalis ist nach Kretzschmar eine der häufigsten Orchideen Kretas und für mich eine der schönsten. Die Variabilität der Blütengröße und Zeichnung ist enorm, nach Paulus haben sie aber alle den gleichen Bestäuber und stellen daher nur eine sehr variable Art dar.
Am folgenden Tag gab es Dauerregen und daher gibt es vom dritten Tag auch kein einziges Bild. Ich bin kein Fan von Fotos verregneter Pflanzen, insbesondere Ophrys sehen dann eher kläglich aus. Wir fanden ein tolles Biotop mit den schönsten O. episcopalis der ganzen Reise, schafften es aber nicht, nochmal dorthin zu fahren.
Stefan, mach ruhig weiter so.
:popcorn:
Wow, schicke Bilder :thumb
und deutliche Unterschiede zu dem, was wir gesehen haben. Tulipa doerfleri haben wir z.B. nur knospig gefunden, Anacamptis boryi begann erst ganz zaghaft und von Neottia tridentata, Ophrys candica & apifera war nichts zu sehen. Auch von O. episcopalis blühten erst wenige und dann vorallem in tieferen Lagen.
Am vierten Tag war das Wetter wieder gut und wir holten das nach, was am Vortag nicht möglich war, Fotografieren.
Bevor die Sonne die Nässe des Vortages verdampft hatte erkundeten wir weiter die Gegend und entdeckten einen schönen Fundort mit O. cretica. Die Art ist auf Kreta mit zwei Unterarten vertreten, subsp. bicornuta und subsp. cretica. In Mittelkreta kommt nur letztere vor, im Osten nur erstere.
Danach war O. phaidra dran, eine relativ neu beschriebene, spät blühende Art aus der Verwandtschaft von O. fusca.
Danach ging es mit O. doerfleri weiter, deren Identität lange unklar war. Inzwischen ist geklärt, dass es sich um die als O, mammosa bezeichneten Pflanzen handelt, die aber in den seltensten Fällen wirklich so aussehen.
Beim ersten Bild kann man nachvollziehen, dass die Herbarbelege erst mal O. cretica zugeordnet wurden, was damals zur Folge hatte, dass man aufgrund der Prioritätsregeln O. cretica eine Zeitlang O. doerfleri nannte.
Nachmittags ging es zurück zum Gelände zwischen den Ausgrabungsgebieten Festos und Agia Triada, wo bereits im Januar die ersten Orchideen wie Or. collina, O. mesaritica oder O. basilissa blühen können. Aber wir haben ja jetzt Mitte April und jetzt ist u.a. O. gortynia dran, ein recht spät blühender, kleinblütiger Verwandter von O. mammosa und O. doerfleri.
Zitat von: sokol am 10.Mai.14 um 21:59 Uhr
Danach ging es mit O. doerfleri weiter, deren Identität lange unklar war. Inzwischen ist geklärt, dass es sich um die als O, mammosa bezeichneten Pflanzen handelt, die aber in den seltensten Fällen wirklich so aussehen.
Stefan, ich denke, die beiden ersten beiden Bilder zeigen eine Pflanze, die bei Baumann, Künkele, Lorenz Ophrys mammosa ssp. falsomammosa heisst (Syn.: Ophrys doerfleri), während die dritte Pflanze eine echte Ophrys mammosa sein sollte
Danach hatten wir O. grigoriana als Ziel auserkoren, vermutlich die großblütigste Ragwurz überhaupt. Sie gehört auch zu den seltenen Orchideen Kretas und wir waren uns nicht sicher, ob sie am relativ tief geklegenen locus classicus noch in Blüte war. In den flacheren Wiesen war sie bereits völlig verblüht, nur in einem steilen Nordhang waren noch ein paar Blüten fotogen. Anseilen wäre zum Fotografieren fast Pflicht gewesen. Aber obwohl zwei ehemalige Kletterer unterwegs waren, fehlte die erforderliche Ausrüstung. Altersbedingt habe ich dann den Auftrag übernommen.
Da wir gefühlsmäßig nicht so ganz mit der Ausbeute zufrieden waren, steuerten wir einen hoch gelegenen Fundort an, wo wir uns einen besseren Blühzustand erhofften, den wir aber erst am nächsten Tag besichtigen wollten.
Zitat von: Berthold am 10.Mai.14 um 22:14 Uhr
Zitat von: sokol am 10.Mai.14 um 21:59 Uhr
Danach ging es mit O. doerfleri weiter, deren Identität lange unklar war. Inzwischen ist geklärt, dass es sich um die als O, mammosa bezeichneten Pflanzen handelt, die aber in den seltensten Fällen wirklich so aussehen.
Stefan, ich denke, die beiden ersten beiden Bilder zeigen eine Pflanze, die bei Baumann, Künkele, Lorenz Ophrys mammosa ssp. falsomammosa heisst (Syn.: Ophrys doerfleri), während die dritte Pflanze eine echte Ophrys mammosa sein sollte
Berthold, nach H.F. Paulus werden alle diese unterschiedlichen Formen von O. doerfleri vom gleichen Bestäuber bestäubt, der nicht der Gleiche wie bei O. mammosa ist. Zudem blüht O. doerfleri signifikant später als O. mammosa, sodass ich nicht an eine O. mammosa glaube.
Ob man bei Ophrys der Klassifizierung in Unterarten oder Arten folgt ist Einstellungssache, ich verwende bei verschiedenen Bestäubern grundsätzlich den Artrang und damit dem Ansatz von Paulus.
Da standen wir nun extra hoch oben mit potenziell toller Weitsicht und dann wir das Wetter erst mal trüb, nach Westen zu noch ganz gut, Richtung Osten eher düster.
Glücklicherweise wurde es dann doch besser als anfangs befürchtet, die grigoriana fanden wir leider nur in einem Exemplar. Aber bevor ich meckere, andere Orchideen waren zahlreich vorhanden. O. spruneri war z.B. noch in wenigen Exemplaren fotogen.
Danach starteten wir ins Ida-Gebirge, in jedem Urlaub muss es einmal einen Abstecher mit Krokussen geben.
Auf ca. 1000m Höhe kamen die ersten Arum creticum, die uns dann etliche Kilometer lang im kargen Gelände begleiteten.
Orchideen gab es kaum, eigentlich nur Or. pauciflora und Or. quadripunctata, selten O. phryganae.
Bis zur Nida-Hochebene ist das Gebiet stark überweidet und relativ trostlos.
Ab der Hochebene wurde es dann besser und es gab die üblichen Frühlingsblüher, Krokusse waren leider bereits komplett verblüht.
Den heutigen Tag beschließen wir mit einer der drei Arten, die ich unbedingt auf dieser Reise sehen wollte, Arum idaeum. Fundortangaben hatte ich von hier keine, aber er scheint dort oben häufig zu sein. Es ist ein montaner Aronstab, der fast ausschlißlich noch knospig war. Das lange Suchen wurde aber belohnt, an wärmebegünstigten Stellen ging er gerade auf.
Bevor wir am nächsten Morgen im Nebel bei Nieselregen aufwachen, ein kurzer Rückblick, wie es 22 Monate früher hier aussah.
Und jetzt einer der drei Gründe für unsere damalige Reise, Cephalanthera cucullata. Aktuell hatte sie noch überhaupt nicht ausgetrieben.
Und von Dracunculus vulgaris in dieser Farbvariante wussten wir damals auch nichts, wir kannten nur die Normalfarbe. Im Gebiet sahen wir letztere aber seltener als diese helle Form.
Sehr schöner Bericht und Bilder! :thumb
Zitat von: Eerika am 12.Mai.14 um 09:04 Uhr
Sehr schöner Bericht und Bilder! :thumb
Danke :classic
Wir verließen dann den unfreundlichen Ort zügig und erreichten dann auf ca. 800m die Wolkenunterkante. Das nur mäßig freundliche Wetter hielt den ganzen Tag an und uns ziemlich vom Fotografieren ab. Nur wenige Fotos daher von diesem Tag.
Aufgrund der farblichen Variabilität müssen es ein paar mehr Bilder von diesem schönen Zungenständel sein.
Nach Osten zu wurde das Wetter immer schlechter, was mich schon wieder vom letzten Urlaub träumen lässt. Damals versuchten wir aufgrund der Temperaturen immer möglichst hoch zu übernachten. Und nur dort gab es auch noch blühende Orchideen.
und noch drei Bilder von damals, das letzte dann an unserem Tagesziel, den Thripti-Bergen.
Am nächsten Morgen hatten wir endlich mal das erwünschte Panorama, es bließ aber ein schneidend kalter Wind. Gefühlt wurden die 10°C den ganzen Tag nicht überschritten, allerdings auf 800-1000m.
Die Suche hier galt in erster Linie Orchis prisca, in zweiter Linie zwei von hier beschriebenen spät blühenden Ophrys-Arten, O. cressa und O. pallidula. O. thriptiensis ist auch von hier, blüht aber im Februar / März.
Orchis prisca fanden wir nach einigem Suchen, allerdings erst austreibend bis knospig, O. cressa war ebenfalls knospig, nur bei O. pallidula waren wir erfolgreich.
Aber dafür fanden wir endlich blühende Schachblumen. Auf Kreta gibt es nur eine Unterart von Frit. messanensis, während z.B. auf Euböa 5 Arten vorkommen.
Wir fanden fast alle gesehenen Pflanzen hier und auch immer nur wenige in den Biotopen.
Hier fanden wir auch jede Menge anderer Arten und auch recht früh blühende noch in letzter Blüte.
Wir nutzten die Gelegenheit Bilder von den frühen Arten zu machen, an aderer Stelle sollten wir auch keine Gelegenheit mehr dazu bekommen.
Noch ein Wort zu Or. sezikiana. Auf Kreta kommen sowohl reine Or. quadripunctata, als auch Or. anatolica vor. Hier trafen wir aber regelmäßig auf Pflanzen, die zwischen beiden Arten standen, die als stabilisierte Hybridpopulationen angesehen werden. Die Variabilität ist enorm und kann mit wenigen Bildern gar nicht dokumentiert werden.
Ganz anders Or. sitiaca, die zwar auch zu der Verwandtschaft zählt aber vom Aussehen sehr konstant ist. Or. sitiaca ist auf Kreta endemisch, blüht später und bevorzugt etwas feuchtere Stellen. Die Pflanzen können recht groß werden, die Blätter haben ein auffallendes Graugrün, die Lippen sind schmal zusammengefaltet und die Sepalen sind innen grün.
Den Tag beendeten wir kaum 5 km weiter mit einem Massenvorkommen von Tulipa cretica in der Abendsonne. Diese Tulpen sind meist so winzig, dass man sie von weitem erst mal für Krokusse halten könnte. Sie stehen am liebsten im Kalkschutt mit wenig Erde.
Zitat von: sokol am 13.Mai.14 um 06:26 Uhr
Ganz anders Or. sitiaca, die zwar auch zu der Verwandtschaft zählt aber vom Aussehen sehr konstant ist. Or. sitiaca ist auf Kreta endemisch, blüht später und bevorzugt etwas feuchtere Stellen. Die Pflanzen können recht groß werden, die Blätter haben ein auffallendes Graugrün, die Lippen sind schmal zusammengefaltet und die Sepalen sind innen grün.
Orchis sitiaca habe ich noch nie gesehen. Sie scheint wirklich selten zu sein, denn Baumann, Künkele, Lorenz haben auch keine Abbildungen in ihrem Buch.
Der Blütenaufbau scheint als deutlich anders also bei anatolica, als deren Unterart sie von Baumann eingestuft wird.
Stefan, hast Du noch mehr Fotos von der Art (Standort und Habitus)?
Mache ich gerne, eigene Biotopphotos habe ich nicht. Sie steht aber zusammen mit Or. italica und Or. boryi in den gleichen Biotopen, also mehr oder weniger degradierte, niedere Phrygana. Sie steht oft an Stellen mit mehr Bewuchs, z.B. Gras und lässt sich daher selten gut fotografieren.
So selten ist sie nicht, südlich des Ida-Gebirges gibt es stellenweise große Bestände mit 100en von Pflanzen. Aber weiter im Osten und Westen ist sie deutlich seltener.
und noch ein paar
Jetzt geht es aber mit dem nächsten Tag weiter, an dem wir wohl auch nicht viel mehr als 10km schaffen. Nachdem sich die Arten wiederholen, gibt es nicht mehr ganz so viele Bilder zu zeigen.
Interessant, dass manche frühe Arten wie Barlia robertiana und O. fleischmannii noch stellenweise fotogen waren.
wir haben Orchis sitiaca in der Nähe von Kastelli zusammen mit Dactylorhiza romana und Orchis anatolica gefunden. Genau wie du geschrieben hast, meist in etwas dichterer Vegetation und damit nich einfach zu fotografieren.
Orchis italica hatten wir schön öfter gesehen, bereits in jedem Urlaub vorher fotografiert und irgenwann findet man wieder so schöne Pflanzen, dass sie wieder fotografiert wird.
O. cressa wurde schon vor längerer Zeit aus dieser Gegend beschrieben und von Kretzschmar fälschlicherweise auf alle spät blühenden Pflanzen aus der Verwandtschaft abgebildet. In seinem Orchideenführer über Kreta bildet er unter dem Namen O. cressa ausschließlich O. phaidra ab, die erst viel später beschrieben wurde.
O. cressa selbst wurde nach meiner Kenntnis bisher noch nicht in anderen Teilen Kretas gefunden.
wahre vielfalt an orchideen, schöne aufnahmen Stefan !!
hast du ophrys speculum auch gefunden?
grüsse
johan
Relativ spät am Tag passierten wir eine Stelle, an der Anfang März 2001 hunderte von O. cretensis in den Kiefernwäldern standen. Sofort stachen uns beim Vorbeifahren hohe blühende Pflanzen ins Auge.
Während O. cretensis völlig verblüht war, hatte O. leochroma noch gute letzte Blüten. Ich hatte sie bereits Anfang März hier fotografiert, was eine lange Blütezeit bedeutet.
Am interessantesten war aber O. grammica, die etwa halb aufgeblüht waren. Ich kannte die Art bereits von Funden Ende Februar aus Kreta, wo sie in Hochblüte stand. Paulus hat festgestellt, dass es einen zweiten Blühschub gibt, der von der gleichen Bienenart (Andrena nigraenea) bestäubt wird, allerdings von der zweiten Generation. Das gleiche Phänomen gib es auch in Spanien, wo Andrena nigraenea zunächst O. forestieri (früher O. lupercalis, noch früher O. fusca) bestäubt und die zweite Generation O. arnoldii. Noch gibt es auf Kreta nur den einen Namen.
Diese Pflanzen werden in der Literatur meist als O. herae oder O. pseudomammosa geführt. Ersteres ist falsch und das zweite wurde nur als Arbeitsname verwendet.
Noch eine letzte Anmerkung. Die Ähnlichkeit mit O. sphegodes ist nicht zufällig, die Bestäuber sind die gleichen. O. grammica gehört in die Verwandtschaft von O. mammosa und hat daher keine Einbuchtung am Lippenende aber ein deutliches Anhängsel, spitze und nicht abgeschnitte Sepalen und meist in der unteren Häfte rötlich überlaufene Sepalen. Es gibt noch weitere aber nicht so augenscheinliche Unterschiede.
Zitat von: johan am 13.Mai.14 um 21:00 Uhr
wahre vielfalt an orchideen, schöne aufnahmen Stefan !!
hast du ophrys speculum auch gefunden?
grüsse
johan
Danke johan. O. speculum haben wir nicht gesehen. Wir hatten 2001 den einzigen veröffentlichten Fundort bei Spili aufgesucht und nichts gefunden, uns das aber dieses Jahr gespart. Der Bestäuber von O. speculum kommt auf Kreta nicht vor, daher kann sich diese Art hier nicht etablieren.
Auf dem griechischen Festland, Peloponnes oder Rhodos kann man dagegen teilweise in O. speculum baden.
habe auch massenhaft ophrys speculum auf ibiza gesehen und sehr selten in der toscana
lg
johan
hallo Stefan
der gestrige antwort war nicht nett von mir,habe vor vielen jahren auf ibiza sehr viele orchideenstandorte gesehen und soviel ich mir erinnern kann war da überall o. speculum und einige speghodes dabei,also eher häufig nicht massenhaft.
Seitdem nie mehr gefunden,bis dieses jahr bei Talamone( parco monte uccelina) eine einzige pflanze.
ein standort wie deiner fällt mir nur in traum ein!
lg
johan
Kein Problem, habe ich so nicht empfunden.
O. speculum ist entweder sehr häufig oder eine Rarität. Das liegt daran, dass der Bestäuber auffallende Lücken in der Verbreitung hat. Zum Beispiel scheint er auf dem gesamten italienischen Festland zu fehlen oder sehr selten zu sein, in Sizilien ist O. speculum wieder sehr häufig.
auf nach sizilien!
lg
johan
Wir hatten an unserem östlichsten Punkt übernachtet und konnten dann zu Fuß ein mir bekanntes Biotop begutachten. Es gab hier massenweise Limodorum, dummerweise blühte viele ohne die Blüten zu öffnen, eine Unart mancher autogamen Art.
So richtig ins Fotografieren kamen wir dann aber am nächsten Fundort, wo wir ständig erneut interessante Pflanzen fanden.
O. apifera war hier in nur einem Exemplar vertreten und es gab auch gortynia mit weißem Perigon.
Wir konnten uns dann auch die geplanten Fundorte mit der gehöckterten Kreta-Ragwurz sparen, hier gab es genug davon.
Als wir das Gebiet verließen konnten wir auch ein Foto von dem Gebirge machen, indem wir fast drei Tage verbracht hatten, zuvor war alles in Wolken gewesen.
Raus aus dem Gebirge und rein in das nächste, der Dikti steht jetzt an. Er hat wie alle großen Gebirge nicht nur eine große Hochebene, sondern auch noch eine zweite.
Dort oben stießen wir dann erstmals auf die endemische Pfingstrose. Dummerweise hatten sie das Gebiet inzwischen eingepfercht mit verdammt hohen Zäunen und dicken Schlössern an den Toren. Sogar Stacheldraht haben sie verwendet. Keine Ahnung warum die Schafe in diesem Steineichenwald so wertvoll waren. Und die Pfingstrosen standen zu 99% drinnen. Zum Glück waren sie fast alle noch knospig, so dass das nicht so schlimm war. Mein Begleiter war so frustriert, dass er sogar die draußen stehende Gruppe übersah.
Aber das interessiert ja vermutlich sowieso niemanden, wir sind ja in einem Orchideenforum.
Zitat von: sokol am 14.Mai.14 um 20:49 Uhr
Aber das interessiert ja vermutlich sowieso niemanden, wir sind ja in einem Orchideenforum.
Aber Stefan, da täuscht Du Dich gewaltig. Leider ist clusii nicht frostfest (angeblich).
Auf meiner Türkeireise habe ich mich am meisten geärgert über die Paeonia arietina und über die Albino-Gladiole im Polizei-Müllkontainer, obwohl da noch so mache andere feine Sachen drin gesteckt haben.
Lilium ciliatum habe ich zum Glück genügend hier im Garten. Da ging nichts verloren.
Du meinst ich soll am nächsten Tag versuchen, noch andere Stellen außerhalb des Zaunes zu finden. Mein Begleiter meinte es wäre Zeitverschwendung, was mich aber nicht ganz überzeugt hat. Die Entscheidung fiel dann erst am nächsten Morgen.
Ja bitte, unbedingt auch andere Pflanzen. :-)
So rosa-pink habe ich die clusii auch noch nicht gesehen. In der Samariaschlucht und auf Rhodos ist die rein weiß.
Zitat von: Claus am 14.Mai.14 um 22:51 Uhr
So rosa-pink habe ich die clusii auch noch nicht gesehen. In der Samariaschlucht und auf Rhodos ist die rein weiß.
da gibt es eine Unterart Paeonia clusii rhodia. Vielleicht liegt der Farbunterschied daran.
Ich vermute, dass die rosa Farbe noch in den Genen steckt und gelegentlich durchschlägt. Mich hatte das auch überrascht, es war dann aber fast nur an der ersten Stelle so. Sonst gab es überall nur weiße Blüten.
Mit den Unterarten dürfte das nichts zu tun haben, auf Rhodos habe ich nur weiße gesehen. Paeonia mascula hellenica hat zum Beispiel auch hin und wieder rosa Blüten.
Gut ausgeschlafen geht man mit mehr Optimismus ans Werk und wir fuhren wenige Kilometer zurück um es erneut zu versuchen. Da der Hang ostseitig war, war der zeitpunkt sowieso besser als am Vorabend.
Es dauerte dann auch nicht lange, bis wir fündig wurden, nicht nur an einer sondern sogar an mehreren Stellen.
Bisher habe ich die Alpenveilchen unterschlagen. Man findet sie fast überall, vom dichten Wald bis in sonnige Hänge.
Danach ging es über die Lassithi-Hochebene zur Küste, wo ein weiterer interessanter Fund auf uns wartete.
Diese von Kithira neu beschriebene Unterart von Anacamptis pyramidalis hatten wir schon auf der Peloponnes vor vier Jahren gesehen, auch auf der kroatischen Insel Vis kommt sie vor. Die Blüten sind kaum halb so groß wie die der Nominatform, dafür können die Blütenstände so lang werden, dass man sie von weitem als Gymnadenia bestimmt. Die Blütezeit liegt nach der Nominatform, mit leichten Überschneidungen.
An Knossos kommen wir jetzt doch nicht vorbei ohne uns ein paar Bilder zu gönnen.
Nach den kühlen Tagen zuvor und Daunenjacke am Morgen stieg das Thermometer heute auf fast 30°C, morgen werden es dann 34°C sein. So schön das für die Badenden am Strand war, für uns war das verdammt anstrengend.
Westlich von Iraklion warteten bereits die nächsten Orchideen auf uns. Auch wenn der angegebene Olivenhain mit Serapias cordigera umgepflügt war, wir fanden halt eine andere Population.
An einem Bestand wunderschöner Ophrys cretica kamen wir ohne Fotografieren auch nicht vorbei.
Serapias lingua ist stellenweise sehr häufig, vor allem im Westen, dann fehlt er wieder über längere Strecken.
Die Fotosafari beenden wir heute mit einer spät blühenden Ophrys bombyliflora. Danach geht es wieder zu unserem ersten Fundort zurück, wo wir morgen auf die ersten Ophrys kedra hoffen.
Zitat von: sokol am 15.Mai.14 um 20:26 Uhr
Bisher habe ich die Alpenveilchen unterschlagen.
Ich hatte mir das schon notiert, wollte aber nicht drängeln.
Paulus hat diese großblütige und spät blühende dunkle Ragwurz zu Füßen des Kedros entdeckt und nach ihm beschrieben.
Auf Kreta wurde sie meines Wissens nach noch nicht an anderer Stelle entdeckt.
Wir waren erfolgreich und fanden hunderte an aufblühenden Pflanzen.
Danach wollten wir noch ein paar mehr der O. candica sehen, die vor 10 Tagen gerade aufblühten.
Leider erwiesen sich einige Angaben, die wir hatten als unbrauchbar oder wir fanden nur wenige Pflanzen, so dass der Tag ohne viele neue Bilder verging.
Bevor wir uns noch mal in den Osten auf den Weg machten, wollten wir noch einen publizierten Fundort der späten O. grammica aufsuchen.
Die Gegend war optimal gewählt, hunderte von Bienenkästen, eine Imker bei der Arbeit und hohe stachelige Phrygana. Nach anfänglichem Zögen machte ich sehr vorsichtig doch ein paar Bilder, da Bienen bei schnellen Bewegungen in der Nähe ihrer Stöcke schnell aggressiv werden können. Es ging zum Glück gut und ohne Stiche aus.
Es war schon etwas Aufwand, wieder in den Osten zu fahren aber wir wollten ja Orchis prisca blühend sehen. Leider spielte das Wetter erst mal gar nicht mit, so dass wir erst am Nachmittag zum Fotografieren kamen. Daher für den vorletzten Tag nur eine geringe Anzahl an Bildern, da es anschließend wieder ganz in den Westen ging.
Zwischendrin haben wir uns nochmal mit den Mini-Tulpen beschäftigt, die sind hier ausgesprochen häufig.
Kurz bevor es ganz Dunkel war, erreichten wir die Lefka Ori und übernachteten direkt unterhalb eines großen Horstes Paonia clusii.
Der erste Eindruck im Westen war, dass hier alles weiter ist, was auch nicht täuschen sollte. Eigentlich ist der Westen normalerweise später dran als der Osten. Paeonia clusii war auch im Nordhang schon über die Hochblüte hinaus, zum Teil bereits verblüht.
Noch mal ein kurzer Rückblick nach 2012, als wir hier oben eine einzige Pflanze von Himantoglossum samariense fotografieren konnten. Die anderen 10 Pflanzen waren abgeweidet. Die Beweidung stellt hier ein großes Problem für die Orchideen dar, da hier gnadenlos alles auf wenige Milimeter gekürzt wird. Außer es ist stachelig oder giftig.
Einen Unterschied zwischen Him. samariense zu Him. caprinum kann ich anhand aller mir bekannter Bilder nicht feststellen, daher war das auch nicht weiter problematisch.
Beim Einstieg in die Samaria-Schlucht hatten wir vor zwei Jahren einige Orchideen im verblühten Zustand gesehen und das sahen wir uns ur richtigen Zeit noch einmal genauer an.
Orchis tridentata ist hier die häufigste Orchideenart, ganz im Gegensatz zu allen anderen Stellen. Hier blüht sie extrem unordentlich, so dass man kaum eine Pflanze schön fotografieren kann.
Die größte Überraschung war ein einziges sehr großes Exemplar von Orchis prisca. Im Osten waren sie viel kleiner, sowohl die Blüten, als auch die Pflanzen und noch viel weiter zurück, trotz der wesentlich niedrigeren Lagen.
Auf der Omalos-Hochebene gab es dann Tausende von Tulipa saxatilis, die waren auch vom Auto aus nicht zu übersehen.
Beim Verlassen der Hochebene stießen wir dann überraschenderweise neben Arum idaeum auf einen weiteren Arum, der aus dieser Höhe gar nicht bekannt war. Arum cyrenaicum war überwiegend noch in Knospe, während Arum idaeum bereits am Abblühen war. Sie wuchsen unter Steineichen, meist miteinander. Die Kenntnis, dass Arum cyrenaicum auch auf Kreta vorkommt ist noch relativ neu, daher ist die Verbreitung sicher nur ungenügend bekannt.
Den Rest des Tages bis zur Abfahrt unserer Fähre verbrachten wir dann in tiefer gelegenen Biotopen, die wir nur noch oberflächlich erforschen konnten. Hier hätten wir aber sicher auch noch ein paar Tage verbringen können.
Und das war es dann auch schon wieder, 13 Tage auf Kreta waren schnell vergangen. Wir haben viel gesehen, insbesondere alle Arten, die wir uns gewünscht hatten. Eigentlich habe ich Kreta jetzt vom Februar bis zum Juni komplett abgedeckt und müsste da nicht wieder hin. Aber die selten schönen Biotope mit der Fülle an Pflanzen ist fast einzigartig, so dass ich mir da nicht sicher bin, ob ich das durchhalte.
Ich hoffe der Bericht hat euch gefallen und auch den Wunsch geweckt, sich die Insel mal selbst anzusehen.
Zitat von: sokol am 16.Mai.14 um 21:15 Uhr
Auf der Omalos-Hochebene gab es dann Tausende von Tulipa saxatilis, die waren auch vom Auto aus nicht zu übersehen.
Stefan, das ist die endemische
Tulipa bakeri, die gelbe Staubbeutel hat, wärend
Tulipa saxatilis braune bis schwärzliche Staubbeutel hat ( Es gibt natürlich noch ein paar andere kleine Merkmale). Hier ein Bild zum Vergleich: http://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=30472.msg340866#msg340866
T. saxatilis findet sich auch gern etwas weiter unten. Die Höhenverbreitung wird mit 0-900m angegeben.
T. bakeri ist zwischen 650 und 2200m anzutreffen.
Danke dir für die Korrektur, ich hatte mich während der ganzen Reise gefragt, was der Unterschied zwischen beiden Arten ist. In meinem Buch war nur die Höhenverbreitung angegeben, die für mich ein unbefriedigendes Unterscheidungsmerkmal darstellt.
Das alleine hätte mir auch nicht gereicht. Wir hatten das Glück beide blühend anzutreffen, was die Sache einfacher machte.
Dann kann ich ja noch echte Tulipa saxatilis nachtragen, die wir zweimal im Abblühen gefunden haben.
Damit haben wir vier der 5 Tulpenarten auf Kreta gefunden, einzig Tulipa goulimyi fehlte uns, die ich schon von Kithira und Peloponnes kenne.
Mir war erst in Kreta aufgefallen, dass Tulipa saxatilis und bakeri bis zu vier Blüten an einem Stiel haben. Das war mir im Garten nie aufgefallen.
Stefan, sehr schöner Forumbeitrag :yes
Gibt es eigentlich Arum italicum auf Kreta? Ich habe hier eine Pflanze im Garten aus Kreta. Sie sieht italicum sehr ähnlich.
Dieses Himantoglossum samariense ist doch eigentlich affine ähnlich und nicht caprinum. Oder gibt es da eine Umordnung der Arten?
Danke Berthold.
Es gibt diese Him. samariense in allen Ausprägungen, mal mit, mal ohne punktierte Lippe, von bräunlich über rötlich bis grünlich. Das Gleiche kann man auch auf dem Festland in Griechenland beobachten. Im Taygetos stehen auch solche Pflanzen, dem Ziel meiner nächsten Reise.
Aber du hast Recht, es gab eine Korrektur der Namen. Himantoglossum affine war ein ungültiger Name und sie heißt jetzt Him. caprinum. Him. caprinum hatte plötzlich keinen Namen mehr und musste neu benannt werden. Ich finde aber gerade den Artikel nicht, muss ich später nachtragen.
Gefunden, der neue Name ist Himantoglossum jankae.
Arum italicum kommt auf Kreta nicht vor, Arum concinnatum kann ähnlich aussehen, ich hatte ihn meinem Bericht mit abgebildet.
Zitat von: sokol am 17.Mai.14 um 10:00 Uhr
Arum concinnatum kann ähnlich aussehen,..
Oh, dann ist er in Marl frostfest, blüht aber draussen nicht. Ich muss ihn wieder in den Topf holen.
Oder kräftig düngen!
Ein toller Beitrag, Stefan, vielen Dank dafür!
Aber gerne Carsten.
beeindruckende natur,gut eingefangen Stefan!
liebe grüsse
johan