Trüffelzucht in Deutschland

Begonnen von Berthold, 17.Jan.21 um 17:42 Uhr

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Berthold

Sehr interessant.

Der Weg zur Zucht vom Dingel ist nicht mehr weit.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Jetzt musst du uns nur noch den Artikel zugänglich machen.  :whistle
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 18.Jan.21 um 10:54 Uhr
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Das ist sehr ärgerlich, denn er war offen, als ich ihn verlinkt habe. Ich habe auch keinen Zugriff auf kostenpflichtige Beiträge bei der FAZ, obwohl ich die Zeitung beziehe.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Machu Picchu

Zitat von: Berthold am 17.Jan.21 um 17:42 Uhr
Sehr interessant.

Der Weg zur Zucht vom Dingel ist nicht mehr weit.

Am mir bekannten Dingel-Standort zwischen Bickensohl und Achkarren im Kaiserstuhl wachsen auch viele Haselsträucher.
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Liebe Grüße
Hans

wölfchen

Das ist doch wirklich nichts neues mehr. Der Anbau von Trüffeln wird schon lange versucht, auch bei mir in Franken.
Wobei der Schwarzwald klimatisch sicher besser geeignet ist.
Ich hab schon vor Jahren Videos gespeichert, wie das zu bewerkstelligen ist.

Beim Dingel ist das Problem, daß man den richtigen Pilz haben muß  :-D
Meine Versuche sind bis dato gescheitert. Entweder hab ich den falschen Pilz kultiviert, oder meine Bedingungen waren nicht richtig...

wölfchen

Zitat von: Machu Picchu am 18.Jan.21 um 12:03 Uhr
Zitat von: Berthold am 17.Jan.21 um 17:42 Uhr
Sehr interessant.

Der Weg zur Zucht vom Dingel ist nicht mehr weit.

Am mir bekannten Dingel-Standort zwischen Bickensohl und Achkarren im Kaiserstuhl wachsen auch viele Haselsträucher.



Der Dingel wächst nicht nur bei Hasel.
An den mir bekannten Standorten wachsen alle möglichen Baumarten, aber keine Haselsträucher.
Der angebliche Keimpilz für den Dingel wächst auch unter Eichen, Buchen, Weiden, Pappeln und vielen anderen...


Berthold

Zitat von: wölfchen am 18.Jan.21 um 12:08 Uhr
Entweder hab ich den falschen Pilz kultiviert, oder meine Bedingungen waren nicht richtig...

Die für Dingel indentifizierten Pilze wachsen auf bestimmten Baumwurzel. Sie bilden also eine Lebensgemeinschaft zu dritt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

wölfchen

Ja klar, ich hab das ja genau wie beim Trüffel auch mit Bäumchen kombiniert...

Berthold

Zitat von: Claus am 18.Jan.21 um 10:54 Uhr
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Der Text ist aktuell wieder sichtbar:

Trüffel aus Südbaden : Der Schatz im Weinberg

    Von Lukas Fuhr
    -Aktualisiert am 17.01.2021-16:49

Ein Winzerpaar aus Südbaden verfolgt mit Energie und Ehrgeiz einen Traum: edle Trüffel in Deutschland zu züchten – ein Pioniervorhaben auf heimischem Boden.

Heinrich Gretzmeier hat vor Jahren Haselsträucher gepflanzt, aber jetzt hat er keine Zeit mehr, die Nüsse zu ernten. Dabei pflegt er die Pflanzen immer noch sorgfältig. Alle paar Tage setzt er sich in seinen Kombi, fährt zu seinem Hain auf den Tuniberg, jätet das Unkraut, stutzt das Gras. Den Haseln soll es gutgehen, sie sind längst wertvoll. Aber nicht wegen der Nüsse, ihr Wert liegt tiefer. Einige Zentimeter unter der Oberfläche wachsen Burgundertrüffel.

Trüffel aus Deutschland, das ist das Projekt, dem sich Gretzmeier verschrieben hat. Südbaden hält er für den perfekten Standort für sein Vorhaben. Der Tuniberg ist kein hoher Berg, er erhebt sich bloß gut hundert Meter über den Oberrheingraben. Dort liegt er, mitten im flachen Land westlich von Freiburg. Bei gutem Wetter sieht man von hier fast bis zur Schweiz, und wenn Gretzmeier Alemannisch spricht, hört man, dass es nicht weit sein kann. ,,Des isch mine Heimat", sagt Gretzmeier, der hier jahrelang ein erfolgreiches Weingut und eine Obstbrennerei geführt hat. Beides hat er an einen seiner Söhne übergeben; jetzt will er zeigen, dass besonders edle Trüffel nicht vornehmlich aus Italien oder Frankreich kommen.
Verrückt nach den kostbaren Erdknollen

Gretzmeier stammt nicht aus einer Winzerfamilie. Die Eltern hatten, wie so viele in der Region, zwar ein paar Reben, aber für ein eigenes Gut war das nicht genug. Gretzmeier und seine Frau Elvira wollten es trotzdem versuchen, machten eine Million Mark Schulden, kauften Flächen. Anders als andere Winzer hatten sie keinen schicken Hof, mit ihrem Weingut starteten sie in einer Garage. Als Außenseiter hatten sie keinen Ruf zu verlieren, so konnten sie gleich ihrer Überzeugung folgen: weniger Gift, mehr Natur.

Vor über 30 Jahren stellten die Gretzmeiers auf biologischen Weinbau um, als das im heute so grünen Südbaden noch nicht als umsichtig, sondern im besten Fall als idealistisch, eher aber als verrückt galt. Und jetzt ist Gretzmeier eben verrückt nach Tuber, so heißen die kostbaren Erdknollen im Latein der Botaniker.



Die Idee hat er aus dem Burgund mitgebracht, seine ersten Trüffelpflanzen auch. Gut zwanzig Jahre ist das her. Gretzmeier war auf einer Weinmesse dort. Am Ausgang verkaufte jemand Haselsträucher, die mit Trüffelsporen infiziert worden waren. Ein paar hundert Mark ärmer nahm er sie mit und pflanzte sie zu Hause ein. Damit begann eine Mission. Gretzmeier, eher klein, eher wenig Haare auf dem Kopf, macht eher wenig Pausen, wenn er von seinen Trüffeln erzählt. Ach, was heißt erzählt. Zeigen will er sie. Also rein in den Kombi, rauf auf den Tuniberg.

Die Nationalsozialisten bauten dort Bunkeranlagen als Teil des Westwalls. Noch heute sind die kleinen Grundstücke als Brachen in den Weinbergen zu erkennen. Aber bei Merdingen gibt es eine Freifläche weniger, Gretzmeier hat sie gekauft: ein idealer Platz für Trüffel, findet er. Jetzt stehen hier einige Bäume und Sträucher. Aber wer eine Mission hat, braucht mehr als einen Hain. Wieder in den Kombi, zurück auf die Flurstraße, die Reben entlang. ,,Da vorne, der Baumstumpf, sehen Sie?" Gretzmeier hat ihn stehen lassen für den Specht. Artenvielfalt ist ihm wichtig. Da vorne, die Eichen, gehören auch Gretzmeier. Hier hat er im vergangenen Jahr viele Trüffel geerntet. Seit fünf Jahren hat er Ertrag. 2019 waren es am Ende insgesamt zehn Kilo, zwei Sorten vor allem: Burgunder- und Sommertrüffel. Bis es so weit war, hat er viel experimentiert, gegossen und Unkraut gejätet. Vor allem aber gewartet, dass die teuren Bäume endlich liefern. Das tun sie jetzt. Zum Erfolg führte, dass Gretzmeier die Bäume mittlerweile immer mal wieder nachsport. Damit das leichter geht, hat er eine spezielle Maschine gebaut: einen Presslufthammer, kombiniert mit einer zehnzahnigen Grabgabel. So kann er ohne große Mühe kleine Schächte in den Boden schlagen. Ein Zweiter läuft hinterher und gießt die Sporenmischung über den kleinen Erdschächten aus.
,,Ich habe dann gefragt: Will hier eigentlich keiner Geld verdienen?"

Dass Burgunder- und Sommertrüffel in Deutschland wachsen, ist schon lange bekannt. Lange auch dachte man, die kleinen Knollen mit der schwarzen Schale seien verschiedene Spezies. Aber mittlerweile gelten Burgunder- und Sommertrüffel als ein und dieselbe Art. Wie viele es hierzulande davon wild gibt, weiß niemand. Das liegt vor allem daran, dass es in Deutschland verboten ist, Trüffel auszugraben. Die gesamte Gattung: auf der Roten Liste. Aber wenn man die Trüffel selbst anbaut, darf man sie auch ernten.

Zunehmend viele in Deutschland versuchen das mittlerweile. Seit 2014 gibt es den Verband für Trüffelanbau und -nutzung in Deutschland, der auch Einsteigerseminare anbietet. Gretzmeier war auch schon bei einem Verbandstreffen. Ein Ärzteehepaar hat ihm dort erzählt, sie hätten zwei Bäume gepflanzt. ,,Ich habe dann gefragt: Will hier eigentlich keiner Geld verdienen?" Gretzmeier hat Hunderte Bäume, kauft Land für neue Plantagen. Er will viele Trüffel ernten.

Bevor es so weit ist, will der südbadische Trüffelbauer aber erst einmal die Frage klären, wohin die ganze Ernte gehen könnte. ,,Wenn ich morgen hundert Kilo ernte, muss ich das meiste verschenken." Denn es fehle in Deutschland ein eingespielter Vertrieb für heimische Trüffel. Gretzmeier verarbeitet viel selbst, ein Teil geht an die lokale Gastronomie.

Noch kann er deren Nachfrage nicht kontinuierlich decken. Und noch ist die Ernte oft zu gering, um die Gäste in der eigenen Straußwirtschaft mit Trüffeln verköstigen zu können. Hier gibt es hausgemachte Flammkuchen mit Trüffelspänen oder frisches Brot mit eigener Trüffelbutter. Aber eben nur, wenn die Trüffelernte gerade gut läuft.

Immerhin zwei Hände voll Burgundertrüffel
Dafür zuständig ist Alba, wolliges Fell, kleine weiße Locken. Elvira Gretzmeier duscht den Lagotto Romagnolo nach jeder Trüffelsuche. Während dieser sucht der Hund auf Kommando rasend nach Trüffeln, die im Umkreis eines infizierten Baumes knapp unter der Oberfläche in der Erde wachsen. Die Gretzmeiers müssen Alba rasch die Trüffel wegnehmen, sie schmecken auch der Hündin. Falls sie das nicht schaffen, nicht so schlimm. Albas Ausscheidungen kommen zum Nachsporen wieder in die Trüffelplantagen.

Dieses Prinzip nutzt Gretzmeier mittlerweile auch im großen Stil. Als ein Schäfer aus der Gegend neue Weideflächen für seine Tiere suchte, bot Gretzmeier seine Trüffelhaine an. Vorher bekommen die Schafe Trüffelsporen unter ihr Futter gemischt, dann grasen sie zwischen Gretzmeiers Bäumen und Sträuchern. Das Unkraut dort muss eh kurz gehalten werden, wieder zwei Probleme gelöst.

Heute findet Alba immerhin zwei Hände voll Burgundertrüffel, Elvira Gretzmeier nimmt sie mit und fährt auf dem Fahrrad zurück zum Hof. Heinrich will weiter, runter vom Tuniberg, rein in ein kleines Waldstück in der Rheinebene. Auch hier hat er infizierte Pflanzen gesetzt. ,,Das Land da hatte ich eh noch, das kostet mich nichts. Bäume wachsen hier sowieso."

Und hier widmet er sich einem besonderen Versuch: trüffelinfizierte Eiben. ,,Dabei weiß man gar nicht, ob das überhaupt geht." Gretzmeier genießt es, wenn seine Experimente dann doch klappen. In einem Trüffelbuch hat er gelesen, kiesreiche Böden kämen als Standort nicht in Frage. Er aber hat eine Plantage auf einem Kiesboden, auf der er bereits Burgundertrüffel geerntet hat. Er hält nicht mal an, um den Ort seines Triumphs genauer vorzuführen. Weiter, weiter.

Hoffnung auf Périgord-Trüffel aus Südbaden
Auch auf offenem Feld soll der Anbau von Trüffelbäumen gelingen. Hier musste er die Artenvielfalt, die ihm so wichtig ist, künstlich schaffen. Auf dem Acker wachsen nun Malven, Zistrosen, Inkarnat-Klee, Ölrettich und Gelbsenf. Alle paar Meter stehen dazwischen die Bäume, an deren Wurzeln sich die Trüffel bilden sollen. Sieben Hektar solcher Felder hat Gretzmeier mittlerweile, längst nicht mehr nur noch um Merdingen herum. Bis nach Baden-Baden, hundert Kilometer weiter nördlich, hat er Land gekauft. Während seiner Jahre als Obstbauer und Winzer hat Gretzmeier immer nach einer Geschäftsidee gesucht, mit der er mehr verdienen könnte: ,,Ein Kilo Pflaumen kostet 30 Cent, ein Kilo Trüffel 800 Euro. Das ist der Unterschied."

Ein Großteil des Preises hänge mit der langen Lieferkette zusammen. In Italien sei es so, dass viele Trüffel von Sammlern in freier Natur geerntet würden. ,,Die geben sie dann im Dorf bei einer Sammelstelle ab. Von dort werden sie zum Beispiel ins Piemont transportiert." Ein Aufkäufer nimmt die Trüffel an. ,,Der will dann auch wieder Geld verdienen." Genau wie der deutsche Großhändler, der im Piemont einkauft. Viel zu viele Mitverdiener, findet Gretzmeier. Deshalb stört es die Gretzmeiers auch nicht, wenn Kritiker sagen, sie ernteten bisher ja nur Burgundertrüffel und nicht die teuren Périgord-Trüffel. ,,Unser Trüffel ist eigentlich nicht besser als die edle Konkurrenz", sagt Elvira Gretzmeier. ,,Aber im Moment, in dem er gegessen wird, ist er besser. Denn bei uns ist er frischer."

Und Heinrich Gretzmeier hofft, dass er schon bald Périgord-Trüffel aus Südbaden servieren kann. Schon vor Jahren hat er mit deren Sporen infizierte Bäume gesetzt. Bald könnte es die erste Ernte geben. Er ist optimistisch, und er hat Grund dazu. Denn bevor man Trüffel ernten kann, geben einem die Edelpilze bereits einen Hinweis. Wenn Trüffel fruktifizieren, also Knollen bilden, senden sie einen Stoff aus. ,,Das lässt das Gras verrecken." ,,Brûlé" nennen die Trüffelbauer das. Rings um einen Strauch oder Baum bildet sich eine wenige Meter breite Brache. Gretzmeier hat sie auch bei den Périgord-Trüffel-Bäumen entdeckt. An Silvester will er ernten.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Ja wir haben auch sowas.
https://www.trueffelgarten.at/%C3%BCber-uns/

Bei mir ist es aber zu trocken für Hasel und ich kann nicht bewässern.

Berthold

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)