Mykorrhiza-Pilz B1, was kann er?

Begonnen von Berthold, 04.Okt.08 um 16:31 Uhr

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Berthold

Zitat von: Claus am 18.Nov.12 um 22:11 Uhr
Die Samen sind übrigens von 2009 und lagen im Kühlschrank.

das finde ich überraschend. Der alte Samen aus Frankreich von Lothar hatte damals bei niemandem gekeimt. Mein frischer Samen aus 2011 hatte im letzten Jahr sofort gekeimt aber in diesem Jahr nicht mehr, trotz Kühlschranklagerung.

Ich bin ratlos. Die These, dass die Keimfähigkeit nach sehr langer Lagerung wieder zunimmt, weil Keimhemmstoffe abgebaut werden, überzeugt mich nicht recht. Dann müssten die Keimhemmstoffe erst so 6 bis 12 Monate nach der Samenreife aufgebaut werden, was mir unplausibel erscheint.
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erdorchideen

Zitat von: Uhu am 23.Okt.12 um 22:39 Uhr
hast Du Erfahrung was man mit den kleinen Herminien über den Winter macht? Durchkultivieren wie morios oder kalte Winterpause wie Dactys. Auspikieren will ich im Frühjahr.

Jürgen, ich habe erst heute Deine Frage zu Herminium gelesen. Ich habe Herminium durchkultiviert, weil sie eigentlich gleich nach der Keimung ein Blatt austreiben. Sie haben dann bei mir bis zum späten Frühjahr zwei Vegetationszyklen gemacht (je ca. 2-3 Monate für eine fertige Knolle). Wie sind jetzt Deine Erfahrungen?
Liebe Grüße,
Frank

Berthold

Zitat von: Charlemann am 20.Nov.12 um 21:23 Uhr
Zitat von: Berthold am 18.Nov.12 um 22:46 Uhr
Der alte Samen aus Frankreich von Lothar hatte damals bei niemandem gekeimt.

Ich denke der war aber auch mal feucht geworden oder schlecht gelagert.
Soweit ich weiß hat er ja bei vielen selbst bei symbiotischer Aussaat geschimmelt.

ja, aber meiner war gut gelagert und hat nach einem Jahr auch nicht mehr gekeimt
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Uhu

Hallo Frank,

nochmal zu Herminium

nach dem Vereinzeln auf frischen Haferagar sind die in kurzer Zeit abgeschossen und haben schmale, bis 5cm lange Blätter getrieben. Stehen nun hell am kühlen Westfenster. Ein paar Gläser habe ich versuchsweise mit Aussaaten von Dact.majalis auf den kalten Dachboden gestellt. 2 Vegetationsperioden in einem Winter sind natürlich verlockend. Jetzt sind sie noch recht klein.
Grüße Jürgen

Berthold

Jürgen, meinst Du die wachsen jetzt einfach weiter um die Jahreszeit? Wenn nicht wäre der Pikierzeitpunkt ja ungünstig.
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Uhu

Ja, der Zeitpunkt ist sicher sehr ungünstig. Aber sie mussten raus, da ich aus dem Herminiumglas Aussaatgläser für eine ex-situ Nachzucht von majalis beimpft hatte. Diese sind nun gut gekeimt und müssen etwas nachgefüttert werden, bevor sie in neue Gläser kommen. Da stören die schlacksigen Herminien. Die nochmal in andere Gläser umzusetzen fand auch nicht sinnvoll.
Grüße Jürgen

Claus

Ich hatte mehrfach Goodyera repens auf B1 gezogen und im Dunkeln gekeimt. Da entwickeln sich bis zu 5 cm lange dünne weiße Stränge, die eigentlich nicht wissen, was sie werden wollen. Jetzt habe ich gekeimte Sämlinge - das ist immer Massenkeimung mit Hunderten Sämlingen - gleich umgelegt und ans Licht gestellt. Da bekommen die plötzlich grüne Köpfe, die dann auch dicker werden. Das ist evtl. ein Lichtkeimer bzw. muss wie A. morio sehr früh ans Licht.

Hat schon mal jemand diese Art bis zum Auspflanzen aus Samen gezogen?
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Uhu

optimal wäre wahrscheinlich hell und kühl - aber die Plätze am Licht sind rar. Meine sind so vergeilt, da die majalis-Samen im Dunkeln keimen mussten.
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Claus am 04.Jan.13 um 22:45 Uhr
Das ist evtl. ein Lichtkeimer bzw. muss wie A. morio sehr früh ans Licht.

Die sollten doch alle ans Licht, wenn sie eine 3 mm hohe Spitze zeigen. Dann entwickeln sie alle Chloroplaste und differenzieren ordentlich. Da sind Erlenmeyerkolben besser als Gläser wegen des besseren Lichteinfalles.
Wenn sie zu dunkel stehen, vergeilen sie natürlich wie Jürgens Herminium Schlackse
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Claus

Na ja, sie keimen ja sehr gut im Dunkeln und bilden dann ca. 1-2 cm hohe weiße senkrechte "Fäden". Asymbiotisch gekeimte und umgelegte bleiben (zumindest bisher) weiß und wachsen nicht weiter. Die symbiotischen bilden sowohl auf B1 als auch A36 ein grünes Blatt und wachsen deutlich. Es könnte ja sein, dass die wirklich einen Pilzpartner brauchen. Sadovsky schreibt in seinem Buch, dass man die Begleitpflanzen nie entfernen soll.

Beim nächsten Umlegen mache ich mal ein Foto.
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Berthold

Zitat von: Claus am 16.Jan.13 um 15:14 Uhr
Ich lege zur Zeit systematisch alle symbiotischen Sämlinge im Abstand von etwa 6 Wochen um.

Ich habe auch festgestellt, dass die Protokormförderung in einem 2,5 g/l Haferflockenagar nach sechs Wochen deutlich nachlässt. Bei einigen Arten wie Dactylorhiza sambucina reduziert sich die Förderung schon nach 4 Wochen deutlich. Das Wachstum kommt zum Stillstand. Nach Umlegen geht es weiter.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Ich setze ja nach einer Versuchsreihe seit 2 Jahren die Rezeptur wie folgt an:

3 g gemahlenen Hafer
100 mg KH2PO4
100 mg Caseinhydrolysat
1 ml Spurenelementlösung
1 ml Vitamin-B-Lösung
6 g Agar
2 g Aktivkohle
1 l dest. Wasser
und keine pH-Korrektur

Damit habe ich nachweislich bessere Ergebnisse als nur mit Hafer.
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winwen

Inwiefern hast Du damit bessere Ergebnisse erzielt, Claus?

In Deinem Medium hast Du ja die Inhaltsstoffe des Hafer schon ziemlich substituiert.
Wenn man da noch Calciumnitrat und Magnesiumsulfat (je 100mg) hinzunimmt, sowie 500mg Caseinhydrolysat statt 100mg, so könnte man getrost die 3g Hafer durch 2g Stärke (oder Zucker) ersetzen und hätte ein völlig definiertes Medium.

Den großen Vorteil der symbiotischen Methode sehe ich hauptsächlich in der guten Verwendbarkeit von Hafer, was den Aufwand rund um das Medium doch deutlich mindert. Das verzeihende Verhalten der in-vitro-Kulturen gegenüber geringfügigen Infektionen ist ein weiterer Vorteil. Einzig was die Reinkulturen der Pilze anlangt, gilt der kategorische Pilzreinhaltungsimperativ!

Nichts desto Trotz - auch Hafer kann natürlich verfeinert werden: zusätzlich zu 3g Hafer machen sich bei mir 2g Stärke oder Zucker ganz gut: das Medium scheint dadurch nachhaltiger zu werden.
100mg KH2PO4 sind sicher goldrichtig, für mehr Ca und Mg verwende ich Leitungswasser. Spurenelemente und Vitamine halte ich eigentlich für ausreichend, aber zusätzlichen Stickstoff würde ich auf alle Fälle unterlassen. Er beschleunigt die Dinge, bewirkt aber auch ein "Rabiatwerden" des Pilzes, wenn die Kohlehydrate ausgehen. Um zu überleben muss er dann schwerer zugängliche Kohlenstoffquellen erschließen und da bieten sich nur mehr die Orchideen-Sämlinge selbst an. Will sagen: er parasitiert.

Gemäß Dr. Beyerle kann ein zu hoher N-Spiegel im Medium auch (artabhängig von Pilz UND Orchidee) die Entstehung einer Symbiose an sich verhindern. Insoferne bin ich da sehr vorsichtig, zumal 3g Hafer selbst bereits etwa 50mg N enthalten.

Claus

Zitat von: winwen am 18.Jan.13 um 15:38 Uhr
Inwiefern hast Du damit bessere Ergebnisse erzielt, Claus?

Ich habe 2009 eine Versuchsreihe mit B1 und vielen darauf keimenden Arten gefahren (habe hier auch darüber berichtet). Dabei zeigte sich im Vergleich zum einen eine verbesserte Keimung, zum andern ein rascheres Wachstum.

Zucker habe ich schon 2006 zugesetzt und dabei weniger gute Erfahrungen gemacht. Ich hatte mehr Fremdinfektionen und beginnendes Parasitieren.

Jeder, der sich längere Zeit damit beschäftigt, entwickelt ja seinen eigenen Standard.

Sehr zufrieden bin ich an sich mit der Kultur auf Holz - siehe die Veröffentlichung in Die Orchidee - hatte aber in den letzten Monaten keine Zeit dafür. Inzwischen habe ich aber schon wieder symbiotische Protokorme und Sämlinge verschiedener Arten, so dass es mir in den Fingern juckt, diesen Prozess wieder anzuwerfen. Bei der ersten Reihe hatte ich ja "gegriffene" Mengen an Zusätzen entsprechend denen eines asymbiotischen Nährbodens, jetzt will ich die im Vergleich verdoppeln und vervierfachen. Bei einer höheren Konzentration muss ja irgendwann auch die Hemmung eintreten. Die Frage ist dabei: Wo ist das Optimum?
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

winwen

Wirklich eine gute Frage, Claus!
Du hast über Deine Holzversuche in "Die Orchidee" publiziert? Kriegt man die auch als Einzelausgabe? Wäre sehr interessiert daran!

Dass mehr Stickstoff die Dinge beschleunigt weiß ich, aber die negativen Erfahrungen mit Zucker kann ich nicht bestätigen - vielleicht ist das auch eine Frage der Temperaturführung bei den in-vitro Kulturen, die bei mir ja eher kühl stehen (15°C-20°C).

Das mit den Kontaminationen muss man - denke ich - anders sehen. Mehr Zucker bedeutet ja nicht mehr Fremdinfektionen, aber Fakt ist: je fetter das Medium, desto mehr profitieren (und zeigen sich) Fremdinfektionen verglichen mit dem Pilz. Insoferne heißt es: je fetter das Medium, umso sauberer muss man arbeiten. Wenn ich Zuckerzusatz nehme werden die Umlageflaschen stets vorinfiziert bevor umgelegt wird. Das hilft sehr!