Kälteverträgliche Dendrobien

Begonnen von Berthold, 24.Jan.13 um 16:18 Uhr

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AndreaP

Andrea

dagmar

Ich habe mein tetragonum bei Schwerter gekauft, vor ca. 2 Jahren. Mit kalten Plätzen habe ich kein Problem, seit ich mir das Treppenhaus "gekrallt" habe. Ich wohne im 4. Stock und habe den Treppenabsatz zum Dachboden (der nicht ausgebaut ist), "besetzt". Bislang hat sich noch niemand beschwert und da ich in Berlin-Neukölln wohne, sind die Nachbarn ja eigentlich gewohnt, dass überall was rumsteht:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/ordnungsaemter-resignieren-taeglich-30-neue-muellberge-in-berlins-strassen/7693024.html

Und wer sollte sich da über Orchideen beschweren??? Hoffe ich zumindest ...

LG, Dagmar

Ralla

Da hast du dir aber eine interessante Nachbarschaft ausgesucht. Hast du schon mal einen Umzug überlegt oder ist der Orchideenstandort zu gut?
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

dagmar

Ich wohne schon seit über 10 Jahren in Neukölln, in der jetzigen Wohnung fast 5 Jahre, und das sehr gerne. Es gibt sehr schöne Ecken hier und viel Grün. In den Medien wird leider immer nur über die negativen Seiten von Neukölln berichtet.
So, das war mein Plädoyer für Neukölln am Sonntag Vormittag  :classic.
LG, Dagmar

Ralla

Ich würde mir das glatt angucken kommen, wenn es nicht ca. 700km von mir weg wäre und wenn ich ein paar mehr kälteverträgliche Dendros hätte. (Puh, gerade noch dir Kurve gekriegt, dass dies nicht völlig offtopic geht.)
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

dagmar

Ok Carola, wenn Du mal in die Ecke kommst, führe ich Dir gerne die schönen Seiten von Neukölln vor (und natürlich mein privates Kältehaus). Das Angebot steht :).
LG, Dagmar

Ralla

Berlin ist nicht wirklich in meiner Planung, aber Leipzig am 23.2.?
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Zitat von: dagmar am 27.Jan.13 um 11:38 Uhr
In den Medien wird leider immer nur über die negativen Seiten von Neukölln berichtet.
LG, Dagmar

Nein, Dagmar, im Gegenteil. Mir gefällt Dein Bezirksbürgermeister recht gut. Er nimmt bei seinen Aussagen keine Rücksicht auf politische Korrektheit und das gefällt mir.
Ich persönlich habe ja auch viele Jahre in Berlin verbracht, 10 Jahre in Charlottenburg und dann 20 Jahren auf der Finkenstrasse und auf der Lassenstrasse
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Matthias

#23
Zitat von: Berthold am 24.Jan.13 um 16:18 Uhr
Folgende Dendrobium-Arten möchte ich als gut kälteverträglich bezeichnen. Sie haben nun einige Monate bei Temperaturen zwischen 5 und 10° verbracht, ohne faulige Stellen an Pseudobulben oder Blättern zu bekommen bekommen. Zum Teil entwickeln sie sogar Blüten unter diesen Bedingungen. Es sind

-adae
-denneanum
-falcorostum
-fleckeri
-formosum
-hancockii
-jacobsonii
-kingianum
-nobile
-nobile var. backhausianum
-officinale
-pugnioforme
-speciosum

- x delicatum

Ich hebe es nochmal heraus, weil ...
meine mir Zugemutete hatte im Dezember 2011 nicht nur in 2 zugemieteten Flaschenräumen die Heizung abgedreht, sondern auch in meinem GWH, letzteres war nicht ganz so ruinös, da im Herbst 2011 bereits deutlich geleert. Dennoch standen noch Orchideen drinnen wie zB Cattleya labiata, guttata und viele Denrobien: chameleon, senile, chrysotoxum, fytchianum, garrettii, ein paar Blattschmuckorchideen, ca. 30 Stück Paphiopedilum thaianum, ein paar spiceriana und sangii usw..
Ich konnte damals nur versuchen, die in-vitro-Kulturen zu retten. Ins GWH wollte ich nicht, da ich da selbst als g´standenes Mannsbild nur hemmungslos heulen konnte. 
Nun war der Winter letzten Jahres nicht so extrem kalt wie zB 2010 mit minus 30°C über 2, 3 Wochen. Was aber schon im Dezember 2011 im GWH passierte, es hat die Heizungsrohre aufgefroren, justament zum 23. Dezember. Somit war es kalt im GWH. Nebeneffekt ... es lag die gesamte Hausheizung damit drucklos im A.
Der Installationsdienst behob den Schaden noch am Vormittag des 24. Dezembers 2011, aber es ging nur dieserart, indem der Heizkreis vom GWH abgekoppelt wurde. Damit waren die Orchideen im GWH erneut ihrem Schicksal und der Kälte ausgesetzt.
Im März 2012 betrat ich erstmals wieder unter Benzodiazepin-Einfluss das GWH. Blätter größtenteils vergilbt, matschig. Ich schielte auf das Minimum-Maximum-Thermometer, minus 12°C war das Minimum. Also eh alles hin.
Erwähnen möchte ich noch, dass die Orchideen das letzte Mal im Oktober 2011 gegossen wurden.
Im Mai schienen da und dort im GWH-Dach Löcher aufgetreten sein zu sein, es regnete herein, aber egal, vor allem mir alles egal. Im Juli, August blühten im GWH Paph. thaianum. Ich fand dies irgendwie makaber.
Im September 2012 besorgte ich mir eine weitere Laboreinheit bei einem Aussaatkollegen hier in der Nähe zu Wiener Neustadt. Er hält eine umfangreiche Paph.-Sammlung. Im Oktober 2012 brachte ich ihm meine halbtoten Orchideen aus dem GWH (Dendrobien, Paphs), die ich 1 Jahr nicht gegossen hatte. Er hat sie alle wieder zum Leben erweckt.

Ähnlich betraf es eine wirklich seltene Phal.Spezies, die ich als Jungpflanzen (4 Stück) im September 2011 noch deflaskiert habe, dann kamen sie in bügelfeuchtes Moos und ich stellte sie in den Flaschenraum. Bald waren sie so zugedeckt, dass ich sie nicht mehr sah und vergaß. Nicht gegossen mussten sie auch bei 7°C mehrere Tage durchhalten. Eigenartig ... die Blätter wurden nicht matschig. Die ganze Pflanze trocknete ein, verlor aber nicht an Chlorophyll. Egal ... dennoch tot, mutmaßte ich.
Im Mai 2012 entdeckte ich die 4 Töpfe der Phals rein zufällig beim Umschlichten. Sie waren nicht mehr als Lebendkultur zu erkennen, eher als Herbarbeleg dienlich. Ich habe in Tirol eine Erhaltungskultur stehen, die sich vornehmlich um afrikanische Orchideen kümmert. Und bei einer der Lieferungen nach Tirol kamen diese mazerierten Phals mit.
Die weitere Reaktion aus Tirol (ob ich jetzt total durchgeknallt bin) verschweige ich.
Aber Tirol reaktivierte diese Phals-Jpfl., die 8 Monate ohne Wasser ihr Dasein fristen mussten. Neue Blätter, neue Wurzeln und sie sind sogar so weit, dass sie bei der Ausstellung in Winterthur abgegeben werden. Phal. luteola.

Ich habe auch eine Catasetum-Bulbe, die über 1 Jahr (!) nicht gegossen, gepflegt, betreut wurde. Und nun treibt sie aus.

die Conclusio ... Orchideen sind tw. recht widerstandsfähig.
Die Frage ist nur, wie behandelt man sie, dass selbst nach langer Zeit noch Leben in ihnen steckt und sie reaktiviert werden können. Vollkommene Trockenheit ist eine Form der Konservierung. Damit sind die Risken wie Keimbefall mal weitestgehend ausgeschlossen. Offenbar können manche Orchideen durch eine Art Bastbildung (botanisch im Orchideenbereich vollkommen inkorrekt) sich soweit isolieren, dass ein Feuchtigkeitsverlust innerer Strukturen verhindert werden kann. Unter (grauslich-) idealen Bedingungen können sie so widrige Bedingungen erstaunlich lange übertauchen. Ich denke wesentlich ist, einen Keimbefall zu verhindern. Gelingt dies, können manche Orchideen erstaunlich robust sein. Wie es meine Dendrobien, Paphs, Cattleyen, ... geschafft haben, die frostigen Temperaturen zu überleben, weiß ich nicht. Obwohl ... eine Theorie habe ich schon. Es können Pseudoprotokorme in flüssigem Stickstoff konserviert werden und nach Jahren, Jahrzehnten taut man sie wieder auf und arbeitet an diesen weiter.

Wir haben in England ein Institut, das für uns Gewebe einfriert, weil mir hier das nötige Equipment fehlt. Friert man natives Lebendmaterial ein, so sind 2 wesentliche Dinge zu beachten:
- der Gefriervorgang muss sehr rasch erfolgen, möglichst binnen Sekunden, weswegen zB eine Tiefkühltruhe ausscheidet und man mit liquid nitrogen ein ideales Mittel zur Hand hat
- löst aber noch nicht das Problem des Wassers und dass sich dieses beim Erkalten ausdehnt und Zellstrukturen irreversibel schädigt. In den meisten Fällen lässt sich dieses Problem durch Glykol beheben. Taut man das Gewebe wieder auf, so stört aber Glykol ganz erheblich, denn es ist toxisch. Man kann aber das Glykol durch einen Zwischenschritt abbinden. Wie das genau funktioniert, müsste ich in meinen Unterlagen nachsehen, die ich aber noch nicht mitübersiedelt habe.

Somit denke ich, kalte und auch sehr kalte Temperaturen sind erträglich, wenn dem Gewebe möglichst Wasser entzogen wurde. Und das dürfte auch der Grund sein, warum Teile meiner Kultur überlebten, sogar weniger als minus 10°C, gerade weil ich sie nicht mehr gegossen hatte. Sie waren ausgetrocknet und ... überlebten so die Kälte.




Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

Berthold

Zitat von: Matthias am 27.Jan.13 um 13:48 Uhr
Somit denke ich, kalte und auch sehr kalte Temperaturen sind erträglich, wenn dem Gewebe möglichst Wasser entzogen wurde. Und das dürfte auch der Grund sein, warum Teile meiner Kultur überlebten, sogar weniger als minus 10°C, gerade weil ich sie nicht mehr gegossen hatte. Sie waren ausgetrocknet und ... überlebten so die Kälte.

Ja, das ist sicher richtig, Matthias.

Man muss nur einige Monate vor dem Kälteeinbruch die Pflanzen schon trocken halten und einschrumpeln lassen, sonst ist noch zu viel Wasser im Gewebe. Und dieses Zellgewebe mit dem normalen Wasseranteil ist bei vielen Arten in der Kälte/Kühle sehr empfindlich gegen Infektionen, insbesondere bakterielle Fäulnis.

Wenn die Dendrobien aber gerade im Oktober anfangen, endlich hübsche frische Neutrieb zu schieben, ist es mental sehr schwer, sie gänzlich trocken zu halten.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: AndreaP am 27.Jan.13 um 10:43 Uhr
Berthold ,

diese 5 tetragonum haben alle unterschiedlich gefärbte und auch unterschiedlich große Blüten und müssen deshalb hier wohnen bleiben  :-D


Zitat von: AndreaP am 27.Jan.13 um 10:55 Uhr
Blaue ?   :swoon

Habe jetzt auch welche besorgt. Ich denke, sie haben wunderschöne blaue Blüten
Dendrobium tetraginum va. giganteum
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eerika

Berthold, willst Du etwa tetragonum auch monatelang trocken halten?

Berthold

Zitat von: eerika am 30.Jan.13 um 12:45 Uhr
Berthold, willst Du etwa tetragonum auch monatelang trocken halten?

Eerika, die Pflanzen hier im Kalthaus bei 5 bis 10° stehen fast immer bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit, sodass man eigentlich nicht von "trocken halten" sprechen kann, auch wenn sie nicht begossen werden.

Ich vermute sogar, dass einige Pflanzen nur deshalb bei der Kälte im Wurzelbereich angefault sind, weil sie bei zu hoher Luftfeuchtigkeit standen und das Substart vorher nicht hinreichend durchgetrocknet war. Später in der Kälte konnte es nicht mehr durchtrocknen.
Ich sollte für solche Arten gröberes Substrat nehmen.   

Vermutlich ist eine sehr trockene Kultur an der Schrumpelgrenze hier für Marl der Königsweg bei einigen Arten.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eerika

Aber Du kannst nicht viel früher anfangen das Substrat zu trocken halten.
Das tetragonum hat eh keine Trockenpause, Bulben sind erst im Spätherbst reif und dann dauert es noch, bis die Knospen kommen. Meine 3 tetragonum haben alle in Dezember geblüht. Mindestens bis dahin brauchen sie Feuchtigkeit.
Ich kultiviere meine durch.
Luftfeuchtigkeit ist bei mir auch sehr hoch.
Die viele Infektionen und Fäulnisse bei Dir sind nach meiner Meinung wegen LF + KÄLTE.

Theoretisch hast Du möglichkeit giessen und LF reduzieren oder LF lassen und Temperaturen ca 10* halten.

Berthold

Zitat von: eerika am 30.Jan.13 um 13:41 Uhr

Die viele Infektionen und Fäulnisse bei Dir sind nach meiner Meinung wegen LF + KÄLTE.
Ja, bei einigen Arten bekommen nur die Blätter weiche Stellen, die dann später abfaulen. Das liegt vermutlich nur an der Kälte, bzw. dass im gesamten Pflanzengewebe zu viel Wasser ist. Wenn man dann die Pflanze insgesamt trockener und wärmer stellt, wachsen die jungen frischen Triebe nicht weiter. Aber vielleicht ist ein WachsTumstopp für 3 Monat garnicht so schlimm.

Zitat

Theoretisch hast Du möglichkeit giessen und LF reduzieren oder LF lassen und Temperaturen ca 10* halten.

Das ist hier im Kalthaus schwierig, weil ich die feuchte Luft nicht trocknen kann.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)