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Wiedervereinigung Deutschlands

Begonnen von Berthold, 03.Okt.11 um 01:00 Uhr

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Berthold

#30
Die Formverwaltung möchte alle Besucher an die deutsche Wiedervereinigung heute vor 30 Jahren erinnern, ein ganz grosser Tag für Deutschland.
Ich freue mich sehr.

Die Verdienste am Gelingen der Vereinigung sehe ich so, mein Glückwunsch an alle Beteiligten:

1. 40%: Michail Gorbatschow, er hätte deshalb um ein Haar seinen Job verloren und die Welt wäre im neuen kalten Krieg gelandet

2. 25%: Bürger der DDR

3. 23%: Helmut Kohl

4. 10%: George Bush

5. 5%: Francois Mitterrand, Kohl musste ihm die Einführung des Euro versprechen. Er wollte Deutschland durch den Euro fester an Frankreich binden.

6. 3%: Margaret Thatcher, sie musste von Bush zu ihrer Zustimmung überredet werden, weil sie ein Wiedererstarken von Deutschland fürchtete.

7. -6%: Oskar Lafontaine, er konnte die Wiedervereinigung trotz grossen Einsatzes nicht verhindern
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: Rüdi am 02.Nov.20 um 19:45 Uhr
Bin sicher kein Kohl-Fan... wie man sieht. Und die sogenannte Einheit hätte nicht nur er hinbekommen.
Das sehe ich überhaupt nicht.

Kohl einen Glücksfall der Geschichte beim Schopf ergriffen. Da habe ich in dem engen Zeitfenster, in dem Gorbatschow über Macht verfügte, überhaupt keinen anderen Politiker gesehen, der es geschafft hätte.

Der Saarländer Oskar Lafontaine hat mit aller Macht versucht, die Vereinigung zu verhindern, da er aus der DDR einen sozialistischen Staat machen wollte.
Er hatte dabei völlig übersehen, dass die DDR-Bürger keinen sozialistischen Staat mehr haben wollten, sondern lieber einen Golf GTI. Da war er einfach blind. 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Rüdiger, frage doch mal Jan, ob er mit der Wiedervereinigung zufrieden war. Er war schliesslich unmittelbar betroffen, Du vermutlich weniger, oder?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

orchis pallens

Zitat von: Berthold am 02.Nov.20 um 22:04 Uhr
Rüdiger, frage doch mal Jan, ob er mit der Wiedervereinigung zufrieden war. Er war schliesslich unmittelbar betroffen, Du vermutlich weniger, oder?

Kohl hat meines Erachtens alles richtig gemacht. Ein Desaster war die Wiedervereinigung sicherlich nicht.
Im Gegensatz zur völlig unkontrollierten Grenzöffnung durch Angela Merkel mit Ihren katastrophalen Folgen für Europa... :whistle
Blumen sind das Lächeln der Erde

Ruediger

Zitat von: Rüdi am 02.Nov.20 um 19:45 Uhr
Und die sogenannte Einheit hätte nicht nur er hinbekommen.

Da wäre ich mir nicht so sicher, sein historisches Gespür hatte zu der Zeit keiner in Deutschland, da hat er mächtig aufs Gas gedrückt, denn politische Zeitfenster öffnen und schließen sich, das hat er genutzt.

Das ist sein großer Verdienst, auch das er gerade bei Gorbatschow Vertrauen genossen hat, es ist ist nicht selbstverständlich das die Chemie zwischen Spitzenpolitikern stimmt, nur das ermöglich Lösungen die ansonsten undenkbar sind.

Sonst hat Kohl eher verwaltet, als etwas voran gebracht.

Bei Merkel ist es nir schlimmer, denn sie hat keinen politischen Kompass, so richtet sie großen Schaden an.
Beste Grüße

Rüdiger

Berthold

Zitat von: Ruediger am 22.Nov.20 um 19:57 Uhr
Zitat von: Rüdi am 02.Nov.20 um 19:45 Uhr
Und die sogenannte Einheit hätte nicht nur er hinbekommen.

Da wäre ich mir nicht so sicher, sein historisches Gespür hatte zu der Zeit keiner in Deutschland, da hat er mächtig aufs Gas gedrückt, denn politische Zeitfenster öffnen und schließen sich, das hat er genutzt.

Ja, ich halte es für ausgeschlossen, dass jemand anderes die Einheit erreicht hätte.

3 Faktoren mussten stimmen:

1. Der feste Wille zur Vereinigung war bei Kohl vorhanden
2. Kohl hatte ein Gespür für das sehr enge zeitliche politische Zeitfenster, in dem eine Vereinigung weltpolitisch möglich war.
3. Kohl hatte ein Vertrauensverhältnis zu allen Beteiligten, weil zu den meisten die Chemie stimmte. Kohl musste Mitterrand den Euro versprechen. Auf diese Idee wäre so leicht niemand anderes gekommen.

Ich denke, es war ein grosser Glücksfall der Geschichte.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

OK, in der Situation genau zu dieser Zeit war jetzt auch gerade niemand außer Kohl. Deshalb ist alles andere Spekulation.
Mit gütigen Menschen zu leben, ist wie einen Raum mit Orchideen zu betreten -
        :: Kǒng Fū Zǐ  孔夫子 :: 推手 ::

orchis pallens

Er war zur richtigen Zeit am richtigen Platz. Glücklicherweise
Blumen sind das Lächeln der Erde

Rüdi

Kohl und Genscher, das war wohl das beste Team für diesen Coup zum gefragten Zeitpunkt
Mit gütigen Menschen zu leben, ist wie einen Raum mit Orchideen zu betreten -
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Berthold

#39
Zitat von: Rüdi am 22.Nov.20 um 22:41 Uhr
OK, in der Situation genau zu dieser Zeit war jetzt auch gerade niemand außer Kohl. Deshalb ist alles andere Spekulation.

Ja, aber ich als lebenserfahrener Homo politicus kannte doch die zu der Zeit aktiven Politiker und das enge Zeitfenster, in dem Gorbatschow noch entscheiden konnte.
Ich sehe da wirklich keinen anderen PolitikrInnen, der ähnliches hätte organisieren können.
Ich war als damaliger Berliner mit Kontakten in die DDR ziemlich eng am Geschehen.
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Berthold

Zitat von: Rüdi am 22.Nov.20 um 23:13 Uhr
Kohl und Genscher, das war wohl das beste Team für diesen Coup zum gefragten Zeitpunkt

Ja, auf jeden Fall.
Genscher hatte guten Kontakt zu Schewardnadse, dem damaligen Sowjet-Aussenminister. Diese beiden hatten viele Weichen in die richtige Richtung gestellt.

Es waren sehr aufregebde Zeiten und sie sind erst 31 Jahre her, kommt mir vor wie gestern. :classic
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

#41
Ja, eine merkwürdige Zeit. Zurück zu dem, was ursprünglich die kleine Kontroverse ausgelöst hat. Wir in Frankfurt jubelten nur sehr verhalten, ob dessen, was da gerade geschehen war. Eher Zurückhaltung, was da auf uns zukommen könnte. Und damit hatte Kohl zu tun. Wir, die wir nach dem Krieg geboren wurden, wuchsen mit einem zweiten Deutschen Staat auf. Eine Wiedervereinigung mit einem Volk, das wir nur aus den Medien kannten? Ähnlich erging es ja den deutschen Kriegsflüchtlingen. Auch diese hörten erst einmal keine Willkommensschreie im Westen, sondern das Gegenteil - strikte Ablehnung und Vorurteile. Ebenfalls die Parallele, es blühte die Ausbeutung. Ein Sack Kartoffel für den adligen Goldschmuck, der teils heute noch bei Ebay zu ersteigern ist. Ein Kollege fuhr mit seinem Schrottauto, das er gerade noch so starten konnte zur Grenze und verhökerte die Rostschüssel für 5000 DM - war ja VW. Unsere Freunde in Österreich berichteten, dass ihr Hotel restlos geplündert wurde von den ersten Reisegästen der ehemaligen DDR.
Und jetzt 31 Jahre später gehen die Gedanken wieder in die Richtung eines Für und Wider.
Mit gütigen Menschen zu leben, ist wie einen Raum mit Orchideen zu betreten -
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Rüdi

#42
Man kann vieles der damaligen Situation auf heute (die letzten 5 Jahre auf jeden Fall)  übertragen und eigentlich auf alle Zeiten. Das wird auch nicht anders werden. 
Die einen jubeln, weil sie glauben, es finge für sie eine bessere Zeit an - ohne eigenes Zutun. Die anderen jubeln nicht, weil da jemand kommt, der etwas haben möchte von dem, was man selbst hat und eisern verteidigen muss.
Der Mensch ist so, von Grund auf. Es sei denn, man wird anders erzogen oder hängt einer Ideologie nach, die Barmherzigkeit kennt- die sogenannten Gutmenschen.

im Hochmittelalter war eine der ritterlichen Tugenden die "Milte" (siehe Profil), was Großzügigkeit, Barmherzigkeit, Freigiebigkeit, Nachsicht etc. bedeutete und einen überaus hohen Stellenwert besaß.
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Berthold

Zitat von: Rüdi am 25.Nov.20 um 18:44 Uhr
Man kann vieles der damaligen Situation auf heute (die letzten 5 Jahre auf jeden Fall)  übertragen und eigentlich auf alle Zeiten. Das wird auch nicht anders werden. 
Die einen jubeln, weil sie glauben, es finge für sie eine bessere Zeit an - ohne eigenes Zutun. Die anderen jubeln nicht, weil da jemand kommt, der etwas haben möchte von dem, was man selbst hat und eisern verteidigen muss.
Der Mensch ist so, von Grund auf. Es sei denn, man wird anders erzogen oder hängt einer Ideologie nach, die Barmherzigkeit kennt- die sogenannten Gutmenschen.


Rüdiger, ich denke, Deine Situationsanalyse kann man auf die letzten 5 Jahre anwenden, aber nicht auf die Zeit nach der Wende mit der Wiedervereinigung, entsprechend dem Threadtitel.

Dass die Ossis gejubelt haben, weil sie glaubten, es käme für sie eine bessere Zeit ohne eigenes Zutun, habe ich nie bewusst erlebt. Auch sehe ich nicht, dass Wessis geglaubt haben, die Ossis kämen und würden ihnen etwas weg nehmen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

#44
Ich weiß ja nicht, wo Du da gerade warst. Hast du Dich damals in der Arbeitnehmerschicht umgehört?
ja, Du hast ein bisschen Recht - "ohne eigenes Zutun" betraf nicht die meisten. Das ist aber in dem letzten Zeitraum ebenso.
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