Liparis loeselii Aussaat

Begonnen von Berthold, 08.Feb.09 um 16:35 Uhr

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Berthold

Von Claus habe ich diese einmal umgelegten Winzlinge bekommen und habe mich heute an das Pikieren gemacht:



Die Sämlinge sind extrem klein (Bulbendurchmesser 2 mm), beginnen aber jetzt gerade mit dem Wachstum. Die linke Bulbe hat einen immerhin schon 4 mm langen Neutrieb produziert (im Kalthaus bei 3 bis 10°). Dieser Zeitpunkt ist optimal zum Pikieren.

In diesem Topf stecken sie jetzt, hoffentlich sehe ich sie noch mal wieder:



Substrat: 3 cm Dolomitsplitt, 10 cm Sand, 1 cm Sphagnumschicht (langsam wachsende Art).
Die Pflanzen stecken ca. 2 mm im Sand. Die Sphagnumschicht soll die Feuchtigkeit in der oberen Schicht aufrecht erhalten (solche Winzlinge vertrocknen blitzartig) und antibakteriell wirken.
Bin mal gespannt, ob das wohl klappt.

Claus kann vielleicht etwas über das Samenschicksal im Zeitraum von der Aussaat bis zum Umlegen berichten.


Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Frodo

Hallöle,
schwer interessant!

Weiß man... wie lange es von einem solchen Winzling bis zur Blüte dauern soll, so man denn das ganze ans wachsen bekommt???

Gruß und danke für den Bericht. Es ist immer wieder gut zu sehen was andere tun, vor allem wenn sie sich auch nóch mit Arten befassen: von denen man selbst nicht die Spur einer Ahnung hat.

The Hobbit
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Die Halb-Wahrheit des Tages:
"Hybridizing is like doing wood sculpture with a shotgun" Ross Hella, 2008

(Gott, mein Deutsch ist schlimmer als mein English)! :ka

Berthold

Zitat von: Frodo am 08.Feb.09 um 17:58 Uhr
Weiß man... wie lange es von einem solchen Winzling bis zur Blüte dauern soll,
The Hobbit

in der Natur schätze ich mit den langen Winterruhepausen ab jetzt noch 3 Jahre. Aber wenn es im Frühling lange sehr kalt ist und im Sommer schon früh sehr trocken wird kommt schnell ein Jahr hinzu.
In der Topfkultur kann man meist ein Jahr rausholen durch starke Düngung, andere Temperaturführung und Verhinderung der damit verbundenen Nebenwirkungen (erhöhtes Infektionsrisiko).
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

#3
Zitat von: Berthold am 08.Feb.09 um 16:35 Uhr
Claus kann vielleicht etwas das Samenschicksal im Zeitraum von der Aussaat bis zum Umlegen berichten.
Also technische Daten: Bleiche 5 min. mit 0,5% NaOCl, Aussaat am 17.10.06 auf meine damaligen Böden Malmgren modifiziert, P-6668 halbkonzentriert und Steele-Medium. Keimung auf allen Böden nach etwa 10 Wochen. Umgelegt wegen der sehr geringen Wachstumsgeschwindigkeit erst am 3.1.08 wieder auf diese Böden, aber mit voller Zuckermenge.

Bei mir sehen die ähnlich kümmerlich aus. Ich würde die heute anders behandeln, nämlich Umlegen auf die neuen Aminosäuren und Nitrat enthaltenden Böden und Kartoffel/Ananas bzw. Kokos/Kartoffel/Ananas. Außerdem würde ich in einem Versuch dem Boden 0,2 ppm IAA und 0,5 ppm Kinetin zusetzen.

Berthold, ich drücke dir die Daumen, dass du sie wiederfindest.  :thumb
Claus

P.S. Berthold, welche Nr. hatte das Glas? Oder hatten wir die gemeinsam umgelegt?
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 08.Feb.09 um 18:31 Uhr
Berthold, welche Nr. hatte das Glas?

Glas Nr.: 6O20S  (ohne Kohle)
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

so stehen die Mutterpflanzen, hier zusammen mit Natternzungen:



in einem reinen Torfmoor, allerdings mit einer 1 cm Sandschicht oben drauf bei einem pH-Wert von ca. 5,5. An einem nassen Teichrand mit Dolomitsplitt wachsen sie zwar auch, aber schlechter. In der Natur sind sie eigentlich nur auf nassen Kalkstellen bekannt.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Zitat von: Berthold am 08.Feb.09 um 21:37 Uhr
Zitat von: Claus am 08.Feb.09 um 18:31 Uhr
Berthold, welche Nr. hatte das Glas?

Glas Nr.: 6O20S  (ohne Kohle)
Da hast du zufällig die besten erwischt. Ich habe die ohne Nitrate, und die sind deutlich kleiner.

Claus
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Berthold

Zitat von: Claus am 08.Feb.09 um 22:43 Uhr
Da hast du zufällig die besten erwischt.
Claus

Claus, das war kein Zufall.

Aber sie sind ja hier in guten Händen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Hallo,

dann hab ich doch noch etwas Hoffnung. Die Aussaat von diesem Herbst (12.09.08) ist bei mir auch gekeimt und kommt gaaaaannnzz laaanngsaaam vorwärts.
Habe auf P6668 in halber Konzentration ohne Zucker- oder Kokoszusatz gesät. Wenn es zum Frühjahr etwas ruhiger wird mache ich mich da mal ran zum umlegen.

Gruß Jürgen
Grüße Jürgen

Charlemann

Hallo!

bei mir tut sich wieder was in einem Lip. loeselii Glas.
Nach einem knappen Jahr ohne irgendwelche Lebenszeichen, bilden sich jetzt an einzelen Protokormen winzige Blätter.
Das Glas wurde von mir am 05.09.07 auf P-6668 volle Konzentration ausgesät.
Bis in den späten Frühling hatten sich dann kleine ca. 2mm große Protokorme in den Gläsern gebildet. Dann war Ruhepause, bis jetzt.
Abwarten wie lange dieses Mal der Vegetationszyklus dauert.

Claus

Es gibt so einzelne Arten, bei denen wir mit den bisherigen Nährböden bzw. der Temperatursteuerung in den Gläsern noch nicht den richtigen Weg gefunden haben. Dazu gehören auch L. loeselii oder auch z.B. Orchis prisca. Bei denen ist interessant, dass es einzelne Pflanzen gibt, die mit dem angebotenen Nährboden gut zurecht kommen, größer als die meisten werden und relativ rasch Knollen bilden. Berthold nannte die einmal Alpha-Sämlinge.

Auch Calopogon muckelt lange vor sich hin, nun ist das ja aber sowieso keine große Pflanze.

Ich sehe auch bei Pleione im Nährbodenglas eine für mich zu langsame Entwicklung. Und es gibt noch viele andere Beispiele.

Die Frage ist, sind evtl. die Konzentrationen an Nährstoffen für diese Arten zu hoch, ist der Zuckergehalt richtig? Ich erlebe aber immer wieder, dass die Entwicklung von parallel in verschiedene Gläser auf gleiche Nährböden umgelegte Sämlinge sich völlig unterschiedlich verhalten. Die meisten Gläser sind einheitlich, aber eins ragt mit deutlich besser entwickelten Pflanzen heraus. Da fragt man sich, ob der Standort im Kasten bezüglich der Belichtung evtl. eine Rolle spielen kann.

Na, wir werden es noch herausfinden.  :thumb

Viele Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

winwen

Was Calopogon angeht, gibt es da eine recht umfangreiche amerikanische Arbeit dazu. Der Autor hat verschiedene Nährböden verwendet UND (und das machte den Unterschied dann wirklich groß) unterschiedliche Lichtregime (so man das so nennt).
Dies ist der Link zur Arbeit: http://etd.fcla.edu/UF/UFE0011381/kauth_p.pdf

Jedenfalls waren die Calopogons auf P723 (im Wesentlichen P6668/2) bei 16h Licht/8h Dunkelheit (unter einer Fluoreszenz-Beleuchtung von etwa 90 Einstein) deutlich besser entwickelt als die anderen. Zur Weiterkultur wurde Sphagnum bzw. Sphagnum/Sand empfohlen.

Claus

Ja, ich denke auch, dass wir mit den Nährböden allein in solchen Fällen nicht weiterkommen werden. Allerdings habe ich nicht vor, mich nun auch noch mit unterschiedlichen Lichtregime zu befassen. Ich muss ja nicht bei allen Arten erfolgreich sein. Außerdem habe ich Calopogon so weit gebracht, dass ich sie auf verschiedene Substrate auspikieren konnte, und da scheinen sie auch gut zu wachsen, jedenfalls bilden sie neue Blätter.

Bei L. loeselii könnte ich die winzigen Kameraden ja auch mal auspikieren. Wichtig wäre nur eine gleichmäßig hohe Feuchte, und die ist ja mit Moos gegeben.

Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Charlemann

Hallo !

Zitat von: Claus am 12.Apr.09 um 10:56 Uhr
Berthold nannte die einmal Alpha-Sämlinge.

Ja, das kenne ich und ein besonders schönes Exemplar habe ich davon in einem Versuchsgals von Bletilla striata.

Zitat von: Claus am 12.Apr.09 um 10:56 Uhr
Ich sehe auch bei Pleione im Nährbodenglas eine für mich zu langsame Entwicklung.

Ging mir genauso. In einem Glas mit Pleione bulbocodioides hatte ich seit 1 1/2 Jahren Null Entwicklung. die Pflanzen habe ich aus den Gläsern geholt und pikiert. Das haben sie mir aber ausnahmslos übel genommen und Harakiri gemacht. :heul


Zitat von: Claus am 12.Apr.09 um 10:56 UhrIch erlebe aber immer wieder, dass die Entwicklung von parallel in verschiedene Gläser auf gleiche Nährböden umgelegte Sämlinge sich völlig unterschiedlich verhalten. Die meisten Gläser sind einheitlich, aber eins ragt mit deutlich besser entwickelten Pflanzen heraus.

Ja, auch das kann ich bestätigen, aber woran das liegt ist schwer zu sagen, ich nehme mal an, das ist immer das Glas, welches als letztes mit Nährboden befüllt worden ist und somit ein paar Prozent mehr Inhaltsstoffe ab bekommen hat.

Alsoi mit Licht werde ich auch keine Experimente machen, alles geht wirklich nicht! Da können die Sämlinge gerne mal 3 Monate länger in den Gläsern bleiben, bevor ich sie umlege oder pikiere. Ein bisschen müssen sie sich auch an meine Spielregeln halten.
Und was nicht geht, das geht halt nicht!
ich werde hier keine Wahnsinns Maschinerie installieren um Calopogons aussäen zu können und innerhalb einer gewissen Zeit aus denGläsern zu haben.  :nee

Uhu

Das Licht sollte man aber auch nicht so ganz außer acht lassen; meine Erfahrungen mit einer einfachen Hallogen-Nachttischlampe im Winter/Frühjahr waren sehr gut. Früher hatte ich oft zerbrechliche, vergeilte Triebe. Habe ca 4 Wo vor dem Auspikieren bis 16h Licht gegeben - mit bestem Erfolg. Inzwischen muss ich jedoch eher aufpassen, dass die Sonne nicht alles abkocht.
Ein paar kleine Liparis-Protokorme lass ich auch unter der Lampe etwas angrünen, habe aber noch keine Sprossentwicklung.

Gruß Jürgen
Grüße Jürgen