Laelia tereticaulis/rupestris?

Begonnen von Muralis, 08.Apr.12 um 10:58 Uhr

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Muralis

Guten Morgen und frohe Ostern!

Einleitung: Das ist mein erster Beitrag in diesem Orchideenforum, hab aber schon früher in einem anderen gepostet. Damals habe ich mich sehr für Steinlälien interessiert und mir auch einige zugelegt. Zwischenzeitlich habe ich andere Interessen verfolgt und folglich haben mich viele Orchideen und andere Epiphyten abgestraft, indem sie einfach einen Exitus machten  :sad:

Im Vorjahr bin ich aber draufgekommen, wie man mit 2 kleinen Änderungen die Steinlälien wieder auf Vordermann bringt. Jetzt interessiert´s mich wieder und ich hab nun seit kurzem wieder über 20 Arten.

Okay, zum Wesentlichen: Im überlebenden Altbestand erholt sich momentan wieder eine große, kräftige, sukkulente Art, die ich seinerzeit als Laelia tereticaulis erworben habe. Ich hab sie damals auch ein paar Jahre zum Blühen gebracht und hielt sie dann eher für L. rupestris, wegen des relativ kompakten, armblütigen Blütenstandes.

Bin mir da jetzt aber überhaupt nicht mehr sicher und würde gern wissen, was es nun wirklich ist. Die Fotokünste waren halt damals nicht gerade optimal, die Aufnahme stammt vom 17.2.2006

Inzwischen gibt´s ja hier sehr versierte Experten, die hoffentlich die Pflanze zuordnen können. Die frühe Blütezeit könnte eventuell auch helfen?

VG Wolfgang

stpo2009

Hallo Wolfgang,

Willkommen hier im Forum.

Meines wissens unterscheidet sich die tereticaulis von rupestris darin das die Lippe von tereticaulis etwas dunkler ist und einen größeren Blütenstand hat wie ne rupestris. Bis zu 20 Blüten kann so ein Stand haben.

Wie groß ist deine Pflanze?

Tereticaulis wird um einiges größer wie rupestris. Müsste nachmessen, meine tereticaulis sind Schätzungsweise 20 cm -25 cm groß.

Würde bei deiner eher auf rupestris tippen.

Bin aber nicht so ein Profi wie gitti, die kann wohl mit Sicherheit sagen was es ist.  ;-)

schöne grüße,

steven

Muralis

Servus und danke für deinen Kommentar!

Zur Größe kann man mal sagen, dass es sicher die kräftigste Steinlälie war, die ich jemals erhalten habe. Mit den aufrechten Blättern, die extrem sukkulent wachsen, haben die Altbulben beim Kauf (etwa 2005 oder 04?) sicherlich auch an die 20cm gehabt. In der Folge hat sich die Pflanze aber rückentwickelt (warum das so war, weiß ich inzwischen und handle entsprechend, auch Steinlälien brauchen Nahrung  ;-))
Demzufolge sagt Blütenzahl und Anordnung der Blüten nicht sehr viel aus. Auf diesem bekannten Bild vom Naturstandort seh ich nicht allzu viel Unterschied zu meiner...

Bei den Neukäufen ist auch eine "crispata" - diese könnte eine flava sein (da würde es mich aber wundern, dass gleichzeitig zu crispata auch flava im Angebot steht...) oder eben eine rupestris. Aber diese "crispata" sieht weder aus wie meine flava noch wie die hier zur Diskussion stehende Pflanze. Mal sehen, was draus wird.

Und zuletzt noch die Lippenfarbe: Habe eine halbwegs brauchbare Blütenaufnahme aus 2007 gefunden (da hat sie zum letzten Mal geblüht). Die Lippe hat einen breiten dunklen Rand.

Selbst Miranda war sich seinerzeit nicht sicher, ob man diese beiden Arten überhaupt trennen kann. Andererseits schreibt er von unterschiedlichen Blühzeiten.
Wäre auch gespannt, was Gitti dazu schreibt - ist die gerade in Brasilien?

VG Wolfgang



Gitti †

Nein, Gitti ist nicht in Brasilien, die baut derzeit ihren Wintergarten zum Steinchengarten um.  :rofl :rofl

Nun, was die rupestris und tereticaulis betrifft, ich denke, da ist sich zwischenzeitlich niemand mehr sicher. Tatsache ist, dass rupestris eine der meist verbreitetsten Laelien ist, die ich kenne. Nachdem wir schon mehrere Standorte besucht haben fiel auf, dass diese Pflanze überall zu finden ist.

Meiner Meinung nach ist es kein Indiz (mehr), wenn die Pflanze größer ist oder mehr Blüten bringt, das ordne ich eher dem Standort zu.

Ob beide Pflanzen unterschiedliche Blütezeiten haben, kann ich nicht sagen, da bei mir sowohl rupestris als auch tereticaulis (so hatte ich sie bekommen) ziemlich zeitnah blühen.

Letztes Jahr habe ich eine Ladung rupestris bekommen und von den Pflanzen könnten, wenn die Größe der Pflanze aussagekräftige wäre, einige als tereticaulis laufen. Auch haben die Pflanzen letztes Jahr in sehr unterschiedlichen Rosatönen geblüht, die einen heller - die anderen dunkler, ebenso mit unterschiedlich viel Blüten.

Ich persönlich traue mich nicht zu sagen, was nun der eigentliche Unterschied dieser beiden Pflanzen in Wirtklichkeit ist, denn ich finde keinen.

Zu Laelia crispata und flava. Laelia flava gibt es eigentlich nicht mehr, denn die heißen nun Laelia crispata. Ab und zu findet man auch die Beschreibung Laelia crispata ex. flava. Die frühere crispata ist nun rupestris und was man einst noch als mantiqueirae bekam läuft jetzt unter crispilabia. Zumindest bleibt man noch bei Hoffmansegella, das ist auch schon was wert.

viele Grüße
Gitti

Muralis

Danke, sehr aufschlussreich.

Diese Meinung deckt sich weitgehend mit der von Miranda, die er schon vor Jahren ins Netz gestellt hat. Er kann eigentlich die beiden Arten auch nicht unterscheiden.

Und das mit der Blütezeit, auf das ich noch am meisten gesetzt habe, steht in dem Aufsatz von Greg Allikas (The Other Jewels of Minas Gerais), der eine Exkursion mit Miranda und Kleber Lacerda gemacht hat: The Other Jewels of Minas Gerais

Ich zitiere: The plants of L. tereticaulis, which resemble those of L. rupestris (syn. L. crispata), share the same type of near-xerophytic conditions. While we were looking for the former, we saw many plants of the latter that were not in flower. The differences that separate the plants botanically are beyond the scope of this article, but an observant eye could distinguish specimens in flower. Their flowering seasons are several months apart: when L. tereticaulis is in flower, there are ripe capsules on plants of L. rupestris.

Aber wer weiß, was die da mit Kapseln gesehen haben...
Fazit: Ich werde diese Pflanze mit "rupestris" beschriften.

Die crispata-Frage ist mir bekannt, ich wollte damit nur andeuten, dass die gekaufte weder zu flava noch zu rupestris passt. Aber bei genauerem Hinsehen habe ich bemerkt, dass sie doch einer flava durchaus ähnlich sieht (kein Rot halt, weil im Gewächshaus). Hätte dann 2  grins.

VG Wolfgang

Gitti †

Nun, ich habe heute erst ca. 40 Laelia rupestris getopft, alle haben eine BS und alle verschiedene Größen.

Wenn es meine Zeit erlaubt, werde ich die, wenn sie dann blühen, sowohl die Blüten als auch den dazugehörigen Habitus fotografieren und hier einstellen. Könnte spannend werden.

Auch habe ich jede Menge Laelia crispata bekommen, ebenfalls Frischimport, die einen sind grün im Blatt und Bulb, die anderen knallrot, liegt also nicht an Deinem Gewächshaus, die sind von Natur aus so, worin der Unterschied liegt, wird sich vielleicht zeigen, wenn die Pflanzen blühen - also frühestens nächstes Jahr. grins

viele Grüße
Gitti

Muralis

Zitat von: Gitti am 09.Apr.12 um 21:03 Uhr
Könnte spannend werden.
Ja, bin auch schon recht gespannt :yes !
Offiziell gibt´s die tereticaulis ja noch immer...

Zitat von: Gitti am 09.Apr.12 um 21:03 Uhr
Auch habe ich jede Menge Laelia crispata bekommen, ebenfalls Frischimport, die einen sind grün im Blatt und Bulb, die anderen knallrot, liegt also nicht an Deinem Gewächshaus,...

Ich meinte ja auch nicht meins, sondern das in Ismaning  grins.
Meine Steinis stehen im nach Süden und Westen orientierten Wintergarten am Südhang - ja, sind meiner Meinung nach richtige Wintergarten-Pflanzen  :thumb

VG Wolfgang

Berthold

Zitat von: Muralis am 10.Apr.12 um 21:56 Uhr
Meine Steinis stehen im nach Süden und Westen orientierten Wintergarten am Südhang - ja, sind meiner Meinung nach richtige Wintergarten-Pflanzen  :thumb

VG Wolfgang

ja, und das Rausstellen in die pralle Sonne ab Mai mache ich auch nicht mehr. Das stresst die Pflanzen einfach zu sehr.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

stpo2009

Ich kann mir nicht vorstellen das direkte Sonne die Pflanzen stresst. Eher werden diese gestresst wenn sie in direkter Sonne stehen ohne kühlen Boden, also nicht im Wasser stehend. Ich find dieses rot der Blätter toll   :thumb

Berthold

Zitat von: stpo2009 am 11.Apr.12 um 10:04 Uhr
Ich kann mir nicht vorstellen das direkte Sonne die Pflanzen stresst.

Ja, sicherlich werden sie gestresst. Sie entwicklen nicht umsonst die rote "Sonnenschutzchreme" in den Blättern.
Dass der Habitus der armen Pflanze dadurch besser aussieht, finde ich auch.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Muralis

Glaube nicht, dass die Pflanzen besonders arm dabei sind. Damit müssen sie sich an den Naturstandorten auch auseinandersetzen.

Was ich aber glaube, ist, dass die Strahlungsintensität bei uns von Juni bis Juli höher ist. Demzufolge werden sie bei mir in dieser Zeit schattiert, sprich, sie stehen auf der Kellerterrasse und werden von der darüber befindlichen Balkonterrasse beschattet, bekommen also nur indirektes Licht. Später steht die Sonne dann schon tiefer und erreicht die Pflanzen wieder.

Einen wirklichen Stress für die Pflanzen - und auch für mich - bedeutet die Umgewöhnungsphase von drinnen nach draußen. Aber da müssen sie (und ich) durch, in meinem Wintergarten wird es von Juni bis August für Pflanzen eher lebensfeindlich.

VG Wolfgang

Berthold

Zitat von: Muralis am 11.Apr.12 um 18:32 Uhr
Glaube nicht, dass die Pflanzen besonders arm dabei sind. Damit müssen sie sich an den Naturstandorten auch auseinandersetzen.
..
VG Wolfgang

Doch, in der Natur leben alle Lebewesen praktisch an ihrer Existenzgrenze. Wenn es ihnen besser ginge, würden sie sich stark vermehren und die Welt überbevölkern, bzw solange zunehmen bis sie wieder an ihre Existenzgrenze stössen.

Der Übergang von drinnen nach draussen ist ein besonderer Stress, weil meist die Blätter, die unter Glas gewachsen sind nicht für das direkte Sonnenlicht geeignet sind.

Ich wusste das nicht und habe deshalb früher regelmässig alle Lithops nach dem Rausstellen verloren, weil sie die Sonne nicht vertragen haben. Die Strahlung hier ist um ein Viefaches geringer als in ihrer Wüstenheimat Namibia.

Ähnliches gilt auch für epiphytische Orchideen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Muralis

Da hast du natürlich einerseits ganz recht. Das ist genau das Problem, mit dem ich Jahr für Jahr kämpfe, also hab vor allem ich den Stress ;-)
Hab eben bei der Osterkälte meine gesamten Pflanzen einer neuen Paradeiser- (= Tomaten)-Sorte verloren, weil die nicht einmal +2° im Schatten ausgehalten haben (die etablierten Sorten dagegen schon)

Bei den Steinlälien und den anderen Pflanzen hatte ich dagegen bisher noch nie Ausfälle, weil ich das Problem schon kenne und die Pflanzen an bewölkten Tagen rausbringe. Zum Beispiel genügen bei meiner Riesenstrelitzie schon 1-2 Tage Akklimatisierung. Steinlälien scheinen überhaupt recht robust diesbezüglich zu sein wie übrigens auch Dendrobium kingianum. Diese stehen ebenso wie Coelogyne cristata schon draußen.

Klar stehen die Pflanzen durch härtere Bedingungen draußen stärker unter Druck. Dadurch reagieren sie dann auch mit verstärktem Blütenansatz, aber das wollen wir ja  :yes
Nicht haben will ich z.B. Gewächshaus-Steinis mit haxertem Habitus und 50cm langem Blütenstand, auch nicht saftig grüne Pflanzen, die keine Blüten ansetzen (vgl. L. milleri von Carola). Kenn diese Art von Steinlälien-Pflanzen nur zu gut - hab bei meinen letzten Lieferungen wieder solche dabeigehabt, die zwar etliches an Bulben und grünen Blättern haben, aber keine Blütenansätze hatten und haben werden. Das gibt einiges an Arbeit genau wie bei den Todeskandidaten unter den Importpflanzen, die ohne Wurzeln und Reserven mit schrumpeligen Blättern bei mir ankommen.

Aber oh Wunder: Ich scheine alle angewurzelt zu haben, Wintergarten im Frühjahr wirkt einfach Wunder  :thumb !

Arm schätze ich nur diese Importpflanzen ein, alle anderen erfüllen lediglich ihr Schicksal...

Wolfgang


Berthold

Wolfgang, ich bin in allen Punkten Deiner Meinung.

Auch ich mag keine "geschossenen und vergeilten" Pflanzen. Eine sonnengrötete Laelia milleri mit authentischem Habitus gefällt mir viel besser als so ein geschossenes langes Elend.
Die Steinlaelien sind in der Tat robust. Aber zum Anwachsen der wurzellosen Importpflanzen werde ich sie nicht mehr nach draussen in die Sonne setzen
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Muralis

Zitat von: Berthold am 11.Apr.12 um 21:42 Uhr
Wolfgang, ich bin in allen Punkten Deiner Meinung.

Super! Zum Glück gibt´s jetzt ohnehin eher nicht diese frischen Brasilien-Importe und die anderen sind schon im Wintergarten soweit vorkultiviert, dass ich sie in den nächsten Wochen sicher allesamt rausstelle, auch die neuen. Bin zuversichtlich, dass diesmal alle anwachsen bzw. sind einige schon angewachsen.

Das Bestellen im Frühling ist insofern von Vorteil, weil man da in dem guten Wuchsklima selbst die Todeskandidaten noch davonbringen kann. Wenn man aber die Raritäten eines Imports haben will, muss man eben schon im Spätherbst zuschlagen. Leider hab ich nicht die Chance, die besten und lebensfähigsten Stücke selber vor Ort auszusuchen.

Ich habe aber übrigens vor, diesmal das Rausstellen so bis etwa Anfang Juni rauszuzögern, wenn geht. Das momentane Wetter hilft mir vorläufig dabei.

VG Wolfgang