Sauerstoff gegen das Altern?

Begonnen von Ahriman, 22.Nov.20 um 14:58 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Ahriman

Israelische Forscher haben durch hyperbarische Sauerstoffbehandung (100% O2 bei 2 atm) eine signifikante Reduktion seneszenter Blutzellen und Verlängerung von Telomeren erreicht.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33206062/

Ich bin da etwas skeptisch, natürlich gehen durch den oxidativen Stress bereits schwer geschädigte Zellen ein und statistisch gesehen verlängern sich Telomere da die Zellen mit besonders kurzen zerstört werden aber ob as einen netto-positiven Effekt bewirkt?
Die Teilnehmerzahl von 25 Personen und die daraus resultierenden Signifikanzniveaus sind jetzt auch nicht berauschend.

Berthold

Ist die Milz nicht zuständig für seneszente Blutzellen? Werden sie da nur auf Elastizität geprüft oder auch auf ihre Sauerstoffträgerkapazität?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Die Milz sortiert nur alte rote Blutkörperchen und Plättchen aus. Die sind kernlos und können sich sowieso nicht teilen. Hier geht es um B und T Zellen. Normalerweise sollten die in Apoptose gehen wenn der Zellzyklus nicht mehr funktioniert aber im Alter finden sich immer mehr solcher "steckengebliebener" Zellen die eigentlich weg gehören da sie nicht nur schlecht funktionieren sondern auch schädliche Substanzen ausschütten die benachbarte Zellen zerstören. Immunzellen sind aber ein sehr schlechter Marker für das Altern da sich deren Populationen und Telomerlängen rasch verändern können.

Sonst ist die Studie aber leider Mist und wurde zudem von recht dubiosen Leuten verfasst die Geräte für die Hochdrucksauerstofftherapie verkaufen. Man hat das schon ausgiebig mit Mäusen versucht und keine messbaren Effekte in Bezug auf Körperzellen und Fitness gefunden.

Die Chinesen haben mit senolytischen Substanzen die chemotherapeutisch gezielt jene Zellen angreifen die Seneszenzmerkmale zeigen (wie erhöhte Aktivität lysosomaler β-galactosidase), recht interessante Effekte bei Mäusen erzielt aber auch da muss man aufpassen dass man nicht zum Elefanten im Porzellanladen wird. Der Körper kann viele aber bei Weitem nicht alle Zellen ersetzen. Im Prinzip ist es eine Chemotherapie bei der man mit Zellgiften versucht gezielt altersschwache Zellen auszuschalten. Das hat durchaus Potential obwohl gegenwärtig noch eine Holzhammermethode mit relativ unklaren Langzeitwirkungen
https://www.nature.com/articles/s41422-020-0325-6
https://www.the-scientist.com/features/can-destroying-senescent-cells-treat-age-related-disease--67136

Zellalterung ist jedenfalls kein unansweichliches Schicksal wie immortale Krebszell-Linien zeigen. Auch viele Mikroorganismen kennen keine Alterung. Sie teilen sich seit Millionen Jahren. Der Schlüssel ist lediglich dysfunktionale Zellen auszusortieren.

Berthold

Zitat von: Ahriman am 22.Nov.20 um 18:08 Uhr
Auch viele Mikroorganismen kennen keine Alterung. Sie teilen sich seit Millionen Jahren. Der Schlüssel ist lediglich dysfunktionale Zellen auszusortieren.
Ich denke, aus thermodynamischen Gründen kann ein Zellteilung nie auf Dauer fehlerfrei verlaufen, deshalb kann es grundsätzlich kein unendliches Leben geben. Der einzige Ausweg zu einem langen Leben ist eben wie Du sagst, Zellen auszusortieren, die in irgendeiner Form stören. Dabei sollten Zellen, die zu einem evolutionären Fortschritt führen natürlich verschont werden.

Wir hatten das schon mal andiskutiert:
https://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=14500.0

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)