Autopsiebericht George Floyd - Drogencocktail und Erkrankungen

Begonnen von Ahriman, 04.Jun.20 um 23:49 Uhr

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Ahriman

Für Europäische Verhältnisse mag es befremdlich und pietätlos erscheinen die Gesundheitsdaten eines Toten breitzutreten aber in den USA läuft das etwas anders, nicht zuletzt auch aufgrund des enormen öffentlichen Interesses an dem Fall. Jedenfalls ist der Autopsiebericht öffentlich zugänglich und ich würde hier gerne wertfrei und wissenschaftlich über die Wirkung des Drogencocktails diskutieren den der Mann intus hatte.
https://www.hennepin.us/-/media/hennepinus/residents/public-safety/documents/Autopsy_2020-3700_Floyd.pdf

ZitatBlood drug and novel psychoactive substances screens:
1. Fentanyl 11 ng/mL
2. Norfentanyl 5.6 ng/mL
3. 4-ANPP 0.65 ng/mL
4. Methamphetamine 19 ng/mL
5. 11-Hydroxy Delta-9 THC 1.2 ng/mL
Delta-9 Carboxy THC 42 ng/mL
Delta-9 THC 2.9 ng/mL
...
Urine drug screen: presumptive positive for cannabinoids, amphetamines, and fentanyl/metabolite
D. Urine drug screen confirmation: morphine (free) 86 ng/mL
...
Natural diseases
A. Arteriosclerotic heart disease, multifocal, severe
B. Hypertensive heart disease
1. Cardiomegaly (540 g) with mild biventricular dilatation
2. Clinical history of hypertension
...
The finding of sickled-appearing cells in many of the autopsy tissue sections prompted the Hemoglobin S quantitation reported above. This quantitative result is indicative of sickle cell trait.
...
The decedent was known to be positive for 2019-nCoV RNA on 4/3/2020.
Aber bitte den detaillierten Bericht als PDF lesen.
Leider ist Pierre nicht mehr hier aber zumindest Ruediger sollte uns etwas dazu sagen können. Pharmakologie ist jetzt auch nicht gerade mein Fachgebiet aber so ganz unbewandert bin ich darin auch nicht.

Wir haben also Opioide (Fentanyl), Cannabinoide und Methamphetamine.
Cannabinoide sind eher in geringer Dosis vorhanden, Amphetaminlevels im Blut sind etwa 10% dessen was man von einem massiv Langzeitabhängigen erwarten würde also weder wahnsinnig viel noch wenig.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17230548/

Aber alleine bei der Fentanyldosis würde doch ein normaler Mensch nicht mehr stehen, oder? 11 ng / ml + 5,5 ng / ml des Abbauprodukts Norfentanyl, das ist doch längst im potentiell letalen Bereich oder übersehe ich hier etwas?
https://www.acsh.org/news/2017/02/02/fentanyl-overdose-dont-count-naloxone-save-you-10822
https://www.emcdda.europa.eu/publications/drug-profiles/fentanyl_en

Wie wirkt sich das in Kombination mit moderaten Dosen Cannabis und Meth aus?

Dazu massive Verengung der Herzkranzgefäße, Bluthochdruck, Sichelzellanämie und eine wenn auch augenscheinlich symptomlos durchgemachte Corona-Infektion :wacko

Meinung eines Arztes dazu würde mich wirklich interessieren...

Berthold

Angela Merkel weiss bereits, dass George Floyd ermordet wurde. :heul
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ruediger

Zitat von: Berthold am 05.Jun.20 um 01:11 Uhr
Angela Merkel weiss bereits, dass George Floyd ermordet wurde. :heul

Getötet.

Das trifft zu.

Wenn ich jemanden schubse und der stürzt unglücklich und verstirbt, so habe ich in getötet.
Egal ob bei ihm ein unbekanntes Hirnaneurysma geplatzt ist oder ob er Kerngesund war.

Wenn ich mehre Minuten zu Tode malträtiere, dann wirkt sich das natürlich strafverschärfend aus, denn das könnte mir langsam dämmern, was ich da mache.
Beste Grüße

Rüdiger

Berthold

Zitat von: Ruediger am 05.Jun.20 um 20:59 Uhr
Zitat von: Berthold am 05.Jun.20 um 01:11 Uhr
Angela Merkel weiss bereits, dass George Floyd ermordet wurde. :heul

Getötet.

Das trifft zu.


Nein, sie weiss aber, dass er ermordet wurde, nicht getötet, hat sie gesagt, vermutlich um sich an die Seite der Demonstranten zu stellen. Das macht sie ja gern, völlig unabhängig, welche Ziele die Demonstranten sonst noch verfolgen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Darum geht es hier nicht, ich möchte bitte bei dem toxikologischen Bericht zu bleiben, insbesondere dem Fentanyl das in den USA schon so viele Menschenleben gefordert hat - durch Atemlähmung. Ich bin immer noch der Meinung dass ein normaler Mensch bei dieser Dosis zumindest schon bewusstlos wäre aber Floyd war groß und hatte wohl eine Toleranz aufgebaut. Trotzdem sind das nicht irgendwelche analytischen Spuren, das ist eine enorme Menge. Und darüber wird in den Medien nirgendwo berichtet.
Ohne Fentanyl intus hätte er vielleicht überlebt, das ist für mich die wahre Tragik an dem Fall.

Ruediger

Zitat von: Ahriman am 06.Jun.20 um 14:35 Uhr

Ohne Fentanyl intus hätte er vielleicht überlebt, das ist für mich die wahre Tragik an dem Fall.

Ich staune immer woher Du das Wissen hast.

Mutmaßlich hast Du noch nie mit Opioiden und Menschen gearbeitet, weißt aber recht genau Bescheid, das trauen sich oft nicht einmal mit der Substanzklasse erfahrene Ärzte zu.

Beste Grüße

Rüdiger

Berthold

Zitat von: Ruediger am 06.Jun.20 um 16:45 Uhr
Zitat von: Ahriman am 06.Jun.20 um 14:35 Uhr

Ohne Fentanyl intus hätte er vielleicht überlebt, das ist für mich die wahre Tragik an dem Fall.

Ich staune immer woher Du das Wissen hast.


Vielleicht beschäftigt sich Christian beruflich mit solchen Dingen.
Ich staune auch manchmal, woher Du Dein Wissen hast, Ruediger. Einiges schreibe ich Deiner beruflichen Tätigkeit zu. Bei anderen Dingen muss ich mich leider nur wundern.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ruediger

#7
Zitat von: Berthold am 06.Jun.20 um 17:05 Uhr
Zitat von: Ruediger am 06.Jun.20 um 16:45 Uhr
Zitat von: Ahriman am 06.Jun.20 um 14:35 Uhr

Ohne Fentanyl intus hätte er vielleicht überlebt, das ist für mich die wahre Tragik an dem Fall.

Ich staune immer woher Du das Wissen hast.


Vielleicht beschäftigt sich Christian beruflich mit solchen Dingen.
Ich staune auch manchmal, woher Du Dein Wissen hast, Ruediger. Einiges schreibe ich Deiner beruflichen Tätigkeit zu. Bei anderen Dingen muss ich mich leider nur wundern.

Du kannst nicht alles Wissen Berthold, und das ist auch gut so.
Da staune ich nicht.

Bei Christian gehe ich ganz stark davon aus, daß er keine Menschen mit Opioiden behandelt oder behandelt hat.
Mit Therapie gewinnt man praktische Erfahrung und sieht wie Menschen damit zurecht kommen.
Das ist sogar besser als jedes Lehrbuch.

Aber natürlich kann er das gerne richtig stellen, wenn ich ihm damit völlig Unrecht tue, nur mache Äußerung legt das einfach zu nahe.
Beste Grüße

Rüdiger

Berthold

Zitat von: Ruediger am 06.Jun.20 um 17:15 Uhr
Du kannst nicht alles Wissen Berthold, und das ist auch gut so.

Ja, das Unwissen hat grosse Vorteile, denn es stärkt das Bedürfnis, mehr wissen zu wollen.
Da sitzt man nicht wie ein Allwissender träge im Liegestuhl und schaut in den Himmel.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ruediger

Zitat von: Berthold am 06.Jun.20 um 17:25 Uhr
Zitat von: Ruediger am 06.Jun.20 um 17:15 Uhr
Du kannst nicht alles Wissen Berthold, und das ist auch gut so.

Ja, das Unwissen hat grosse Vorteile, denn es stärkt das Bedürfnis, mehr wissen zu wollen.
Da sitzt man nicht wie ein Allwissender träge im Liegestuhl und schaut in den Himmel.

Zu viel sollte man sich auf seine Unwissenheit aber nicht einbilden.

Und zu große Unwissenheit hindert einen auch beim Erwerb von neuem Wissen. :whistle
Beste Grüße

Rüdiger

Ahriman

Rüdiger ich habe dich explizit um deine Meinung gebeten weil du Arzt bist und ich nicht. Wenn du dich dazu nicht äußern willst ist das natürlich dein gutes Recht aber die Diskussion geht mit gegenseitigen Anschuldigungen nirgendwohin und wer sich warum wozu berufen fühlt interessiert mich ehrlichgesagt nicht.

Ich habe meine Aussagen zu Fentanyl entsprechend zitiert wie ich es auch von anderen erwarte und ja, ich habe mich mit dieser Thematik eingehend beschäftigt.
Gottseidank habe ich aber keine praktische Erfahrung mit Opiaten und hab auch nicht vor etwas daran zu ändern, sehr wohl jedoch mit einer zumindest ähnlichen Fixierungsmethode im Rahmen eines Trainings und ich lebe noch und zwar garnichtmal schlecht. Das ist alles was ich dazu sagen kann.

Berthold

Zitat von: Ahriman am 06.Jun.20 um 18:46 Uhr
Rüdiger ich habe dich explizit um deine Meinung gebeten weil du Arzt bist und ich nicht. Wenn du dich dazu nicht äußern willst ist das natürlich dein gutes Recht aber die Diskussion geht mit gegenseitigen Anschuldigungen nirgendwohin und wer sich warum wozu berufen fühlt interessiert mich ehrlich gesagt nicht.


Ich gehe nicht davon aus, dass Ruediger Arzt ist. Dann wäre er sehr viel einfühlsamer gegenüber anderen Forumbesuchern und wüsste besser, die PKVs einzuordnen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Niko

Hallo,
ich wage mal eine Antwort: das entscheidende Stichwort ist die Opoidtoleranz, die bei chronischer Opoideinnahme (therapeutisch oder Abusus) entsteht. Dabei werden regelmässig Blutspiegel gefunden, die deutlich über den normalen therapeutischen Dosen (0,3 - 1,5 ng/ml) und weit im atemdepressiven Bereich liegen (ohne dass diese Personen tatsächlich Zeichen einer Atemdepression zeigen, Opoidtoleranz eben).
Verschiedene Studien zur Fentanylkonzentration bei Intoxikationen mit letalem Ausgang zeigen Blutspiegel von 8 -11 ng/ml. Ich habe allerdings einen Fallbericht zu chronischem Fentanyl-Abusus gefunden bei dem der Blutspiegel (vor Beginn einer Entzugstherapie) bei 21,4 ng/ml lag - ohne dass der Patient klinisch auffällig gewesen wäre.
Die Daten aus dem Autopsiebericht sprechen also klar für eine chronische Opoid-Einnahme, daraus abzuleiten George Floyd hätte ohne die gefundenen Vorerkrankungen und Opioid-Spiegel den brutalen Polizeieinsatz überlebt halte ich - vorsichtig formuliert - für sehr gewagt.

Gruß Niko

Ahriman

Danke Niko!

Das ist aber schon ein extremer Sonderfall analog zu Menschen die mit einem Blutalkoholspiegel von 10 Promile noch autofahren. Gibt es wohl aber der Durchschnittsbürger ist, auch wenn er einiges gewöhnt ist, da schon längst mausetot. Auch Langzeit-fentanylkonsumenten sind wie in meinem verlinkten Artikel beschrieben bereits bei Dosen um die 10 ng / ml verstorben. Menschen reagieren eben unterschiedlich.

Ich bleibe dabei dass ein nüchtener gesunder Mann von Floyds Statur diese Fixierungsmethode höchstwahrscheinlich ohne ernsthafte Folgen überstanden hätte. Und symptomlos war er keinesfalls. Bedenke, der Grund der Verhaftung war dass die Ladenbesitzer bei denen er mit Falschgeld bezahlt hatte die Polizei riefen weil Floyd in seinem Auto "betrunken wirkte und sich nicht unter Kontrolle hatte". Es ist darüberhinaus festzuhalten dass Floyd bereits über Atemprobleme klagt als ihn die Beamten in den Wagen verfrachten wollen, lange bevor er auf dem Boden fixiert wird.
https://en.wikipedia.org/wiki/Death_of_George_Floyd#Arrest

Floyd hat wie in dem Video zu sehen bereits deutliche Anzeichen einer Intoxikation gezeigt, war benommen und ist herumgetaumelt als ihn die Polizisten abgeführt haben und ist vor dem Polizeiwagen hingefallen. Er konnte kaum stehen oder gerade gehen.
https://invidio.us/watch?v=AxYXtNissC4

Gerade deswegen ist das Verhalten der Polizisten in diesem konkreten Fall nicht zu rechtfertigen. Er hätte sie in dem Zustand unbewaffnet und in Handschellen wohl kaum ernsthaft angreifen können. Spätestens als er nichts mehr gesagt und sich nicht gerührt hat hätten sie aufhören müssen anstatt noch minutenlang auf ihm draufzuknien.