Feinstaub und Feinststaub

Begonnen von Uhu, 22.Mär.15 um 12:18 Uhr

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Uhu

Grüße Jürgen

Berthold

Jürgen, ich danke für den Link.

"Die Ergebnisse lassen schlussfolgern, dass eine Langzeitexposition an der Wohnadresse gegenüber Feinstaub, also PM2,5 sowie PM10, auch bei den heutigen Expositionswerten im Ruhrgebiet das Risiko eines Schlaganfalls erhöht. Die Resultate für koronare Ereignisse sind weniger klar, .."

Mich wundert, dass der Feinstaub das Risiko eines Schlaganfalles erhöhen soll, das Risiko eines koronaren Ereignisses aber nicht.
Beide Erkrankungen basieren doch auf ähnlichen Ursachen, nämlich dem eingeschränkten Transport des arteriellen Blutes.
Deshalb sollte man doch in erster Näherung annehmen, dass die beiden Erkrankungen korrelliert sind.

Ausserdem gibt es doch für Schlaganfälle 2 völlig unterschiedliche Ursachen, nämlich Sauerstoffunterversorgung durch verstopfte Arterien und durch geplatzte Arterien.
Ich kann mir als Ingenieur kaum vorstellen, dass beide Varianten der Schlaganfall-Ursachen in gleicher Form von Feinstaub beeinflusst werden.
In der Studie habe ich keinen Hinweis gefunden, dass die Schlaganfall-Ursachen in der Statistik berücksichtigt wurden, oder habe ich etwas überlesen?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Schon leichte kardiale Ischämien machen Schmerzen, Angst, Luftnot evt Übelkeit - die Patienten suchen einen Arzt auf. Glücklicherweise kann man dann eine Behandlung beginnen bevor es zu sogenanten harten Endpunkten (Herzinfarkt,  Herztod) kommt. Die Vorboten eines Schlaganfalls werden leider häufig übergangen, denn ein bischen Durchblutungsstörung im Gehirn tut überhaupt nicht weh. Manche Schlaganfall-Patienten versuchen noch ihre Angehörigen davon abzuhalten den Rettungsdienst zu rufen.

Die Rate der sowieso wesentlich seltneren intracerebralen Blutungen dürfte gleich geblieben sein. Ich denke die Zunahme beruht auf Durchblutungsstörungen. Das wurde jedoch in der Publikation tatsächlich nicht differenziert (wenn ich das nicht überlesen habe).
Grüße Jürgen

Berthold

Nach dem Kriege gab es im deutschen Kohlebergbau eine erhebliche Belastung der Bergleute durch Feinstäube, die zu extrem vielen Erkrankungen geführt hatten.
Man hätte bei der Auswertung der Daten aus dieser Zeit eine signifikante Erhöhung der Schlaganfall-Zahlen erkennen müssen.
Mir sind solche Zahlen nicht bekannt, aber ich weiss nicht, ob die Zahlen nicht ermittelt wurden oder ob keine Korrelationen festgestellt werden konnten.
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Uhu

Sicherlich sind bei einem großen Teil der Bergleute die Feinstäube gar nicht zum Zuge gekommen. Die haben schon vorher die Grobstäube erwischt und Silikosen, sowie damit assoziierte Erkrankungen ausgelöst.

Epidemiologische Studien gab es nach dem Krieg in Anfängen gerade in den USA. Ich glaube nicht, dass das hier damals schon untersucht wurde.
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 23.Mär.15 um 20:50 Uhr
Sicherlich sind bei einem großen Teil der Bergleute die Feinstäube gar nicht zum Zuge gekommen. Die haben schon vorher die Grobstäube erwischt und Silikosen, sowie damit assoziierte Erkrankungen ausgelöst.


Jürgen, Silikose und verwandte Erkrankungen werden angeblich durch Feinstäube zwischen 2,5 bis 10 µm ausgelöst. Es ist also die selbe Staub-Fraktion, die hier untersucht wurde.

Aber ich habe auf diesem Gebiet nur Google-Wissen.
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Berthold

Zitat von: Uhu am 22.Mär.15 um 21:12 Uhr
Die Rate der sowieso wesentlich seltneren intracerebralen Blutungen dürfte gleich geblieben sein. Ich denke die Zunahme beruht auf Durchblutungsstörungen. Das wurde jedoch in der Publikation tatsächlich nicht differenziert (wenn ich das nicht überlesen habe).

Aber die Durchblutungsstörungen haben doch auch wieder 2 völlig unterschiedliche pathologische Ursachen, nämlich Ablagerungen in den Gefässen und Verengungen der Gefässe durch Trennung der Gefässwandschichten (Aneurysmen), wobei die innere Gefässwand nach innen gedrückt wird und den Querschnitt des Gefässes reduziert. Oder irre ich mich da?
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Uhu

bezüglich Silikose lag ich dann wohl falsch; Wikipedia dürfte das besser wissen. Wie ich hörte überprüfen manche Studenten mit der Quelle in Klausuren ihre richtigen Antworten.

wie immer in der evidenz basierten Medizin; ein neues Ergebniss wirft viele neue Fragen auf. Ich denke in epidemiologischen Studien ist der genaue Pathomechanismus zunächst 2.rangig. Ich sehe im Alltag diesbezüglich in Befundberichten der Neurologen (auch ohne Feinstaubeinfluss) keine Differenzierung; insbesondere was die daraus folgenden therapeutischen Konsequenzen betrifft.

(ohne Recherche aus der Sicht des Praktikers) Neben den genannten Gefäßverengungen/Ablagerungen sind mikroembolische Ereignisse häufig Ursache für Durchblutungsstörungen im Gehirn (Ischämie). Aneurysmarupturen sind häufige Ursachen von Hirnblutungen. Die Aneurysmen können familiär gehäuft auftreten.
Grüße Jürgen

Berthold

Veränderte Herzratenvariabilität durch Ultrafeinstaub. Ist es wirklich bedenklich, wenn die Herzrate etwa stärker variiert? Aber zumindest scheint eine Korrelation zu bestehen.
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Uhu

hmm :bag

eine atemabhängige Arrhythmie habe ich auch - das halte ich nicht für schlimm. Ist eigentlich physiologisch. Die Stichprobe finde ich ein bischen klein.

Studien mit weichen Endpunkten sind habe ihre Tücken. Haben die gezeigten Ergebnisse wirklich eine Kranheitsbedeutung?
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 02.Apr.15 um 21:49 Uhr
hmm :bag

eine atemabhängige Arrhythmie habe ich auch - das halte ich nicht für schlimm. Ist eigentlich physiologisch.

"Erhöhte Konzentrationen von ultrafeinen Partikeln, z.B. in dichtem Straßenverkehr, führten bereits nach fünf Minuten bei den Probanden zu einer veränderten Herzratenvariabilität"

Wenn ich mich im dichten Strassenverkehr bewegen, habe ich einen anderen Blutdruck und eine andere Herzfrequenz als wenn ich am Teich in der Sonne sitze und die Fische beobachte. Ich kenne aber nicht genau den Unterschied in den Feinstaubkonzentrationen :classic
In machen Situationen ändert sich meine Herzratenvariabilität sogar schon vor den ersten Atemzug. Da reicht sogar ein Blick aus.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

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