Impfen des Nährbodens

Begonnen von Uhu, 16.Okt.19 um 20:31 Uhr

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Claus

Das sieht mir doch sehr dilettantisch aus. Zum einen, weil unsteril gearbeitet wird, zum andern, weil du hoffst, den richtigen Pilz mit den Protokormen zum Überleben zu bringen.

Wenn man sich sicher ist, dass der Pilz schon verunreinigt ist, sollte man sich einen frischen besorgen und das nicht den armen Protokormen überlassen.  O-)

Es gibt eine Methode, wie man die Pilze einigermaßen trennen kann, falls sie nicht völlig verschweinert sind. Wenn man Haferboden mit B1 oder A36 infiziert und darauf achtet, dass die Nährbodenoberfläche ziemlich trocken ist (ggf. überstehendes Wasser absaugen), dann zeigen sich nach ca. 2 Tagen "bei schrägem Blick" auf die Oberfläche an der Infektionsstelle pfeilspitzenartige Auswüchse, das sind die "voranpreschenden" Hyphen des Pilzes. Es reicht aus, von diesen Spitzen mit einem Mikrospatel eine winzige Probe zu entnehmen und zu übertragen, der Pilz wird sich dann wieder voll entfalten.

Falls sich die Pfeilspitzen besonders schnell entwickeln wird man nach dem Transfer feststellen, dass aus diesen Hyphen Schimmel wird. Der ist auch nicht abzutrennen, weil Schimmelpilze sich immer schneller über die Oberfläche bewegen als der Symbiosepilz. Dann siehe oben.

P.S. Wer mit Meißner Porzellan zum Polterabend geht kann sich auch eine kleine Sterilbank leisten, zur Not in einem Anbau.  :whistle
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 03.Feb.20 um 17:37 Uhr
Das sieht mir doch sehr dilettantisch aus. Zum einen, weil unsteril gearbeitet wird, zum andern, weil du hoffst, den richtigen Pilz mit den Protokormen zum Überleben zu bringen.

Claus, die Kunst besteht darin, in der leicht entstaubten Küchenluft mit Haarnetzt und Mundschutz sauber zu arbeiten.
Ich habe nichts gehofft, ich bin der Anregung von Erwin gefolgt und wollte seine Methode testen.

Deine Pilz-Trenntechnik hatte ich vor langer Zeit getestet mit Ophrys-Sämlingen, die neben der Mutterpflanze im Topf gekeimt sind.
Ich konnte 4 Pilzarten identifizieren, aber keiner von ihn konnte Ohrys-Samen keimen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Ja, für Ophrys haben wir ja keinen Pilz. Jedenfalls war der angepriesene nicht geeignet. War das der Q414? Ich weiß es nicht mehr. Nee, ich glaube der sollte Cypripedien keimen, keimte aber nichts.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

winwen

Zitat von: Claus am 03.Feb.20 um 17:37 Uhr
Das sieht mir doch sehr dilettantisch aus. Zum einen, weil unsteril gearbeitet wird, zum andern, weil du hoffst, den richtigen Pilz mit den Protokormen zum Überleben zu bringen.
........
Wenn man sich sicher ist, dass der Pilz schon verunreinigt ist, sollte man sich einen frischen besorgen und das nicht den armen Protokormen überlassen.  O-)
Wenn der Schimmel nicht schon zuvor vorhanden war, wurde er durch die Küchenluft wohl eingeschleppt, schätze ich. Zum zweiten Teil der Kritik kann ich schon anmerken, dass die Prozedur im Allgemeinen gut funktioniert. Unter sterilen Bedingungen mit einmaligem Umlegen einer Mikroprobe von der Pilzfront bekommt man ihn meist wieder klinisch sauber.

Interessant ist auch das Windowing als Trenntechnik. Dabei muss der Pilz eine agarfreie Zone überwinden (das Window), um sich auf neuem, sterilen Nährboden weiter verbreiten zu können.

Eines ist bemerkenswert: bei meiner letzten Testaussaat waren die Ergebnisse in allen Bechern von der Keimungsrate so gleichmäßig, wie nie zuvor.

Berthold

Zitat von: winwen am 06.Feb.20 um 16:35 Uhr
Zitat von: Claus am 03.Feb.20 um 17:37 Uhr
Das sieht mir doch sehr dilettantisch aus. Zum einen, weil unsteril gearbeitet wird, zum andern, weil du hoffst, den richtigen Pilz mit den Protokormen zum Überleben zu bringen.
........
Wenn man sich sicher ist, dass der Pilz schon verunreinigt ist, sollte man sich einen frischen besorgen und das nicht den armen Protokormen überlassen.  O-)
Wenn der Schimmel nicht schon zuvor vorhanden war, wurde er durch die Küchenluft wohl eingeschleppt, schätze ich. ..

Erwin, es wurden absichtlich Protokorme zum Impfen benutzt, die schon vorher in einem Glas mit verunreinigtem Pilzgemisch standen.

Es sollte mit dem Test untersucht werden, ob durch die Desinfizierung des gesamten Protokorms in 6% H2O2 der Schimmelpilz entfernt werden kann, weil er angeblich nicht in das Protokorm hineinwächst und somit keinen Schutz vor dem H2O2 hat, während der A36 im Protokorm geschützt ist. Das ist doch Deine These.

Das Ergebnis war, der Schimmelpilz konnte nicht abgetötet werden, sondern er ist sogar nach dem Impfen eines neuen Glases mit dem Protokorm schneller gewachsen als der A36.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

winwen

Genau das ist meine These, aber so ganz schlüssig sind deine Folgerungen nicht, denn du könntest den alten Schimmel abgetötet und nur durch neuen (aus Küchenluft und unsterilem Wasser) ersetzt haben. Nicht wahr?

Berthold

Zitat von: winwen am 07.Feb.20 um 12:17 Uhr
So ganz schlüssig sind deine Folgerungen aber nicht, denn du könntest den alten Schimmel abgetötet und nur durch neuen (aus Küchenluft und unsterilem Wasser) ersetzt haben. Nicht wahr?

Erwin, das ist theoretisch möglich, aber äusserst unwahrscheinlich, da die Küchenluft relativ sauber ist und nur selten Fremdpilze in die Gläser gelangen, vielleicht bei einem von 20 Gläsern. Meist sind es Bakterien, was ich durch Atemstillstand und Mundschutz deutlich reduzieren kann.
In diesem Impffall sind alle andern Gläser sauber geblieben, d. h. es ist nur der beabsichtigte Pilz übertragen worden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

winwen

Zitat von: wölfchen am 03.Feb.20 um 16:34 Uhr
Dann hat die ganze Prozedur ihren Zweck verfehlt. Schade...
Nicht unbedingt, sie ist nur wahrscheinlich kein Allheilmittel. Ich muss gestehen, dass ich derartig fulminante Infektionen noch niemals hatte. Es ist da sicherlich mehr Testen nötig. Evt. wird man sich unterschiedlicher Separationstechniken bedienen müssen, um einen Endophyten wieder sauber zu bekommen oder zumindest keinungsfähig zu halten.
Bei leichten Infekten - dabei bleibe ich- funktioniert es gut. Berthold Versuch war ja auch kein kompletter Reinfall. Schade nur um die Coccineas.

Berthold

Im 2. Glas, das mit Protokormen von Orchis morio alba geimpft wurde, wurde der richtige Pilz übertragen. Es keimen Orchis-morio-Samen ordentlich darauf.

Für eine seriöse Bewertung der Technik müsste man deutlich mehr Versuche machen, insbesondere mit stärkerer Desinfizierung der Protokorme, vielleicht 10 Minuten mit 10% H2O2.

PS: Vielleicht überleben die 3 Dac coccinea Protokorme sogar.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)