Sphagnum als Substrat

Begonnen von Muralis, 15.Nov.19 um 10:43 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Muralis

Hier mal ein gutes Beispiel für Sphagnum als Lebensretter.

Im Dezember hatte ich einige Pflanzen aus dem Brasilien-Import von O&M erhalten. Also wenn man im Frühwinter solche Importpflanzen erhält, da erfasst einen das nackte Grausen :ka :nee

Die "blühstarke" Cattleya perrinii (ich wollte nach dem Verlust im Oktober 2017 wieder eine neue) hatte völlig dehydrierte, leere Bulben und keine lebenden Wurzeln sowie einen im Absterben befindlichen Neutrieb. Was tun?

Um diese Zeit hat man kein lebendes Sphagnum mehr zu Hause, ich hab also abgewelktes genommen und die Pflanze in einen durchsichtigen Plastiktopf gestellt. Dann habe ich übern Winter nichts getan außer das Sphagnum leicht bügelfeucht zu halten.
Als erstes ist der hoffnungslose NT einmal verfault, trotz Sphagnum, aber da war schon alles zu spät. Im Spätwinter habe ich zu meiner Freude erste neue Wurzeln geortet. Inzwischen ist der ganze Topf durchwurzelt und es kommen unten bereits welche heraus. Gleichzeitig sind 2 neue NT erschienen, die zwar für heuer keine Blüte versprechen, aber nächstes Jahr könnte es dann schon passen. Ein dritter NT kämpft sich gerade an die Oberfläche. Die Bulben haben sich wieder gefüllt.
Das Ganze innerhalb von nur wenigen Wochen - ich kann es nur auf das Sphagnum zurückführen; wenn ich die Pflanze in trockenen Rindenkompost gegeben hätte, so hätte ich sie im wahrsten Sinn des Wortes wohl kompostieren können.

Die Frage ist, wie verfahre ich weiter? In dem alten Sphagnum möchte ich sie auf Dauer nicht lassen. Wann soll ich in ein Substrat für Epiphyten (bei mir reine Rinde) umtopfen?

Die anderen Importpflanzen sind übrigens auch alle noch am Leben und kämpfen sich langsam hoch, allerdings ohne Sphagnum.

walter b.

Hallo Wolfgang,

das ist ja ein toller Erfolg! Schön, dass Dir die Rettung so gut gelungen ist. Bezüglich der Umstellung ist guter Rat teuer, da kannst Du Dich wohl nur auf Dein Gefühl verlassen. Ich persönlich würde mir nicht zu lange Zeit lassen, damit die Pflanze von der hellen Zeit profitieren kann und sich vor dem Herbst noch gut einwurzelt.

Viele Grüße
Walter

Muralis

Ich kann natürlich auch frisches Sphagnum beschaffen und heuer einmal damit weitertun. In Rinde könnte ich dann beim nächsten Wurzelaustrieb wechseln. Da wäre das Risiko vermutlich geringer.

Mit Dendrobium parishii habe ich einen weiteren Patienten in Sphagnum, aber da ist es leichter. Da ist jetzt alles staubtrocken und die Pflanze treibt demnächst aus. Da kommt sie dann in neue, klinisch saubere Rinde.



Berthold

#78
Zitat von: Muralis am 20.Mär.20 um 09:45 Uhr
Die Frage ist, wie verfahre ich weiter? In dem alten Sphagnum möchte ich sie auf Dauer nicht lassen. Wann soll ich in ein Substrat für Epiphyten (bei mir reine Rinde) umtopfen?
Das Sphagnum wirkt fungizid und antibakterielle solange es noch lebt. Anschliessend förderte es eher die Ansiedlung von Infektionskeimen.
Ich habe das Sphagnum vor dem Absterben ausgetauscht gegen eine Mischung aus neuem Sphagnum und Pinienrinde.

Die Wurzeln müssen sich an die Rinde gewöhnen. Die in Sphagnum gewachsenen Wurzeln sind später in Pinienrinde kaum funktionsfähig.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

wölfchen

Wolfgang, ich freu mich mit dir über deinen Erfolg.  :thumb

Auf Grund des hier gelesenen hab ich versucht, eine schwächelnde Phali. zu retten.
Ging leider in die Hose...


LG wölfchen

Muralis

#80
Zitat von: Berthold am 20.Mär.20 um 10:52 Uhr
Die Wurzeln müssen sich an die Rinde gewöhnen. Die in Sphagnum gewachsenen Wurzeln sind später in Pinienrinde kaum funktionsfähig.

Genau deswegen möchte ich noch heute frisches Sphagnum holen und darin weitertun. Beim nächsten Wurzelaustrieb im Frühjahr 2021 würde ich in Rinde topfen, da brauchen die alten Wurzeln dann nicht mehr viel leisten.

Schade, Wölfchen, dass es bei dir nicht geklappt hat, da war der Schaden ev. schon zu groß oder das Torfmoos war nicht i. O.


Ruediger

Zitat von: Berthold am 20.Mär.20 um 10:52 Uhr
Zitat von: Muralis am 20.Mär.20 um 09:45 Uhr
Die Frage ist, wie verfahre ich weiter? In dem alten Sphagnum möchte ich sie auf Dauer nicht lassen. Wann soll ich in ein Substrat für Epiphyten (bei mir reine Rinde) umtopfen?
Das Sphagnum wirkt fungizid und antibakterielle solange es noch lebt. Anschliessend förderte es eher die Ansiedlung von Infektionskeimen.


Also bei mir nicht, ich habe sicherlich 90% meiner Pflanzen in totem Sphagnum.

Übrigens sind die mikrobioziden Substanzen erstmal im toten Sphagnum enthalten, ich habe nicht nicht festgestellt, wann sie nicht mehr aktiv sind.
Ich lasse allerdings immer mal wieder das Moos abtrocknen, Dauerfeucht gibt es bei mir nur wenige Pflanzen, die das umbedingt so brauchen.
Beste Grüße

Rüdiger

Berthold

Zitat von: Ruediger am 20.Mär.20 um 19:56 Uhr
Zitat von: Berthold am 20.Mär.20 um 10:52 Uhr
Zitat von: Muralis am 20.Mär.20 um 09:45 Uhr
Die Frage ist, wie verfahre ich weiter? In dem alten Sphagnum möchte ich sie auf Dauer nicht lassen. Wann soll ich in ein Substrat für Epiphyten (bei mir reine Rinde) umtopfen?
Das Sphagnum wirkt fungizid und antibakterielle solange es noch lebt. Anschliessend förderte es eher die Ansiedlung von Infektionskeimen.


Also bei mir nicht, ich habe sicherlich 90% meiner Pflanzen in totem Sphagnum.

Übrigens sind die mikrobioziden Substanzen erstmal im toten Sphagnum enthalten, ich habe nicht nicht festgestellt, wann sie nicht mehr aktiv sind.
Ich lasse allerdings immer mal wieder das Moos abtrocknen, Dauerfeucht gibt es bei mir nur wenige Pflanzen, die das umbedingt so brauchen.

Das Ansiedeln von Infektionskeinem im Sphagnum hängt natürlich stark davon ab, wie feucht und luftig es gehalten wird
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Muralis

Obwohl ich neues Sphagnum inzwischen zu Hause habe, blieb die perrinii weiterhin im alten Sphagnum, das noch sehr locker und durchlässig aussieht. Die Pflanze und ihre Wurzeln wachsen langsam weiter.

Heute stelle ich das bisherige Kulturergebnis bei Dendrobium parishii vor. Einmal hatte ich das Wunschergebnis geschafft und alle Triebe der kleinen Pflanze waren damals völlig mit dunkelvioletten, wohlriechenden Blüten bedeckt. Von da an ging es nur mehr bergab. Die Pflanze schaffte es nicht, einen gesunden Wurzelansatz zu bilden und wurde so von Jahr zu Jahr schwächer. Der Blütenflor blieb zuletzt ganz aus.

Ich habe sie letztes Jahr kurzentschlossen in Sphagnum gesetzt. Es ging tatsächlich bergauf! Neue Triebe entwickelten sich und Wurzeln durchwuchsen den gesamten Topfraum. Sogar ein paar Blüten wird es heuer wieder geben. Über den Winter verblieb die Pflanze im knochentrockenen Sphagnum.

Inzwischen habe ich das Sphagnum entfernt. Ich gehe davon aus, dass die Pflanze nun desinfiziert ist. Sie wurde in frisches, selbst produziertes Rindensubstrat gesetzt. Körnung den Wurzeln entsprechend eher klein, aber sehr porös. Im Topfboden befindet sich eine Schicht gerissenes Styropor als zusätzliche Drainage. Jetzt muss es aber mit der parishii funktionieren, sie muss sich um ihre Wurzeln nun selber kümmern, sonst war´s das.

walter b.

Hallo Wolfgang,

die Pflanze sieht ja wirklich aus als ob sie gut über den Berg wäre. Mehr noch, bald duftet es nach Himbeerzuckerln, sehr schön! Gratulation zum Erfolg Deiner Rettung!!

Viele Grüße
Walter

Ruediger

Ich hätte sie sogar im Moos gelassen, großen oder kleinen Pflanzen von Den. parishii gefällt das sehr gut.

Ich finde es völlig unkompliziert darin, habe aber eh sehr viel in Moos. :whistle
Beste Grüße

Rüdiger

Muralis

Zitat von: Ruediger am 08.Apr.20 um 20:45 Uhr
Ich hätte sie sogar im Moos gelassen, großen oder kleinen Pflanzen von Den. parishii gefällt das sehr gut.

Das wäre natürlich das einfachste gewesen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Art nicht so wie die anderen Dendros aus dieser Ecke in durchlässigem Rindensubstrat gedeiht. Die anderen Arten sind da nicht sehr heikel.

Bis jetzt klappt es, die wenigen Knospen wachsen zügig weiter. Über dauerhaften Erfolg entscheiden dann die Wurzeln der Neutriebe.

Ruediger

Wenn Du grundsätzlich besser mit Rinde zurecht kommst, dann ist das auf Dauer vermutlich erfolgreicher. :thumb
Beste Grüße

Rüdiger