Corona-Antikörper-Test

Begonnen von Berthold, 12.Mai.21 um 18:07 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Berthold

Es gibt aktuell Lockerungen der Kontaktbeschränkungen für Personen, die

- vor 14 Tagen zweimal geimpft worden sind
- genesene Personen, die über PCR-Test bestätigen, dass sie keine Viren mehr im Leib tragen
- Personen mit einem negativen Antigen-Test, der frisch sein muss.

Aber es gibt auch einen Antikörper-Test, den man für 30 Euro im Labor machen lassen kann.
Wenn man Antikörper besitzt, ist das ein sicheres Zeichen, dass man geimpft oder genesen ist und niemanden mehr anstecken kann.
Dieser Antikörper-Test müsste einer Person die gleichen Rechte wieder einräumen, die eine Person aus den anderen 3 Gruppen geniessen können.

Warum wird der Antikörpertest nicht berücksichtigt? Kennt jemand den aktuellen Stand der Politiker-Meinungen dazu?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Zitat von: Berthold am 12.Mai.21 um 18:07 Uhr
Wenn man Antikörper besitzt, ist das ein sicheres Zeichen, dass man geimpft oder genesen ist und niemanden mehr anstecken kann.
Nein, das stimmt nicht. Es weiß immer noch niemnd welche Antikörper in welcher Konzentration was aussagen. Somit sind diese Tests zurecht nicht als Nachweis für irgendetwas zugelassen.
Aber natürlich ist es noch absurder eine überstandene milde Infektion als "Immunitätsnachweis" zu akzeptieren. Auch genesen ist nicht gleich immun, zumindest wenn man keine schweren Symptome hatte.

Berthold

Aber man wird doch bei vielen Genesenen und Geimpften die Typen und Mengen verschiedener Antikörper untersucht haben. Da müssen doch Daten vorliegen.
Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass da zu wenig Daten verfügbar sind.
Man hat doch sogar aus dem Blut von Genesenen bestimmte Antikörper rausgefischt und als Medikament in gewissen Phasen der Erkrankung erfolgreich eingesetzt.
In den USA haben sich Studenten freiwillig für 200 US$ infizieren lassen, um ihre Antikörper zu verkaufen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Es wird mit Hochdruck daran gearbeitet und die Tests sind schon relativ spezifisch und sensitiv, bilden aber nur einen Teil der Geschichte ab und sind für einen Nachweis von Langzeit-Immunität noch nicht ausgereift.
https://www.nature.com/articles/s41598-021-84173-1

Das Problem ist dass freie Antikörper (IgG gegen Spike- und Nucleoprotein des Virus) nach einer symptomatischen Infektion oder Impfung zwar in der Regel einige Monate nachweisbar sind, die Konzentration aber zeitlich oft wellenförmig schwankt und es noch keinen Konsens gibt welcher Titer nun mit Immunität gleichzusetzen ist. Dies hängt wohl auch noch stark mit dem Alter zusammen. Soll heißen - es gibt keine universelle Schwelle bei der man sagen kann dieser IgG Wert bedeutet Immunität und jener ist zu niedrig, dazu muss man den Zeitpunkt der Infektion und möglicherweise noch andere persönliche Faktoren des Patienten hineinrechnen. Auch bei vielen anderen Impfungen kommt es nach einigen Wochen bis Monaten zu Kontraktionsphasen bei denen die Antikörperzahl stark zurückgeht aber das ist egal weil man die Titerbestimmung in der Regel eh erst nach Jahren macht wenn sich die Sache eingependelt hat. Als kurzfristiger Immunitätsnachweis allerdings sehr schwierig, es fehlen die Erfahrungswerte.
https://www.nature.com/articles/s41467-021-22034-1

Auch ohne nachweisbare Antikörper kann eine effektive T-Zell vermittelte Immunantwort bestehen sodass auch ein negativer Anikörpertest nicht heißen muss dass man ungeschützt ist. Die ganze Sache ist eben sehr kompliziert und bis es da verbindliche Standards und darauf zertifizierte Tests gibt wird es noch ein paar Monate dauern.

Aber im Prinzip hast du recht, wenn IgG gegen die Bindungsdomäne des Spike-Proteins in hoher Konzentration vorhanden ist kann man davon ausgehen dass diese Person für die kommenden Monate immun ist. Zumindest zuverlässiger als bei jemandem der nur nchweisen kann eine Infektion durchgemacht zu haben, unabhängig vom Schweregrad.

Berthold

Zitat von: Ahriman am 12.Mai.21 um 22:38 Uhr
Auch ohne nachweisbare Antikörper kann eine effektive T-Zell vermittelte Immunantwort bestehen sodass auch ein negativer Anikörpertest nicht heißen muss dass man ungeschützt ist. Die ganze Sache ist eben sehr kompliziert und bis es da verbindliche Standards und darauf zertifizierte Tests gibt wird es noch ein paar Monate dauern.

Aber im Prinzip hast du recht, wenn IgG gegen die Bindungsdomäne des Spike-Proteins in hoher Konzentration vorhanden ist kann man davon ausgehen dass diese Person für die kommenden Monate immun ist. Zumindest zuverlässiger als bei jemandem der nur nachweisen kann eine Infektion durchgemacht zu haben, unabhängig vom Schweregrad.

Ja, dass man das Gedächtnis der T-Zellen nicht genau bestimmen kann und damit nicht weiss, ob sie sich an die Corona-Spike-Proteine erinnern können, will ich gern glauben. Aber das schmälert ja nicht die Bedeutung der nachgewiesenen IgG in einer hohen Konzentration für einen guten Immunschutz für eine bestimmte Zeit.

Genesene müssen in Bayern Folgendes nachweisen:


"Zum Nachweis einer ausreichenden Immunisierung Genesener, welche einem negativen Testergebnis gleichgestellt werden kann, gibt es folgende Möglichkeiten:

1.   Wenn die Infektion länger als 6 Monate zurückliegt: Vorlage des positiven PCR-Tests mit Datum (= Zeitpunkt der Infektion) und Vorlage der Dokumentation einer Impfung nach 6 Monaten: Impfausweis ("Impfpass") oder Impfbescheinigung
2.   Wenn die Infektion innerhalb der letzten 6 Monate erfolgte: Vorlage eines positiven PCR-Tests mit Datum und Vorlage eines negativen Tests nach Entisolierung. Oder: Bescheid des Gesundheitsamts zur Anordnung der Isolation und negativer Test nach Entisolierung", so ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums

Genesen und mindestens einmal geimpft

Das bedeutet, dass alle, deren Erkrankung länger als sechs Monate zurückliegt, mindestens einmal geimpft sein müssen, um als Genesener zu gelten. Hintergrund: Nach einer Infektion mit dem Corona-Virus ist man nur eine bestimmte Zeit gegen eine Neuinfektion immun.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ruediger

Zitat von: Ahriman am 12.Mai.21 um 21:32 Uhr
Zitat von: Berthold am 12.Mai.21 um 18:07 Uhr
Wenn man Antikörper besitzt, ist das ein sicheres Zeichen, dass man geimpft oder genesen ist und niemanden mehr anstecken kann.
Nein, das stimmt nicht. Es weiß immer noch niemnd welche Antikörper in welcher Konzentration was aussagen. Somit sind diese Tests zurecht nicht als Nachweis für irgendetwas zugelassen.
Aber natürlich ist es noch absurder eine überstandene milde Infektion als "Immunitätsnachweis" zu akzeptieren. Auch genesen ist nicht gleich immun, zumindest wenn man keine schweren Symptome hatte.


:thumb

Un womöglich gibt es Menschen die haben gar keine richtig neutralisierenden Antikörper, aber das ist dann wieder spezieller.
Die Politik muß eben überschaubare klare Regeln vorgeben, und keine ,,irgendwie machen wir es allen recht" Regeln.

Siehe Impfpriorisierung, das Resultat ist schon Schildbürger-like.
Beste Grüße

Rüdiger

Berthold

Zitat von: Ruediger am 13.Mai.21 um 18:32 Uhr

Und womöglich gibt es Menschen die haben gar keine richtig neutralisierenden Antikörper, aber das ist dann wieder spezieller.
Die Politik muß eben überschaubare klare Regeln vorgeben, und keine ,,irgendwie machen wir es allen recht" Regeln.


Ja, aber das rechtfertigt doch nicht, dass Menschen, bei denen man die spezifischen Antikörper in ausreichender Menge messen kann und die damit nicht mehr infektiös sind, ihre Grundrechte nicht zurück gibt.
Ob jemand ohne messbare Antikörper auch immun ist, ist dabei doch völlig unerheblich.

Bedenke, ein Geimpfter hat die Grundrechte  auch zurück bekommen und die Impfung schützt nur zu 80 bzw 90% vor Erkrankung und Weitergabe der Viren.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Der Status Quo bei Antikörpertests nochmal zusammengefasst:

Zitat"Wer eine Einschätzung zum Immunschutz gegen das Coronavirus haben möchte, sollte lieber einen Neutralisationstest vornehmen lassen. Beim einfachen Antikörpertest fällt mir keine sinnvolle Indikation ein, wo man es machen sollte - außer man möchte nur wissen, ob man schon eine Infektion durchgemacht hat."
https://www.n-tv.de/wissen/Was-Sie-zu-Antikoerpertests-wissen-muessen-article22553325.html

Berthold

Aktueller Erkenntnisstand

Die aktuell verfügbaren Tests liefern noch keine eindeutige Aussage aber einen guten Hinweis.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Wenn der Impfstoffhersteller eine 3. Impfung empfiehlt sollte er auch einen Mindesttiter angeben können, bei dessen Unterschreiten eine Impfung notwendig ist.
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 10.Jul.21 um 11:55 Uhr
Wenn der Impfstoffhersteller eine 3. Impfung empfiehlt sollte er auch einen Mindesttiter angeben können, bei dessen Unterschreiten eine Impfung notwendig ist.

Ja, bei Biotech scheint auch etwas Geschäftssinn (20%) hinter der Empfehlung zu stecken grins

Geschickterweise kam die Aussage von Biontech und nicht von Pfizer. Dann wirkt sie mehr wissenschaftlich orientiert.

Aber ich denke schon, die Reaktion des Immunsystems auf das Virus ist ziemlich komplex und unübersichtlich. Da ist es nicht einfach, den oder die richtigen Marker ausfindig zu machen und entsprechende Tests zu entwickeln.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)