Biobasierte Wasserstoffwirtschaft?

Begonnen von Vollkornbrot, 06.Okt.12 um 20:18 Uhr

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Vollkornbrot

Auf dieser Seite wird behauptet, es gibt eine absolute Lösung für alle Energie- und sogar Nahrungsprobleme auf der Welt.

Ich kann diese Seite nicht wirklich bewerten.

Könnte jemand, der sich etwas mit der genannten Technik auskennt, etwas zu der Richtigkeit der Daten und Durchführbarkeit sagen?

Gruß,

Thomas
Gruß,
Thomas

Manne

die notwendige menge an biomasse gibt es nicht.
wäre das gleiche problem wie kraftstoff aus dem hunger der dritten welt.

Vollkornbrot

Hast du auch auf Mehr geklickt?
Dort wird behauptet, dass für eine solare Wasserstoffwirtschaft keine Flächen umgewandelt müssen:

ZitatEs genügt, wenn man die Reststoffe als[aus] Forst und Feld nutzt. Möglicherweise ist bis 2030 noch der Anbau eine sogenannten Zwischenfrucht nach der Getreideernte nötig.
Gruß,
Thomas

Manne

Zitat von: Vollkornbrot am 06.Okt.12 um 20:59 Uhr
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Dort wird behauptet, dass für eine solare Wasserstoffwirtschaft keine Flächen umgewandelt müssen:

ZitatEs genügt, wenn man die Reststoffe als[aus] Forst und Feld nutzt. Möglicherweise ist bis 2030 noch der Anbau eine sogenannten Zwischenfrucht nach der Getreideernte nötig.

in manchen gegenden wo biokraftwerke existieren, wird heute schon durch die massive nutzung der humushaushalt der landwirtschaftlichen flächen geschädigt. wenn die dort zwanzig jahre so weiter machen ist da wüste.

solche geschichten gibt es öfter. vor jahren waren da mal franz alt und die c4 pflanzen. da wurde auch viel behauptet. die rechnung ging aber nicht auf.

Berthold

Die Pfanzen bestehen ja aus Kohlenwasserstoffen. Deshalb ist es unsinnig, zuerst den Wasserstoff aus den Molekülen abzuspalten, um den dann zu verbrennen. Was macht man mit dem Kohlenstoff?

Dann wäre es schon klüger, aus dem Pflanzenmaterial Erdgas (Methan) zu machen und dann das Methan durch das vorhandene Erdgasnetzt zu verteilen. Aber dafür steht nicht annähernd hinreichend Biomasse zur Verfügung.

In wärmeren Ländern, wo ganzjährig Pflanzen wachsen können, wäre das schon sinnvoller. Aber man erkennt doch in Südostasien, dass jeder bebaubare Quadratmeter Land für die Lebensmittelproduktion gebraucht wird, damit die Menschen nicht verhungern.

Man müsste also Äquatornahe Wüsten mit Meerwasser bewässern, aber das ist auch wieder sehr energieintensiv und es wird vermutlich nicht ohne Kernenergie bzw Kernwärme funktionieren. 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Phil

Der Verstand und die Fähigkeit, ihn zu gebrauchen sind zwei verschiedene Gaben.
Franz Grillparzer

Manne

#6

Berthold

Zitat von: Manne am 06.Okt.12 um 22:43 Uhr
Zitat von: Phil am 06.Okt.12 um 22:28 Uhr
Am sinnvollsten ist wohl dieses Projekt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Desertec

da ist irgendwie rwe mit am ball.

ja, EON auch und Siemens erst recht, denn Siemens glaubt bei der Realisierung des Projektes riesige Aufträge zu bekommen. Bei den EVUs ist die Beteiligung eher ein Marketingelement. Sie wollen modern und zukunftsorientiert da stehen und das lassen sie sich ein paar Euro kosten.

Aber das Projekt ist bisher nicht weiter verfolgt worden, weil die langfristige Stabilität der politische Lage in Nordafrika ja nicht überschaubar ist.
Die notwendige Technik ist weitgehend bekannt und man könnte sich ausrechnen, was eine kWh Wüstenstrom im Ruhrgebiet oder in Berlin kosten würde. Aber niemand kann jetzt mit gutem Gewissen grössere Summen in das Projekt investieren, weil die politischen Rahmenbedingungen völlig unklar sind.

Kein Mensch, keine Firma und kein Staat würde jetzt auch nicht 10 Mrd. Euro in eine Pipeline investieren, die iranisches Erdgas nach Deutschland bläst.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Manne

Zitat von: Berthold am 06.Okt.12 um 22:52 Uhr
Aber das Projekt ist bisher nicht weiter verfolgt worden, weil die langfristige Stabilität der politische Lage in Nordafrika ja nicht überschaubar ist.

es wird ja gemunkelt, das nur deshalb der arabische frühling angezettelt wurde.

Berthold

Zitat von: Manne am 06.Okt.12 um 22:56 Uhr
es wird ja gemunkelt, das nur deshalb der arabische frühling angezettelt wurde.

aber den haben doch die Tunesier, Ägypter und Libyer angezettelt. Die wissen doch garnichts von Desertec
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Manne

ja, die sollen ja glauben, das sie es waren.
wenn es was nutzt.

Berthold

#11
Wer hat Dir da denn diese Verschwörungstheorie ins Ohr geflüstert?
Es ist doch völlig absurd, eine Umsturz anzuzetteln mit der Konsequenz dass Islamisten, Moslem Brüder oder chaotische Stammesfürsten die Macht in einer Gegend übernehmen, in der man viel Geld in langfristige Grossprojekte investieren möchte.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Das Problem scheint mir zu sein, dass ohne massive Investitionen keines der unzähligen Projekte in ihrer Auswirkung beurteilt werden kann. Theoretisch kann man das alles berechnen, in der Praxis zeigen sich dann erst die Schwächen. Das ist so wie zum Beginn der Ära des Verbrennungsmotors. Auch jetzt nach über 100 Jahren gibt es noch wesentliche Verbesserungen, und weder Benzin- noch Dieselmotor haben sich eindeutig durchgesetzt.

Das war ja das Positive an der Kernenergie. Sie erlaubte das Herumexperimentieren mit anderen Formen der Energiegewinnung in kleinem Maßstab, in der Hoffnung, dass sich dann die eine oder andere dieser Formen als eindeutig vorteilhaft herausstellt. Diese Möglichkeit ist nun zumindest in Deutschland mit einem Federstrich ausgelöscht worden.

Aber in anderen Ländern schläft man ja auch nicht, und am deutschen Wesen wird auch in diesem Fall die Welt nicht genesen. Die Wasserstoffwirtschaft ist ja auch nur eine dieser Möglichkeiten. Wer aber will jetzt Milliarden für ein solches Konzept ausgeben ohne die Sicherheit des Erfolges?
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Vollkornbrot

Zitat von: Berthold am 06.Okt.12 um 22:21 Uhr
Die Pfanzen bestehen ja aus Kohlenwasserstoffen. Deshalb ist es unsinnig, zuerst den Wasserstoff aus den Molekülen abzuspalten, um den dann zu verbrennen. Was macht man mit dem Kohlenstoff?

Der Kohlenstoff wird als CO2 wieder frei. Der Wasserstoff soll durch thermochemische Vergasung hergestellt werden. Allerdings wie und ob das so funktioniert, wie es dort geschildert wird, kann ich nicht beurteilen. Siehe hier.
Es soll dabei Verluste von 13% in der gesamten Energiewirtschaft geben.
Ob die Gewinnung von Kohlenwasserstoffen dabei effizienter oder billiger wäre, kann ich nicht beurteilen.

Zitat von: ClausWer aber will jetzt Milliarden für ein solches Konzept ausgeben ohne die Sicherheit des Erfolges?

Laut der Seite wäre auch eine Umsetzung in nur einer Gemeinde oder Landkreis denkbar. Allerdings würde dann die flächendeckende Versorgung mit Wasserstoff als Treibstoff natürlich nicht gegeben. Ich denke aber, dass auch sowas schon teuer genüg wäre, da ja jeder Haushalt einen Wasserstoffanschluss + eine Brennstoffzelle(inwieweit die schon ausgereift sind, würde mich auch interessieren)  benötigt und das Stromnetz überflüssig wird.
Hier wird beschrieben, dass man anfangs ohnehin den Wasserstoff als Biogas ins Erdgasnetz einspeisen würde und sich der Wasserstoff so schrittweise etablieren würde, einfach weil es sich "lohnt".
Gruß,
Thomas

Claus

Ich will noch mal korrigieren, Pflanzen bestehen im wesentlichen aus Cellulose und im Fall von Holz aus Lignin. Das sind keine Kohlenwasserstoffe. Daraus nur Wasserstoff herzustellen ist sinnlos, da der gebundene Kohlenstoff nicht genutzt würde bzw. als CO2 entweicht. Da kann man ja auch gleich Kohle vergasen!

Die Cellulose ist nicht das Problem, die kann man mit Säuren hydrolysieren und die entstehenden Zucker zu Ethanol vergären. Allerdings ist das auch schon Energieverlust, die Hefezellen wollen auch leben und produzieren munter CO2.

Das Problem ist das Lignin, dafür gibt es immer noch keine einfache Verarbeitungsmöglichkeit. Man kann daher Holzabfälle bisher sinnvoll nur unter Erhitzen zu einem stark kohlenstoffhaltigen Produkt verarbeiten und dieses dann letztlich zu Methan.

Solche technologischen Entwicklungen verlaufen sehr langsam, weil man immer die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten muss. Man kann ja nicht nach dem Motto arbeiten, koste es was es wolle. Die Entwicklungen sind auch immer im globalen Wettbewerb zu sehen, und das dauert.

Ein Beispiel für eine solche Fehlentwicklung war der Wankelmotor, der lange Zeit gepampert wurde und sich dann letztlich doch nicht durchsetzen konnte.

Ich denke global geht es nach dem Motto: Wer Erfolg hat hat Recht. Und da läuft es mir immer kalt den Rücken runter wenn ich daran denke, dass ein global erfolgreiches Industrieland sich mal einfach von einer etablierten Energiequelle wie die Kernenergie verabschiedet. Falls uns das letztlich alle globalen Wettbewerber nicht nachmachen, steht Deutschland eines Tages ohne Industrie da. Für mich war das ein Morgenthauplan. Für die Jüngeren hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Morgenthau-Plan
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)