Kernkraftwerke

Begonnen von Berthold, 25.Mär.10 um 15:47 Uhr

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Berthold

Zitat von: walter b. am 07.Sep.20 um 14:56 Uhr
Daraus folgt für mich dass sie genau so erpressbar sind wie Österreich.

Nein, für die benötigten Produkte gibt es auf dem Weltmarkt genügend verschiedene Anbieter, sowohl für Kohle, Öl und Gas, als auch für Kerntechnik und Kernbrennstoffe.
Grosse Mengen Gas wird man aber in Zukunft nur noch aus Russland beziehen können, da es von dort mit Pipelines transportiert werden kann.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ruediger

Zitat von: Ahriman am 06.Sep.20 um 23:25 Uhr
Die Tatsache dass der Fusionsreaktor nach mehr als 50 Jahren intensiver Forschung immer noch in weiter Ferne liegt ist schon ein starkes Argument gegen diese Technologie. Beim Thoriumreaktor ist es ähnlich. Zu ineffizient, zu teuer, enorme Forschungsarbeit notwendig und das obwohl es bereits hocheffiziente und erprobte Lösungen gibt.


Stimmt leider nicht, aber es zeigt das Du die Doku nicht angesehen hast, ansonsten wüßtest Du warum der Thoriumreaktor behindert wurde.

Auch Fernsehen kann bilden. :star

PS:

Zur Übersicht
https://programm.ard.de/TV/arte/thorium---atomkraft-ohne-risiko-/eid_28724493409463
Beste Grüße

Rüdiger

Berthold

Ruediger, welchen Typ Thorium-Reaktor meinst Du?

Der Flüssigsalz-Reaktor ist Mist, der THTR-Reaktor ist gut.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Laut Ruedigers Link geht es um Flüssigsalzreaktoren. Deren Probleme sind bekannt.

Wieso wird in dem Artikel behauptet eine Flüssigsalzreaktor produziere keinen Atommüll? Das ist falsch. Es entsteht sogar sehr hart strahlendes 232U und das korrossive Salz fließt durch alle Reaktorteile die dadurch kontaminiert werden.

Zum Thema zivile Nutzung - dieser Reaktortyp lässt sich übrigens ebenso als Brutreaktor betreiben um waffenfähiges 233U zu gewinnen. Es muss nicht immer Plutonium sein. Im gegenteil, 233U ist ein hocheffizientes Kernwaffenmaterial und leichter und effizienter zur Explosion zu bringen als Pu welches eine komplexe Implosionsbombe benötigt. Im Prinzip ist der Th-Flüssigsalzreaktor der ideale Brutrektor zur Herstellung günstiger und technisch simpler Kernwaffen.
https://www.nature.com/articles/492031a

THTR und andere Kugelhaufenreaktoren haben doch nie wirklich funktioniert, das Ding war ein Riesenflop und Milliardengrab. Zu geringe Leistungsdichte, ständig Probleme mit den Kugeln (aus brennbarem Graphit!) und de facto unmögliche Wiederaufbereitung. Wie gesagt - störanfällig und ineffizient, dass Kugelhaufenreaktoren inhärent sicher sind ist auch ein Märchen. Graphit als Moderator ist einfach keine gute Idee in Kernkraftwerken. Feuer wie Wasser führen da leicht zur Katastrophe. Auch ohne dass der Kern schmilzt.
Weltweit hat man meines Wissens nach die Arbeit an Kugelhaufenreaktoren weitgehend eingestellt.

Berthold

#1624
Zitat von: Ahriman am 11.Sep.20 um 00:17 Uhr
THTR und andere Kugelhaufenreaktoren haben doch nie wirklich funktioniert,

Christian, das ist sachlich falsch.

Ich hatte doch genau beschrieben, wo das Problem des Kugelhaufen-Reaktors liegt und wie es zu vermeiden ist.
Dazu gibt es umfangreiche Erfahrungen mit dem THTR.
Der Reaktor hat sehr gut funktioniert. Mein Fliegerkumpel war bei der Aufsichtsbehörde verantwortlich für den Reaktor und wir hatten viele technische Einzelheiten des Reaktors diskutiert.
Wer hat Dir denn anderes erzählt? Das können doch nur Leute sein, die keine Ahnung von dem realen  Betrieb des THTR in Hamm-Uentrop hatten.

Auf dieser Basis haben die Franzosen einen Typ (300 MW) entworfen, der so eigensicher ist, dass man ihn dezentral auch in Innenstädten betreiben kann.
Er ist dann aber aus geschäftspolitischen Gründen, nicht aus technischen Gründen nicht gebaut worden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Zitat von: Ruediger am 10.Sep.20 um 22:45 Uhr
Zitat von: Ahriman am 06.Sep.20 um 23:25 Uhr
Die Tatsache dass der Fusionsreaktor nach mehr als 50 Jahren intensiver Forschung immer noch in weiter Ferne liegt ist schon ein starkes Argument gegen diese Technologie. Beim Thoriumreaktor ist es ähnlich. Zu ineffizient, zu teuer, enorme Forschungsarbeit notwendig und das obwohl es bereits hocheffiziente und erprobte Lösungen gibt.


Stimmt leider nicht, aber es zeigt das Du die Doku nicht angesehen hast, ansonsten wüßtest Du warum der Thoriumreaktor behindert wurde.

Auch Fernsehen kann bilden. :star

PS:

Zur Übersicht
https://programm.ard.de/TV/arte/thorium---atomkraft-ohne-risiko-/eid_28724493409463

"Thorium - Atomkraft ohne Risiko? Dokumentarfilm Deutschland / Frankreich / Luxemburg 2016 | arte

Thorium-Flüssigsalzreaktor: Nie gehört? Kein Wunder, seit 70 Jahren wird die Technologie von der Nuklearindustrie totgeschwiegen. Dabei könnte Thorium - kein Atommüll, kaum Risiko - die Energieproduktion komplett revolutionieren. Der Dokumentarfilm durchleuchtet, warum Kernkraft aus Thorium 1945 eine technologische Totgeburt war und warum es plötzlich doch der Brennstoff der Zukunft sein soll."

Man muss nun nicht glauben, dass die ARD, insbesondere Arte, diesem Thema neutral gegenüber stünde.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Ruediger

Immerhin zeigt es, warum das Projekt Thorium nicht weiter geführt wurde, da gab es mächtige militärische und dann wirtschaftliche Interessen.

Das lag nicht an den technischen Problemen bzw. der Wirtschaftlichkeit von Thorium.

Das alles war mir so nicht bewußt, ich denke so geht es vielen Leuten, und so hat man eben die gefährlichere Variante mit den Abfallproblem gewählt.
Das könnte man korrigieren, zumindest wenn man Kernkraft nicht völlig verteufelt.

Aber in Deutschland führt man gerne ausdauernde Religionskriege, das wissen wir spätestens seit dem Dreißigjährigem Krieg.

Irrationalität scheint eine besondere ,,Gabe" in Deutschland zu sein, der Glaube bestimmt das politische Leben.
Beste Grüße

Rüdiger

Ahriman

Berthold, wenn du an der Quelle sitzt erzähl bitte mehr vom Kugelhaufenrektor. Mir ist noch niemand begegnet der der THTR Hanau als Erfolgsmodell gesehen hat, nur als teure Fehlkonstruktion. Hast du irgendwelche Daten zu den französischen Reaktoren?

Thorium-Kugelhaufenreaktoren sind meines Wissens nach prinzipiell nicht wirtschftlich zu betreiben da sie aufgrund der geringen Leistungsdichte zu wenig 233U erbrüten und die Wiederaufbereitung der Graphitkugeln bis heute nicht möglich ist. Damit entsorgst du den Großteil des Thoriums in der Endlagerung, und das führt durch die diffuse Verteilung in den Kugeln zu hohen Atommüll-Volumina die dank 232U (konkret dessen Zerfallsprodukt 208Tl) noch jahrhundertelang harte Gammastrahlung produzieren. Die Versuchs-Wiederaufbereitungsanlage Jülich war ja auch kein Erfolgsfall.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wiederaufarbeitungsanlage_J%C3%BClich

Zudem sind die Graphitkugeln brennbar und entzünden sich bei Lufteintritt in den Reaktor selbst. Dann hat man durch die große Oberfläche und hohe Betriebstemperatur einen Graphitbrand gegen den Chernobyl ein Witz war. Gleiches passiert bei Wassereintritt der moderierend auf die Neutronenstrahlung wirkt und zu einer Leistungsexkursion führt.

Rainer Moormann, Experte für die Sicherheit von Kugelhaufenreaktoren hat an THTR kein gutes Haar gelassen.
ZitatAls grundsätzliche Sicherheitsprobleme von Kugelhaufenreaktoren nennt Moormann (s. auch hier) unter anderem:

    Die nicht mögliche Online-Kerninstrumentierung (black box-Charakter der Reaktorkerns durch unbekannte Verteilung der Kugeln)
    Die unzureichende Rückhaltung von radioaktivem Cäsium und Silber durch die dünne Siliciumcarbidschicht der Brennstoffpartikel
    Die unzureichende Effizienz der Gasreinigungsmaßnahmen, die zu hohen Kontaminationen der Kühlkreislaufoberflächen führt
    Die starke Bildung von radioaktivem Staub durch Abrieb der Graphitkugeln
    Die hohe Reaktionsfähigkeit des Graphits gegenüber Luft und Wasserdampf
    Potentielle Überkritikalität bei Wassereinbruchstörfällen
    Das nicht hinreichend verstandene Kugelfließverhalten im Betrieb, das zu Unsicherheiten bei der Spaltstoffverteilung führt
    Das aus Kostengründen fehlende druckhaltende Containment
    Die unvorteilhaft großen Volumina an radioaktivem Abfall

Moormann hält die Charakterisierung des Kugelhaufenreaktors als katastrophenfrei und inhärent sicher für wissenschaftlich unredlich, unter anderem, da die oben dargestellten Risiken durch Wasser- und Lufteinbrüche dabei außer Acht gelassen werden. Auch von anderen deutschen Nuklearwissenschaftlern wurden Zweifel am Sicherheitskonzept der Kugelhaufenreaktoren artikuliert. Ebenso wird das Konzept der angeblichen inhärenten Sicherheit und Katastrophenfreiheit von weiten Teilen der Nuklearcommunity als nicht zielführend angesehen.
Moormann spricht sich stattdessen klar für moderne Leichtwasserreaktoren aus.
https://archive.vn/20120530042951/http://www.neimagazine.com/story.asp?storyCode=2052589
https://web.archive.org/web/20150704211526/http://juser.fz-juelich.de/record/136123/files/Moormann-Juwel.pdf
https://sci-hub.tw/https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S002954931600025X

Was meint Berthold zu dem Mann? Ist er nur ein Querulant der seinen schönen Kugelhaufenreaktor schlechtmacht? :whistle

Ruediger

Gib Dir einen Ruck, und spendiere Dir die Arte-Dokumentation bei Amazon, wenn Du nicht Amazone Prime hast.

Wir könnten zur Not auch ein Crowdfunding im Forum veranstalten. grins
Beste Grüße

Rüdiger

Berthold

Über einen Kugelhaufen-Reaktor Hanau weiss ich nichts.
Ich kenne nur der Schulten-Reaktor in Jülich etwas und dann den ersten Prototyp im Hamm-Üntrop.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Joe Biden setzt wieder auf Kernkraftwerke.
Auch England will wieder Kernkraftwerke bauen, um ihre Elektroautos ab 2030 mit ausreichend Strom versorgen zu können.
Inzwischen hat doch jeder Dummkopf verstanden, dass ein Industriestaat ohne Kernkraft keinen Strom CO2-frei erzeugen kann.

Warum nur können die Grünen nicht über ihren ideologischen Schatten springen?
Wann lenkt Söder öffentlich ein, direkt nach der Bundestagswahl vielleicht?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Die Deutschen Grünen haben sich durch die pauschale und absolute Kernnkraftablehnung über Jahrzehnte ideologisch in diese Ecke manövriert aus der sie anders als etwa die Grünen in Finnland nicht mehr herauskönnen ohne ihre "Kernwählenden" zu vergraulen.

Was die SMR - Kleinstreaktoren betrifft bin ich aber skeptisch. Erstens sinkt die Kosteneffizienz mit der Größe da die komplette Wartungs- und Sicherheitsarchitektur ja trotzdem vorhanden sein muss, zweitens bleibt der Faktor Terrorismus auch in den USA präsent. Großanlagen lassen sich wesentlich besser schützen als verteilte Kleinanlagen. Bei Reaktoren irgendwo in der Arktis oder auf Schiffen ist das eine Sache, in dicht besiedeltem Gebiet darf man dieses Risiko nicht unterschätzen. Nicht zuletzt gibt es auch einen psychologischen Aspekt. In einer Großanlage wird man auf entsprechendes Personal setzen um Störfälle durch menschliches Versagen bestmöglich zu eliminieren. Bei einem Netz aus Kleinstkraftwerken irgendwo am Land wird man irgendwann auf drittklassige Leute zurückgreifen müssen die ihren Job, auch ob der geringen Größe der Anlage, vielleicht nicht ganz so ernst nehmen. Ich halte das für keine so gute Idee.

Berthold

Ja, welche Kernkraftwerks-Technologie für welches Land sinnvoll ist, ist eine andere Frage.
Da sollte man vor dem Bau erst noch mal eine Menge Überlegungen rein stecken.

Aber durch die politische Vorgabe, wieder KKWs zu bauen, denken natürlich auch wieder mehr Wissenschaftler und Techniker darüber nach und das ist sehr gut so.

Schade, dass Deutschland fast sein gesamtes Know How auf diesem Gebiet verloren hat  :devil
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ruediger

Zitat von: Berthold am 19.Nov.20 um 18:14 Uhr
Joe Biden setzt wieder auf Kernkraftwerke.
Auch England will wieder Kernkraftwerke bauen, um ihre Elektroautos ab 2030 mit ausreichend Strom versorgen zu können.
Inzwischen hat doch jeder Dummkopf verstanden, dass ein Industriestaat ohne Kernkraft keinen Strom CO2-frei erzeugen kann.

Warum nur können die Grünen nicht über ihren ideologischen Schatten springen?
Wann lenkt Söder öffentlich ein, direkt nach der Bundestagswahl vielleicht?



Wir kaufen lieber französischen und schweizer Atomstrom oder polnischen Kohlestrom, um die tollen Tesla zu laden, haben dafür ein chronisch gutes Gewissen.
Lithum wird dafür umweltschonend gewonnen, und für Kobalt sind die Kinder in Afrika zuständig
So läuft das heute.

Nennt sich grüne Politik.
Beste Grüße

Rüdiger

Berthold

Boris Johnson will mit den Franzosen neues Kernkraftwerk in England bauen.

Die geplanten 3.2 GW Leistung sind schon eine Hausnummer, etwa das 2.5 fache der aktuellen deutschen Kernkraftwerke.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)