Nachweis über den rechtmäßigen Erwerb bei trop. Orchideen

Begonnen von Ute Rabe, 06.Feb.11 um 10:26 Uhr

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orchitim

Anderes Beispiel, was Deine Laune aufbessern sollte. Bei uns hier wurden mehrere ehemalige tagebaue zu Seelandschaften umgestaltet. An den Rändern der Fahrwege welche serpentinartig in die grube führten hatten sich stehende Rinnsale gebildet in denen tausende von Epipactis palustris wuchsen. Danaben gab es da ebenfalls, etwas trockner stehend Epipactis atrorubens. Irgendwann habe ich entdeckt, das es eine mehrere tausend Exemplare große Population einer Hybride zwischen Beiden gab. Die Seen wurden geflutet und ich war vergebens bemüht eine größere Stückzahl jeder Population umzusetzen. Fehlanzeige, ausbuddeln verboten, auch für uns als regionaler Sachwalter was Artenschutzfragen angeht. Habe dann trotzdem knapp über dem wasserspiegel etwa 30 Pflanzen der Hybride ausgebuddelt und mit meinem Chef in unseren Bot. Garten transportiert. einige davon stehen immer noch prächtig da, andere wurden von Liebhabern leider geklaut, erst letztes Jahr wieder 6 Stück.

Später erfuhren wir, das die Naturschutzbehörde garkein verbot hätte aussprechen können, weil sie nicht zuständig war. Warum, das Gelände gehörte der bergbaugesellschaft und unterlag somit Bergbaurecht. Und eine regel ist, wo Bergbaurecht gilt giebt es keine Orchideen, weil sonst keine bergbaurechtliche Genehmigung erteilt worden wäre. Aus Schaden wird man Klug, jetzt gehen wir immer in einen Kalksteinbruch, wenn die wieder mal Deckmaterial abheben, und nehmen dort keine Orchideen auf, die dort ja nicht vorhanden sind. Das finde ich eine gute Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Umweltschutz. Der Chef ruft uns immer an, wenn sie wieder mal diesbezügliche Arbeiten vornehmen und fragt ob wir nicht gerne mal mit ein paar Kisten und Schaufeln beim Baggern zuschauen wollen. :whistle
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Alexa

Zitat von: hakone am 07.Feb.11 um 21:31 Uhr
Was hat das Washingtoner Artenschutzabkommen damit zu tun ?

Eben genau das, das es sich auf die Fahne schreibt, Pflanzen vor dem Ausrotten zu schützen, hier aber an der falschen Stelle ansetzt und über Jahre hinweg seine mutmaßliche Sinnhaftigkeit aufrecht erhält, ohne sich zu reformieren und sich den notwendigen Gegebenheiten anzupassen.

Zitat von: hakone am 07.Feb.11 um 21:31 Uhr
Diese muss jeder Land selbst regulieren.

Eben. Vollkommen bekloppt, den notwendigen Artenschutz von Aerangis elisii mit Epipactis helleborine in einen Topf zu werfen.



orchitim

Zitat von: Alexa am 07.Feb.11 um 21:47 Uhr
Eben. Vollkommen bekloppt, den notwendigen Artenschutz von Aerangis elisii mit Epipactis helleborine in einen Topf zu werfen.

Hehe, was haben Dir die Epipactis getan?
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Alexa

Hübsche Geschichte Thomas.
Schade, dass der Bergbau rückläufig ist.

orchitim

Keine Geschichte, tatsache und ich werde dieses jahr sicher wieder ein paar Anrufe bekommen. Habe dem chef nämlich schon gesagt, an welchen Stellen sich Anrufen lohnt, und wo er den Höhrer nicht bemühen muss.
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Burki

Zitat von: Manne am 07.Feb.11 um 21:27 Uhr
Man darf natürlich nicht vergessen, das viele neue Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst geschaffen wurden. Was ja wohl der tiefere Sinn des Ganzen war.

Ein wahres Wort Manne. :thumb
Und in der Lobby unserer heutigen Zeit sind diese Arbeitsplätze für das Überleben unserer Welt so wichtig.
Tja, das sind dann so Auswüchse.
Genau wie der wiehernde Amtsschimmel zu Toms Bergbaugrube.
Grüße, Burki     http://bulbophyllum.de/Bulbophyllum/

Die billigen Tricks sind oft die preiswertesten.
Verdorbener Spaß muß nicht sofort weggeworfen werden.
Zwei accounts kosten nicht das doppelte sondern Nerven.
Hat die Sache einen Haken, hänge was Aufgebundenes dran.

Uhu

Zitat von: orchitim am 07.Feb.11 um 21:38 Uhr
... Die Seen wurden geflutet und ich war vergebens bemüht eine größere Stückzahl jeder Population umzusetzen. Fehlanzeige, ausbuddeln verboten, auch für uns als regionaler Sachwalter was Artenschutzfragen angeht....

da kann man wirklich nur den Kopf schütteln. Hier hab ich letzten Sommer zum Glück ganz gegenteilige Erfahrungen gemacht. Ich hatte damals von bedrohten A.pyramidalis durch Flutung einer Kiesgrube berichtet. Nachdem ich, auch aus Beiträgen dieses Forums, eine Argumentation für Entnahme und Weiterkultur im bot.Garten geschrieben habe, wurde das auch genehmigt. Glücklicherweise wurde eine zunächst beabsichtigte Umsiedlung nicht durchgeführt. Die Pflanzen sind alle wieder ausgetrieben. An geeigneten Stellen sollen später Samen ausgebracht werden.

Tom, kannst Du mal ein Bild der Epipactis-Hybride einstellen? Fänd ich sehr interessant.

Gruß Jürgen
Grüße Jürgen

orchitim

#97
Ich glaube, da habe ich keines mehr. Das Erlebnis ist schon 12 jahre her, allenfalls habe ich damals ein Dia gemacht, wies ich aber auch nicht mehr. Man wird eben nicht jünger. :ka

Hier das betreffende Gebiet, Cospudener See war das.
http://de.wikipedia.org/wiki/Leipziger_Neuseenland
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Ruediger

Zitat von: orchitim am 07.Feb.11 um 21:38 Uhr
Die Seen wurden geflutet und ich war vergebens bemüht eine größere Stückzahl jeder Population umzusetzen. Fehlanzeige, ausbuddeln verboten, auch für uns als regionaler Sachwalter was Artenschutzfragen angeht.

Später erfuhren wir, das die Naturschutzbehörde garkein verbot hätte aussprechen können, weil sie nicht zuständig war.

Ich bekomme nicht nur schlechte Laune wie Alexa, sondern schon das Kotzen, wenn ich solchen Irrsinn lese.

Aber irgendwie paßt dies nach Deutschland, schließlich regiert in Behörden anscheinend äußerst selten der ganz normale Menschenverstand.

Bürokratische Idiotie nennt man so etwas.
Vieles von Cites hat seinen Ursprung aus dieser Anstaltswelt.
Schade, schließlich sind Orchideenliebaber i.d.R. auch Natur- und Umweltschutzfreunde.
Nur sinnvoll und durchdacht eben.
Beste Grüße

Rüdiger

Leni

Hi
Interessanter Artikel. Irgendwie aber ein bisserl abgedrifftet von der Ursprungsfrage.
Trotzdem lese ich bei dem ein oder anderen heraus, dass hier mehr in das WA hineininterpretiert wird, als es ist.
CITES ist einzigst und allein ein Handelsabkommen, das festlegt wie gefährdete Arten der Anhänge 1/2/3 gehandelt werden müssen.
Auf Orchideen bezogen besagt es, dass es keine Naturentnahmen sein dürfen (Zumindestens solange es nicht für öffentliche Institute ist wie BoGas).
Die Richtigkeit wird über das ExportCites belegt, das ImportCites übernimmt dann.
Immerhalb der EU dürfen bei den Pflanzen beide Anhänge also 1 und 2 ohne Cites gehandelt werden.
Für den Liebhaber ist es in Ordnung, wenn er Kaufbelege aufhebt, das müsste er aber nicht. Ein Hinweis auf die Quelle ist rein juristisch vollkommen ausreichend.
Es trifft nicht zu, dass das WA Tiere und Pflanzen gleich behandelt.
Tiere des Anhang 1 sind den zugewiesenen unteren Naturschutzbehörden zu melden. Jede Weitergabe und oder Ableben des Tieres ist ebenfalls zu melden.
Vermehrt sich das Tier, ist dies auch zu melden.
Diese Melderei entfällt bei Pflanzen des Anhang 1.
Nochmals kurz zum WA.
Das WA definiert Regeln des Handels mit gefährdeten Arten, hat aber nichts und garnichts nit der Zerstörung und damit das Ablebens schützenswerter Arten zu tun, egal wo auf der Welt.
Und das der schnöde pecuniäre Gewinn schon immer vor dem Schutz irgendwelcher Arten stand, ist jedem bekannt.
Da brauchen wir garnicht auf irgend ein 3. Welt Land zu zeigen, das passiert hier genauso häufig.
Glücklicherweise (Sarkasmus) haben wir ja unsere Primärwälder schon vor 150 Jahren platt gemacht, als Naturschutz noch nicht einmal erfunden war.


Liebe Grüße

Leni

Berthold

Man Leni, wo warst Du denn so lange? Geht es Dir gut?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Leni

Uhhhhhhhhhh Berti
Frag nicht. :weird
Aber es trifft es recht gut wenn ich schreibe Von den Toten auferstanden um dann aufs Kreuz gelegt worden zu sein.
Scheiß Zeit hinter mir aber wie ich erfreut sehe, der harte Kern hier hat seinen feinen Humor nocht steigern können  :thumb

Liebe Grüße

Leni

orchitim

Leni, Deine Aussage ist soweit nicht ganz zutreffend. Zum einen listet Das WaA nur die gefähfdeten Tiere und Pflanzen auf, welche besonderen Schutz genießen sollten. Die Import und Exportregeln sind Sache der Unterzeichnerstaaten, die sich aber auf ein gemeinsames Regelwerk, Citesverfahren verständigt haben. Die Meldepflichten regeln die Landesbehörden eigenständig, bei uns auf Basis bestehenden EU-Rechts nur für Tiere mit größerem Handlesvolumen und oder auf jeden Fall A I. Das hat aber auch seine Ergänzung in den seuchenrechtlichen Bestimmungen und Tierschutzverordnungen welche für die Zucht in Gefangenschaft anwendung finden. Bei Pflanzen sehen die Regelungen anders aus und es obliegt eigentlich den jeweiligen Landesbehörden entsprechende Meldepflichten zu erlassen.
WA schließt nirgends aus das Teilnehmerländer weitergehende Regelungen anwenden, es erfordert diese aber nicht.
Und wie ich bereits angeführt hatte, gab es in den 90iger Jahren die Info und auch das Bestreben private Sammlungen anzumelden, alleine schon aufgrund der Bestandsschutztatsache, das Bestände von AI-Arten sofern sie vor Inkrafttreten der Vorschrift im Bestand waren wie legal eingeführte gelten.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Berthold

Zitat von: hakone am 16.Feb.11 um 12:16 Uhr
: wie kann der jenige beweist, dass er vor 1986 die Pflanzen legal eingeführt hatte. Wie definiert man diese LEGAL ?

man braucht ja nur glaubhaft zu machen, dass die Pflanzen vor 1986 in Deutschland lebten, z. B. bei dem Vater, dem Onkel oder den Nachbarn im Garten. Das muss natürlich im Streitfall bezeugt werden. Die Behauptung alleine reicht nicht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: hakone am 16.Feb.11 um 12:41 Uhr
Berthold,

meine Küchenjunge hatte mir gerade geflötet.  Er hat ein Papier von seinem Opa bekommt ( der Opa ist nach Emeritierung vor 10 Jahren gestorben, er war vorher Chef ein BG im Deutschland ) . :whistle

wenn Du im Streitfall die Judikative dieses Landes davon überzeuegn kannst, hättest Du keine Probleme zu erwarten.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)