Sind das meine ersten wilden Orchideen?

Begonnen von the-gardener, 18.Mai.10 um 19:33 Uhr

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Berthold

Zitat von: the-gardener am 18.Mai.10 um 22:19 Uhr
Hallo Berthold,

das mit dem Beweiden und den Orchideen musst Du mir bitte mal näher erklären. Das klingt für mich so, dass wenn ich nach Orchideen suchen möchte ich am besten auf Weiden suchen sollte. Oder bezieht sich deine Behauptung eher darauf, dass durch die Beweidung Konkurrenzpflanzen weggefressenen werden und die Orchideen im Frühjahr bessere Chancen haben?
ja, das ist so mit den Konkurrenzpflanzen. Wenn die Beweidung zu stark wird verschwinden auch die Orchideen. Wenn die Beweidung nicht stattfindet verschwinden sie auch. Die meisten Orchideen wachsen auf extensiv genutzen Flächen.
Naturschutzgebiete in Deutschland müssen meist auch bewirtschaftet werden, sonst verschwinden die Orchideen.


Zitat
Zu deinem Dact. majalis alpestris. Also die Orchis von heute standen direkt im Matsch. Die Wiese war durch und durch nass.

ja, aber im Flachland unter anderen Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen siedeln sich in den nassen Böden andere Pilze und Mikroorganismen an, die die Pflanzen nicht vetragen. Oder die Pilze vom Naturstandort, die an ausgegrabenen Orchideen kleben entarten im Flachland und fressen die Orchideen auf.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

the-gardener

#16
Da hätte ich dann gleich eine Frage. Wenn das mit den Pilzen so krass ist.

1. Wie konnten früher die ersten Orchideengärtner wilde Pflanze in gärtnerische Kultur nehmen?
2. Ist das mit dem entarten der Pilze immer der Fall oder kann der Pilz sich ggf. auch an die neue Umgebung anpassen?
3. Würde man von einer wilden Orchidee eine Zellkultur anlegen und daraus Pflanzen produzieren, würden sich die Pflanzen so wie die Spenderpflanze verhalten oder wären sie für gärtnerische Kultur geeignet?

Ich hatte hier im Forum gelesen, dass wilde Orchideen in gärtnerischer bzw. hausgarten Kultur über kurz oder lang eingehen, weil der Pilz nicht vorhanden ist oder die Orchidee die Umstellung nicht verkraftet.

4. Würde sich eine ruhende Bulbe nicht an den neuen Standort gewöhnen, wenn sie erst dort neuaustreiben würde?
Ich denke da an Spathoglottis, welche ich durch vereinzeln vermehrt hatte.
Gruß
Bernd

Berthold

1. und 2. es ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit, ob eine "wilde" Pfalnze nach dem Umpflanzen in den Garten überlebt. Die Wahrscheinlichkeit hängt von der genetischen Ausstattung des einzelnen Pflanzenindividuums ab und von den Eigenschaften der neuen Pflanzstelle und den zufällig vorhandenen Mikroorganismen und Pilzen.

3. Vermehrung über Zellkultur ist bei heimischen Erdorchideen nicht erfolgreich gewesen. Man sät besser aus um die richtige Selektion aus der genetischen Variationbreite filtern zu können. Dann hat man besser gartentaugliche Pflanzen.

Die Lebenserwartung der Erdorchdieen hängt nicht nur von den Mikroorganismen ab sondern vor allem von der Bodenstruktur. Sie beträgt bei Knollenorchideen so grob zwischen 5 und 15 Jahren, abhängig von der Art, im Garten wie in der Natur.
In dieser Zeit muss sich die Art ausgesät haben und wieder zur Blüte heran gewachsen sein, sonst erlischt das Vorkommen. In der Natur ist für die Aussat ein Mykorrhiza-Pilz gefordert. Im Garten kann man invitro-Aussaat-Sämlinge nachpflanzen, wenn keine Mykorrhiza-Pilze vorhanden sind.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

1. wilde Erdorchideen in Kultur zu nehmen braucht viel Erfahrung; das bekommt bei Umsiedlungen nicht jeder botanische Garten hin

2. die Orchideenpilze sind weit verbreitet. Auch in extensiven Gartenwiesen oder Kräuterbeeten sind sie in der Regel vorhanden oder siedeln sich an.

3.Zellkultur :ka keine Ahnung, bei Knollenteilung haben die erzeugten Pflanzen die Eigenschaften der Mutterpflanze

4.Dactylorhiza aus Kontainterkultur lassen sich in der Blütezeit einsetzen, dann den Ballen im Ganzen eingraben. Ansonsten Knollen im Herbst einsetzen

Gruß Jürgen
Grüße Jürgen