2 x Wandern im Khun Chae NP - Freude und Frust

Begonnen von Zeppi, 01.Mai.16 um 10:14 Uhr

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Zeppi

Ende März ging es in unseren "Hauswald" - der Khun Chae Nationalpark liegt nur 45 km von uns entfernt.
Dort gibt es zwei Wanderwege, den klassischen "Gurgeling Trail", der etwas anstrengender ist, aber nur
wenig Orchideen bietet und der einfachere Chom Wana Trail, mit mehr Orchideen gesegnet. Beide sind
rund 2,5 km lang und leicht bis mittelschwer, festes Schuhwerk ist wie immer empfehlenswert.

Ende März, das ist immer noch die Zeit der Dendrobienblüte, also hoffte ich auf einige schöne Bilder.
Viel darf man in diesem Teil des Waldes nicht erwarten, wird er doch regelmäßig von Sammlern und Händlern
"abgeerntet". Auch diesmal fehlten einige Pflanzen, die ich erst 2 Monate zuvor gesehen hatte.

Schönstes Wanderwetter war angesagt, die Hitze der Ebene war hier oben nicht zu spüren und sogar der
jahreszeitliche Smog war kaum zu sehen. Blauer Himmel und eine angenehme Brise erwarten uns nach dem
Öffnen der Autotüren.



Also rein in den Wald, ...



... überall blühte diese Pflanze:





Ein paar nicht blühende Orchideen ...





... und nach wenigen 100 Metern ein Dendrobium gratiosissimum:







Etwas weiter die zwecklose Suche nach einem kleinen Bäumchen voll mit verschiedenen
Orchideen ... hat wohl jemandem zu gut gefallen.

Wenig später in den Bäumen ein weiteres Dendrobium gratiosissimum:



Dann eine ganze Kolonie mit Ornithochilus difformis:













Ein doch nicht so gut getarnter Falter:



Eine Pholidota:



Ein Schwung Oberonia im Gegenlicht:





Und ein Suchbild - warum habe ich hier auf den Auflöser gedrückt?
Die Auflösung kommt später.



Ein Dendrobium weit unten am Baum - keine gute Idee.



Und der Höhepunkt der Tour: Wieder ein Dendrobium gratiosissimum, knapp 1,5 m
über dem Boden. Eigentlich ein ideales Fotoobjekt, wenn es nicht genau auf einem
Bergkamm stehen würde. Was jeder Naturfotograf kennt: Sobald man die Kamera in der
Hand hält kommt Wind auf. So dauerte es einige Minuten, bis die 2 Aufnahmen im Kasten waren.







Nicht weit entfernt noch ein D. gratiosissimum, jetzt wieder in sicherer Höhe:



Wer hier nichts erkennt hat keinen Augenschaden - die Bulben von Acriopsis sind gut "getarnt".







Hier leuchtete es rötlich im Baum: Ein paar blühende Hygrochilus parishii:





Zum Abschluss noch die Coelogyne-Kolonie, dieses Bild bitte für den zweiten Teil
des Berichts gut merken.



Danach ging es zum Kaffee und Einkaufen noch zu unserem Lieblings-Orchideenladen:





Auch hier blüten bevorzugt Dendrobien:







Beim Kaffee dann die gute Aussicht genießen.



Und die Auflösung des Bilderrätsels von weiter oben: eine Stabheuschrecke:




Ein Monat später ... die 2. Tour nach Khun Chae, diesmal den "Gurgeling Trail" entlang.
Die Route ist zum Laufen interessanter und etwas anspruchsvoller - muss man sich doch
gleich zu Anfang einen Hügel heraufkämpfen, später dann wieder steil runter, einen
kleinen plätschernden Bach mehrmals überqueren und nochmals über einen Hügel zurück zum
Startpunkt.
Da hier laubabwerfender Mischwald vorwiegt, war der Boden mit Blättern überdeckt, was
dann dazu führte, dass ich mich auf dem größtenteils ausgetrockneten Bachlauf hingelegt
habe. Nun, Mensch und Technik kamen ohne Schaden davon.

Das der Tag als furchtbar einzuordnen war lag an etwas ganz anderem:
Schon beim Aussteigen aus dem Auto kam von mir der Kommentar "riecht verbrannt hier".
Zu sehen war da aber nichts.

Vielleicht sollte ich anmerken, dass die hier lebenden Vollpfosten, also mehr als 90%
der Bevölkerung, die Angewohnheit hat, alles anzuzünden, was irgendwie brennt. Ein Land
voll von Pyromanen. Sei es der heimische Müll, die abgeernteten Felder oder eben die
Wälder. Das alles nicht ohne Grund:
- 5 Monate die Müllgebühren sparen und schon schon kann man sich eine Flasche Thai-Whisky
kaufen - im einem Land, in dem Alkoholvernichtung Volkssport ist, ein gewichtiger Grund.
- Die Felder abfackeln spart Arbeit, sonst müsste untergepflügt werden. Arbeit ist der
Spaßkiller Nummer 1 hier. Später kauft man lieber ein paar Sack Dünger.
- Die Wälder abbrennen, genauer das trockene Unterholz (alles bis 2 m Höhe), erzeugt Asche.
Und in dieser Asche wachsen die begehrten und teueren thail. Trueffeln 'Hed Thob', die
Ende Mai fuer viel Geld auf den Maerkten angeboten werden. Mittlerweile sogar ein internationales
Geschäft.

Während die ersten Meter den Hügel hoch noch wie erwartet aussahen ...



... dann die Überraschung: es hatte gebrannt. Und nicht irgendwann sondern in der Nacht zuvor.





Überall stieg Rauch auf, manchmal glühten oder brannten noch einige Holzstücke:





Die Bodenvegetation war dahin:





Der Bambuswald hat es recht gut überstanden ...







... die größeren Bäume auch:



So ging es die ganzen 2,5 km weiter, alles in Bodennähe abgebrannt.
Am Ende des Rundweges war ich eigentlich schon erschöpft, wollte aber sehen,
wie es den Orchideen auf dem Chom Wana Trail ergangen war.

Schlimm, wie der Blick auf die Coelogyne-Kolonie zeigt:



Die Bulben waren meist noch grün, die Pflanzen werden teilweise wiederkommen.

Hier allerdings kommt nichts mehr wieder:



Weiter oben in den Bäumen war die Welt noch in Ordnung;







Die Acriopsis von letzter Tour hat wie durch ein Wunder überlebt und ich
habe sogar noch eine 2. Pflanze gefunden:





Im Wald habe ich einen Trupp Feuerwehrleute gesehen, die gerade geschlafen haben.
Muss ein frustrierender Kampf gewesen sein, da die im Wald verlegte Wasserleitung -
aus PVC - von den Flammen zerstört wurde.

Nach der Regenzeit wird man von den Brandschäden nicht mehr viel sehen. Wer nicht
weiß, wie es vorher aussah, wird nichts vermissen.

Dieser bedeutungslose Brand hat es nicht mal in die Regionalnachrichten geschafft.


Grüße aus der Hitze .... Ricci

Grüße ... Ricci

Natascha

Hi Ricci,

Du bist zu beneiden, so ein Wäldchen hätten wir wohl alle gerne vor der Haustür!  :thumb
LG Natascha :to_pick_ones_nose:

Ralla

Oje, die Nachbarschaft scheint zu sehr mit Alkoholvernichtung beschäftigt zu sein.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Zitat von: Zeppi am 01.Mai.16 um 10:14 Uhr
.
Weiter oben in den Bäumen war die Welt noch in Ordnung;
Dieser bedeutungslose Brand hat es nicht mal in die Regionalnachrichten geschafft.
..

Grüße aus der Hitze .... Ricci

Ein regelmässiges Abbrennen hat auch seine Vorteile.
Wenn die brennbare Laubschicht am Boden zu dick wird und sie entzündet sich doch einmal, verbrennen auch die grossen Bäume und der gesamte Wald ist auf Jahrzehnte komplett verschwunden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Zeppi

Zitat von: Berthold am 01.Mai.16 um 10:56 Uhr
Ein regelmässiges Abbrennen hat auch seine Vorteile.
Wenn die brennbare Laubschicht am Boden zu dick wird und sie entzündet sich doch einmal, verbrennen auch die grossen Bäume und der gesamte Wald ist auf Jahrzehnte komplett verschwunden.

Hier baut sich keine Laubschicht auf, nach der Regenzeit ist alles kompostiert und verschwunden.
Das sind keine Trockenwälder.
In Khun Chae hat es lange nicht gebrannt, das sieht sah man an den größeren Orchideen in Bodennähe. Trotzdem sieht man Laub nur in der Trockenzeit.
Grüße ... Ricci