Ideologische Beschränkung der Grünen in der Gentechnik

Begonnen von Berthold, 17.Okt.14 um 23:22 Uhr

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orchitim

Zitat von: Berthold am 15.Feb.15 um 21:16 Uhr
Nicht umsonst sind die Deutschen, die sich mit den Pflanzenwissenschaften beschäftigen so sauer über die deutschen Regierungen und müssen ins Ausland ausweichen, um eine Stelle zu bekommen.

Wenn Du sagst, die Forschung würde gefördert nur die Anwendung nicht, so wäre das doch so, als wenn Du die Entwicklung eines neuen Automobils mit Forschungsmitteln fördern, aber den Test auf den Strassen verbieten würdest. Das Fahrzeug darf nur auf dem Prüfstand getestet werden. Ein Test auf der Strasse könnte ja für den Fahrer oder die anderen Verkehrsteilnehmer zu gefährlich werden.

Naja ganz so ist das nicht. Wir machen eben die Grundlagenforschung, die ist meist laboriert, und die anderern entwickeln darauf aufbauend praxisrelevante Anwendungen. Auf dieser Basis wir bei uns zukünftig auch gearbeitet, nur nicht mehr zwingend auf Individuenebene sondern anhand komplexer Systeme, wie die Natur nun einmal eines ist. Dabei werden dann anhand "genetischer Variablen" systemrelevante Eigenschaften getestet und am Lehrstuhl  Ökosystemare Dienstleistungen praxisrelevant aufgearbeitet. Wenn Du verstehst was ich meine. :whistle
Ich bin gegen ein Tempolimit - jeder soll soviel Taschentücher haben wie er mag.

Berthold

Zitat von: orchitim am 15.Feb.15 um 22:40 Uhr
Wenn Du verstehst was ich meine. :whistle

Ja, aber bei einem solchen Versteckspiel kommt doch keine Freude auf und bei jungen Leuten, die ihr gesamtes Leben dieser Technologierichtung widmen wollen schon garnicht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

orchitim

 :ka

Aber ich denke bei 95% International sicher nicht das Problem
Ich bin gegen ein Tempolimit - jeder soll soviel Taschentücher haben wie er mag.

Volzotan

#33
Berthold stütz dich mal nicht zu fest auf meine Aussage. Ich werde jetzt Doktorand in Hessen, Tom hat schon recht geforscht wird viel. Es stimmt allerdings auch das KWS mittlerweile das einzige Unternehmen ist das aktiv daran arbeitet GMOs zu entwickeln. Allerdings hat man dort mehr den Amerikanischen markt als Ziel. Erst letzten Sommer hat KWS eine neue Forschungsstation in St. Louis eröffnet, ich denke die gentechnische Abteilung könnte bald in die USA abwandern.

Es gibt natürlich wissenschaftliche Publikationen pro und kontra GMOs. Ich möchte aber anmerken das die Publikation die den größten Medienrummel aulöste eine absolute Farce war. (Seralini et al. 2012) Die Studie hält keinen wissenschaftlichen Standard, das sie veröffentlicht wurde ist eine Schande.
Die Medien stürzen sich dann wie die Asgeier auf sowas und alle nachfolgenden Studien die Unbedenklichkeit bescheinigen, werden dann nicht ernst genommen oder solange mit Vorwürfen der Abhängigkeit von Wissenschaftlern und Industrie bombardiert bis sie in der Versenkung verschwinden.
Tatsächlich ist es so, dass alle Universitäten und ihre Angestellten in irgendeiner Weise mit der Industrie verbunden sind. Geld für Forschung kommt schon lange nicht mehr in ausreichendem Maße nur vom Staat.

Ich gebe Berthold recht das in Deutschland keine vernünftige öffentliche Debatte des Themas GMOs geführt wird. Ich denke aber auch, das das nie möglich sein wird, weil das ganze einfach viel zu komplex ist um es kurz für jeden auf der Straße verständlich und korrekt zu beschreiben.

Viele der Techniken die erforscht sind sind meiner Meinung nach sicher. Ich muss immer an den Beitrag auf Arte denken in dem ein Französischer Forscher seine Technik zur Resistenzbildung gegen Viren im Wein mittels PTGS beschrieb. Eine wunderbar elegante Methode. Seine sehr gut gesicherten Versuchsflächen wurden von fanatischen Aktivisten komplett zerstört. Und das waren nicht etwa die Weinbauern der Umgebung, mit denen war alles offen und ehrlich vorher abgesprochen worden. Es hat mir für den Mann in der Seele weh getan, denn da schien sich das zu bewahrheiten was Berthold auch befürchtet. Einige wenige verhindern den Fortschritt für viele.
Es gibt übrigens GMO Papayas die auch mittels dieser Technologie entstanden sind, die sind schon seit Jahren auf dem Markt, ich denke die machen mittlerweile mehr als 80% des Anbaus auf Hawaii aus.

Über kurz oder lang wir sich Deutschland nicht komplett abschotten können. Ich finde die Plotik sollte lieber mal objektiver entscheiden denn dann kann man auch regulativ eingreifen. Wenn man alles immer nur ablehrt kommen die Sachen still durch das Hintertürchen.

Gruß Volzotan

Berthold

Zitat von: Volzotan am 16.Feb.15 um 01:31 Uhr
Berthold stütz dich mal nicht zu fest auf meine Aussage. Ich werde jetzt Doktorand in Hessen, Tom hat schon recht geforscht wird viel.

Aber das scheint nur in Bundesländern mit CDU-geführten Regierungen stattzufinden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Der Bundestag will in Frühjahr das Gentechnik-Gesetz verabschieden.

Im Gesetz soll neben den Begriff Vorsorgeprinzip auch der begriff Innovationsprinzip enthalten sein. Das heisst, eine neue Technik soll nicht zwingend erst dann erlaubt sein, wenn nach Jahrzehnte langen Test sämtliche Risiken für Mensch und Umwelt ausgeschlossen werden können.
Auch das Wort produktbezogene Betrachtung ist im Gesetz enthalten. Das bedeutet, nicht die Entstehung und die Zuchtmethode sondern die Eigenschaft der Pflanze ist dafür massgebend, ob sie unter die restriktive EU-Gentechnikverordnung aus dem Jahr 2001 fällt.
Der Weg für Crispr-Cas (Genomscheren) wäre damit in Deutschland frei.

Die Grünen und Umweltverbände sind sehr verärgert über die Einführung des Begriffes Innovationsprinzip. Konnten sie doch durch Klagen nach dem Vorsorgeprinzip erreichen, dass die Gentechnik praktisch in Deutschland verboten ist, da viele Nachweise über die Risokoarmut erst in Jahrzehnten erbracht werden können, was sich kein Unternehmen leisten kann.

Die neuen biotechnischen Verfahren zur Genveränderung gelten neben der künstlichen Intelligenz und der Stromspeicherung zu den grössten wissenschaftlichen Zukunftsthemen der Menschheit.

Ich bin der Meinung, es wäre sehr schade, wenn in Deutschland der Einstieg in dieses wichtige Thema durch eine ideologische Einstellung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen blockiert würde.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Agrarwende mit Crispr-Pflanzen?

Verschläft Deutschland diese Entwicklung schon wieder?
Ich freue mich in diesem Punkt, dass die Grünen nicht an der GroKo beteiligt sind.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Gentechnik zu Reduzierung der Klimagase von den Grünen nicht gewünscht. Man sollte sie zum Teufel jagen :devil

Mit moderner Gentechnik das Klima retten

    Von Julia Löhr, Berlin
    -Aktualisiert am 09.06.2021-14:12 FAZ


Ein Traktor fährt in Niedersachsen während der Kartoffelernte über ein trockenes Feld. (Archivfoto) Bild: dpa

In der Landwirtschaft könnte ein Fünftel weniger Treibhausgas ausgestoßen werden, sagen Forscher. Ausgerechnet die ,,Ökopartei" beharrt auf alten Prinzipien.

Der Schrecken der Landwirte heißt Phytophthora infestans. Der Pilz löst bei Kartoffeln die Kraut- und Knollenfäule aus. Weil er sich schnell auf Feldern verbreitet, gilt er unter Fachleuten als eine der gefährlichsten Pflanzenkrankheiten weltweit. Ernteeinbußen von 20 Prozent verursacht er im Durchschnitt. Biobauern droht sogar ein Totalausfall, weil chemische Pflanzenschutzmittel für sie tabu sind und die erlaubten Kupferlösungen bei Regen nicht an den Pflanzen haften bleiben. Forscher wollen nun ein neues gentechnisches Verfahren nutzen, um dieses Problem zu lösen: die Gen-Schere Crispr/Cas. Vereinfacht gesagt geht es darum, den Teil des Erbguts, der die Kartoffel anfällig für den Pilz macht, herauszuschneiden.

Auf Methoden wie dieser ruhen große Hoffnungen, könnten sie doch helfen, ein grundlegendes Dilemma zu entschärfen: Auf der einen Seite brauchen Landwirte zusätzliche Flächen, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Auf der anderen Seite sollen nicht noch mehr Moore trockengelegt und Regenwald abgeholzt werden, was dem Klima schadet. Könnten Bauern mithilfe von resistenten Pflanzen auf der bisherigen Fläche größere Ernten einfahren, wäre das ideal. Doch vor allem in Europa sind die Vorbehalte gegenüber Verfahren wie der Gen-Schere groß. Das dürfte sich auch am kommenden Wochenende wieder zeigen, wenn die Grünen auf ihrem Parteitag die Details des Wahlprogramms festlegen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Wie soll Deutschland da den Anschluss an den aktuellen Stand der Erkenntnis halten?

"Gentechnik für die Welt
Dabei geht es in der Gentechnikdebatte um mehr als weltanschauliche Perspektiven. Es geht auch um die Frage, wie man eine rasant wachsende Bevölkerung künftig noch ernähren kann. Denn allein mit gentechnikfreiem Biolandbau – auch, wenn die Grünen sich das wünschen würden – wird das kaum gelingen. Daher mehren sich seit Jahren Stimmen aus der Wissenschaft, die sich für einen pragmatischeren Umgang mit Gentechnik, vor allem mit sogenannter grüner, also naturnaher Gentechnik, einsetzen. Eindrückliches Beispiel ist ein offener Brief, der vor fünf Jahren von 107 Nobelpreisträgern unterzeichnet wurde."
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Rüdi

Mit gütigen Menschen zu leben, ist wie einen Raum mit Orchideen zu betreten -
        :: Kǒng Fū Zǐ  孔夫子 :: 推手 ::

Berthold

Zitat von: Rüdi am 07.Nov.21 um 18:30 Uhr
Nun, soo dringend brauchen wir die genmanipulierende Technik nicht! Es geht sicher anders!


Ja, für die Saarländer geht es anders aber nicht für viele hungernde Afrikaner oder Südasiaten.

Aktuell hungern etwas 690 Millionen Menschen auf dieser Erde. Die würden sich alle über auf gentechnischer Basis produzierte Lebensmittel freuen.

Das Saarland hat etwa 2700 km² Grösse. Aber auf einer Fläche von ca. 5 000000 km² hungern Menschen. Marl hat 88, ich habe nur selten Hunger.

Rüdi, Rüdi, Rüdi :nee
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

Wie oft muss ich das noch darstellen? Welche Gegenleistung kannst Du für die Speisung der 5000 erwarten? Du vernichtest deren Einkommen damit und füllst die große Tafel an der alle anstehen mit dem Zeug. 
Mit gütigen Menschen zu leben, ist wie einen Raum mit Orchideen zu betreten -
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Berthold

Rüdiger, ich verstehe nicht, was Du sagen möchtest.

Er geht um die ausreichende Ernährung von aktuell 690 Millionen Menschen auf dieser Welt, nicht um eine bestimmte Form der Weltwirtschaft. Das ist eine völlig anderes Thema.
Zunächst muss es ermöglicht werden, die Nährstoffe für diese Anzahl von Menschen (und demnächst um weitere Milliarde Menschen) herzustellen. Das geht nur mit Hilfe der modernen Gentechnologie, zunächst völlig unabhängig davon, wo produziert wird.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

doc snyder

Es ist schon vermessen, wenn sich Menschen aus einem Land, in dem es mehr Kranke auf Grund von "Überversorgung" gibt,
solche Entwicklungen verteufeln..."Gerade wo man nichts versteht, der Schnabel umso leichter geht" sei hier Wilhelm Busch zitiert.

https://www.transgen.de/forschung/428.goldener-reis-vitamin-augenerkrankungen.html
Schere das Schaf und töte den Bären, nie umgekehrt.