Orchideenkultur

Fachbereich => Pflanzenkrankheiten und andere Schäden => Thema gestartet von: Berthold am 01.Jun.16 um 19:52 Uhr

Titel: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Berthold am 01.Jun.16 um 19:52 Uhr
Es bilden sich schwarze Flecken auf den Blättern, sowohl auf alten als auch auf jungen Blättern.
Die Wurzeln scheinen in gutem Zustand zu sein.
Es scheint sich um eine Pilzinfektion zu handeln, denke ich.
Ist das Erscheinungsbild bekannt?

Hier Dracula polyphemus
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Jill am 02.Jun.16 um 11:27 Uhr
Das erinnert mich ein wenig an die Schwarzfleckenkrankheit/Schwarzfäule meiner C. lawrenceana, Berthold. Schau mal bei Hark, evtl. hilft das weiter: http://www.hark-orchideen.de/Pflanzenschutz/uebersicht.php?lang=de&navID=99
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Ruediger am 04.Jun.16 um 19:03 Uhr
Sind die Flecken trocken oder feucht?
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Berthold am 04.Jun.16 um 19:35 Uhr
Die Flecken sind trocken.
Seltsam ist, dass ich keine Übergangsphase vom grünen Blatt-Bereich zum schwarzen Blatt-Bereich entdecken kann. Der Farbumschlag kann ja nicht so plötzlich geschehen.
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Ruediger am 04.Jun.16 um 23:39 Uhr
Sind sie eingesunken?

Zeigen sie Fruchtkörper?

Haben sie eine Halo um die Flecken?

Sind sie schnell aufgetreten oder langsam?

Sind andere Pflanzen auch betroffen?
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Berthold am 04.Jun.16 um 23:55 Uhr
Die schwarzen Flecken sind eingesunken. Die schwarzen Blattzellen sind trocken und deshalb dünner als die gesunden grünen.

Früchtkörper sind nicht zu sehen

Halo ist nicht zu erkennen

Vermehrungsgeschwindigkeit wurde bisher nicht gemessen. Vor 3 Monaten gab es noch keinen schwarzen Flecken, höchstens eine schwarze Blattspitze. Aber schwarze Blattspitzen können bei Dracula auch durch schlechte Wasserversorgung nach dem Umpflanzen entstehen.

Eine weitere Dracula von 10 aus der Nachbarschaft zeigt auch wenige schwarze Flecken.

Die schwarzen Flecken sind bisher nur an sehr teuren Arten aufgetreten. Da fragt man sich, was ist Ursache und was ist Wirkung. grins

Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Ruediger am 05.Jun.16 um 01:20 Uhr
Ich denke es handelt sich am ehsten um einen Pilz, wobei Pseudonomas gerne ähnliche Symtome macht. Nur die breiten sich dann schneller aus und zeigen ein etwas anderes Schadbild.


Ich würde es mit mit Thiophenat-Methyl (z.B. Cercobin) oder Tebuconazol (z.B Folicur) versuchen, gerne kann man beide mischen und zusammen spritzen. Oder jeweils mit Azoxystrobin komninieren. Danach die Pflanzen ein paar Tage ohne direkte Sonne sehen lassen, gerne etwas kühler.

Danach weiter wie bisher kultivieren. Ruhig mal ein paar Flecken mit Folienstift markieren und schauen ob sie danach noch größer werden.

Einmaliges Spritzen sollte nach Kombination ausreiched sein.
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Berthold am 05.Jun.16 um 09:56 Uhr
Gut, danke, mache ich dann so, auf Deine Verantwortung.
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Berthold am 05.Jun.16 um 11:27 Uhr
Ich habe Celaflor zur Hand, gedacht gegen Sternrußtau, echten Mehltau und Rost an Rosen.
Die Inhaltsstoffe sind:
Trifloxystrobin 0.125g/l, Tebuconazol 0.125g/l, und sonstiges

Die Stoffbezeichnungen sind mir überhaupt nicht geläufig :wacko
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Ruediger am 05.Jun.16 um 17:49 Uhr
Das paßt, ist analog der 2. Kombination.
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Berthold am 19.Jun.16 um 21:57 Uhr
Der Blattpilz ist inzwischen von der Dracula auch auf das Basilikum gewandert. Er scheint also in Marl weit verbreitet zu sein.
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Ruediger am 19.Jun.16 um 22:50 Uhr
Phytophthora bertholdi ? :-p

Nein, würde dann mal gleich die Nachbarpflanzen mitspritzen, was macht die Markierung?

Wachsen die Flecken noch?
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Berthold am 19.Jun.16 um 23:45 Uhr
An der Dracula sind die Flecken nicht mehr gewachsen.

Der Basilikum-Topf steht seit 3 Wochen im Garten, Dracula immer im Gewächshaus. Ich weiss allerdings nicht, wie lange die Inkubationszeit bis zum Auftretender schwarzen Blattflecken ist.
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Ruediger am 19.Jun.16 um 23:50 Uhr
Im Zweifel muß man nochmals nach 2-3 Wochen spritzen, dann sollte das Thema durch sein.
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Zwockel am 26.Jun.16 um 07:23 Uhr
Guten Morgen,
ich bin nur froh das Marl weit weg ist.

grins

Die Sporen fliegen mit dem Wind in der Gegend rum.

Liebe Grüße

Will
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Berthold am 26.Jun.16 um 09:50 Uhr
Zitat von: Zwockel am 26.Jun.16 um 07:23 Uhr

Die Sporen fliegen mit dem Wind in der Gegend rum.

Liebe Grüße

Will

Will, aber Du weisst selber, der Wind kann schnell drehen. grins
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Berthold am 27.Aug.16 um 13:46 Uhr
Anfänglich sah es so aus, als wenn die neuen Blätter pilzfrei wären, aber leider entwickeln sich dort auch wieder diese Blattpilz-Schäden.

Die Therapie mit Fungiziden erscheint mir grundsätzlich ziemlich erfolglos, da die handelsüblichen Fungizide sehr pilzspezifisch wirken.
Wann erwischt als mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht den Pilz an der Orchidee.
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Ruediger am 27.Aug.16 um 14:42 Uhr
Oft liegt es daran, daß man nicht das richtige Fungizid einsetzt. Man fängt mit einer plausiblen Behandlung an und muß ggf. switchen, wenn man sieht das die Therapie nicht fruchtet.

Wichtig ist dabei, immer die richtige Alternative zu nehmen und nicht wieder ein Fungizid aus der gleichen Wirkklasse, d.h. ein alternatives Wirkspektrum muß gesichert sein.

Ansonsten sprüht man mit viel mit vermeintlich unterschiedlichen Fungiziden rum, das Wirkspektrum ist allerdings immer gleich, d.h. das kann ich mir ersparen.

Zusätzlich sollte man immer an eine Kulturveränderung denken, ich stelle z.B. erkrankte Pflanzen gerne mal in einen trockeneren Raum, um den Pilz das leben zusätzlich zu erschweren so als unterstützende Maßnahme.

Oder spritze nach einem systemischen Fungizid zur Sicherheit im Abstand von 1 Woche noch mit einem Kupferfungizid hinterher, das alles natürlich nur wenn es ein besonders hartnäckiger Pilz ist.

Da muß man selbst auch hartnäckig sein, sonst kann man Pech haben.

Cercobin wäre z.B. nun gut, das in Kombination Infinito sollte schon ein kalkulierter Schlag sein.

Danach in 1 Woche Kupferoktanoat hinterher spritzen. Ggf. muß Du die Behandlung in 4 Wochen wiederholen, daher ist es immer gut eine gewisse Auswahl an Fungiziden griffbereit zu haben.

Und bei merkwürdigen Pilzbefall immer am oberen empfohlenen Limit dosieren, da nehme ich gene Wirkstoffkombinationen unterschiedlicher Klassen, ansonsten reicht die mittlere empfohlenen Konzentration.
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Eerika am 27.Aug.16 um 15:45 Uhr
Zitat von: Ruediger am 27.Aug.16 um 14:42 Uhr
Zusätzlich sollte man immer an eine Kulturveränderung denken, ich stelle z.B. erkrankte Pflanzen gerne mal in einen trockeneren Raum, um den Pilz das leben zusätzlich zu erschweren so als unterstützende Maßnahme.

Das scheint mir sehr wichtig zu sein.
Wie bei den Menschen - erst die Ursache der Krankheit herausfinden und wenn dann nötig, kann man Tabletten, Spritzen usw. immer verschreiben. Meistens läuft es umgehrt....

Es ist schon sehr bedenklich, dass es bei dir so viele Infektionen, Fäulnis und Pilzbefall gibt, oft bilden auch Draculas keine gute gute Wurzel. Bei mir wachsen neue Wurzel im toten Moos wie Hefeteig.

Ich frage jetzt mal ganz doof in die Runde (da von Chemie nicht viel Ahnung) ist das lebendige Moos wirklich das Ideale für die Draculas? Es sind Torfmoose - ....Torfmoose können selbst in geringsten Konzentrationen vorkommende Nährstoffe aufnehmen. Im Gegenzug geben sie Wasserstoffionen an die Umgebung ab, womit sie sich selbst ein saures Milieu schaffen, das Konkurrenten im Wuchs behindert....

Ich muss dazu noch sagen, dass ich in den 17 Jahren mit Orchideen noch nicht ein Pilzmittel gebraucht habe. (Habe auch kein zu Hause).
Titel: Re: Blattpilz an Dracula
Beitrag von: Berthold am 27.Aug.16 um 19:24 Uhr
Zitat von: Eerika am 27.Aug.16 um 15:45 Uhr
Zitat von: Ruediger am 27.Aug.16 um 14:42 Uhr
Zusätzlich sollte man immer an eine Kulturveränderung denken, ich stelle z.B. erkrankte Pflanzen gerne mal in einen trockeneren Raum, um den Pilz das leben zusätzlich zu erschweren so als unterstützende Maßnahme.

Das scheint mir sehr wichtig zu sein.
Wie bei den Menschen - erst die Ursache der Krankheit herausfinden und wenn dann nötig, kann man Tabletten, Spritzen usw. immer verschreiben. Meistens läuft es umgehrt....
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Ich frage jetzt mal ganz doof in die Runde (da von Chemie nicht viel Ahnung) ist das lebendige Moos wirklich das Ideale für die Draculas? Es sind Torfmoose - ....Torfmoose können selbst in geringsten Konzentrationen vorkommende Nährstoffe aufnehmen. Im Gegenzug geben sie Wasserstoffionen an die Umgebung ab, womit sie sich selbst ein saures Milieu schaffen, das Konkurrenten im Wuchs behindert....

Die Ursache einer Krankheit liegt immer darin, dass ein Feind den Kampf ums Überleben gewinnt, nicht immer endgültig, sondern nur zeitweise. Das gilt für alle Lebewesen auf dieser Erde.

Jedes Lebewesen lebt in einem labilen Gleichgewicht zwischen überleben und gefressen werden. Wer gewinnt, ist reiner Zufall. Man kann sich nicht zu 100% schützen.
Bei der spanischen Grippe haben 20 Millionen Menschen gegen die Viren verloren. In Schwerte haben 300 Disas den Kampf gegen Pilze verloren.

Lebendes Sphagnum säuert seine Umgebung, um andere Pflanzen, Bakterien und Pilze fernzuhalten. Das würde das Wachstum von den meisten Orchideen ausser Cypripedium acaule stark behindern oder sogar verhindern.
Deshalb muss man das Sphagnum mit einem Substrat mischen, dass die Wasserstoff-Ionen von dem Sphagnum auffängt und somit die starke pH-Absenkung verhindert. Da reicht z. B. schon Pinienrinde.

Das Sphagnum wächst dann aber trotzdem noch, weil es angeblich einen Mykorrhiza-Pilzpartner hat, der das Moos auch noch zusätzlich beschützt und dadurch auch die Orchideen mit beschützt.
Ich habe aber den Eindruck, dass nicht in jedem Fall der Pilzpartner des Mooses in jedem Topf am Leben bleibt. Der Wuchs des Sphagnums ist nämlich von Topf zu Topf recht unterschiedlich