Orchideentour im Juli nach Italien

Begonnen von sokol, 07.Okt.20 um 22:12 Uhr

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sokol

Zwei weitere diesmal allogame Epipactisarten gibt es nur im südlichen Kalabrien.

Die erste ist Epipactis aspromontana, eine bis zum höchsten Punkt des Aspromonte, dem Montalto vorkommende Art. Da sie gerne an Wegrändern steht, ist das finden einfach, man muss nur auf den Montalto rauffahren.

LG Stefan

sokol

Die andere Art, Epipactis schubertiorum sieht wie eine kleinblütige Epipactis helleborine aus.
LG Stefan

sokol

Viel sieht man nicht vom Montalto, man bewegt sich ja fast ausschließlich im Wald.

Sizilien zur Epipactiszeit fehlt mir noch. Das mache ich eine anderes Mal.

Es geht jetzt wieder nach Norden und einen Strandaufenthalt gibt es auch.
LG Stefan

sokol

#108
Nördlich von Neapel gibt es im Gebiet eines alten Vulkans die einzige Auwaldart des Südens unter den Epipactis, Epipactis maricae. Sie kommt hier zwischen ca. 200m und 500m entlang eines Bachlaufs vor. Auwaldarten haben meist kurze runde Blätter, oft ein großes rundliches unterstes Tragblatt und kugelige Früchte. So ist es auch bei dieser Art.
LG Stefan

sokol

Wir machen noch mal einen großen Sprung in den Norden Latiums zum Lago di Vico, einem der dortigen Vulkanseen. Von dort hatte mein kroatischer Freund komische Epipactis im Internet gefunden und mich gebeten sie mir mal anzuschauen. Zufällig hatte ich die letzte Ausgabe des Journal Europäischer Orchideen dabei, das ich noch lesen wollte und da wurde auch von einem Fund von dort berichtet, mit exakten Koordinaten.

Ich war zwar ca. eine Woche zu spät dran, fand aber doch noch einigermaßen intakte Pflanzen. Es waren in der Tat die drei ähnlichen Arten Epipactis muelleri, placentina und robatschiana, die ich noch nie an einem Fundort zusammen gesehen hatte. Alle drei haben normalerweise keine Pollenschüssel und die Pollinien fallen ohne Barriere auf die Narbe.

Epipactis muelleri ist bis Mittelitalien verbreitet, Epipactis placentina bis in den Norden Kalabriens, während Epipactis robatschiana eigentlich nur aus dem Süden Kalabriens bekannt war. Eigentlich, weil ich schon am Gargano ein paar Pflanzen entdeckt hatte.

Epipactis muelleri gibt es auch bei uns, sie hat eine längliche und flache Lippe und die Vorderlippe ist ziemlich glatt.
LG Stefan

sokol

Epipactis placentina hat glattere Blätter und ist dunkler als die anderen beiden. Die Vorderlippe ist dreieckig und die Säule duckt sich tief über die Hinterlippe.
LG Stefan

sokol

Epipactis robatschiana ist blasser und blüht sehr oft vollkommen kleistogam.
LG Stefan

sokol

Noch ein Bild vom See und dem Biotop, bis es weiter in die Toskana geht.
LG Stefan

sokol

#113
Am Monte Amiata, einem alten Vulkan gibt es ausgedehnte Buchenwälder, in denen es einen lokalen Endemiten gibt, Epipactis etrusca. Es ist wieder eine selbstbestäubende Art mit Tendenz zur Kleistogamie. Auffallend bei ihr ist der schlanke Blütenstand, bei dem die Knospen gerne auch mal nach oben orientiert sind, offene und geschlossen bleibende Blüten durcheinander. Der Farbton der Lippe ist rot, während er bei den meisten Arten rosa ist.
LG Stefan

sokol

#114
Auch weiter im Norden gibt es Endemiten, Epipactis zauplensis ist eine Auwaldart, die im Nordosten Italiens in der Ebene entlang von Bächen wächst. Sie ist natürliche wieder autogam.
LG Stefan

sokol

#115
Recht ähnlich ist Epipactis autumnalis, die bis in den September blüht. Sie wächst an den ersten Alpenhängen oberhalb der Poebene, bevorzugt in Haselnusswäldern und recht trocken.
LG Stefan

sokol

Die letzte Epipactisart wächst ebenfalls in den italienischen Voralpen, nur noch etwas weiter nördlich, Epipactis thesaurensis. Sie blüht mal wieder gerne kleistogam und sieht dann von außen ganz grün aus. Nur unter ganz bestimmten Bedingungen öffnen sich die Blüten erzählte uns der Entdecker und Beschreiber der Art.
Dann aber sieht man, dass es sich um die Epipactisart mit den intensivsten Farben handelt.
LG Stefan

sokol

Wer mir bis hier auf der Reise gefolgt ist weiß jetzt, dass Italien das Zentrum der Gattung Epipactis ist. Nirgends sonst gibt es so viele Arten oder auch so viele Arten an einem Standort.
Es fehlen bestimmt noch 5 Arten, die ich selbst noch nicht gesehen habe oder zumindest nicht in Italien.

Weggelassen habe ich auch alles, was mir selbst nicht klar ist. Antonio soll ich das nächste Mal Aspirin mitbringen, ihm bereitet einiges ebenfalls Kopfschmerzen.

Zum Abschluss noch der Sonnenuntergang auf der Majella. Da ist die Szenerie einfach großartig.


LG Stefan

Berthold

Zitat von: sokol am 28.Okt.20 um 20:09 Uhr
Wer mir bis hier auf der Reise gefolgt ist weiß jetzt, dass Italien das Zentrum der Gattung Epipactis ist. Nirgends sonst gibt es so viele Arten oder auch so viele Arten an einem Standort.
Es fehlen bestimmt noch 5 Arten, die ich selbst noch nicht gesehen habe oder zumindest nicht in Italien.

Stefan, gibt es irgendwo Literatur zur Bestimmung dieser vielen Epipactis-Arten, die Du erwähntest. Von den meisten habe ich noch nie gehört.
Ist die Bestimmung für Dich eindeutig, oder gibt es öfter Zweifel bei der Zuordnung?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

sokol

Zitat von: Berthold am 28.Okt.20 um 20:14 Uhr
Stefan, gibt es irgendwo Literatur zur Bestimmung dieser vielen Epipactis-Arten, die Du erwähntest. Von den meisten habe ich noch nie gehört.
Ist die Bestimmung für Dich eindeutig, oder gibt es öfter Zweifel bei der Zuordnung?

Schlau machen kannst du dich am besten hier: http://www.aho-bayern.de/epipactis/fs_epipactis_1.html
Das ist die umfassendste Seite zur Gattung Epipactis.

Vieles ist mir klar und manche Arten erkenne ich auch knospig oder fruchtend. Probleme bereiten insbesondere die allogamen Sippen, weil die viel variabler sind. Auch verändern Epipactis insbesondere den Habitus, wenn sie sonnig/schattig stehen oder es eine kleine/große Pflanze ist.

Wir waren letztes Jahr zu dritt unterwegs und haben viel diskutiert, was uns in vielen Punkten weiter gebracht hat. Am Ende waren wir uns aber nicht immer einig und sind es immer noch nicht.

Bei den gezeigten Bildern bin ich mir sicher, dass es diese Arten sind.

LG Stefan