Aussaat von Cyp arietinum

Begonnen von Stick †, 09.Feb.10 um 12:09 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Stick †

An alle Aussaatler,
hat einer von euch schon mal C. arietinum Samen ausgesät? Wenn ja wie war eure Erfahrung? Habe soeben das Aussaatprotokol von William K. Steele gelesen, dass ich deshalb gekauft habe um über seine  Erfahrungen und das Substrat mehr zu erfahren.
Sehr interessant. Ich hoffe durch seine Erfahrung mit dem Substrat meine Misserfolge zu reduzieren.

VG!
Gerhard
Die Blöden rennen, die Schlauen warten, die Guten gehen in den Garten.

Claus

Im Januar 2008 hatte ich die mal ausgesät, aber ohne jeden Erfolg. Was mir dabei auffiel, es gab keine Bleichwirkung. Zunächst hatte ich mit 2,5% Ca-Hypochlorit gebleicht, dabei gab es keinerlei Aufhellung. Dann habe ich noch mit 0,5% NaOCl gebleicht, ebenfalls keine Reaktion. In Summe waren das 45 min.

Es könnte theoretisch sein, dass die Samen hätten noch viel länger bleichen müssen; denn aus USA lese ich immer wieder einmal über Bleichzeiten von vielen Stunden. Aber so lange Zeiten hatten wir nur mal bei Disa cornuta gebleicht (bis 80 min), die keimten aber auch mit viel kürzeren Zeiten.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Stick †

Halllo Claus,

ich habe eine Kopie des Protokoll wo alles genau aufgeführt ist und auch die  genaue Rezeptur. Da sind einige auch für mich Laien interessante Aspekte aufgeführ. Wenn Du Interesse hast kann ich Dir eine Kopie schicken.

Gerhard
Die Blöden rennen, die Schlauen warten, die Guten gehen in den Garten.

Charlemann

Ui!

Die wäre aber mal interessant zu lesen. :rot

Claus

#4
Also, bei der Aussaat vom 5.3.10 mit 60 min Bleiche zeigt sich jetzt ein einzelnes Protokorm. Immerhinque! Nährboden nach Steele mit Kartoffel und 1 ppm Kinetin. Nun kann das natürlich auch ein eingeschleppter Fremdsamen sein, glaube ich aber eher nicht, ich achte nach ein paar dieser Erlebnisse sehr darauf. So müssten dann in den nächsten Wochen weitere Samen keimen. Am 30.4.10 habe ich dann noch einmal ausgesät.

Interessant: Parallel ausgesäte C passerinum und flavum sind in der gleichen Zeit umlegefähig gewachsen. Da habe ich starke bzw. Massenkeimung. Die Embryonen sind im Vergleich zum C. arietinum sehr groß, soll heißen, wenn es so ist wie bei Calypso bulbosa, wo die Embryonen ebenfalls winzig sind, könnte eine so lange Keimzeit völlig normal sein. Muss mal Bill fragen.

So, Bill sagt dazu, 3-4 Monate Keimzeit sind normal. Man sollte sie vorher aber auch nicht anschauen, weil die keimenden Embryonen extrem lichtempfindlich sind. Das kenne ich von Cyp. macranthos, die Protokorme oder Sämlinge werden oft schwarz, nachdem man sie in hellem Licht genau betrachtet hat. Und bei der einzigen Keimung von Neottia, die ich je hatte, tötete das Licht den schon großen Sämling innerhalb von 3 Tagen ab. So lange die Sämlinge von Zucker oder durch den Pilz ernährt werden ist Licht auch nicht notwendig. Die Sämlinge zeigen schon selbst, wann sie Licht haben wollen, sie strecken sich dann auch im Dunkeln deutlich in die Länge.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Timm Willem

Hallo Claus,
aus den genannten Gründen, werde ich meine lichtempfindlichen Sinneszellen momentan nicht ans Glas halten.
Es gibt einzelne wachsende Protokorme. Es gibt leider aber auch eine Reihe von winzigen schwarzen Punkten, die darauf hindeuten, dass viele es nicht mal bis zum "normalen" Protokorm schaffen. Die Beobachtung stammt von der ersten Durchsicht, nur wenige Wochen nach der Aussaat, ist also nicht von Licht verursacht worden.
Übrigens vermute ich bei mac. und tib. ein anderes Problem, eine Aussaat von 2009 entwickelt sich sehr sehr langsam aber stetig weiter, das müssen wir noch einmal diskutieren.
Viele Grüße

Berthold

#6
Zitat von: Claus am 29.Mai.10 um 23:14 Uhr
So, Bill sagt dazu, 3-4 Monate Keimzeit sind normal. Man sollte sie vorher aber auch nicht anschauen, weil die keimenden Embryonen extrem lichtempfindlich sind.

Die extreme Lichtempfindlickeit der Protokorme halte ich für unwahrscheinlich.

In vielen meiner Reagenzgläser sind viele Arten mit unterschiedlichen Böden  nicht gekeimt oder die Embyonen sind nicht weitergewachsen. Auch dort würde ich eine Lichtempfindlichkeit als Ursache ausschliessen, obwohl ich mir die Gläser häufig bei Tageslicht oder Kunstlicht angeschaut habe.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Hallo Timm,
wir müssten vergleichbare Böden einsetzen. Ich bin im Moment noch am Knobeln, was der bessere Ansatz ist: Steele-Boden mit oder ohne Aktivkohle, die sich bei mir sehr bewährt hat. Bill setzt meines Wissens keine ein. Weiter: Sind die B-Vitamine entscheidend? Falls ja, sollte wir sie auch immer einsetzen. Ggf. sind schließlich die Rezepturen von Bill und mir identisch.

Klar ist soweit: Ohne Kinetin keimen die schwierigeren Arten nicht, wir brauchen zwischen 0,3 und 0,5 ppm.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Claus

Berthold,
zum einen ist die Lichtempfindlichkeit bestimmter Arten schon in der Literatur beschrieben, ich glaube, auch Hanne Rasmussen schreibt das; zum andern sieht das bei mir auch so aus. Wir werden das herausfinden.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 30.Mai.10 um 22:08 Uhr
Berthold,
zum einen ist die Lichtempfindlichkeit bestimmter Arten schon in der Literatur beschrieben, ...

Claus, hoffentlich liest das nicht jemand und benutzt das dann als "Ausrede", warum seine Aussaaten nicht keimen oder nicht weiter wachsen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Jetzt wo Du es sagst Berthold, fällt mir das massiv auf. :-D
Alles was nicht keimt hat mal Licht ab bekommen.

Claus

Ihr wollt doch wohl nicht die großen Orchideenkoryphäen Lügen strafen: Harvais, Hadley, Fast, Mead, Bulard, Lindén, van Waes, Debergh, Ballard und Rasmussen. Licht verhindert die Keimung bei den meisten terrestrischen Arten, oft sogar schon 0,3 Watt/m2 = 100 Lux. Gerade gekeimte Erdorchideen sind extrem lichtempfindlich, und die Fachleute empfehlen in den ersten 5 Monaten nach der Keimung noch Dunkelheit.

Ich habe mich daran auch nicht gehalten, aber besonders bei Cypripedien habe ich den Eindruck, dass Licht auch zur Phenolbildung führen kann.

Die jetzt umgelegten Cyps stehen dunkel, und dabei bleibt es vorerst. Die auf B1 und L1 umgelegten Sämlinge von Okt. 2009 stehen im kühlen dunklen Keller, und es geht ihnen sehr gut.

Ihr solltet also doch euer Licht unter den Scheffel stellen. (Matthäus 5, 14-16)  :-D :-D :-D
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Charlemann

Zitat von: Claus am 30.Mai.10 um 23:29 Uhr
Ihr solltet also doch euer Licht unter den Scheffel stellen. (Matthäus 5, 14-16) 

Nicht schon wieder Bauaktionen!
Claus, warum sagst Du uns sowas nicht früher? :motz

Berthold

Zitat von: Claus am 30.Mai.10 um 23:29 Uhr
Ihr wollt doch wohl nicht die großen Orchideenkoryphäen Lügen strafen: Harvais, Hadley, Fast, Mead, Bulard, Lindén, van Waes, Debergh, Ballard und Rasmussen. Licht verhindert die Keimung bei den meisten terrestrischen Arten, oft sogar schon 0,3 Watt/m2 = 100 Lux. Gerade gekeimte Erdorchideen sind extrem lichtempfindlich, und die Fachleute empfehlen in den ersten 5 Monaten nach der Keimung noch Dunkelheit.

Claus, da haben die Fachleute vermutlich Recht, aber sie meinen sicherlich 100 Lux über 12 Stunden am Tage und nicht 1 Minute am Tage (wenn ich mir die Protokorme alle 5 Tage mal 5 Minuten ansehe)



Zitat
Die auf B1 und L1 umgelegten Sämlinge von Okt. 2009 stehen im kühlen dunklen Keller, und es geht ihnen sehr gut.

Aber bei der symbiotischen Keimung herrschen doch ganz andere Verhältnisse mit einem völlig anderen Mechanismus der Nährstoffaufnahme.

Haben diese Fachleute überhaupt symbiotisch gearbeitet?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Zitat von: Claus am 30.Mai.10 um 22:06 Uhr
Klar ist soweit: Ohne Kinetin keimen die schwierigeren Arten nicht, wir brauchen zwischen 0,3 und 0,5 ppm.
Hallo Claus,
gerade die schwierigen Arten brauchen etwas mehr, z.B. calceolus. Viele Arten reagieren auch nach der Keimung auf diese Konzentrationen erst nach Monaten. Dazu hängt die Empfindlichkeit der Protokorme für Kinetin sehr stark von der Temperatur ab, die Optimaltemperatur bei der sie nicht negativ reagieren ist bei verschiedenen Arten unterschiedlich.