Stängelfäule bei Erdorchideen

Begonnen von Berthold, 08.Nov.08 um 19:15 Uhr

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Berthold

Diese Infektion tritt häufig bei Ophrys aber auch bei anderen Orchideen auf, die berüchtigte Stängelfäule:


Man erkennt sie meist erst, wenn die Rosettenblätter gelb werde oder wenn man die Rosette bei leichtem Ziehen plötzlich in der Hand hält. Da ist eine dringende Operation notwendig. Die Entwicklung der neuen Knolle ist hier schon deutlich erkennbar.



Der Stängel ist bis ins gesunde Zellgewebe hinein abzuschneiden. Die Schnittstelle soll mit Aktivkohle bestreut werden, um das Infektionsrisiko zu reduzieren. Dann kann man die Knolle wieder einpflanzen. Unterirdisch entwickelt sich die neue Knolle weiter aus der Substanz der alten Knolle.
Man hat ein Jahr verloren aber nicht die Pflanze. 
Hier kam die Operation noch rechtzeitig. Die Vegetationzentren der Pflanze sind noch voll intakt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Das typische Schadbild der Stengelfäule bei Ophrys und anderen Knollenorchideen.
Der Schaden tritt im Kalthaus etwa ab Februar auf, wenn die Pflanzen wachsen und etwas feuchter gehalten werden müssen.
Ich habe den Schaden beobachtet in rein anorganischem Substrat oder in 2-jährigen Substrat mit Neudohum.
Wenn ich im Herbst in eine frische Seramis-Mischung mit etwa 20% Neudohum topfe, hat bisher jede Pflanze gesund die Sommertrockenruhe erreicht. 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eveline†


Berthold

#3
Man muss den Stängel im Guten abschneiden, in die Blumenvase stellen und die Knolle wieder in neues Substrat einsetzen. Dann wandert noch etwas Power von der alten Knolle in die neue (rechts), welche dann im Herbst wieder normal austreibt.

Wenn man nicht abschneidet, wandert die Infektion auch in die neue Knolle und alles ist im Ophryshimmel.
In diesem Fall ist die neue Knolle schon sehr weit entwickelt, deshalb ist der Schaden reparabel. 

Die neue Knolle ist sehr viel grösser als die alte wegen des hohen Nährstoffgehaltes durch viel Neudohum im Substrat. Die Pflanze hat also trotz der kleinen Ausgangsknolle einen grossen Neutrieb und eine grosse neue Knolle gebildet.
Leider hatte ich vergessen, das Substrat im Herbst auszutauschen. Wenn es zu alt ist, bietet es keinen Schutz mehr vor Infektionen sondern bewirkt das Gegenteil.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eveline†

Danke!
Hattu aber Schwein gehabt.   :bag

Berthold

Zitat von: Eveline am 09.Mär.14 um 18:58 Uhr
Danke!
Hattu aber Schwein gehabt.   :bag

ja, aber die Ophrys auch. Wir haben beide Schwein gehabt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Catwheazle

Hallo,
ich hab oft das Problem gehabt, daß bei Erdorchideen im Spätwinter plötzlich diese direkt über der Knolle abfaulen.
Im Freiland passiert das komischerweise nie.
Ich versuche dem mit möglichst wenig und vorsichtigem Gießen sowie Lüften entgegenzusteuern, frage mich,
wie Härtel, Beyerle und co das Problem bewältigen.
Eine Idee, die ich noch hab, könnte die UV Strahlung/Sonne im Freiland noch ein Faktor sein? Durchs Glas geht ja nichts
durch.
Vom Aquarium hab ich die Erfahrung gemacht, daß z.B. durch J** "High light" t5 das Algenwachstum - besonders Blau und Rotalgen - stark gefördert wird. Grund ist angeblich der UV Anteil der Röhre. Lege ich eine Glasscheibe dazwischen oder benutze UV freie Lampen wie z.B. die von D** Trocal T5 ist das (beim gleichen Becken) nicht der Fall.
Vielleicht hat jemand die Kulturbedingungen bei Härtel schon gesehen?
Grüße
Bernd
οἶδα οὐκ εἰδώς, oîda ouk eidōs

Berthold

Beyrle löst das Problem durch Zumischung von ca. 20 bis 30% Toresa. Da seine Pflanzen symbiotisch gezogen sind, können die Keimpilze in dem sterilen organischen Anteil des Substrates noch einige Zeit überleben und schützen so vor der Infektion des Neutriebes.
Man kann durch Zumischung von Neudohum einen ähnlichen Effekt erzielen.
Eine weitere Reduzierung des Infektionsrisikos kann man durch anblasen des Substrates erreichen. Die über das Substrat streichende Luft führt automatisch zu besseren Luftaustausch auch innerhalb des Substrates. Der Luftsauerstoff ist der Todfeind der Fäulnisbakterien. 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Noch als Ergänzung:
Unsere Versuche mit dem Substrat von den Naturstandorten der Kalktrockenrasen und auch mit dem Lehm von Manne, wo Orchis palustris hervorragend in der Natur wächst, haben zum sehr schnellem Abfaulen der Neutriebe in ca. 90% der Tests geführt.
Diese Substrate sind sehr dicht und luftarm, deshalb können sich die anaeroben Bakterien darin gut ansiedeln und ausbreiten, wenn keine Orchideensymbiose-Pilze mehr enthalten bzw. abgestorben sind.

Man könnte theoretisch mit Antibiotika die Infektionen reduzieren. Aber der Einsatz von Antibiotika in der freien Umwelt ist sehr problematisch und sollte deshalb vermieden werden.

Man kann die Orchideen auch in rein organischem Substrat mit Holzhäckselanteil kultivieren und bestimmte Ständerpilze aus dem Garten im Topf ansiedeln. Dann gibt es auch keine Stängelfäule wie hier im Forum schon früher erwähnt. Aber die Technik ist auch aufwendig und unübersichtlich.

Deshalb ist der Luftaustausch im Substrat die gebotene Gegenwehr.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

purpurea †

Obi-Holzfasern sind genau so gut wie das teure Toresa. :thumb
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

orchis pallens

Alle 3 Wochen mit Previcur gießen, mit Teldor spritzen und, sofern noch vorhanden im Wechsel mit Eupar*n, und die Knolle nicht tiefer als 2 cm setzen, da tritt die Stängelfäule nicht auf
Blumen sind das Lächeln der Erde

HGO1

Ich schreib´s mal hier rein.
Leider habe ich es erst Heute bemerkt. Hatte in letzer Zeit nicht wirklich nachgesehen. Mein ehemals 9 triebiges Cypripedium shanxiense hat es auch erwischt. Der Fäulnisherd lag ca. 1 cm unter der Substratoberfäche.
Das Rhizom habe ich ausgewaschen und mit Orthocit behandelt. Mal sehen was passiert.
Gruß Horst
Wer an die Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen.