Reinhaltung der Keimpilze

Begonnen von Claus, 16.Jan.13 um 15:14 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Claus

Ich lege zur Zeit systematisch alle symbiotischen Sämlinge im Abstand von etwa 6 Wochen um. Wir haben schon mehrmals darüber diskutiert, wie man das am besten macht.

Eine Theorie ist, dass man die infizierten Sämlinge jeweils auf neuen unifizierten Boden bringen soll, damit die offensichtlich erfolgreiche Pilz"variante" sich auf diesem Wege fortpflanzen kann. Dazu habe ich bereits geschrieben, dass ich davon abrate, weil mir mehrfach eine ganze Generation auf diese Weise mit Schimmelpilz quer infiziert wurde. Sämlingen sieht man oft nicht an, ob sie außer dem Symbiosepilz noch einen Schadpilz an sich haben. Wenn ich die doppelt infizierten Sämlinge dann aber auf frischen Boden lege, entwickelt sich der Schadpilz schneller als der Symbiosepilz, und alles verschimmelt. Dazu trägt sicher bei, dass man die Samen bei der symbiotischen Kultur nur kurz desinfiziert, z.B. 5 min. Das reicht aber eben zur Abtötung aller Keime nicht aus.

Ich habe daher in der letzten Zeit den Pilz immer vorvermehrt, damit beim Umlegen bereits eine vom Symbiosepilz völlig infizierte Oberfläche vorliegt. Dabei habe ich das Infektionsmaterial aus einem Glas mit guter Entwicklung der umzulegenden Sämlinge entnommen. Heute weiß ich, dass auch dies nicht ausreicht.

Ich hatte wieder einmal je 15 Gläser parallel mit B1 und A36 auf diese Weise vorinfiziert. Während die 15 Gläser mit B1 einwandfrei erscheinen, hat sich auf allen 15 Gläsern mit A36 der Symbiosepilz gleichzeitig mit einer zusätzlichen Schimmelinsel entwickelt. Da vermute ich, dass die bereits zuvor umgelegten Sämlinge sich eine Schimmelinfektion eingefangen hatten, die sich wegen der vorinfizierten Oberfläche nicht "ausleben" konnte. Bisher ist an diesen Sämlingen, die nun noch nicht umgelegt werden konnten, auch kein Schimmel zu sehen.

Nun grüble ich nach, wie ich das Verfahren sicherer machen kann. Wahrscheinlich muss ich mir ein Reservoir schaffen, das einwandfrei ist, und aus dem ich dann jeweils das Infektionsmaterial entnehme. Da bei diesem Auf und Zu aber auch die Gefahr der Querinfektion besteht, muss ich mir wahrscheinlich mehrere kleine Gefäße mit den Pilzen herstellen, von denen ich jeweils einmalig einen Satz Gläser infiziere und den Rest wegschmeiße. Reagenzgläser sind da wohl weniger geeignet, da man die winzigen Pilzproben nur unbequem herausholen kann. Ich denke da an die sehr kleinen 50 ml Rundgläser, von denen ich eine größere Menge habe.

Das mag alles kompliziert klingen, aber der Ärger, den ich schon bei Massenvermehrungen hatte, bei denen ich mehrere hundert Sämlinge wegschmeißen musste, ist es wert, das Verfahren sicherer zu machen. Gibt es weitere Ideen?
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Volzotan

Claus wir wäre es mit Falcon Tubes, die kann man auch autoklavieren falls du sie mehrfach verwenden willst, die Dinger sind praktisch und haben auch 50ml Volumen.

Gruß Volzotan

Uhu

Hallo Claus,

wenn ich schöne Protokorme mit Fermdinfektionen habe versuche ich auch immer wieder diese durch Umlegen zu retten. Das klappt leider so gut wie nie.

Wenn man aus mehreren Gläsern umbettet ist es sehr wichtig zuerst die sauberen Gläser zu verarbeiten und zuletzt die fremd inzfizierten. Auch in der Bench fliegen nach infizierten Gläsern immer irgendwelche Sporen rum oder haften an zuvor sterilen Handschuhen, Instrumenten etc.

Zur Aussaat desinfiziere ich deutlich länger als 5 Min. - so 20-30´liegen die Samen in H2O2, zwischendruch schüttele ich immer mal etwas. Das funktioniert ganz gut. Das Desinfektionsröhrchen darf nicht mit zuviel Saat bestückt werden. Dann werden die Samen beim Schütteln nucht ausreichend umspült. Ich habe im Herbst aus Zeitgründen versucht 2 Portionen in einem Reagenzglas zu desinfizieren. Das war ein voller Fehlschalg und ich durfte alles einzeln nochmal wiederholen. Da hat´s geklappt.
Grüße Jürgen

Claus

Zitat von: Volzotan am 16.Jan.13 um 16:25 Uhr
Claus wir wäre es mit Falcon Tubes, die kann man auch autoklavieren falls du sie mehrfach verwenden willst, die Dinger sind praktisch und haben auch 50ml Volumen.
Gruß Volzotan

Ich habe eine Menge ähnlicher Zentrifugenröhrchen. Die haben aber wohl alle einen Stopfen aus PE - glaube ich - und die wären nicht sterilisationsfest. Aber meine kleinen Rundgläser tun es auch.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Claus

Zitat von: Uhu am 16.Jan.13 um 16:31 Uhr
wenn ich schöne Protokorme mit Fermdinfektionen habe versuche ich auch immer wieder diese durch Umlegen zu retten. Das klappt leider so gut wie nie.

Ich habe das auch aufgegeben. Zwar gibt es oft eine Koexistenz zwischen Sämlingen und Schimmel, aber spätestens beim nächsten Umlegen sind sie futsch.

Ich berichte mal nach längerer Zeit über die Verfahrensvariante.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Rhodosfreund

Hallo Claus,
warum nimmst Du nicht sterile Petrischalen. Ich habe damit in der letzten Zeit (fast 1 Jahr) sehr gute Ergebnisse erziehlt. Die Schalen sind auch recht preiswert, sie sind zu 20 Stück steril verpackt und kosten je 20 Stück 1,79 plus MWst. Du kannst dan auch mit der Lupe oder dem Mikroskop sehr gut kontrollieren, ob die Schalerein geblieben ist.

Gruß

Achim

Claus

Achim,
ich habe ja grundsätzlich keine Probleme mit Aussaat und Umlegen. Aber wenn ich mir einen Schadpilz einschleppe, dann ist es egal ob im Glas oder in der Petrischale. Ich habe auch schon mit Petrischalen gearbeitet, war damit aber nicht so zufrieden wie mit Glas.

Es geht hier um das Anlegen von reinen Pilzkulturen, die ich dann jeweils zum Vorinfizieren einer Serie verbrauche. Da sind kleine sterilisierfähige Gefäße ideal, solange man den infizierten Agar gut heraus holen kann. Das wiederholte Herausholen aus einem größeren Gefäß hat sich auch nicht bewährt.

Dass auch Profis mit den Pilzen ähnliche Probleme haben, zeigte mir eine Lieferung von der DSMZ, die sich dann als mit Schimmel infiziert herausstellte - nicht bestritten von der DSMZ und erstattet!
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Rhodosfreund am 16.Jan.13 um 18:57 Uhr
Hallo Claus,
warum nimmst Du nicht sterile Petrischalen. Ich habe damit in der letzten Zeit (fast 1 Jahr) sehr gute Ergebnisse erziehlt. Die Schalen sind auch recht preiswert, sie sind zu 20 Stück steril verpackt und kosten je 20 Stück 1,79 plus MWst. Du kannst dann auch mit der Lupe oder dem Mikroskop sehr gut kontrollieren, ob die Schalerein geblieben ist.

Gruß

Achim

Achim, ich halte Pflanzen teils bis zu einer Grösse von 5 bis 8 cm Höhe auf dem Pilzagar. Da gibt es doch kaum Alternativen zu Marmeladengläsern (oder grosse Erlenmeyerkolben).
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rhodosfreund

Hallo Claus, hallo Berthold,
eigentlich nehme ich die Petrischalen vor allem deshalb, damit ich den Entwicklungsablauf der Samen und Sämlinge fotografisch verfolgen kann. In Gläsern ist das kau so gut möglich. (sieh die Bilder, die Du, Bertold, für mich ins Forum gestellt hast)

Gruß

Achim

Berthold

Klar, Achim. Für Deine Untersuchungen sind die Petrischalen natürlich optimal, keine Frage.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Wenn ich neue Gläser mit einem vermutlich reinen Pilz infiziere, lasse ich 2 Gläser als Kontroll-Gläser ohne Aussaat, um den Pilz in seiner Entwicklung beobachten zu können und ein Glass besäe ich mit Standard-Samen, dessen Entwicklung ich kenne, um die Keimpotenz des Pilzes zu testen. Zur Zeit verwende ich Orchis laxiflora dazu.
Die Kontroll-Gläser werden später wieder (nach Kühlschranklagerung) zur Neuinfizierung benutzt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)