Eulophia

Begonnen von Lilith, 03.Feb.11 um 18:02 Uhr

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plantsman

#30
Moin,

bei diesen Eulophia ist das etwas anders. Das ist der normale Zustand des Neutriebes um diese Zeit. Die Knospe schwillt zwar schon an, das Längenwachstum beginnt aber erst bei mehr Wärme. Dann geht es aber ab wie besagte Katze. Dieses Verhalten zeigen die Knollen mit oder ohne Wurzeln, bei mir jedes Jahr seit nun 10 Jahren. Meine bekommen ihren Dünger erst zur Hauptwachstumszeit ab Mai.
Das Knospenwachstum scheint eher von den Temperaturen als durch die Stoffaufnahme der Wurzeln gesteuert zu werden denn viele Eulophia beginnen ihr Wachstum und die Blüte schon in der heißesten und trockensten Zeit des Jahres ca. 4 Wochen vor der Regenzeit. Ob die Knospe eine Blüte in sich trägt oder nicht hängt dann noch von der Menge der letztjährigen Stoffreserven, also von der Größe der Knolle, ab.

Auch an alten Knollen habe ich bei E. guineensis schon Neutriebe gehabt, aber meist nur, wenn nichts anderes möglich war, nach dem Teilen. Nach kurzer Zeit hatten die "Rückbulben" Austriebe. Seitliche Austriebe bei der getopften Pflanze nur 2mal. E. andamanensis andererseits überrascht mich jedes Jahr neu, die treibt aus, wo sie will :pill (aber bevorzugt schon an den Vorjahres-Knollen).
Tschüssing
Stefan

MonSun

Zitat von: plantsman am 03.Feb.12 um 12:25 Uhr
...denn viele Eulophia beginnen ihr Wachstum und die Blüte schon in der heißesten und trockensten Zeit des Jahres ca. 4 Wochen vor der Regenzeit...

Tachschen!
Das Thema holt uns immer wieder ein. Exoten auf der Fensterbank oder im Gewächshaus.
Die Trockenzeit am Standort (im heißen Sommer!) ist durch Ruhezeit (im kühlen Winter!) zu simulieren.
(Eigentlich könnte ich so gesehen Eulophia auch am wärmsten Fensterbrett in die Sonne stellen, solange ich mir das Gießen verkneife, oder?)

LG
MS

plantsman

Moin,

der Klimagang an den Standorten von Eulophia guineensis ist doch etwas anders. Die Ruhezeit (Dezember bis März) ist trocken und warm (Tagesdurchschnitt im Dez/Jan 21°C), am heißesten ist es im April/Mai (Tagesdurchschnitt 24°C) kurz vor der Regenzeit, die ca. Ende Mai beginnt und bis Oktober anhält. Ansonsten schwanken die Temperaturen so um die 22/23°C. Meine beiden Pflanzen blühen immer Anfang April (das passt grins).
Bei E. andamanensis wird es im April/Mai im Schnitt sogar noch wärmer, ca. 30°C. Der kälteste Monat ist Januar mit 23°C. Hier ist die Wachstumszeit von Mai bis November mit ca. 27°C Durchschnitt. Meine E. andamanensis ist ein grünblütiger Klon, dessen interner Rhythmus um 2 Monate von meinem errechneten abweicht, er ist nach hinten verschoben. Sie blüht also im Juni und hat ihr Hauptwachstum von Juli bis Januar. Der braunblütige Klon, den ich mal hatte (habe ihn verschenkt) hat sich aber an diesen Jahresgang gehalten. Interessanterweise haben auch 2 andere Südostasiaten bei mir diese Rhythmusverschiebung (Nervilia plicata, Calanthe rosea). Da kommt man nur mit dem Beobachten der Pflanze dahinter.
Schlussendlich bedeutet es, das der sommerliche Regen die Temperaturen immer etwas absenkt, der Sommer also gar nicht so heiß ist, sondern das späte Frühjahr.
Tschüssing
Stefan

MonSun

Lieber plantsman,
warum wachsen Pflanzen, wie sie wachsen?
Die Frage erscheint trivial.
Ist es aber nicht, wie ich meine.
Ich sehe 2 Parameter, um das Wachstum zu steuern: Gene & Umwelt.

Welche Erfahrung hast Du?
Gibt es einen eingebauten Kalender (Genetische Steuerung)?
Oder werden die Pflanzen durch äußere Einflüsse getriggert (Umwelt)?

Wahrscheinlich durch beides?
Und beißt sich das? Oder wie geht das dann rein praktisch?

Was würde eine Deutsche Eiche tun, wenn ich sie in einer Vitrine halte und durchkultiviere?????

Wäre interessant zu wissen.
Meine ich.

LG
MS

Berthold

Zitat von: MonSun am 08.Feb.12 um 17:50 Uhr
Lieber plantsman,
warum wachsen Pflanzen, wie sie wachsen?
Die Frage erscheint trivial.
Ist es aber nicht, wie ich meine.

LG
MS

Liebe Monica Sunshine, so langsam näherst Du Dich den Grundfragen des Lebens. Diese werden von Naturwissenschaftlern und gläubigen Menschen unterschiedlich beantwortet.

Zu welcher Gruppe rechnest Du Dich denn? Das wär für die Antwort gut zu wissen, damit Du nicht frustriert wirst.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

MonSun

Lieber Berthold Vogel auf dem kahlen Ast.
Ich rechne mit frustigem Wetter.
;-)
LG
MS

MonSun

#36
@plantsman
Jetzt kommt auch an der 3. und damit letzten Vorjahresscheinbulbe ein NT/BT.
Also? Alles im Normalbereich.

Es ist schon Verlaß auf die Pflanzen, wenn auch die Feinheiten der Bio-Steuerung dem Pflegepersonal verborgen bleiben.
Warum hinkt diese Bulbe zeitlich hinterher?
Warum klappt der Kalender aber im Grunde doch recht gut?
So plus-minus ein paar Tage stimmt immer.
Warum erscheint der BT genau an dieser Stelle der "Mutter"; es gäbe ja rund um die Scheinbulbe genügend andere Augen.

Interessant bis eigenartig, unsere Pflanzen...
So, ich werde jetzt mal wieder zurückschalten mit meinen Beiträgen zu der Eulophia, sonst wird es langweilig.
LG
MS

plantsman

Moin,

eine kleine Ausführung zur internen Steuerung bei Pflanzen sei mir erlaubt grins.

Hauptsächlich sind es genetisch festgelegte chemische Prozesse in der Pflanze, die das Wachstum steuern. Wobei diese Vorgänge dann von klimatischen Einflüssen ausgelöst werden. So bauen unsere winterharten Gehölze durch die kürzeren Tage und die Absenkung der Temperatur im Herbst Hormone auf (genetisch bedingt), die erst nach einer definierten Einwirkzeit von Kälte abgebaut werden. Wenn das passiert ist, verharren die Knospen so lange, bis wieder eine bestimmte Abfolge der Witterung eintritt und sie auszutreiben können (Klimaeinflüsse).
Bei den winterwachsenden australischen Erd-Orchideen sind es die sinkenden Temperaturen im Herbst, die das Wachstum auslösen, bei Eulophia guineensis sind es vielleicht die steigenden Temperaturen und die länger werdenden Tage, die den Austrieb fördern. Das Hauptwachstum setzt dann aber erst ein, wenn die Temperaturen mit dem Beginn der Regenzeit wieder sinken und die Pflanze nicht vertrocknen kann. Die Blüte kommt vielleicht vor dieser Regenzeit, weil durch dann herrschenden hohen Temperaturen die Insekten aktiver sind und die Früchte dann noch in der Regenzeit reif werden. Soviel zur Theorie.

Wenn sie denn blüht gibt es dann aber Bilder von Dir :tsts (meine wird dann auch gezeigt)
Tschüssing
Stefan

MonSun

plantsman, ich beneide Dich um Dein Fachwissen!
Ja, falls und wenn sie denn blühen sollte. Gibt es Bilder.
Sonst nächstes Jahr wieder...
LG
MS

plantsman

Moin,

die Blütentriebe kommen immer aus den Blattachseln der Niederblätter des Neuaustriebs. Es könnten also noch an allen dreien Blütentriebe entstehen, sie sind aber noch nicht zu sehen. So einzeln kommen die Blütentriebe eigentlich nie.
Tschüssing
Stefan

MonSun

Möge es so sein.
Ich habe das so in Erinnerung: zuerst kommen die BT und dann am gleichen Trieb von unten Blätter und die Bulbe.
Aber wer weiß, was ich damals wirklich wahrgenommen habe.
Das alles ist eine Weile her. Die Pflanze hatte nach dem Kauf zweimal geblüht und dann dreimal nicht mehr. So ungefähr war das zeitlich.

Jetzt im März verdoppelt sich die Wassergabe von 60 auf 130 ml / Woche.

Ich bin ja mal gespannt.

LG
MS

plantsman

Moin,

da wird die Geduld auf eine harte Probe gestellt. Meine erste E. guineensis hat sich 9 Jahre Zeit gelassen bis sie geblüht hat. So wie die Stammknollen aber aussehen, könnte es nächstes Jahr losgehen.
Bei meiner großen E. guineensis zeigt sich bisher ein Blütentrieb, da aber noch drei weitere Neutriebe recht klein sind, könnten noch ein paar dazukommen. Meine kleinere E. guineensis muss die Dresdener Ausstellung vom letzten Jahr noch verdauen, da rechne ich dieses Jahr mit nix.
Die E. andamanensis von mir kommt jetzt gerade erst in ihre Ruhezeit, was da passiert wird sich in ca. 2 Monaten zeigen.
Tschüssing
Stefan

plantsman

Moin,

nach meinem ganzen Geschwafel soll jetzt mal ein wenig Farbe in die Ausführungen gebracht werden.
Tschüssing
Stefan

Eerika

 :thumb
Wunderschön!
Du hast sie gut im Griff!

plantsman

Moin,

die zweite meiner beiden Eulophia, E. andamanensis, blüht jetzt auch. Gerne hätte ich noch mehr Arten. Vor allem in Afrika gibt es einige kleinere, sehr hübsche. Aber die erhältlichen terrestrischen Orchideen von diesem Kontinent beschränken sich fast nur auf die kalten, winterwachsenden Südafrikaner.
Ich besitze einen grünblütigen Klon, dessen Wachstumszeit 3 Monate später beginnt, als die des braunblütigen, den ich mal hatte und der sich bei mir nie so recht wohl gefühlt hat. Die Kultur in einer Schale in einem humos-mineralischen Gemisch über guter Drainage mit wirklich ordentlich Wasser und Dünger im Hauptwachstum macht keine Schwierigkeiten. Wenn ich aber die Bilder im Netz von Pflanzen sehe, die teilweise zig Blütenstände haben, werde ich mit meinen 3 bis 4 immer etwas neidisch. Aber vielleicht mal in der Zukunft.......
Tschüssing
Stefan