Kultur von Stein-Laelien

Begonnen von Berthold, 03.Mai.09 um 11:23 Uhr

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Berthold

Zeig doch bitte mal ein Foto vom Habitus der Pflanze mit Grössenvergleich
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

juba

Vor Ostern geht es nicht mehr, bin unterwegs. Später dann

juba

So, hier das angeforderte Foto der kleinen L. itambana. Die Knospe hat sich übrigens in den 2 Tagen seit dem Fotografieren deutlich gerundet, bin ganz überrascht. Der Neutrieb ist kaum zu erkennen, wächst aber auch.

Hab noch eine Frage: meine Jungpflanze L. sanguiloba steht in Kies und schiebt im Moment ganz viele Wurzeln - nur leider wachsen die alle aus dem Substrat heraus nach oben... ein Zeichen dafür, dass die Pflanze lieber in ein "wärmeres" Substrat umziehen will? Worin habt ihr eure sanguilobas getopft?

Berthold

Die itambana ist ja noch klein mit wenig alten Bulben, die Nährstoffe an die Frontbulbe abgeben können, deshalb wundert mich, dass die Pflanze überhaupt schon einen Blütentrieb entwickelt.

Ich habe alle Steinlaelien in reiner Pinienrinde. Mit Lava oder Mixturen aus Pinienrinde, Lava und Akadama (Ton für Bonsais) hatte ich häufiger Fäulnis, allerdings damals noch in Plastiktöpfen. Jetzt steht alles in Tontöpfen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Muralis

Meine Laelia milleri möchte blühen. Ich habe diese Pflanze letztes Jahr von Gitti bekommen, ein superstarkes Exemplar, bestens eingewurzelt und mit einem langen Blütenstand mit noch kleinen Knospen, sorgsam verpackt und unbeschädigt angekommen  :classic

Ein paar Tage ist sie am Rand eines Regals im Wintergarten gestanden, dann bin ich angestreift und habe hinter mir noch den zerschellenden Krach des Tontopfes gehört. Einige der grünen Blätter waren abgebrochen und vor allem der Blütenstand, der war auch ab  :swoon

Dann hab ich ein email von Gitti bekommen, ob mit der milleri alles funktioniert hat - sowas von peinlich  :rot :rot :rot

Ich hab die Pflanze, die mit ihren zertrümmerten Blättern und dem enthaupteten BT extrem bedauernswert ausgesehen hat, dann nach einem Tag neu getopft und beschlossen alles daran zu setzen, dass die im nächsten Jahr wieder blüht...

Berthold

Wenn sie ein kräftiges gesundes Wurzelsystem hat, nimmt sie kaum Schaden durch verlieren eines Blattes.
Ich habe auch schon mal Blätter abgetrennt zum Zweck der Gewinnung von omnipotenten Zellen, aus denen wir in vitro eine neue Pflanze gewinnen wollten.
Hat aber nicht geklappt. Und der Pflanze hat es auch nicht geschadet.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ohey †

Mein Laelia mirandae ist mit 2 BR und insgesamt 16 Knospen und Blüten zur Blüte gekommen.

LG
Dieter


Gödi

Klasse Bilder ...!
Ab wann stellt ihr die Steinlaelien in den Aussenbereich - ab >5°C nachts?
@Dieter: Wann hängst du die Encyclia citrina raus? Kann doch langsam auch schon, oder?
Danke und Gruss, Gödi

Berthold

Steinlaelien aus Brasilien werden meist ohne lebende Wurzel in Deutschland angeliefert. Diese Pflanzen müsse hier etabliert werden. Dabei bilden sie neue Triebe und Wurzeln.
Meist erscheinen die Triebe zuerst bevor neue Wurzeln erkennbar sind.

In Rindensubstrat und warmer Luft lassen sich hier neue Triebe nach etwas 3 Monaten sehen.
Etwas schneller lassen sich die Pflanzen in Sphagnum etablieren, bedingt durch die höhere Luftfeuchtigkeit im Wurzelbereich. Allerdings müssen sich die in Sphagnum gebildeten Wurzeln nach dem Umsetzen in Dauersubstrat wieder umgewöhnen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: Gödi am 04.Mai.16 um 09:20 Uhr

Ab wann stellt ihr die Steinlaelien in den Aussenbereich - ab >5°C nachts?

Ich lasse die Steinlaelien inzwischen ganzjährig unter Glas stehen. Blätter, die sich unter Glas gebildet haben, leiden meist draussen unter den UV-Strahlen des Sonnenlichtes, wenn man sie nicht ganz langsam umgewöhnt.

Einige Pflanzen stelle ich raus, wenn es draussen nicht mehr unter 10° absinkt. Andernfalls wachsen die Pflanzen langsamer, weil man die warme Vegetationsperiode verkürzt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

walter b.

Also bei mir haben die Cattleya-Arten der Sektion Parviflorae den heurigen Freilandaufenthalt durchaus genossen und von dem vielen Licht, der frischen und bewegten Luft ungemein profitiert.
Als Einzige wächst Cattleya gloedeniana auf Meeresniveau, und die wollte bei mir auch ganzjährig im Glashaus nicht wirklich. Werde ich bei Gelegenheit nochmal versuchen.
Alle anderen Arten leben in m.o.w. bergigen Regionen zwischen 1000 und 2000 m. An diesen Standorten gibt es starke Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht und mehr oder weniger Jahreszeiten-Klima mit warmer Regen- und kühlerer Tockenzeit. 
Sie kommen ab April oder Mai in den Garten und waren bis vor Kurzem draußen.
Allerdings scheint es mir dass sie im Freiluft-Sommerquartier einen halbschattigen Bereich ohne die harte Mittagssonne bevorzugen und erst im Herbst einen Standort in der vollen Sonne mögen. Auch in Brasilien verstecken sich die Pflanzen mancher Arten im Gras oder unter Gebüsch.
Im Sommer trocknen die Steinchen bei mir nicht stärker aus und auch beim Düngen vergesse ich nicht auf sie. Bei Nachttemperaturen zwischen 5 und 10 Grad werden sie dann wieder reingeholt.
So ist heuer alles aus dieser Ecke gut gewachsen und auch Blüten zeigten und zeigen sich nach und nach. Momentan blühen die letzte Cattleya sanguiloba, C. colnagoi, C. fournieri und zwei C. hoehnei, C. reginae steht mit Knospen da und andere zeigen Schatten in den Blütenscheiden bzw. wachsen noch.
Im Winter stehen sie hier im Kalthaus ganz oben, was maximales Licht bei starken Temperaturunterschieden garantiert. Gegossen werden sie dann weniger, dafür immer wieder genebelt. Einen Ventilator werde ich noch installieren, weil Luftbewegung sind sie von "daheim" schon gewohnt...

Viele Grüße
Walter

Berthold

Ich habe den Eindruck die Bedingungen für das gute Wachsen der Steinlaelien herrschen hier nur für zu kurze Zeit in Hinsicht auf den natürlichen Vegetationszyklus der Arten in ihrer Heimat.
Die meisten Arten kommen hier erst im Winter, also in der kalten Dunkelheit zur Blüte.
Das führt meist zum Vergeilen der Blütentriebe, da sie nicht hinreichend uv-beleuchtet und im Wind geschüttelt werden können.
Hier eine Laelia vasconcelosiana als Beispiel
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rolandooo

Zitat von: Berthold am 05.Mai.09 um 17:20 Uhr
Zitat von: Moli am 05.Mai.09 um 13:09 Uhr
generell würde ich zumindest keine Erde an "erwachsene" Epiphyten tun. Auch die, die viel Wasser mögen, wollen trotzdem Luft an den Wurzeln und Erde verdichtet zu sehr.
Bei Vanille und Cymbidium mag das z.B. gehen, bei Laelia und Cattleya lieber nicht.

Das verdichtete Substrat mit dem geringen Luftaustausch hat ja den prinzipiellen Nachteil, dass sich anaerob arbeitende Mikroorganismen im Wurzelbereich festsetzen und die Wurzeln zerstören wenn genügend und gleichmässig Feuchtigkeit vorhanden ist.

Wie ich die schönen Bilder vom Naturstandort beurteile wachsen dort die Pflanzen in den Felsspalten auch in einem ziemlich dichten Substrat. Diese kleinen Humusnester in den Felsspalten sind meist stark verdichtet. Die gleichen Verhälntnisse hat man auch in unseren Alpen, wo z.B. diese Teufelskralle Phyteuma comosa wächst.

http://images.google.de/imgres?imgurl=http://flora.nhm-wien.ac.at/Bilder-P-Z/Physoplexis-comosa-2.jpg&imgrefurl=http://flora.nhm-wien.ac.at/Seiten-Arten/Physoplexis-comosa.htm&usg=__4IKAvVU-MhRlRSRlpM1ZC3CiCAg=&h=768&w=576&sz=73&hl=de&start=2&um=1&tbnid=AnWd77Ptmzu2TM:&tbnh=142&tbnw=107&prev=/images%3Fq%3Dphyteuma%2Bcomosa%26hl%3Dde%26sa%3DN%26um%3D1

Welche Mechanismen verhindern am Naturstandort, dass die Laelien dort in verdichtetem Substrat existieren können und hier bei der Topfkultur nicht?

Am Naturstandort in Gesteinsspalten und kleinen Ritzen sammelt sich organisches Material über sehr lange Zeiträume an und wird ausgelaugt. Sonne, Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit, Regen, Trockenheit, verarbeitende Mikroorganismen. Am Ende von zig Jahren und mehr ist das organisches Material sehr nährstoffarm. Das kann man bei Moosen beobachten. Die wachsen auf diesen nährstoffarmen organischen alten Substraten am besten. Viele sind extrem empfindlich gegen Düngung jeglicher Art. Kann man im Garten beobachten. Mit Dünger kann man Steinmoose töten. Dazu sind die Steinlaelien an den Standort lange angepasst. Sind dort ja auch gekeimt. Ich habe Moose ansiedeln wollen. Sobald das Wasser aus der Leitung kommt oder sogar gedüngt ist sterben die. Dagegen mit Osmosewasser wachsen die in Ihrer Umgebung weiter wenn die nährstoffarm ist. Achtet mal in Zukunft auf alte Steinmauern, die stark bemoost sind. z.b. auf Tortula muralis, Grimmia pulvinata, Schistidium apocarpum, Homalothecium sericeum, Bryum argenteum, Orthotrichum diaphanum. Und dann: Dort wo die Hunde hinpinkeln sterben weiträumig alle Moose ab. Am besten man stelle einen Tontopf mit mineralischen Substrat am Naturstandort ab und hole den in 10 Jahren wieder ab. Das war ein Scherz.

Berthold

Roland, meinst Du die Nährstoffarmut des Ritzensubstrates wäre der einzige Grund, dass dort Steinlaelien gedeihen können?

Leitungswasser enthält Kalk, Osmosewasser nicht. Es gibt viele Pflanzenarten, die kalkfliehend sind.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

FlorianO

Man muss die Gesamtheit betrachten und nicht nur einen Faktor. Die Nährstoffarmut ist vor allem der Grund das keine anderen Pflanzen dort siedeln können. Die Steinlaelien haben diese Ökologische Nische für sich gefunden und ihren Stoffwechsel dementsprechend angepasst z.B kommen sie nichtmehr mit einem erhöhten Nährstoffangebot klar.