Kultur von Stein-Laelien

Begonnen von Berthold, 03.Mai.09 um 11:23 Uhr

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Markus_13

Bei mir kommt so etwas vereinzelt auch vor, z.B. seit 2 Jahren bei einer L. bahiensis fault so jedes Mal der Wintertrieb ab ebenso wie bei einer L. milleri x angereri. Ich würde jedoch niemals auf die Idee kommen, dies auf eine bestimmte Ursache zurückführen zu können. Zum einen deshalb nicht, weil die Pflege ja bei allen anderen Pflanzen sehr gut läuft und keine solchen Probleme auftreten lässt (hingegen bei diesen beiden in Serie). Zum anderen deshalb nicht, weil es sich bei beiden Pflanzen um JP handelt, die noch nicht richtig etabliert sind. Ich würde mich daher hüten, überhaupt eine Aussage treffen zu wollen, die mit einer (1) Ursache zu tun hat. Hätte sich dieses Problem bei meiner L. milleri, die ich seit Jahren pflege, gestellt, so wäre ich allerdings schockiert... Da es sich um Pflanzen handelt, die ich erst relativ kurz pflege, muss der Schaden ja nicht notwendig auf mein Konto alleine gehen, sondern kann Folge der Umstellung, des Vorbesitzers  oder überhaupt einer Pflanze sein, die rumzickt, aus welchen Gründen auch immer. Deswegen fange ich doch nicht an meine komplette Pflege in Frage zu stellen! Dazu läuft es bei den anderen Pflanzen viel zu gut.

Und noch etwas: Ich gehe auch nicht jedesmal beim Absterben eines NT hin und hole die Pflanze aus dem Topf. Das Substrat (das natürlich Lavalit enthält) ist für meine Kultur das Beste, was ich bisher kennengelernt habe. Wenn es also einen Fehler gibt, so liegt dieser sicherlich nicht (alleine) am Substrat, sondern eben daran, dass die Pflanze im Winter schwächelt, sei es, weil sie sowieso noch nicht genug Substanz hat, sei es, weil meine Pflegebedingungen insgesamt noch suboptimal sind.

Interessanterweise geht mir aber keine dieser Pflanzen ein - im Sommer machen sie einen NT, der stark und kräftig wird. Mit der Zeit werde ich wohl auch bei diesen beiden Pflanzen so starke Exemplare erhalten, dass sie dann auf wundersame Weise auf einmal auch den Wintertrieb durchbringen - ohne dass ich grundsätzlich etwas umstellen muss.

LG Markus

PS: Ach ja, etwas möchte ich doch noch umstellen, um der zu hohen Feuchtigkeit durch liegengebliebenes Sprühwasser vorzubeugen: die Installation eines kleinen Ventilators, da es in dieser (hellsten) Ecke des Wintergartens allem Anschein nach nachts zu wenig Luftzirkulation gibt.

Berthold

Markus, es gibt sicher immer viele Ursachen für die Schäden an einer Pflanze.
Die Hauptursache ist nach meiner Einschätzung die unterschiedliche Infektionsanfälligkeit einer Art in der asymbiotischen Topfkultur. Manche Arten überleben in der Natur nur in einem komplexen Umfeld aus Mikroorganismen, Pilzen und anderen Lebenwesen. Dies gilt insbesondere für "Erd"orchideen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Markus_13

Zitat von: Berthold am 03.Feb.14 um 16:43 Uhr
Markus, es gibt sicher immer viele Ursachen für die Schäden an einer Pflanze. Die Hauptursache ist nach meiner Einschätzung die unterschiedliche Infektionsanfälligkeit einer Art in der asymbiotischen Topfkultur.

Darum wundere ich mich ja, wieso Du meinst so genau wissen zu können, welches die Ursache für die Schäden sind, die Du beschreibst. Die unterschiedliche Infektionsanfälligkeit ist doch sicher nicht (nur) naturgegeben, denn dann würden die anfälligeren Pflanzen ja schon in der Natur aussterben. Es geht doch wohl mehr darum, die natürlichen Bedingungen, an welche die Pflanzen angepasst sind, so zu imitieren, dass diese ihre Widerstandskraft entwickeln, die sie auch in der Natur besitzen - ohne gleich beim ersten Windhauch oder bei der ersten Begegnung mit einem Bakterium umzuknicken oder wegzufaulen.

Das Wegfaulen des NT ist ein Symptom dafür, dass etwas nicht stimmt. Es kann sein, dass es schlichtweg die fehlende Luftzirkulation war, so dass Wasser zu lange auf dem empfindlichen NT liegen geblieben ist und die darin befindlichen Bakterien genug Zeit hatten, in die noch weichen Zellen des NT einzudringen und diesen zu schädigen. Es könnte aber auch genauso gut sein, dass es einen Wurzelschaden aufgrund zu häufigen Gießens gibt, welcher die Pflanze schwächt, weswegen der NT schwächelt und von Bakterien befallen werden konnte - oder beides zusammen. Oder ein Drittes: die Pflanze operiert am Limit, weil sie noch nicht richtig etabliert ist, also noch nicht genug Substanz gesammelt hat - und hätte zum gegenwärtigen Zeitpunkt gar keinen NT machen sollen, sondern erst im Sommer. Sie hat aber durch zu viel Gießwasser einen falschen Anreiz bekommen... etc. etc.

Woher willst Du das bei den langsam wachsenden Steinlaelien wissen, was genau die Hauptursache ist? Ich glaube, dass dies sehr sehr viel Erfahrung verlangt und viele Jahre Beobachtung an vielen Pflanzen - damit man ein Gespür dafür bekommt, woran ein Schaden gelegen haben dürfte... und spekulativ bleibt es trotzdem.

LG Markus

Lilian

Zitat von: Berthold am 01.Feb.14 um 13:49 Uhr
Eine genaue Ursache für die Fäulnis kenne ich somit noch nicht.
"Ah," said Mr Pin. "Right. I remember. You are concerned citizens." He knew about concerned citizens. Wherever they were, they all spoke the same private language, where 'traditional values' meant 'hang someone'."
Terry Pratchett

Berthold

#724
Zitat von: Markus_13 am 04.Feb.14 um 12:07 Uhr
Die unterschiedliche Infektionsanfälligkeit ist doch sicher nicht (nur) naturgegeben, denn dann würden die anfälligeren Pflanzen ja schon in der Natur aussterben. Es geht doch wohl mehr darum, die natürlichen Bedingungen, an welche die Pflanzen angepasst sind, so zu imitieren, dass diese ihre Widerstandskraft entwickeln, die sie auch in der Natur besitzen - ohne gleich beim ersten Windhauch oder bei der ersten Begegnung mit einem Bakterium umzuknicken oder wegzufaulen.

LG Markus

Das stimmt nicht. Die unterschiedliche Infektionsanfälligkeit ausserhalb der natürlichen Standort-Umgebung ist naturgegeben und hängt stark von der Art ab.
Deshalb haben die Arten innerhalb ihrer natürlichen Umgebung unterschiedliche Strategieen entwickelt, um sich vor Infektionen zu schützen. Diese Strategien funktionieren dann aber ausserhalb der natürlichen Umgebung oft nicht mehr.
Die natürlichen Bedingungen sind wegen der teils komplexen natürlichen Lebensgemeinschaft aus Pilzen, Bakterien und anderen Mikrolebewesen meist in der Kultur nicht nachzubilden, bzw. die Lebensgemeinschaft bleibt nicht langfristig stabil im Kulturtopf.

Deshalb ist der Versuch oft völlig falsch, die natürlichen Bedingungen nachbilden zu wollen. Man schafft es nur zu 50% und die fehlenden anderen 50% sind können tödlich für die Pflanze sein.
Ein Beispiel: Einige australische Erdorchideen wachsen in der Natur in scheinbar rein mineralischen Boden. In der Kultur sind sie nur in rein organischen Substraten am Leben zu halten
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Markus_13

Berthold, ich habe den Eindruck, dass wir aneinander vorbei reden.

Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass ich eine Steinlaelie nicht gleich aus dem Topf holen würde, nur weil ein NT verfault ist - dass die Wurzeln voraussichtlich nicht sonderlich toll aussehen werden, das weiß ich auch so. Und bei Verwendung von Lavalit oder ähnlichen anorganischen Substanzen kann der Schaden auch nicht vom Substrat herkommen, so dass ich dieses nicht eigens kontrollieren brauch.

Die Ursache für den Schaden kenne ich aber trotzdem nicht, zumal die Fäulnis nur ein Symptom ist - und möglicherweise die Folge einer Kette von Problemen...

LG max4orchids

Berthold

Zitat von: Markus_13 am 04.Feb.14 um 15:27 Uhr
Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass ich eine Steinlaelie nicht gleich aus dem Topf holen würde, nur weil ein NT verfault ist - dass die Wurzeln voraussichtlich nicht sonderlich toll aussehen werden, das weiß ich auch so. Und bei Verwendung von Lavalit oder ähnlichen anorganischen Substanzen kann der Schaden auch nicht vom Substrat herkommen, so dass ich dieses nicht eigens kontrollieren brauch.


Markus, wenn ich einen Schaden an einer Pflanze erkenne, der offensichtlich nicht durch Beissspuren auf den Blättern mit Folgeinfektionen verursacht ist, schaue ich mir zuerst die Wurzeln der Pflanzen an.
Dabei möchte ich sehen, ob im Substrat vielleicht lokale verdichtete Stellen entstanden sind und ob alle Wurzeln an den Spitzen oder nur die alten Wurzeln abgefault sind. Dabei versuche ich zunächst, den Substrat-Wurzelballen möglichst wenig zu reduzieren.

Wenn man anorganische Naturprodukte wie Lava als Substrate einsetzt, kann es auch schon mal passieren, dass das Substrat Pflanzen unverträglichen Komponenten enthält.
Die Zusammensetzung ist bei Naturprodukten nicht definiert und schwankt von Abbaucharge zu Abbaucharge des Leferanten. Manche Lava hat z. B. einen hohen Eisengehalt, andere einen niedrigen. Das Eisen kann man gut an der Rostfarbe erkennenn. Bims ist manchmal kalkhaltig, manchmal weniger kalkhaltig.

Der Boden mancher Habitaten der Steinlaelien im brasilianischen Erzabbaugebiet ist extrem mit Schwefeleisen versäuert und enthält viele Pflanzengifte. Wenn ich ein ähnliches Substrat hier mische, stirbt darin sofort jede Steinlaelia ab. In Brasilien kommen die Pflanzen damit zurecht, weil sie in extremer Sonne stehen, die sofort nach Regengüssen alles trocknet. Der Vorteil für die Steinlaelien, diese Habitate zu besiedeln besteht darin, dass sie weniger Konkurrenz haben, denn die meisten anderen Pflanzen vertragen den vergifteten Boden nicht. 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Muralis

Die Diskussion erinnert mich irgendwie an den Streit um den Kaiser seinen Bart... :yes ;-)

Im Grund genommen glaube ich schon, dass man in den meisten Fällen die Ursache für so ein Ereignis herausfinden kann.
Bei mir war es fast immer stehengebliebenes Wasser, sei es in jungen oberirdischen Pflanzenteilen oder im Untersetzer, oder organisches Material im Substrat, das die Wurzeln zum Absterben brachte.

In letzterem Fall muss man aus- bzw. umtopfen, im anderen Fall bleiben die Pflanzen im Topf.

Zur Zeit sehe ich hier bei mir keine Probleme dieser Art. Im Gegenteil - Februar isses und der Frühling ist angebrochen! Es erscheinen nun bei bereits kräftiger Sonneneinstrahlung endlich die NT, die ich haben möchte und die mir vll. die langersehnten Blüten bringen werden.

Bei Laelia ghillanyi bringt nun der eine NT, der noch im Herbst fertig wurde, gleich 2 neue NT. Die sind jetzt meine ganze Hoffnung nach den ca. 10 NT, die übern Winter langsam weitergewachsen sind und wohl alle blütenlos bleiben.

Laelia sanguiloba war auch so ein mickriges (Jung-)Pflänzchen, als es vor 2 Jahren zu mir kam. Aber der NT, der jetzt anschiebt, könnte für neue Maßstäbe sorgen (von Blüten will ich hier noch nicht reden)  :-D

Über die Regeneration von L. alvaroana gäbe es auch zu berichten, aber dazu ein andermal.

Berthold

Zitat von: Muralis am 04.Feb.14 um 20:49 Uhr
Die Diskussion erinnert mich irgendwie an den Streit um den Kaiser seinen Bart... :yes ;-)

Im Grund genommen glaube ich schon, dass man in den meisten Fällen die Ursache für so ein Ereignis herausfinden kann.
Bei mir war es fast immer stehengebliebenes Wasser, sei es in jungen oberirdischen Pflanzenteilen oder im Untersetzer, oder organisches Material im Substrat, das die Wurzeln zum Absterben brachte.


Wolfgang, stehen gebliebenes Wasser im Untersetzer schadet hier auch nicht, wenn der Tontopf im Spätfrühling in der Sonne steht und von oben und der Seite so stark aufgewärmt wird, dass die Wurzeln fast bis hin zu den Spitzen abtrocknen.

Wie war noch mal der Streit um des Kaisers Bart?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Muralis

Das mit dem Untersetzer betrifft eigentlich hauptsächlich Laelia reginae, wo mir schon 2 Pflanzen deswegen niedergegangen sind, weil die NT gar so fäulnisempfindlich sind. Eine davon hatte davor immerhin sogar schon geblüht.

Und L. cinnabarina ist auch so eine Zicke, die im Spätfrühling als einzige meine Gartenschlauchkultur mit fast fertigen abfaulenden NT quittiert.

Der Kaiserbart bezieht sich darauf, dass in diese Diskussion nach meinem Dafürhalten zu viel Energie verwendet wurde. Die Pflanze oder ein Teil davon ist hin, das ist das Entscheidende. Man wird immer versuchen, irgendwelche Konsequenzen daraus zu ziehen, alles andere wäre fahrlässig.  ;-)

Berthold

Laelia blumenscheinii, ein Import vom September 2010, also 3 Jahre und 4 Monate in Marl. Für die Kultur von Steinlaelien ist Geduld angesagt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Muralis

Wow, die schaut gut aus, Berthold! Die darf aber jetzt nicht mehr schwarz werden.... :nee
Übrigens eine der Arten, die mir fehlt.

Bei mir zeigt sich jetzt auch bei der mirandae im Gegenlicht der Knospenansatz in der BS, ich glaube, die kam 2012 zu mir.

Es kann aber auch viel schneller gehen. Bei der mixta, die erst im Spät-Herbst kam (ich brauchte ja eine neue, nachdem meine alte eine alvaroana war  :blush:), waren alle Wurzeln abgeschnitten, dennoch wächst der eine NT weiter und es sprießen nun 4 zusätzliche!

Berthold

Zitat von: Muralis am 15.Feb.14 um 18:06 Uhr
Bei der mixta, die erst im Spät-Herbst kam (ich brauchte ja eine neue, nachdem meine alte eine alvaroana war  :blush:), waren alle Wurzeln abgeschnitten, dennoch wächst der eine NT weiter und es sprießen nun 4 zusätzliche!

der Neutrieb wächst ja zunächst nur aus den Reservestoffen in den Altbulben, die natürlich begrenzt sind. Deshalb werden sie vermutlich bei einer Pflanze ohne Wurzeln nur halbe Normalgrösse erreichen. Erst wenn im nächsten Jahr die Wurzeln wieder neu gebildet sind werden die nächsten Neutriebe wieder volle Grösse erreichen. Aber das schadet ja nichts.
Bei meiner mixta war es genau so.
Die Wurzel sind bei den Frischimporten ja eigentlich immer unbrauchbar, egal ob abgeschnitten oder nur vertrocknet. Das kostet ein bie zwei Jahre. Aber wir sind ja noch jung, Wolfgang, oder?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Muralis

Da hast du sicher recht, Berthold. Ich kann eh nicht glauben, dass ich da sofort Blüten kriege, aber beim nächsten Durchgang ganz sicher  :yes

Obwohl, ich würde gern sehen, wie es unterirdisch in dem Topf gerade aussieht. Die Nachbarin daneben macht gerade überirdisch ein paar grüne Würzelchen und setzt 3 NT an, ebenfalls Frischimport...

Zitat von: Berthold am 15.Feb.14 um 20:16 Uhr
Aber wir sind ja noch jung, Wolfgang, oder?

Hm, im letzten Jahr und gerade auch heute wieder sind mir erstmals diese unfassbaren Gedanken gekommen: Werde ich die Blüten dieser Pflanzen, die ich eben gekauft habe, eh noch alle erleben?
Aber gut, wenn alles passt, wird es sich noch locker ausgehen  grins

Berthold

Zitat von: Muralis am 15.Feb.14 um 20:58 Uhr

Obwohl, ich würde gern sehen, wie es unterirdisch in dem Topf gerade aussieht.

Ich habe mir das häufiger angeschaut. Wenn man die vertrockneten Wurzel abschneidet, steck die Pflanze ja nur locker im Substrat. Wenn man sie noch anheben kann, sind die Wurzel maximal 1 cm lang.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)