Paphiopedilum und Neudohum

Begonnen von hakone, 19.Okt.09 um 10:23 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Andrea

Rhizopon ist ein Auxin und Bewurzelungspulver. Meines Wissens ist das Auxin Indolylbuttersäure. Ich kenne es nur zur Bewurzelung von Stecklingen (der Steckling wird vor dem Einpflanzen kurz in das Pulver gesteckt).
Ich wüsste nicht, dass da auch ein Fungizid drin ist. Aber wer weiß, zumindest ist mir damit noch nie ein Steckling abgefault. Wie das formuliert ist, keine Ahnung, kann gut sein, dass es Talkum oder so was ist.
Ach klar, das Auxin selbst ist aufjedenfall etwas wasserlöslich, was mit dem "Rest" des Pulvers ist... Ich habe es noch nie ausprobiert. 
Liebe Grüße, Andrea

Berthold

Zitat von: Andrea am 20.Okt.09 um 16:41 Uhr
Rhizopon ist ein Auxin und Bewurzelungspulver. Meines Wissens ist das Auxin Indolylbuttersäure. Ich kenne es nur zur Bewurzelung von Stecklingen (der Steckling wird vor dem Einpflanzen kurz in das Pulver gesteckt).
Ich wüsste nicht, dass da auch ein Fungizid drin ist. Aber wer weiß, zumindest ist mir damit noch nie ein Steckling abgefault. Wie das formuliert ist, keine Ahnung, kann gut sein, dass es Talkum oder so was ist.
Ach klar, das Auxin selbst ist aufjedenfall etwas wasserlöslich, was mit dem "Rest" des Pulvers ist... Ich habe es noch nie ausprobiert. 

die IBA ist nur sehr wenig wasserlöslich. Wenn man da 0.2 ppm in den Nährboden bringen will, muss man sich schon gewaltig was einfallen lassen (über Alkohol als Zwischenwirt für die Löslichkeit).
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Andrea

Zitat von: Berthold am 20.Okt.09 um 16:48 Uhr

die IBA ist nur sehr wenig wasserlöslich. Wenn man da 0.2 ppm in den Nährboden bringen will, muss man sich schon gewaltig was einfallen lassen (über Alkohol als Zwischenwirt für die Löslichkeit).

Ja, Berthold, stimmt. Ich habe mal nachgeguckt, löslich sind 0,25 g/l (in Wasser).
Aber was soll mir das jetzt sagen? Vielleicht ist das ja ausreichend? Da es ein Hormon ist, werden kleinste Mengen ausreichen? Sehr viel Pulver bleibt ja auch sowieso nicht an dem Steckling kleben.
Liebe Grüße, Andrea

Berthold

Zitat von: Andrea am 20.Okt.09 um 18:36 Uhr

Aber was soll mir das jetzt sagen? 

schwierige Frage.

Ich habe den Verdacht, dass die Wirkung dieser Bewurzelungspulver vielleicht doch nur durch die beigemischten Fungizide wirken, die ein Abfaulen der Wurzeln oder Anfaulen der unterirdischen Pflanzenoberfläche reduzieren, wie z.B. auch Nipagin.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Wenn man Wurzelpulver selber herstellen will, kann man 1% IBA und 10% Euparen verwenden, Rest Talkum.

IBA ist sonst in Ethanol und 1N NaOH löslich.

Berthold

Zitat von: Timm Willem am 20.Okt.09 um 19:09 Uhr
Wenn man Wurzelpulver selber herstellen will, kann man 1% IBA und 10% Euparen verwenden, Rest Talkum.

kann man die IBA auch weg lassen ohne Funktionseinbussen zu erleiden?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Eigentlich ja, aber es wird immer gesagt, dass wurzeln die auch ohne kämen, mit etwas schneller seien.
Es kann keine Wurzeln zaubern, das ist genotypische Veranlagung.
Ich denke schon, dass Euparen der wichtigere Bestandteil ist.

Berthold

Zitat von: Timm Willem am 20.Okt.09 um 20:34 Uhr
..es wird immer gesagt, dass wurzeln die auch ohne kämen, mit etwas schneller seien.

:ka
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Ich denke dass das an der Applikation liegt. Phytohormone wirken nicht primär über ihre bloße Präsenz sondern über Konz. und Dauer sowie dem Gleichgewicht zu anderen Phytohormonen. Wurzelbildung wird bei vielen Planzen durch einen kurzen aber hochdosierten Auxin-Puls ausgelöst. Bei langanhaltender Dosierung in gleicher Konz. tut sich dagegen nicht viel oder es wirkt sogar hemmend. Leider muss man da bezüglich Dauer und Konz experimentieren, scheint je nach Pflanze recht verschieden zu sein.
Das soll beispielsweise funktionieren indem man den Stekling einige Minuten bis Stunden in einer Lsg. mit hoher Auxinkonz. taucht und dann dann in einer Nährlösung mit niedriger oder gar keiner Auxidosis weiterkultiviert. Habe das mal in einem Invitropraktikum gehört, im großen Stil habe ich es aber nie ausprobiert.

Superthrive war mir immer zu teuer, man hört aber viel positives drüber. Trotzdem sind mir Mittelchen mit "proprietary formula" suspekt wo keiner weiß was wirklich drin ist :nee

LG,
Christian

Timm Willem

Hallo Christian,
nur ganz kurz:
Auxinen wird seit ein paar Jahren etwa folgender Charakter zugeordnet:
Sie sind primär Gestaltbildner. Es ist nicht geklärt, ob sie überhaupt eine primäre Funktion in der Auslösung der Zellteilung spielen, für viele Arten kann das wohl verneint werden, aber es gibt natürlich bewiesene Ausnahmen.
Ein sek Funktion spielen sie durch die Anregung des Meristems zur verstärkten Bildung von Cytokininen, damit zur verstärkten Zellteilung.
Sie wirken durch Gradientenbildung über sehr kurze Distanz.
Bei eingebrachtem Auxin, wird zunächst die nat Ordnung des Zellsystems gestört, je nach Konzentration führt dies zu einer Verstärkung aller Meristeme(besonders Apikalmeristeme) bis zum schnellen Platzen der meristematischen Zellverbände bei starken künstlichen Auxinen(nicht nat. abbaubar, z.B. 2,4-D).
Dies gilt auch für die durch Geotropismus zur Wurzelbildung bestimmten Pflanzenteile(Stecklinge), hier findet lediglich weniger Abbau statt. Als in anderen Pflanzenteilen. Weshalb ein Gradient über die ganze Pflanze entsteht.
Allgemein wird bei hohen Konzentrationen das Zellsystem durch unorganisierte Teilung zur Auflösung gezwungen, es kommt zur Kallusbildung, deren Form jedoch genotypisch festgelegt ist.
Cytokinine sind die primären Auslöser der Zellteilung, ihre Konzentration bestimmt die Wachstumsgeschwindigkeit. In hohen Konzentrationen wirken künstliche Cyt. ebenfalls Kallus fördernd.
Will man eine starke Wurzelbildung in Vitro provozieren, geht dies nicht ohne Cytokinin, dafür reicht in vielen Fällen jedoch auch das nat. in der Pflanze vorhandene Cyt. bereits aus.
Die Unklarheiten in der noch weit verbreiteten Funktionseinschätzung der Phytohormone liegt historisch begründet, Aux wurde früher entdeckt als Cyt, deshalb wurde es als Wachstumshormon beschrieben. War ja zunächst augenscheinlich richtig. Mit der richtigen Hypothese kommt man bei vielen praktischen Anwendungen auch zu diesem Ergebnis.
Das würde ich so aber mit keinem alten Talar ausdiskutieren, die sind meist lernunfähiger als schwangere Krokodile.
Viele Grüße
Timm

Berthold

Im frühen Morgengrauen sind die Pflanzen von Hakones Garten in Marl eingetroffen. Der Zustand der Pflanzen zum Zeitpunkt des Gefahrenüberganges im ersten Sonnenlicht:


ich denke, das ist noch was rauszuholen, sowohl qualitativ als auch quantitativ.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#26
So, die kleinen sitzen jetzt in einer Mixtur aus 30% Neudohum, 15% AL (Alexa-Löss) und 55% Seramis. Darüber liegt eine dünne Moosschicht. Also genau so wie zu Hause in der Moosspalte eines Baumes im südostasiatischen Tropenwald:


Die nächsten 14 Tage wird die Luftfeuchtigkeit auf 100% gehalten, dann auf 70%. Die Töpfe stehen bei Zimmertemperatur am Licht.

Die Herausforderung scheint mir die Bewurzelung zu sein. Ich habe es mal ohne Auxine probiert.
Das "Blattgelb" der rechten Pflanze führe ich auch ein Versorgungsproblem zurück. Das sollte sich beheben, wenn neue Wurzeln wachsen. Dann wird das Blatt abgeschnitten (aus optischen Gründen).
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Carsten

#27
Zitat von: Berthold am 21.Okt.09 um 13:58 Uhr
Dann wird das Blatt abgeschnitten (aus optischen Gründen).

Alle vier abschneiden???

Ein Paphi mit so wenig Wurzeln und einer gerade überstandenen Reise wird sich normalerweise erstmal aus den eigenen Blättern versorgen. Mit dem ältesten angefangen werden die dann nacheinander von gelbgrün zu Herbstgelb wechseln und dann braun werden. Der Trick besteht darin, diesen Farbwechsel zu stoppen, bevor das letzte Blatt braun ist.

Außerdem: ich weiß nicht, ob Paphis wie helenae in diesem Wuchsstadium noch neue Wurzeln schieben. Ich glaube, jetzt werden nur noch intakte Wurzeln verlängert. Neue Wurzeln werden erst aus dem Neutrieb gebildet.

Viele Grüße, Carsten

Andrea

Ich bin auch sehr gespannt, wie das Langzeitergebnis (wenn es denn überhaupt lange dauert) aussehen wird. Wenn sich da wirklich noch was mit Wurzeln tut, dann schwöre ich, dass ich mir auch einen Sack Neudohum besorge. Oder ich schicke die Kandidaten auch einfach zu Berthold...
Liebe Grüße, Andrea

Berthold

Zitat von: Carsten am 21.Okt.09 um 14:10 Uhr
Der Trick besteht darin, diesen Farbwechsel zu stoppen, bevor das letzte Blatt braun ist.
Den Trick muss die Pflanze selber beherrschen, ich kann nur die Rahmenbedingungen setzen. Man kennt das ja aus der Politik mit den Arbeitsplätzen.


Zitat
Ich glaube, jetzt werden nur noch intakte Wurzeln verlängert. Neue Wurzeln werden erst aus dem Neutrieb gebildet.

Viele Grüße, Carsten
Soll mir Recht sein, wenn die Pflanze neue Triebe entwickelt. Da muss sie sich allerdings beeilen, denn mit den alten Wurzeln ist nicht mehr viel los.
Die kleine Pflanze besitzt bereits 2 neue Winzlingstriebe.

Carsten, die lange Reise erstreckte sich über 30 km.



Zitat von: Andrea am 21.Okt.09 um 14:56 Uhr
(wenn es denn überhaupt lange dauert)
Andrea, wie darf ich diesen Satz verstehen?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)